Die größte Gefahr liegt in der Schadenskaskade:
„zuerst Gewöhnung, dann erforderliche Dosissteigerung, dann Abhängigkeit und zuletzt Schmerzmittel-Sucht“!
Daher: „Wehret den Anfängen“!
Für den Schmerzpatienten heißt das:
1. Beratung länger als maximal drei bis vier Tage ohne Pause!
2. Immer mit niedriger Dosierung beginnen und nicht zu früh die Dosis
steigern!
3. Immer nur mit einem Arzneiwirkstoff beginnen!
4. Bei Erfahrung mit Schmerzen sollte auf die Substanz zurückgegriffen
werden, die bereits früher gut geholfen/gewirkt hat!
5. Unerlässlich ist die konsequente „Selbstkontrolle“ des jeweiligen
Schmerz-Grades!
6. Halten Schmerzen länger als vier Tage an und/oder verstärken sie sich
auch unter der Arzneimitteleinnahme:
Unbedingt & sofort einen Therapeuten aufsuchen!
Nun zu Schmerzmittel-verursachten Organschäden:
Und zwar einmal „unmittelbar“ – d.h. der Wirkstoff ist der Verursacher – und dann „mittelbar“ – d.h. eine bisher unerkannte z.B. Leberschädigung oder eine Nierenschädigung werden verstärkt oder aber die Schadens-Wirkungen ergeben sich aus dem Zusammenspiel der Schmerzmittel-Wirkstoffe mit sonst eingenommenen Arzneimitteln z.B. CSE-Hemmer, orale Antidiabetika … -.
Daran sollte (müsste) seitens des Behandlers unbedingt im Voraus [im Voraus heißt: vor der Einnahme, besser noch vor dem Kauf in der Apotheke und immer vor der Verordnung durch den Therapeuten] gedacht und danach gehandelt werden.
Hierzu lediglich 3 Beispiele für – es handelt sich um die in unendlicher Anzahl verordneten, frei-erhältlichen und insbes. auch eingenommenen – Schmerzmittel-Wirkstoffe: Paracetamol, Ibuprofen und Diclofenac.
Zu gesundheitlichen Risiken von Paracetamol (in der Einnahme mit hoher Dosis und über längere Zeit durch Verstärkung bestehender Erkrankungen und/oder Neuerkrankungen): u.a. Leberschädigung, Analgetika-Asthma, Blutbildschäden, Allergische Reaktionen, Nierenschäden und wichtig zu wissen: bei chronischem Alkoholkonsum (mit morgendlichem ‚Kater & Kopfbrummen) besteht verschärfte Anwendungsbeschränkung und weiter: Paracetamol geht in die Muttermilch über!
Zuletzt: Langzeitgebrauch führt v.a. zum „Schmerzmittel-induzierten Dauerschmerz “!
Nun die Aussagen zu Diclofenac: u.a. Asthma bronchiale, Blutbildungs- & Gerinnungsstörungen, Magen-Darm-Blutungen, Einblutungen ins Gehirn, ausgeprägte Leber- & Nieren-Funktionsstörungen, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, Allergische Reaktionen, weibl. Fertilitätsstörungen, Ödeme/Wasser-Einlagerungen – und: Verstärkung der Nebenwirkung bei Rauchern & chron. Alkoholkonsum ! –.
Bleibt der viel-angepriesene und (über-)reichlich konsumierte Wirkstoff Ibuprofen: Im Prinzip gelten die Angaben wie für Diclofenac (s.o.) – nebenbei: das gilt nahezu unisono für sämtlich sogen. NSAR (Nicht-Steroidale-Anti-Rheumatika)! –.
(Quelle: ROTE LISTE 2019)
Zuletzt zum berühmt-berüchtigten und zu Recht gefürchteten „Schmerzmittel-induzierten Dauerschmerz“, dem Ende der zugezogenen ‚Schmerzspirale’ !
Die (vielfach unkontrollierte und überdosierte und gleichzeitig mit unterschiedlichen Wirksubstanzen) Langzeit-Einnahme von Analgetika (bes. den zentral wirkenden) ist ob des großen Gesundheitsrisikos (und nicht nur & einzig bezogen auf einen chronischen Dauerschmerz!) für den Betroffenen so etwas wie ein GAU!
Was nichts anderes heißt, als, dass Medikamente/Arzneien weiter & stärker „krank machen“ (können)!
Bei unkontrolliertem Analgetika-Konsum droht die Gefahr, dass die Arzneiwirkstoffe selbst zum Schmerzauslöser werden; bes. dem sogen. „Schmerzmittel-induzierten Dauerkopfschmerz“ (z.B. wenn ein Mensch an mehr als 8 Tagen im Monat und länger als 3-4 Tage in Folge Analgetika & Benzodiazepine & deren Derivate und/oder schmerz-distanzierende Psychopharmaka - und vielmals in „bunter Reihe“ einnimmt, dann ist das Risiko sehr groß, einen solchen Dauerschmerz auszulösen & zu unterhalten!).
