Weise Meise - Die Zufluchtsoase
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Umso grösser ist ihre Freude über die Chance, dort mitzuarbeiten!
Doch als die rechtmäßige Erbin dieses Bauernhauses, eine junge Alleinerziehende, vor ihnen steht, beginnt ein Kampf zwischen verschiedenen Wertvorstellungen, der unter anderem finstere Geheimnisse enthüllt....
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So unbeschwert und entspannend die Wellnesswoche war, so niederschmetternd wurde Dr. Elisabeth Brandner vom Alltag empfangen und wieder in Beschlag genommen. Sie hatte es gerade eben geschafft, nach einer anstrengenden Schicht im Operationsaal nach Hause zu gehen, um als erstes ein kühles Bad zu nehmen. Nun genoss sie auf dem Balkon ihrer Zweieinhalbzimmerwohnung die etwas weniger heisse Nachtluft, die von zirpenden Grillen erfüllt war und versorgte ihre zahlreichen Blumenstöcke mit Wasser. Sie trug ihren schwarzen, mit bunten Blumen bedruckten Feierabendoverall, legte sich seitlich mit ausgestreckten Beinen aufs Gartensofa und stöberte durch ihr Samsung PC-Tablet. Die hellsten Strähnchen ihrer pfiffigen naturblonden Kurzhaarfrisur leuchteten in der Abendsonne wie pures Gold. In dieser Position auf dem hellen Sofa, kamen ihre gertenschlanke Figur und ihre tiefbraune Haut so wunderbar zur Geltung, dass sie dem Nachbarn gegenüber als Model für ein Gemälde hätte dienen können. Nachdem sie eine ganze Weile lang Fotos vom vergangenen Urlaub angesehen und in den schönsten Erinnerungen geschwelgt hatte, checkte sie ihre Mails. Inmitten der zahlreichen Newsletter und einigen »wir wünschen dir nach den Ferien einen guten Start«- Messages, war da doch tatsächlich eine Nachricht der Sozialbehörden. Ihr wurde beinahe schwarz vor Augen, als sie diese anklickte: »Sehr geehrte Frau Dr. Brandner«, stand da. »Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ihre Eltern, Frau Wiltrud Brandner-Schmitz, geb. am 4. Juni 1936 in Köln und Herr Wilfried Brandner-Schmitz, geb. am 1. Mai 1921, in Köln, in einem völlig verwahrlosten Zustand hospitalisiert und behandelt werden mussten. Im Anschluss an den rund 24-stündigen Krankenhausaufenthalt, verlegten wir die beiden in ein Alters- und Pflegeheim, deren Adresse sie auf der beigelegten Eintrittsrechnung Juli 2015 finden. Dürfen wir Sie daher bitten, zum einen umgehend mit uns Kontakt aufzunehmen und zum anderen, beiliegende Rechnungen zu bezahlen? Für weitere Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf, während sie feststellte, dass ihre Eltern in der luxuriösesten Pflegeeinrichtung der Stadt untergebracht worden waren. Sie goss sich ein weiteres Glas Mineralwasser ein und begann, diese Message zu verarbeiten. Dabei merkte sie gar nicht, wie die Zeit an ihr vorbeiraste. Weil es schliesslich schon fast Mitternacht war, traute sie sich nicht, irgendjemanden anzurufen. Also sass sie einfach nur da und liess ihre Gedanken kreisen: »Dass meine kleine Schwester, die immer bevorzugt wurde, nicht ebenfalls zur Kasse gebeten werden kann, ist mal wieder typisch«, bemitleidete sie sich selbst, während ihr die Tränen runter liefen. Ihre Traurigkeit wurde nicht besser, als sie die Nachtrichtenapps anklickte und die vielen schrecklichen Bilder von Flüchtlingskindern in heillos überfüllten Schlepperbooten sah. In diesem Augenblick klingelte ihr Handy. »Hallo Mathea? Ist bei dir alles in Ordnung?«, weinte sie. »Habe ich es mal wieder geahnt, dass du eine Krise hast, meine Liebe?