››Rückzug!‹‹, rief jemand vom Flur aus.
Die Wärter drehten Hahnemann wieder auf den Rücken,... nur um die Handschellen einfacher abnehmen zu können natürlich, aber er war auf jeden Fall unendlich erleichtert, denn alleine hätte er das nicht mehr geschafft; hilflos auf dem Rücken zu liegen, war bereits ein Albtraum,... aber erst auf dem Bauch, einfach unvorstellbar!
Dann lösten die Wärter schnell aber vorsichtig – immer auf der Hut – Hand- und Fußschellen, verließen rückwärts die Zelle, verschlossen die Gittertür, knallten die äußere Stahltür laut zu und schlossen auch sie ab.
Kaum waren sie draußen, ließ es Hahnemann, dessen Blase inzwischen bis zum Platzen gefüllt war, einfach laufen; dass er sich einnässte, störte ihn schon gar nicht mehr, er war einfach nur erleichtert, dass der quälende Harndrang endlich verschwunden war. Erst nach Mitternacht schlief er endlich ein, ein furchtbares Gefühl der Leere – sein Kopf fühlte sich in der Tat irgendwie hohl an – hatte ihn lange wach gehalten.
Montag
Als Hahnemann am Montagmorgen aufwachte, war seine linke Körperhälfte (endgültig) vollständig gelähmt, er konnte nicht mal mehr einen Finger oder Zeh bewegen, und er hatte immer noch starkes Fieber. Als er versuchte, sich auf die übliche Weise aufzusetzen, stellte er fest, dass auch seine Bauchmuskeln – links und rechts! – vollkommen gelähmt waren; dementsprechend gelang es ihm natürlich auch nicht, sich aufzusetzen, ja, er konnte mittlerweile nicht mal mehr seinen Kopf anheben!
Am Vormittag suchte ihn nochmals der Gefängnisarzt auf, zusammen mit einem Sanitäter und der üblichen Eskorte.
››Mann, stinkt das hier bestialisch!‹‹
››Ich hab ja wohl keine andere Wahl, oder!?‹‹
››Ja-nee, is-klar.‹‹
››Ach leck mich doch am Arsch, verfluchter Sanitöter!‹‹ dachte Hahnemann wütend. ››Von wegen Sanitäter!‹‹
Dr. Strobele maß Hahnemanns Temperatur – 39 Grad – und prüfte nochmals seine Reflexe (soweit es die Enge des Ganges zuließ), wobei er allerdings wieder die Hirnnervenreflexe ausließ.
››Was für ein Dilettant!‹‹, dachte Hahnemann, sagte aber nichts, er hatte innerlich längst aufgegeben; und als ob sie ihn darin bestärken wollten, begingen seine Reflexe auch dieses Mal Hochverrat,... bis auf den Babinskireflex, aber den übersah (oder übersah?) der Gefängnisarzt auch diesmal geflissentlich!
Dr. Strobele sah sich bestätigt. Er flößte Hahnemann noch ein paar Milliliter Novalgin gegen das Fieber ein und war auch schon wieder im Begriff, die Zelle zu verlassen.
››Dr. Strobele‹‹, hielt Hahnemann, der seit über 48 Stunden nichts mehr getrunken hatte, ihn zurück, ››könnten sie mir bitte einen Becher Wasser geben?‹‹
››Ach, Herr Hahnemann, wie lange wollen sie denn ihr Spielchen noch spielen? ... Das hat doch alles keinen Sinn!‹‹
››Bitte geben sie mir doch einfach den Becher Wasser, es ist doch keine große Mühe für sie!‹‹
››Na gut, was solls‹‹, gab der Doktor nach, ging zum Waschbecken, füllte eine Pappbecher mit Wasser und reichte ihn Hahnemann; der trank ihn in einem Zug aus, bat um noch einen und trank auch den in einem Zug aus.
››Vielen Dank!‹‹, bedankte er sich. ››Für gar nichts!‹‹, ergänzte er in Gedanken aber noch. ››Wärst du ein richtiger Arzt, müsste ich überhaupt nicht um Wasser bitten, sondern man brächte es mir im Krankenhaus ans Bett!‹‹
Gegen 15:00 Uhr stürmte erneut der übliche Wärtertrupp Hahnemanns Zelle und legte ihn in Ketten.
››Mann, das stinkt ja hier wie auf-m Bahnhofsklo!‹‹, fluchte einer der Wärter.
Dann kam der Sicherheitsaufseher herein, stieg auf den matratzenlosen Bett-Betonquader, stellte sich etwa auf Höhe von Hahnemanns Kopf breitbeinig hin, die Daumen in den Gürtelschlaufen, und sah auf ihn herunter (und herab): ››Jetzt reichst aber wirklich langsam, Herr Hahnemann, stehen sie gefälligst endlich mal auf!‹‹, blökte er. ››Dann können sie erst mal duschen, bekommen frische Sachen und – vor allem – was richtig Gutes zu essen.‹‹
Und Hahnemann hätte in der Tat alles dafür gegeben, wirklich nur ein Simulant gewesen zu sein: Duschen, frische Kleidung und Essen, das hörte sich nur allzu verlockend an, aber...
Nachdem Hahnemann – logischerweise – nicht aufgestanden war, verließ der Sicherheitsaufseher mit seiner Leibgarde die Zelle.
Dienstag
Als Hahnemann am Dienstagmorgen aufwachte, waren auch seine linke Gesichtshälfte und seine gesamte Hals- und Nackenmuskulatur gelähmt, er konnte nicht mehr sprechen, noch den Kopf anheben oder auch nur drehen; auch sein linkes Auge konnte er nicht mehr öffnen, sodass er in Panik mit dem rechten, soweit dies ohne den Kopf drehen zu können, denn überhaupt möglich war, verzweifelt nach irgendeiner Hilfe Ausschau hielt – vergeblich natürlich.
Den ganzen Tag über kümmerte sich niemand um ihn, weder Arzt, noch sonst irgendjemand, betrat seine Zelle. Hahnemann dämmerte einsam und verloren vor sich hin,... bis ihn irgendwann am frühen Abend der Schlaf erlöste...
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