Nebenbei:
Ganz zu schweigen von Risiken wie Gewöhnung, Abhängigkeit, Sucht !
Was passiert?
Psychische (seelische) und somatische (körperliche) Faktoren sind für das Aufkommen dieser Extra-Schmerzform verantwortlich. Insbesondere immer dann besteht ein erhöhtes Risiko, wenn Schmerzmittel quasi „vorbeugend“ (präventiv) und (s.o.) in zu großer Menge, zu oft und zu viele verschiedene parallel eingenommen werden und, wenn die Wirkung dieser Analgetika nicht abgewartet wird und so zu früh erneut zu Tabletten etc. gegriffen wird.
Das hat fatale Folgen: durch die permanente Zufuhr verstellen sich die körpereigenen „Schmerz-Regler“ ; die Schmerzinformationen werden nicht mehr gefiltert, sondern strömen ungehindert in das Bewusstsein, wodurch ein Dauerkopfschmerz entsteht.
Fakt ist:
Der Teufelskreis (Circulus vitiosus) nimmt seinen Lauf und mit Fortdauer zieht sich die Schmerzspirale immer enger zu! Durch diese Fehlsteuerung der Schmerzregler schaukeln sich die Schmerzen in der Intensität im-mer mehr & weiter auf – bzw. diese werden subjektiv so erlebt – und beim Patienten wächst die Angst vor den Schmerzen immer mehr. Mit der Folge: das Einnahme-Quantum wird permanent gesteigert und die Einnahme erfolgt in immer kürzeren Abständen. Der Erfolg ist allerdings nur sehr kurz, dann kommt es zur neuerlichen Schmerzsteigerung!
Was ist zu tun? Was kann getan werden?
Nach meinen langjährigen Erfahrungen hilft hier kein langes Probieren und Drumherum-Reden.
Hier ist sofortiges Handeln oberstes Gebot!
Das kann nicht sein, im häuslichen Milieu einen Behandlungsversuch zu starten, der zum Scheitern verurteilt ist und der nur wertvolle Zeit koste! Das Gebot der Stunde heißt:
„Sofortige Zuweisung in eine hierfür spezialisierte Fachklinik“ zur umgehenden Akut-Therapie, d.h. Entzug und nachgehend dann Zuweisung zur stationären Rehabilitation (ebenfalls in einer Facheinrichtung). Auch das muss gesagt sein: das ist kein „Spaziergang“ für den Kranken, sondern sehr harte Arbeit. Und der Erfolg kann nicht garantiert werden!
Soviel und soweit zur einen Seite der Medaille „chronischer Dauer-Schmerz“.
Und die andere Seite, wie sieht die aus?
Lange nicht so gesundheitsschädigend wie die erste Seite, aber dennoch für den Betroffenen eine Strapaze und Minderung von Lebensfreude und Lebensqualität.
Die Entstehung ist einfach: Aus vielfachen Gründen (Angst vor Nebenwirkungen der verordneten Arzneimittel, bes. vor Abhängigkeit & Gewöhnung, dann Inkonsequenz in der Einhaltung der verordneten Therapien {= mangelhafte Compliance} und neben anderen Faktoren nicht zuletzt eine nicht ausreichende Ursachenabklärung für die Schmerzen {Diagnostik} und auch ein nicht-adäquates Therapie-Gesamtpaket - und die beiden letzten fallen unter die Verantwortung der Therapeuten -).
Fakt ist aber allemal: es kommt zu einem Dauerschmerz.
Das ist das Negative an der Sache; das Positive ist, dass diese Schieflage leichter zu korrigieren ist und ohne größere gesundheitliche Probleme!
„Schmerz-Gesichter“
Schmerzen zeigen sich nicht nur in subjektiv empfunden Symptomen & Beschwerden, sie lassen sich vielmals auch (quasi schon von weitem) an Mimik & Gestik der Betroffenen erkennen: den sogen. „Schmerz-Gesichtern“.
Was ist das?
Es gibt für die Behandler keine „Norm- bzw. Normalwerte“, anhand derer man Schmerzen & Schmerzgrade objektiv beurteilen kann/ könnte. Dennoch zeigen (können zeigen) auffällige Veränderungen in Mimik/Gestik dem geübten Therapeuten, dass der Kranke sich nicht wohl & gesund fühlt und unter Schmerzen leidet. Diese äußerlichen Auffälligkeiten hängen insbesondere ab u.a. von der Leidensfähigkeit (Schmerztoleranz) und dem Leidensdruck sowie der primären Persönlichkeit(sstruktur) des Kranken.
Читать дальше