Lo’Ina widersprach nicht. So etwas hatte er gestern schon einmal gehört. So etwas ähnliches zumindest: Semno’i hatte gesagt, er hätte gewusst, dass der Waxtla den falschen Weg einschlug und ihn über loses Geröll führen würde. Es sei ihm egal gewesen.
„Hab ich …?“, setzte Teno’Xitlan an und blickte auf die rot beringelten Papiere.
Lo’Ina folgte dem Blick, sah dann wieder auf. „Nein“, sagte er. „Du warst nie nah genug.“
„Ich habe nie … so etwas erlebt“, sagte Teno’Xitlan. „So eine Abwesenheit. Glaubst du, dass ich krank bin?“
„Nicht mehr als jeder andere.“ Er spürte Teno’Xitlans Erleichterung. „Halte dich fern von Maschinen!“ Er erhob sich. „Du kannst gehen. Erhole dich! Ich komme in ein, zwei Tagen zu dir.“
Teno’Xitlan nickte, stand auf und ging eilig.
Lo’Ina sah auf die roten Ringel herunter. In ihm reifte eine Idee …
*
Die Steine hielten, was Lo’Ina sich von ihnen versprochen hatte. Ihm war aufgefallen, dass es eine Gruppe von Maschinen gab, die nie von Unfällen betroffen war: die Gräber im Stollen zwei. Ein heller durchscheinender Kristall durchzog dort den Fels – Lo’Ina hatte ihn vor zwei Tagen brechen und die Brocken an allen sensiblen Stellen in der Siedlung verteilen lassen. Seitdem lief alles nahezu reibungslos ab. Selbst die Pflanzen in den Gärten gediehen zufriedenstellend. Manchmal klagte ein Arbeiter oder Gärtner über ein leichtes Gefühl von Desorientierung und unterbrach – einer Anweisung des Ka’a folgend – sofort seine Arbeit. Das Gefühl legte sich rasch, sobald er den Arbeitsplatz verlassen hatte, und schon zwei, drei Stunden später war alles wieder in Ordnung.
Nur bei Teno’Xitlan nicht. Wann immer er auch nur in die Nähe einer Maschine kam, fiel er in eine Art Trancezustand, aus dem er nur befreit werden konnte, wenn man ihn fortführte. Diesmal war es Lo’Ina, der ihn am Arm gepackt hatte und Schritt für Schritt aus dem Bereich des Bodenbereiters geleitete.
„Jetzt!“, sagte Teno’Xitlan plötzlich und sah Lo’Ina an. „Jetzt.“
„Und?“
„Du hattest Recht. Es ist wie eine Stimme in mir, die sagt, ich solle zum Bereiter gehen.“
„Komm ein Stück vor.“
Teno’Xitlan tat es. „Sie ist noch da.“
„Sagt sie, warum du gehen sollst?“
„Weil ich Schicht habe.“
„Sag ihr, dass du freigestellt bist.“
„Sie sagt, ich muss die Kristalle wegräumen, weil sie mich verletzen.“
Lo’Ina lächelte.
„Sie sagt, ich muss schlafen. – Das ist ziemlich unlogisch, oder?“
Lo’Ina nickte finster lächelnd. „Völlig unlogisch. Halt dich daran fest! An der Logik.“
„Es ist unlogisch, die Steine wegzuräumen“, sagte Teno’Xitlan in Lo’Inas Richtung und es klang wie eine Frage.
„Ganz und gar.“
„Warum will ich es dann tun?“
„Frag die Stimme!“
„Die …?“
Lo’Ina wollte plötzlich lachen. Er fühlte, wie sein Körper lachen wollte, ohne dass es einen Grund gab. Das war unlogisch. Dann sagte eine Stimme in ihm: „Lach trotzdem!“ und er dachte: „Nicht ohne Grund.“ und sie sagte: „Lach trotzdem!“ und er dachte: „Nicht ohne Grund.“ und sie sagte: „Lach …
… und dann war ein Schrei in seinem Kopf, aber es war nicht seiner, und die Stimme hinkte fort.
„Alles in Ordnung, Ka’a?“, fragte Teno’Xitlan. Er hielt ihm einen weißlichen splittrigen Kristall unter die Nase.
Lo’Ina sah den Mann an. „Ja.“ Er wusste plötzlich, dass er den Wahren Herrschern des Planeten begegnet war, und wusste zugleich, dass nicht er das dachte, denn wären sie wirklich Herrscher, hätte er sie nicht besiegen können. Trotzdem nannte er sie so, als er dem Ratskreis davon berichtete.
Und selbst viel später, nach weiteren Kämpfen und zahlreichen gescheiterten Kontaktversuchen, nach missglückten Experimenten von Zusammenarbeit und nach weiteren Toten auf beiden Seiten, selbst in jener Zeit noch, als die beiden Völker längst Partner waren, nannten die Kara diese Wesen ohne Fleisch und Kontur noch immer so: die „Wahren Herrscher Waréns“.
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