«, tönte es am anderen Ende. »Ich habe bloss aus einem unguten Gefühl heraus gedacht, ich schaue mal nach dir und rufe dich an. Was ist denn bloss los? Sind es die zahlreichen Überstunden oder gibt's vielleicht doch eine Hiobsbotschaft?« Sie schämte sich, dass sie noch keine zehn Sekunden vorher in Selbstmitleid über ihre Luxusprobleme badete. »Nein, nein«, meinte sie, während sie die restlichen Tränen runterschluckte. »Mir macht bloss der Wechsel von unserem genialen Wellnesstrip zum Alltag mehr zu schaffen als sonst. Ausserdem bin ich bereits jetzt wieder todmüde und habe mir gerade eben das Flüchtlingselend angesehen. Vielleicht sollten Jutta und ich uns bei Ärzte ohne Grenzen melden und dich und Kirsten als unsere engsten Vertrauten und Ratgeberinnen mitnehmen.« Mathea lachte am anderen Ende: »Ich würde ja sofort mitkommen, wenn ich selbst Ärztin wäre. Aber in der hiesigen Caritas kann man sich auch wunderbar einbringen.« Sie kam regelrecht ins Schwärmen von ihren Erlebnissen. »Stell dir vor. Als ich heute Nachmittag Wasserflaschen verteilte, wollte mich ein kleines Baby sogar auf die Wange küssen, als ich ihm die tränennassen Wangen trocknete. Seine anderen beiden Geschwister nahmen mich an bei der Hand und hätten mich am liebsten nie wieder losgelassen.«
Trotz ihrer bleiernen Müdigkeit, fand Elisabeth in der darauffolgenden Nacht keinen Schlaf. Ihr Magen schmerze, als ob ihr jemand mit voller Wucht da rein geboxt und seine Faust bis nach hinten an die Wirbelsäule gepresst hätte. Sie stand auf und machte sich ein entspannendes Magnesiumgetränk, das wirkungslos blieb. Sie öffnete den Glasschrank zu ihrer Hausbar und liess ihr Blick über die vielen flüssigen Leckereien schweifen, die sie nur zu besonderen Anlässen ihren Freunden auftischte- und manchmal selbst gar nicht mittrank. Sie schlug die Schranktür dermassen heftig zu, dass sie beinahe zerbrochen wäre. Dann ergriff sie das PC-Tablet und beantwortete das Schreiben, der Sozialbehörden: »Sehr geehrte Damen und Herren, für die umgehende Information danke ich Ihnen bestens. Weil mir meine Schwester Ruth im Namen meiner Eltern den Kontakt zu ihr und ihnen bereits vor Jahren untersagt hat, lasse ich mich nicht in Betreuungs- oder Unterstützungshandlungen involvieren. Das bedeutet für Ihre Behörde, dass Ihre Zahlungsaufforderungen höchstwahrscheinlich rechtmässig, aber vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, zu verwerflich sind, um ausgeführt zu werden. Aus diesem Grund werde ich weitere Kontaktaufnahmen von Ihrer Seite konsequent ignorieren. Besten Dank für Ihre Kenntnisnahme. Dr. Elisabeth Brandner.« Dann öffnete sie den Ordner »Vergangenes« und holte daraus die bitterbösen Briefe ihrer Schwester hervor, aus denen das vorliegende Kontaktverbot hervorgeht. Um sicherzugehen, dass sie auch wirklich das richtige Dokument hervorgeholt hat, scrollte sie unten an die Seite. Da war doch tatsächlich der Schlusssatz »Auf Nimmerwiedersehen, deine dich verachtende Schwester Ruth, mit Mama und Papa.« Ihre Eltern hatten dieselben bitterbösen Briefe unterhalb ihrer Bezeichnungen eigenhändig unterschrieben. Unter Tränen hängte sie diese Schriftstücke ihrer Antwortmail an. Nachdem sie ihr Werk vollbracht, nochmals durchgelesen und geschickt hatte, legte sie sich ins Bett zurück und schlief sofort ein- ohne jegliche körperliche Schmerzen oder sonstige körperliche Beschwerden. In der Morgendämmerung wachte sie jedoch nochmals tränenüberströmt auf, weil diese ganzen Erlebnisse einen furchtbaren realen Albtraum in ihr ausgelöst hatten.
