Mark Goldener - Hilfe, heute ist Familienfest!

Ich hatte mir Wochen vorher, kein Witz, eine große 25-er Liste gemacht mit Eigenschaften von meinem Traumprinzen.

Und ja, es waren doch einige zutreffend, außer eben, dass er schon Vater war. Diese Tatsache stellte unsere Beziehung noch für lange Zeit auf die Probe.“

Hey Mamma, können wir jetzt endlich gehen“, ruft Sophia, „ich freue mich schon auf die vielen Freundinnen.“

„Ja klar“, antwortet Anne.

Die kleine Prinzessin Sophia. Am liebsten auf dem Pferd unterwegs, Freigeist und Künstlerin der Familie, malt sie schon wahre Kunstwerke und bastelt sehr gerne.

Für sie waren die staatlichen Schulen nix. Da ist einfach zu viel vorgegeben und für so eine kleine Künstlerin war das Schulsystem mit seinen starren Strukturen einfach viel zu stur.

Sophia ist eine typische Freilernerin. Wenn sie etwas wirklich möchte, z.B. spanisch lernen, dann macht sie das im Eiltempo. Seit sie aus der Schule genommen wurde, lebt sie wieder auf, ihre Ekzeme und andere Stresssymptome sind wie weggeblasen und sie ist wieder die Frohnatur von früher.

Mike und Anne gehören zu den Paaren, die eine gemeinsame Reise starteten, die voller Hürden war.

Hatte diese Beziehung eine Zukunft, oder stürzten sich die beiden waghalsig in ein Abenteuer, das sie irgendwann bereuen würden?

Die beiden zogen wenige Monate nach dem ersten Date zusammen, 100 km weg von ihren damaligen Wohnorten, weg von Marvin und seiner Mutter, ein eigenes kleines Reich aufbauend in einem ländlichen Ort mit viel Wald und Wiesen.

„Mike“, so Anne, „weißt du noch, als ich die ganzen Wände der neuen Wohnung neu farbig gemalt habe?

Das war jetzt unser gemeinsames zu Hause, unser eigenes Baby, weit weg von allem“

„Ja du hast Recht“, so Mike, „doch unser gemeinsames Nest wurde natürlich immer wieder aus dem Lot gebracht, als es darum ging das mit meinem Sohn Marvin zu organisieren.

Das belastete schon sehr stark, die ganzen Fahrtwege jedes 2.Wochenende, die Konfrontationen mit der Ex und vor allem ihrem neuen Lover.

Für Marvin war es auch nicht einfach, all diese Wechsel von Männern und die Frage, wo bin ich zu Hause.

Anne: „Das war wirklich eine sehr harte Zeit für mich. Immer diese quälende innere Frage: Will ich das wirklich, ein Mann, der schon eine Familie hat und jetzt immer alle zwei Wochen dieses Zusammentreffen mit einem Kleinkind, das zwischen mir und Mike stand.

Ja wir hatten viele Krisen durchzustehen und viele Probleme zu lösen. Auch die finanzielle Verpflichtung war eine große Belastung.

Da ging laufend Geld für die Alimente weg. Ich war sehr verzweifelt und musste zuerst zu mir selbst finden.

Schön, dass wir durchgehalten haben“, so Mike zu Anne. „Wir waren stets bereit durch die Krisen hindurch stärker zu werden und das verbindet uns bis heute sehr stark.

Für mich war und ist die Situation mit meinem Sohn Marvin natürlich auch keine Leichte. Ich habe jetzt eine neue wundervolle Familie und doch ist da Marvin (18), der seit er 9 ist, also seit über 9 Jahren weg von mir ist.

Ich habe zwar noch telefonischen Kontakt. Doch schon als er mit der Mutter und seinem Halbbruder in ein anderes Land zog und jetzt, da wir Tausende Kilometer auseinander wohnen, ist immer die gleiche Frage: Was denkt und fühlt er?

Jetzt ist er ein Teenager und klingt oft etwas traurig. Warum konnte ich ihm nicht das bieten was Noa, Sophia und Max von mir als Vater haben?

Es ist schon hart, dass schon fast 10 Jahre vorüber gegangen sind, ohne dass ich ihn wieder einmal in den Arm nehmen konnte. Kommt er sich verlassen vor?

Ich glaube, jeder, der so eine Situation erlebt hat, weiß wovon ich spreche. Am Anfang ist der Schmerz sehr groß bis man sich damit arrangiert und sich so langsam aber sicher ziemlich entfremdet.

Ich bin nicht dabei, wenn er seine erste feste Freundin hat und kann mich mit ihm freuen. Ich konnte bis jetzt nie zuschauen wie er Fußball spielt. Wie ist es, ohne Vater aufzuwachsen. Ich weiß es nicht, ich hatte immer einen.

Aber es ist bestimmt nicht schön. Hoffentlich findet er trotzdem inneren Frieden. Denn auch ich musste mich zuerst daran gewöhnen, dass er einfach aus meinem Leben gegangen war.“

Du Papa? Können wir dann wieder auswählen, wo wir auf dem Festival-Gelände essen gehen?“, fragt Max, der Kleinste der Familie.

Max hat von seinen 2 Geschwistern sehr viel und schnell gelernt und ist ein super Spielkamerad. Mit seinen großen Kulleraugen, seiner feinen Gestalt und sensiblen Art verdreht er vielen Mädchen den Kopf.

„Ja klar, Max“, so Mike, „da kannst du wieder frisch grillierten Fisch haben, Schlangenbrot über dem Feuer braten oder Tapas essen. Da freue ich mich auch schon riesig darauf.“

Familie Gordon fährt dem Meer entlang bis zum 30 Minuten entfernten Denia. Links das wunderbare Meeresblau und rechts das eindrückliche Gebirge mit den steilen Felsen.

„Hey Anne“, so Mike, „weißt du noch das Erlebnis auf den Seychellen, als wir über den Berg laufen mussten kurz vor der Dämmerung, weil der Bus schon weggefahren war?“

Anne: „Oh ja, das war knapp, wir mussten die ganze Zeit rennen und hatten ziemlich Panik, ob wir den Weg finden würden.“

Noa: „Oh ist das nicht da, wo wir letztes Jahr waren, auf den Seychellen, dort wo ihr geheiratet habt?“

Anne: „Ja genau. Das war schon großartig, euch den Ort zu zeigen, wo wir uns das gemeinsame Ja-Wort gaben, obwohl wir nicht alles verstanden, was uns die „Standesbeamtin“ da alles in Englisch vorlas.

Hauptsache wir sagten beide „YES“. Und das Größte war: Wir standen einfach zu unserem Innersten. Wir haben niemandem davon erzählt, dass wir heiraten.

So kamen wir zurück und verschickten Karten, dass wir jetzt Herr und Frau Gordon waren. An unseren Fingern glänzte ein Goldring mit der Einprägung „Wir leben unsere Träume“.

Na ja das sind wir. Wir machten uns dort schon die Welt so wie sie uns gefällt.

Mike: „Ja, eine der besten Entscheidungen im Leben. Zu sich stehen ohne dem gesellschaftlichen oder familiären Druck nachzugeben.“

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