Franz Werfel - Franz Werfel - Der Abituriententag

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Franz Werfel - Der Abituriententag: краткое содержание, описание и аннотация

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"Der Abituriententag" von Franz Werfel erzählt die Geschichte eines Richters, der viele Jahre nach dem Abitur mit eigener ungesühnter Schuld aus der Jugendzeit konfrontiert wird. Als ihm die schriftlichen Unterlagen eines Angeklagten mit langer krimineller Vorgeschichte zugehen, ist er überzeugt, dass es sich bei dem Mann um einen ehemaligen Mitschüler handelt, für dessen Schulabbruch er maßgebliche Verantwortung trug. Damit liegt nahe, dass er auch für dessen Abgleiten auf die schiefe Bahn verantwortlich ist. Der Richter beginnt mit einer schonungslosen Aufarbeitung des Falls vor seinem eigenen Gewissen.
Dieses E-Book enthält eine vollständige Ausgabe des Werkes «Der Abituriententag» von Franz Werfel.

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Adler schlich leise zum Verbrecherstuhl und setzte sich. Das erste, was Sebastian an dem Manne auffiel, war die große Glatze, verbeult und ausgebuchtet wie ein abgenütztes Geschirr. Der Haarkranz, der diese Glatze umlief, bestand aus schmutzig-grauen, ziemlich langen Locken. Ein Rundbart von der gleichen Farbe. Die Stirne war so mächtig vorgebaut, daß sie die doppelt geschliffene Brille zu überwölben schien, hinter der wimperarme Augen an Lidrandentzündung litten. Der Mensch war weder groß noch klein, weder gut noch schlecht gekleidet.

Doktor Sebastian tauchte in die reiche Maskengarderobe seiner sozialen Richtererfahrung, um den Mann unterzubringen: Nachtredakteur etwa, urteilte er. Dann entnahm er dem Faszikel das Blatt, auf dem Adlers Nationale verzeichnet stand. Seine Worte konnten in ihrem näselnden Klang die bösartige Scherzhaftigkeit nicht ganz verhehlen, die aus der Allmacht dieser Situation zu entspringen pflegt:

„Einige kleine Formalitäten müssen Sie in Kauf nehmen, Herr Adler!“

Und er verlas:

„Franz Josef Adler, geboren am siebzehnten April achtzehnhundertundvierundachtzig zu Gablonz in Böhmen ...“

Langsam legte er das Blatt hin:

„Sie sind nicht älter als vierundvierzig Jahre!? Aber das ist doch ...“

Den Rest des Satzes verschluckte er, um den Beschuldigten nicht zu kränken.

Aber er dachte: aufs Jahr so alt wie ich, fuhr sich durchs volle Haar und streichelte seine jugendliche Backe. Nun aber schob er den Akt zur Seite und stellte ohne Vorlage seine Fragen:

„Möchten Sie mir nicht Ihren Bildungsgang schildern, Herr Adler?“

Der Mann hatte eine sonderbare Stimme. Sie stieß die Worte kurz aus und fraß sie doch zugleich in sich hinein. Die Zischlaute überwogen und gaben den Worten eine vertrackte Würde, nicht anders als die zuckenden, gleichsam kurzsichtigen Verbeugungen, die Adler hier und da seinen Sätzen anfügte. Sein Gesicht stellte verzweifelte Höflichkeit dar und errötete oft und ohne Grund. Selbst die Haut unter den dünnen Augenbrauen wurde rot, und die mächtige Stirn zeigte große scharfumgrenzte Flecken. Dies beobachtete Sebastian, ohne daß er sich in das Gesicht des Verdächtigen allzusehr vertiefen mußte. Er verspürte, daß trotz der verzweifelten Höflichkeit und der vertrackten Würde dieses Gesicht auf unnachahmliche Art grinse, als suche es einen Spießgesellen, der es ebenso lächerlich finde, wie es sich selbst fand.

Adler berichtete:

„Ich habe das Gymnasium besucht. Leider aber war ich gezwungen, meine Studien zu unterbrechen. Später habe ich dann manches nachgeholt und mehrere Semester Philosophie an der Berliner Universität gehört; auch historische Fächer. Den Doktortitel habe ich allerdings nicht erworben.“

Zuckende Verbeugung.

Sebastian legte Hochachtung an den Tag:

„Ihr Bildungsgrad wird Ihnen nützlich werden, Herr Adler! Jetzt aber sagen Sie mir bitte ein Wort über Ihren Beruf! Wovon leben Sie?“

Adler zerkaute tiefernst die Worte, mit denen er bekannte: „Ich lebe von Rätseln.“

Sebastian lauschte aufmerksam dem paradoxen Satz nach, ehe er sich verwunderte:

„Von Rätseln? Was heißt das?“

Adler schlug langsam seinen Rockkragen um und deutete auf das Abzeichen. Es war ein großes goldenes Fragezeichen auf blauem Schilde:

„Ich bin Schriftführer des Rätselklubs.“

Diese Aufklärung mochte den Richter verletzt haben. Etwas Kaltes und Tückisches kam in seinen Wortklang:

„Sehr geheimnisvoll! Aber ich habe Sie nach Ihrem Beruf gefragt.“

„Jawohl, Herr Oberlandesgerichtsrat! Ich liefere den Zeitungen Rätsel.“

Doktor Sebastian nahm einen Bleistift zur Hand und begann auf dem Löschblatt, das vor ihm lag, zu kritzeln und zu zeichnen.