Glücklicherweise hatte Dr. Elisabeth Brandner am nächsten Tag Spätschicht, konnte etwas länger schlafen als sonst und auf ihrem herrlichen Balkon eine Quattrostagionipizza als Frühstück schlemmen. Es kam ihr vor, als ob jeder einzelne Sonnenstrahl tief in ihr Herz scheinen und dort jede Träne der vergangenen Nacht trocknen konnte. Genüsslich liess sie ihren Blick über ihre vielen Blumentopfe mit allerlei bunten Tulpen und Rosen schweifen und entdeckte dabei sogar einen Zitronenfalter- und einen Schwalbenschwanzschmetterling, die sich auf diesen niederliessen. Als sie alles bis auf den letzten Bissen vertilgt hatte, und gerade dabei war, den Geschirrspüler einzuräumen, klingelte es an der Tür. Sie freute sich schon, eines ihrer langersehnten Kleiderpakete in Empfang zu nehmen und staunte daher nicht schlecht, als zwei wildfremde, geschmackvoll gekleidete Damen mit bitterernstem Blick vor der Haupteingangstür ihres Mehrfamilienhauses standen. Die bedeutend jüngere von Ihnen, stellte sich als Sozialarbeiterin und Verfasserin der gestrigen schockierenden Nachricht vor und die andere gab an, im Bezug auf Elisabeths Eltern, als Juristin für die Sozialbehörde tätig zu sein. Elisabeth fühlte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte und wieder höllisch zu Schmerzen begann. Sie war dermassen damit beschäftigt, die Fassung zu bewahren, dass sie sich die Namen der beiden Damen nicht merken konnte. »Wir haben Ihre Antwort auf unsere Nachricht erhalten, Frau Dr. Brandner und können diese nicht einfach so stehen lassen. Ausserdem wollen wir Ihnen in aller Ruhe die Möglichkeit bieten, uns Ihre Verweigerungshaltung zu erklären und gegebenenfalls zu belegen.« Elisabeth begann innerlich zu schäumen vor Zorn: »Mit dem schriftlichen Kontaktverbot meiner Schwester Ruth habe ich Ihnen schon alles nötige belegt und bin meinen Eltern keinen Elternunterhalt schuldig mehr«, schnaubte sie. »Warum meine Schwester mit mir nichts mehr zu tun haben will, weiss ich nicht. Ausserdem bin ich Chirurgin an einer renommierten Privatklinik und muss in einer Viertelstunde zur Arbeit. Wenn sie mich nun entschuldigen würden?!« Sie liess die beiden Damen einfach stehen und zog die Glastür hinter sich zu. Es begann ihr einmal mehr schwarz zu werden vor Augen und sie versuchte taumelnd, das kurze Treppenstück bis zum Lift im ersten Zwischengeschoss zu nehmen. Die beiden Damen vom Sozialamt entschieden sich, abzuwarten, als sie sahen, wie Elisabeth umkippte und von einer zufällig herbeigeeilten Nachbarin erstversorgt wurde. Diese Nachbarin legte geistesgegenwärtig den deinen Arm um Elisabeths Rücken, ergriff sie mit der freien Hand unter der einen Schulter und liess sie langsam auf den Boden gleiten. Dann drehte sie ihren leeren Wäschekorb um, damit sie ihre Beine hochlagern konnte. Mitterlweile bekamen auch die drei kleinen Kinder dieser hilfsbereiten Mittdreissigerin in dunklem Jeansminirock und hellgrünem Spaghettiträgertop mit, was im Treppenhaus vor sich ging. Die Älteste von ihnen öffnete den wie wild klopfenden, lächelnden und freundlich gestikulierenden Damen vom Sozialamt die Haupteingangstür. Ihre beiden jüngeren Brüder blieben stehen und beobachteten das Ganze aus sicherer Entfernung. »Ganz ruhig. Sind Sie sicher, dass Sie nicht gleich selbst mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus wollen, Frau Brandner«, lächelte die Nachbarin erleichtert, als Elisabeth die Augen aufschlug und sich völlig im selben Moment wieder aufrichten wollte. Elisabeth verneinte lächelnd