»Was ist das?« fragte der Soldat. »Das ist ja ein lustiges Feuerzeug, wenn ich so bekommen kann, was ich haben will! – Schaffe mir etwas Geld!« sagte er zum Hunde, und wipps! war der Hund fort, wipps! war er wieder da, und hielt einen großen Beutel voll Schillinge in seiner Schnauze.
Nun wußte der Soldat, was für ein prächtiges Feuerzeug das war! Strich er einmal daran, so kam der Hund, der auf der Kiste mit Kupfergeld saß; strich er zweimal, so kam der, welcher das Silbergeld hatte, und strich er dreimal, so kam der, welcher das Gold bewachte. Jetzt zog der Soldat wieder in die schönen Zimmer hinunter und erschien von Neuem in schönen Kleidern. Da erkannten ihn gleich alle seine Freunde wieder und hielten sehr viel auf ihn.
Da dachte er einst: es ist doch etwas Sonderbares, daß man die Prinzessin nicht zu sehen bekommen kann. Sie soll sehr schön sein, sagen Alle; aber was hilft das, wenn sie immer in dem großen Kupferschlosse mit den vielen Thürmen sitzen muß! – Kann ich sie denn gar nicht zu sehen bekommen? – Wo ist nur mein Feuerzeug? Und so strich er Feuer an, und wipps! da kam der Hund mit den Augen so groß als Theetassen.
»Es ist freilich mitten in der Nacht,« sagte der Soldat, »aber ich möchte gern die Prinzessin nur einen Augenblick sehen!«
Der Hund war gleich aus der Thür, und ehe der Soldat sich's versah, kam er mit der Prinzessin wieder. Sie saß und schlief auf dem Rücken des Hundes und war so lieblich, daß ein Jeder sehen konnte, daß sie wirklich eine Prinzessin war. Der Soldat konnte es durchaus nicht unterlassen, sie zu küssen, denn er war ganz und gar Soldat.
Darauf lief der Hund mit der Prinzessin wieder zurück. Doch als es Morgen wurde und der König und die Königin Thee tranken, sagte die Prinzessin, sie hätte in der vorigen Nacht einen sonderbaren Traum von einem Hunde und einem Soldaten gehabt; sie wäre auf dem Hunde geritten, und der Soldat hätte sie geküßt.
»Das wäre wahrlich eine schöne Geschichte!« sagte die Königin.
Nun sollte in der nächsten Nacht eine der alten Hofdamen am Bette der Prinzessin wachen, um zu sehen, ob es wirklich ein Traum sei, oder was es sonst sein möchte.
Der Soldat hatte eine außerordentliche Sehnsucht, die Prinzessin wiederzusehen, und so kam denn der Hund in der Nacht, holte sie und lief so schnell wie er konnte. Aber die alte Hofdame zog Wasserstiefel an und lief eben so schnell hinterher. Als sie nun sah, daß sie in einem großen Hause verschwanden, dachte sie, nun weiß ich, wo es ist, und machte mit einem Stück Kreide ein großes Kreuz an die Thüre. Dann ging sie nach Hause und legte sich nieder, und der Hund kam auch mit der Prinzessin wieder. Aber als er sah, daß ein Kreuz an die Thüre des Hauses, wo der Soldat wohnte, gemacht war, nahm er auch ein Stück Kreide und machte Kreuze an alle Hausthüren in der Stadt, und das war klug gethan, denn nun konnte ja die Hofdame die richtige Thür nicht finden, da an allen Thüren Kreuze waren.
Früh Morgens kam der König und die Königin, die alte Hofdame und alle Offiziere, um zu sehen, wo die Prinzessin gewesen war.
»Da ist es!« sagte der König, als er die erste Thür mit einem Kreuz daran erblickte.
»Nein, dort ist es, mein lieber Mann!« sagte die Königin, als sie die zweite Thür ebenfalls mit einem Kreuze sah.
»Aber da ist eins und dort ist eins!« sagten Alle; wohin sie blickten, war ein Kreuz an den Thüren. Da begriffen sie denn wohl, daß ihnen das Suchen nichts helfen würde.
Aber die Königin war eine äußerst kluge Frau, die mehr konnte, als in einer Kutsche fahren. Sie nahm ihre große goldene Scheere, schnitt ein Stück Seidenzeug in Stücke, und nähete daraus einen kleinen niedlichen Beutel; den füllte sie mit seiner Buchweizengrütze, band ihn der Prinzessin auf den Rücken, und als das gethan war, schnitt sie ein kleines Loch in den Beutel, sodaß die Grütze den ganzen Weg bestreuen mußte, den die Prinzessin nahm.
