Die vorliegende Reiseerzählung stammt in ihrer ursprünglichen Form aus einem Brief, den ich 1992 nach der beschriebenen Reise an eine Freundin schickte. Ich hatte gerade mein Studium beendet und trotz diverser Reisen in verschiedene Länder hatte ich noch viel zu lernen, was Leben und andere Lebensumstände bedeuten konnten.
Heute sehe ich ein paar Dinge durch die Brille der Lebenserfahrung und somit etwas anders. Dennoch wollte ich den Inhalt und den Stil des Briefes nicht verändern. Er ist ein Blick zurück in die Vergangenheit, ein Zeugnis damaliger Denkweisen und Erfahrungen.
Viele der kleinen Begebenheiten, über die mich damals mokierte, mögen heute als normal gelten. Man mag aber bitte bedenken, dass damals das Reisen noch deutlich unkomplizierter war und auch die politischen Umstände andere waren.
Chris Kronberg.
(Juni 2019)
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München, den 1. November 1992
Namaste,
Wenn einer eine Reise macht, ... dann kann viel geschehen.
Eigentlich hatte ich ja nicht vor, irgendetwas über diesen Urlaub zu schreiben, aber wenn derart viel zusammen kommt, dann geht es einfach nicht anders. Dabei hatte alles so gut angefangen:
Zum ersten Mal in all den Jahren gab es bei der Abreise keinerlei Hektik. Sonst bin ich immer bis zur letzten Sekunde damit beschäftigt, Aquarien und Pflanzen für die lange Abwesenheit zu versorgen. Meist werde ich inmitten dieser Vorbereitungen vom Klingeln des Taxifahrers gestört. Dieses Mal jedoch war schon lange vorher alles bestens geregelt.
Die Fahrt zum Frankfurter Flughafen war einfach herrlich. Wie auf Samtpfoten huschte der ICE durch die Landschaft.
Am Flughafen angekommen zogen die ersten Wölkchen auf. Der richtige Zugang zur Schalterhalle und die Abfertigung der Air India waren gar nicht so leicht zu finden gewesen – insbesondere, wenn man auf Anfrage in die falsche Halle geschickt wird.
Nachdem wir den Schalter erfolgreich lokalisiert hatten und unsere Köfferchen auf das Laufband gestellt hatten, wurden wir zurecht gewiesen: „Nein, dies geht nicht.“, „Nein, das geht nicht.“ „Und nehmen Sie endlich Ihre Koffer vom Band.“ Höflich geht anders, aber wir wollten keinen Ärger und hatten genug Zeit, also haben wir unsere Koffer wieder vom Band genommen.
Air India ist nicht nur sehr preiswert, sondern auch sehr umständlich. Nach dem Wiegen der Koffer hat der angehende Passagier sein Gepäck wieder vom Band zu nehmen und es um die Ecke zu kurven, um es durch eine separate Sicherheitskontrolle prüfen zu lassen. Führt man keine Bomben oder sonstige sichtbaren Sprengsätze mit sich, dann und nur dann werden die Koffer ihrem Schicksal zugeführt.
Abgesehen von dieser kleinen Schikane hatte die Maschine bereits zwei Stunden Verspätung. Nun ja. Also sind wir erst einmal essen gegangen. Zum Glück ist der Frankfurter Flughafen für längere Aufenthalte gut geeignet. Ein paar besonders bedauernswerte Leute warteten hier auf ihren bereits dreizehn Stunden verspäteten Flieger.
Eine Stunde vor dem angeblichen Starttermin fiel den Verantwortlichen ein, von welchem Ausgang wir abfliegen sollten. Da wir gerade nichts anderes zu tun hatten, sind wir dorthin gewandert. Nicht, dass die Maschine bereits gelandet gewesen wäre. Mitnichten, von dem Jumbo der Air India war weit und breit nichts zu sehen. Da man aber die Leute irgendwie beschäftigen musste, durften all jene, deren Bordkarte einen roten Punkt aufwies, sich hinunter zum Rollfeld bewegen, um ihre Koffer zu identifizieren. Während dieses Spiel noch im vollen Gange war, kam der entzückte Aufschrei eines kleinen Jungen: „Sie kommt! Sie kommt!“ Und tatsächlich, der Flieger hatte es endlich geschafft, sich bis an seinen Rastplatz vor zu arbeiten. Also wurde das Kofferidentifikationsspiel schleunigst abgebrochen.
So kam es, dass wir mit nur drei Stunden Verspätung abgeflogen sind (aber nicht ohne uns vorher noch einmal zwanzig Minuten auf dem Rollfeld stehen zu lassen).
Durch diverse Sitzplatzrangeleien hatten es andere Passagiere geschafft, dass wir eine Dreierreihe für uns alleine hatten. Geschlafen habe ich allerdings auf dem Boden und das sogar sehr gut.
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