Die Geisterlichter der großen Stadt wandern durch den Wagen, streifen die fahlen Wangen des Königs. Der Motor schnurrt verliebt. Sie fahren zum Promenadeplatz. Dort residiert ein Anwalt in seiner Kanzlei, ganz aus Marmor, ganz aus Brokat; und der Taxameter knackt, während sich der König die Stufen hoch schleppt, ohne Hofstaat und Protokoll. Nach etlichen Minuten kehrt er wieder – in seiner zittrigen Hand weht ein Bündel Geld. Der König schaut gelangweilt drein; so, als sei er’s gewohnt, jeden Monat seinen Zehnten abzuholen.
Doch kaum sitzt er, zählt er genüsslich die Scheine. Sie fahren, nirgendwohin, einfach geradeaus. Das Leben flattert im Neonlicht der Stadt wie Motten um eine Kerze.
Als er das Geld gezählt hat, wird der König zappelig, er dirigiert Hagen ins Hotel Vierjahreszeiten. Der hohe Herr beliebt zu feiern, wie er Hagen ausrichtet.
Sie machen kehrt.
Es gibt ein Hallo im Hotel, na, König, wie stehen die Aktien?
Geht so. Der König ordert eine Flasche Champagner für sich und seinen Fahrer.
Sie stoßen an und nippen mit spitzen Mündern; da heißt er Hagen zählen und schiebt ihm das Geld zu, und einen Herzschlag lang stockt Hagen der Atem. 24 500 Euro sind das.
Der König genießt sein Geld und den Schampus, genießt die erstaunten Augen seines Kutschers, der überhaupt keine Ahnung hat von der großen, weiten Welt, lehnt sich im Sessel zurück und schlürft.
Hier.
Der König schiebt Hagen einen 200-Euro-Schein über den Tisch, seine Geste ist verächtlich. Hagen schaut ungläubig. Der König sagt:
Fürs Zählen, passt scho, Burli.
Dabei schmatzt er mit den Lippen
Und weil das alles noch nicht genug ist, kommt das Leben selbst an ihren Tisch – eine blonde Frau, schwer gezeichnet von den adeligen Pflichten und den Jahren, die auch an einer Königin nicht spurlos vorüberziehen.
Schatzi hier und Bussi dort, wie galant er ist, der König; und die Dame zwinkert Hagen zu, sie liebt junge Männer. Je mehr die Königin Hagen schöne Augen macht, desto mehr flirtet der König. Nicht mit seiner Königin, mit Hagen.
Er schürzt seine feuchten Lippen in seine Richtung. Bussi hier und Schatzi dort. Über sein Gesicht zucken Gewitter der Lust.
Der vermaledeite Geldschein in Hagens Tasche brennt sich in sein Fleisch. Der König hat ihn gekauft.
Da erhebt sich der Herrscher des Schlachthofviertels schwer und schwankt, deutlicher jetzt, in Richtung Lavabo.
Kaum ist er fort, nutzt Hagen die Gelegenheit, raunt der Dame zu:
Ich muss weiter.
Ach wie schade, flötet sie und spitzt die roten Lippen. Denn jetzt ist sie ohne König und Knecht.
Hagen steht auf, verbeugt sich ungelenk und geht.
In der Türe schaut er sich noch einmal um.
Nur drei Gläser bleiben zurück an dem Tisch, eines davon leer.
Und sie selbst bleibt zurück, eine alte Königin im fahlen Licht der großen Stadt.
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