In der Nacht kam nun der Hund wieder, nahm die Prinzessin auf den Rücken und lief mit ihr zum Soldaten hin, der sie sehr lieb hatte und gern ein Prinz hätte sein mögen, um sie zur Frau bekommen zu können.
Der Hund merkte durchaus nicht, wie die Grütze gerade vom Schlosse bis zu dem Fenster des Soldaten, wo er die Mauer mit der Prinzessin hinauflief, sich ausstreute. Am Morgen sah der König und die Königin nun wohl, wo ihre Tochter gewesen war, und da nahmen sie den Soldaten und setzten ihn ins Gefängniß.
Da saß er nun. Hu, wie dunkel und langweilig war es dort! Und sie sagten ihm: »Morgen wirst Du gehängt werden.« Das zu hören war eben nicht belustigend, und sein Feuerzeug hatte er im Gasthofe gelassen. Am Morgen konnte er durch das Eisengitter vor dem kleinen Fenster sehen, wie sich das Volk beeilte, aus der Stadt zu kommen, um ihn hängen zu sehen. Er hörte die Trommeln und sah die Soldaten marschiren. Alle Menschen liefen hinaus; darunter war auch ein Schuhmacherjunge mit Schurzfell und Pantoffeln; der lief so im Galopp, daß ihm ein Pantoffel von einem Fuße ab- und gerade gegen die Mauer anflog, wo der Soldat saß und durch das Eisengitter hinausguckte.
»Ei, Du Schuhmacherjunge! Du brauchst nicht solche Eile zu haben!« sagte der Soldat zu ihm. »Es geht doch nicht an, bevor ich da bin! Aber willst Du hinlaufen, wo ich gewohnt habe, und mir mein Feuerzeug holen, so will ich Dir vier Schillinge geben. Aber Du mußt die Beine in die Hand nehmen!« Der Schuhmacherjunge wollte gern die vier Schillinge verdienen und holte das Feuerzeug, gab es dem Soldaten, und – ja, nun wir werden hören!
Außerhalb der Stadt war ein großer Galgen gebaut, rings herum standen die Soldaten und viele hunderttausend Menschen. Der König und die Königin saßen auf einem prächtigen Throne den Richtern und dem ganzen Rathe gegenüber.
Der Soldat stand schon oben auf der Leiter; aber als sie ihm den Strick um den Hals legen wollten, sagte er, daß man ja immer einem armen Sünder, bevor er seine Strafe erleide, die Erfüllung eines unschuldigen Wunsches gewähre. Er möchte so gern eine Pfeife Tabak rauchen; es wäre ja die letzte Pfeife in dieser Welt.
Das wollte der König ihm denn auch nicht verwehren, und so nahm der Soldat sein Feuerzeug und schlug Feuer an, eins, zwei, drei. Und siehe da standen plötzlich alle drei Hunde; der mit den Augen, so groß wie Theetassen, der mit den Augen, so groß wie Mühlräder und der, dem jedes Auge so groß wie ein Thurm war.
»Helft mir nun, daß ich nicht gehängt werde!« sagte der Soldat. Und da fielen die Hunde über den Richter und den ganzen Rath her, nahmen den Einen bei den Beinen und den Andern bei der Nase und warfen sie viele Klafter hoch in die Luft, sodaß sie niederfielen und in lauter Stücke zersprangen.
»Ich will nicht!« sagte der König, aber der größte Hund nahm sowohl ihn, wie die Königin und warf sie den Andern nach; da erschraken die Soldaten und alles Volk rief: »Guter Soldat, Du sollst unser König sein und die schöne Prinzessin haben!«
Dann setzten sie den Soldaten in des Königs Kutsche, und die drei, Hunde tanzten voran und riefen: »Hurrah!« Und Knaben pfiffen auf den Fingern und die Soldaten präsentirten das Gewehr. Die Prinzessin kam aus dem kupfernen Schlosse und wurde Königin, und das gefiel ihr wohl! Die Hochzeit währte acht Tage und die Hunde saßen mit bei Tische und machten große Augen.
Ein Herzeleid.
Diese Geschichte besteht eigentlich aus zwei Theilen; der erste Theil könnte zwar wegfallen, – aber er giebt uns einige Vorkenntnisse, und die sind nützlich!
Wir halten uns auf dem Lande, auf einem Herrenhause auf, wo es sich ereignet hatte, daß die Herrschaft auf einige Tage verreist war. Während dessen kam aus dem nächsten Städtchen eine Madame an; sie führte einen Mops bei sich, und kam, wie sie sagte, damit man Actien auf ihre Gerberei nehmen möge. Sie hatte ihre Papiere mit, und wir riethen ihr, um dieselben ein Couvert zu legen und auf dieses die Adresse des Gutsbesitzers »Herrn Generalkiegscommissarius, Ritter etc.« zu schreiben.
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