und wäre am liebsten im Boden versunken vor Scham. Sie sah auf die Uhr und stellte fest, dass sie auf der Arbeit bereits eine Viertelstunde zu spät war. Umso dreister fand sie es, dass ihr die beiden Damen vom Sozialamt alle Zeit der Welt liessen, um sich aufzurichten und sie in ihre Wohnung zurückbegleiteten, anstatt einfach ein andermal wiederzukommen. Sie bedankte sich bei der hilfsbereiten Nachbarin und taumelte mit den beiden im Schlepptau zurück in die Wohnung. Sie hatte keine Kraft mehr, diesen Überraschungsbesuch freundlich weg zu bitten und befürchtete, gleich wieder ohnmächtig zu werden, wenn sie sich nicht sofort auf einem Küchenstuhl niederliess. Sie bat die beiden, ihr gegenüber Platz zu nehmen, schnappte sich das Handy auf dem Küchentisch und meldete sich krank. »Wenn es unbedingt sein muss, dann lieber heute als Morgen«, schoss es ihr durch den Kopf, während sie ihre Assistenten und Kollegen instruierte und sich zähneknirschend gute Besserung wünschen liess. Endlich kehrte ihr Humor wieder zurück. »Bitteschön, fahren Sie fort, meine Damen. Kann ich Ihnen vielleicht ein Glas Wasser, einen Kaffee oder ein Glas Limo oder einen eisgekühlten Zitronenliquör namens Limoncello anbieten?« Die beiden Überraschungsgäste verneinten etwas verwundert und kamen auf den Punkt. »Dass es in Ihrer Familie offenbar ungelöste Konflikte gibt, tut uns sehr leid. Nichts desto trotz haben wir heute Morgen ihre Nachricht bekommen und daraufhin zu ihrer Entlastung das Finanzamt kontaktiert«, begann die blutjunge, frischgebackene Sozialarbeiterin. »Dabei stellten wir fest, dass Ihr Einkommen und Ihr Vermögen jegliche Freibeträge überschreiten und Sie deshalb von Gesetzes wegen zu Elternunterhalt verpflichtet sind.« Elisabeth schüttelte ungläubig den Kopf. »Lassen Sie uns doch auf den Balkon gehen, damit Ihnen nicht noch heisser wird«, meinte die Sozialarbeiterin, als sie ihre Schweissperlen auf der Stirn entdeckte. »Machen Sie sich um mich mal keine Sorgen«, grinste Elisabeth entnervt, als sie die Klimaanlage einschaltete und sich der Raum innert weniger Minuten herrlich runter kühlte. »Wollen Sie damit einräumen, dass Sie das Gegenüber zuerst zur Kasse bitten, bevor Sie die Rechtmässigkeit Ihrer Forderungen überprüfen?« - »Bei allem Verständnis für Ihren Frust und bei aller Rücksicht auf ihren jetzigen Gesundheitszustand, Frau Dr. Brandner«, fuhr die Juristin dazwischen. »Gegenseitige Beschuldigungen und Vorwürfe bringen uns nicht weiter. Ausserdem ist es so, dass auf der Homepage ihres Arbeitgebers hervorgeht, dass Sie ein lediges, kinderloses Kadermitglied sind. Zu diesen Angaben kommt man, sobald man ihren Vor- und Nachnamen gegoogelt. Wenn ein Kind für seine unterstützungsbedürftigen Eltern keinen sogenannten Elternunterhalt leisten will, müssen triftige Gründe vorliegen. Darum ist es wichtig, dass Sie mit uns reden, damit wir Ihre familiäre Situation kennen lernen und durchleuchten können.« Die Juristin machte ein Pause, um festzustellen, dass Ihre Worte irgendwie zu Elisabeth durchdrangen. »Nur so besteht die Chance, dass sie vom Elternunterhalt freigesprochen werden. Was also ist passiert damals?« Elisabeth schluckte und blickte zur Fensterfront. Sie hätte jetzt alles dafür gegeben, im Freibad ihre Runden zu drehen, anstatt hier mit ihren schlimmsten Erinnerungen zu schmoren. »Kann es sein, dass man Sie geschlagen oder sexuell missbraucht hat?«, trieb die junge Sozialarbeiterin das Gespräch voran. »Natürlich nicht«, rang Elisabeth um Fassung. »Jedenfalls nicht mehr, als andere Mädchen in diesem Dorf zu dieser Zeit.