„Also Rätsel! Kreuzworträtsel, Buchstabenrätsel, Charaden, Orakel in Vers und Prosa! Sehr gut! Ich verstehe! Aber sagen Sie mir, Herr Adler, sind diese Rätsellieferungen denn ein hinreichender Lebenserwerb?“

Adler zischte zuvorkommend:

„Unter Umständen, Herr Hofrat! Ich brauche sehr wenig. Außerdem arbeite ich auch in Schachaufgaben und Rösselsprung.“

Sebastian betrachtete lange und eindringlich das Ornament, das er aufs Löschblatt gezeichnet hatte. Er begann es zu bereichern, zu verzieren und sah nicht auf:

„Sagen Sie mir jetzt eines! Sie verkehren recht häufig bei Prostituierten, nicht wahr?“

Adler zuckte die Achseln und machte eine Handbewegung, als wolle er sagen: ›Sehen Sie mich doch an! Was soll ich tun?‹

Der Richter drückte durch ein bereitwilliges Lächeln aus, daß alles verstehen, alles verzeihen heiße:

„Sie können mir ruhig diesbezüglich die Wahrheit sagen, Herr Adler! Wir sind Männer unter uns. Wir sind moderne und gebildete Menschen! Ich sehe keine Schande in diesen Dingen. Damit fertig werden muß jeder. Einer ist verheiratet, der andere ein Don Juan, der eine sinnlich, der andere temperamentlos, dieser ist mutig, jener schüchtern. Ich bitte Sie, offen zu reden!“

Dem Beschuldigten fiel das Geständnis nicht ganz so leicht wie dem Richter die Aufforderung. Nach einer Weile aber gab er zu:

„Ja! Hier und da besuche ich Prostituierte!“

„Bevorzugen Sie die Straßenmädchen oder feste Häuser?“

„Das ist mir ganz gleichgültig, Herr Hofrat!“

Sebastian sann darüber nach, wohin er mit der letzten Frage hatte zielen wollen. Es war ihm entfallen. Da fand er's noch einmal nötig, sich wegen des Gegenstandes seiner Neugier zu entschuldigen. Es müsse aber sein:

„Und wie ist es mit der Treue, Herr Adler? Gehen Sie längere Zeit zu ein und demselben Mädchen, oder wechseln Sie oft?“

Adler, der in diesen Worten eine Falle zu fürchten schien, gab eine ausweichende Antwort.

Sebastian sah noch immer nicht auf. Es gehörte ebenfalls zu seinen Prinzipien, beim ersten, zwanglosen Verhör den Gegner durch Blicke nicht zu verwirren, zumal wenn sich die Unterredung dem Lebenspunkte des Falles näherte:

„Sie müssen aber zugeben, Herr Adler, daß Sie mit der Feichtinger lange und gut bekannt waren!“

Adler zögerte keinen Augenblick:

„Ich bin ihr im ganzen dreimal begegnet. Zweimal davon in ihrer eigenen Wohnung.“

Und mit einer traurigen Bewegung fügte er hinzu:

„Leider!“

Sebastian kritzelte noch immer:

„Verzeihen Sie die Frage, Herr Adler! Sie gehört nicht ganz, aber doch ein wenig zur Sache. Haben Sie niemals eine Frau, eine Geliebte, ich meine etwas Eigenes, etwas Anderes besessen als diese Damen?“

Adler schwieg.

Sebastian wollte schon seine Frage fallen lassen, als die Antwort kam:

„Nein! Ich habe niemals andere Frauen gehabt als diese Damen! – Warum auch?“

„Und wann – wenn ich bitten darf – hat diese – besondere – Leidenschaft für Prostituierte bei Ihnen begonnen?“

Die Stimme des Beschuldigten, dieser Tonfall vertrackter Würde, erhob sich etwas:

„Ich weiß nicht, ob das eine besondere Leidenschaft ist. Es hat sich in meinem Leben einfach so ergeben. Das erstemal, als ich noch Gymnasiast war ...“

In diesem Augenblick sagte Doktor Ernst Sebastian:

„Unmöglich!“

Er sagte dieses Wort aber nicht zum Beschuldigten, sondern zum Löschblatt auf seinem Tisch.

Zwei Worte standen auf diesem Löschblatt, die seine spielende kritzelnde Hand hingeschrieben hatte. Diese Worte bildeten nichts Überraschenderes als den Namen des Häftlings, doch standen sie in verkehrter Reihenfolge da:

Nicht Franz Adler – sondern Adler Franz!

In den altösterreichischen Schulen, Ämtern, Matrikeln, Wählerlisten pflegte man um der alphabetischen Ordnung willen den Rufnamen nachzustellen. Vielleicht wird dieser Brauch auch heute noch geübt. Sebastians Hand aber hatte sich einer alten Sitte erinnert, als sie hinschrieb: „Adler Franz“.

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