Wir lachten alle drei.
„Alexander. Nenn mich einfach Alex.“
„Gut, dann noch viel Spaß euch beiden. Ich finde alleine nach Hause.“ Paula zwinkerte mir vielsagend zu und verließ uns.
„Warum hast du gesagt, dass wir uns kennen?“
„Was meinst du?“
„Sind wir uns schon einmal begegnet?“
„Nein. Du heißt Alex! Muss ich noch mehr wissen?“
Er grinste mich an.
„Ich möchte dir gerne etwas zeigen. Hast du noch Lust, mit mir auf den Schloßberg zu steigen.“
„Kommt man denn dort hoch? Um diese Zeit?“
„Ich schon! Lust?“
„Aber immer!“
„Na dann…“ Alex reichte mir seinen Arm und ich hielt mich an ihm fest. So liefen wir ohne viele Worte durch eisige Kälte hinauf zum Schloss. Alex führte mich zu einer Bank.
„Setz dich! Ich besorge schnell den Schlüssel. Und dann steigen wir dort hinauf.“ Er zeigte mit dem Finger in Richtung Turmspitze, ehe er verschwand.
Es war zu kalt, deshalb blieb ich stehen und hüpfte von einem Bein auf das andere. Mein Herz schlug Purzelbäume, weil ich so was noch nie getan hatte. Aber wer hätte denn auch ahnen können, dass mein Abend so verlaufen würde? Nach einer kleinen Weile kehrte Alex mit dem Schlüssel zurück. Er öffnete, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, die Pforte zum Turm. Wir erreichten die Treppe und er ging voraus. Ich musste mich anstrengen, um ihm folgen zu können, so zügig lief er. Jetzt bereute ich, dass ich zu viele Cocktails getrunken hatte.
„Wie kommst du denn an den Schlüssel?“
„Das ist nicht schwer für mich, mein Vater ist hier der Hausmeister.“
Ich ging lachend hinter ihm her. Oben nahm Alex mich in seine Arme. Die Aussicht war herrlich. Dann küssten wir uns.
„Hey Kirsche, du küsst verdammt gut!“
Noch ein paar Stunden verbrachten wir oben im Turm, um dann im Morgengrauen zu mir zu gehen.
Nach einer intensiven Bekanntschaft mit Alex kehrten wir zwei Wochen später zurück zu unserem Turm.
„Willst du mich heiraten?“
„Gute Idee!“
„Heißt das JA?“
„Ja!“
„Das ist ja wunderbar!“ Alex hob mich in die Luft und schleuderte mich herum.
„Wunderbar“, wiederholte ich, „aber wenn ich dich nicht vollkotzen soll, dann, in Gottes Namen, bitte, lass mich runter!“
Wir lachten schon wieder. Er setzte mich ab und umfing mich zärtlich mit seinen Armen.
„Ich muss dir allerdings etwas beichten.“
„Der muss auch zur Fahne“, dachte ich und erschrak.
„ Kennst du die Geschichte von Till Eulenspiegel?“
Sogleich entspannte ich. Natürlich kannte ich sie, wie jeder hier in Bernburg, aber ich wollte sie von ihm hören. Noch nie hatte mir ein Kerl eine Geschichte erzählt.
„Na los schon! Erzähl sie mir!“
Und dann begann er leise und mit veränderter, weicher Stimme zu erzählen.
„Vor vielen, vielen Jahren kam ein Mann in die Stadt. Der hieß Till Eulenspiegel. Und da man im Schloss gerade einen Turmbläser suchte, nahm er die Arbeit an. Fortan hatte er hier oben, auf diesem Turm, wache zu halten und die Schlossgesellschaft vor nahenden Feinden zu warnen. Jedoch störten ihn die lausige Bezahlung und das schlechte Essen und er trug sich mit dem Gedanken, wieder fortzugehen. Als die Hofgesellschaft eines Abends ein Fest feierte und die Tafel reichlich mit Gebratenem und Gesottenem gedeckt war, blies er kurzerhand Alarm. Die Hofdamen und –Herren ließen alles stehen und liegen und flüchteten aus dem Saal, um sich in Sicherheit zu bringen. Till Eulenspiegel aber stieg vom Turm herab, schlich ins Schloss, lief immer der Nase nach und ließ es sich schmecken. Dann füllte er seine Taschen mit den Köstlichkeiten und begab sich auf Wanderschaft. Er kehrte nie wieder nach Bernburg zurück.“
„Schade eigentlich.“ Ganz verzaubert schaute ich Alex an und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
„Ab heute bist du mein Till Eulenspiegel.“
„Genau das ist der Punkt. Ich will in den Westen gehen. Mein Ausreiseantrag läuft schon.“
„Na und?“
„Willst du mich noch immer heiraten?“ fragte Alex überrascht.
„Klar doch!“
„Und du kommst wirklich mit?“
Wie praktisch, dachte ich, aber ich sagte:
„Bloß weg hier.“
„Juch – huuuu!“ schallte seine Stimme vom Turm herab.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.