« Es kostete sie die ganze Kraft, nicht gleich loszuheulen. »Mein Vater hat mich nicht sexuell missbraucht oder vergewaltigt. Ich war nur ein sehr schwieriges Kind, dass seinem damaligen gesellschaftspolitischen Kontext trotzte. Wie Sie bestimmt mitbekommen haben, waren meine Eltern Bauernleute und lebten auf einem Bauernhof. Die Arbeit war für sie sehr hart und anstrengend. Ich und meine Schwester, wir halfen als Schulkinder im Sommer völlig jede freie Minute bei der Heuernte und sehr oft auch bei der Hausarbeit. Im Gegensatz zu meiner Schwester, wusste ich sofort, dass ich nie und nimmer heiraten, Kinder kriegen und Hausfrau werden wollte. Ich zog es vor, für die Schule zu lernen und dort mit meinen Freundinnen und Freunden Spass zu haben.« Die drei Frauen lächelten sich völlig gleichzeitig an. Es war ja nicht so, dass der Frau Dr. Elisabeth Brandner nicht bewusst war, dass auch diese beiden Damen vom Sozialamt nur ihre durchaus ehrenwerte Arbeit machten. Es war bloss so, dass sie ihre ganze vorhandene Kraft zusammenkratzen musste, um auf diese Art und Weise mit ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden- um ein letztes Mal endgültig mit dieser abzuschliessen. »Weil ich als Teenagerin keine Gelegenheit ausliess, um mich vor dieser Hausarbeit zu drücken und frecher denn je geworden war, riss meinem Vater der Geduldsfaden. In dieser Stunde verprügelte er mich das erste und das letzte Mal mit seinem Ledergurt. Als ich das in der Schule meiner besten Freundin erzählte, hatte diese ihre erste Tracht Prügel schon längst hinter sich. Daraus schloss ich, dass Eltern halt nun mal so sind.« Sie leerte ihr Wasserglas und servierte den anderen beiden Damen auch von ihrem selbstkreierten Minzen-Ingwermineralwasser. »Als ich ein Stipendium ergatterte und in die Stadt zog, um zu Studieren, besuchte mich meine Familie genau ein Mal zu Weihnachten im ersten Jahr. Dann sah ich sie alle erst nach dem Studium wieder. Darum war ich bis heute Nachmittag davon überzeugt, ihnen nichts mehr schuldig zu sein.« - »Wie alt waren Sie, als Sie ihr Elternhaus verliessen und in die Stadt zogen?«, erkundigte sich die Sozialarbeiterin. Elisabeth Augen leuchteten. »Sechzehn! Ich hatte einen genialen Lehrer, der mich und noch drei weitere Mädchen aus den umliegenden überschaubaren Dörfern, tatkräftig unterstützte. Wir waren alle hochbegabte Spitzenschülerinnen aus sozial benachteiligten Elternhäusern, wie es heute so schön heisst. Und aus seiner Sicht sollten wir unbedingt gefördert werden. Und so stellte uns ein alter Freund von ihm, ein sehr erfolgreicher Immobilienhai mit sozialem Gewissen, ein Stadtappartement zur Verfügung. Das war, entschuldigen Sie den Ausdruck, die geilste Zeit meines Lebens!« Die beiden Damen nickten anerkennend. »Mal ganz abgesehen vom Finanziellen: Gab es vielleicht trotz den ganzen Zerwürfnissen etwas, womit Ihre Eltern Sie unterstützten, zum Beispiel mit Wäschepaketen oder so?« Elisabeth schüttelte den Kopf. »Nein, das war zum Glück nicht nötig. Wir hatten das Glück, dass im Wohnblock, wo sich unser Appartement befand, ein Hausmeister befand, der sich auch sehr für uns einsetzte. Er konnte seine Frau dazu überreden, uns fleissigen Schülerinnen die Wäsche zu machen und uns hin- und wieder einen leckeren Kuchen zu backen. Als Gegenleistung hüteten wir manchmal ihre beiden kleinen Kinder und waren dank unseren Stipendien, selbstständig....«
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