Ebony Popiolek - Gestorben wird anders. Stories
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Ich strich gedankenverloren über die vier Blätter, die ich aus meiner Hemdtasche genestelt hatte. An dieser Stelle meines Gedichts hatte ich geweint. Ich hatte sie schon so oft an ihre Lust, sich fortwährend neu zu verlieben, verloren, an ihr Bedürfnis von vorn anzufangen, neue Ufer aufzusuchen. Jedes Mal habe ich sie irgendwie zurückgewonnen – oder sie war verstoßen worden und hatte sich dann in ihr altes Schicksal an meiner Seite begeben. Doch dieses Mal war der Verlust umfassender. Sie wollte abgeholt werden, ich sollte ihr nicht weiter zur Last fallen! Das Schauspiel der besorgten Ehefrau war beendet, der Alltag forderte seinen Tribut. „Kümmere dich wieder um mich“. Sie war es, um die sich alles drehte. Wie es mir ging wollte sie weder gestern wissen, noch heute. Nein. Sie arbeitete. Und sie verlangte, dass ich zu ihr kam und vor ihren Hofstaat trat, um ihr in Anwesenheit ihrer Bewunderer zu huldigen. Dafür, dass sie mehrmals in der Woche eine Stunde lang an meiner Seite verbracht hatte, um ununterbrochen von sich selbst zu erzählen. Ich war nicht wichtig genug für sie. Vielleicht würde es einmal ein anderer sein, aber nicht ich. Doch so schwach fühlte ich mich heute nicht, dass ich meinen Stolz ein weiteres Mal ignorieren würde. Nein, von heute an wird alles anders. Ich hatte endlich die Botschaft verstanden. Ich war ihr gleichgültig! Wäre ich Alchimist, könnte ich das dunkle Geröll, das sich vor meinen liebesblinden Augen aufgetürmt hatte, in Gold verwandeln. Doch ich war keiner: Und so blieb alles ein hässlicher Schutthaufen, der es mir unmöglich machte, sie weiter mit verklärtem Blick zu sehen. Nur der Blick auf mein eigenes Leben war noch düsterer. Alles, was ich je getan hatte, hatte ich letztlich für sie getan. Mein Leben beruhte auf dieser Wahrheit. Wie schön, wie rührend, wie romantisch wäre das, hätte ich dafür mehr als zwei Söhne von ihr bekommen. Und schon den ersten hatte sie von mir trennen und auf Nimmerwiedersehen mit ins Ausland nehmen wollen, wäre damals ihre Mutter nicht eingeschritten. Ohne die Verklärung blieben nur Härte und Schmerz. Vergeudete Zeit. Vergeudetes Glück. Wie kam es, dass ich mich kaum an das Gute erinnern konnte? Welche Erinnerung ich auch vor meinem geistigen Auge drehte und wendete, immer tauchte ein dunkles Mal an ihr auf. Ein anderer Mann, dem sie während einer Feier ihre ganze Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Das Gelächter eines heiteren Abends unter Freunden, das mir galt. Die sanfte Berührung meines Armes, das Halten meiner Hand begleitet von verletzenden Bemerkungen darüber, dass ich keine gute Figur hatte oder Mundgeruch. Die Komplimente für Erfolg und Männlichkeit, die ein anderer unter ihren bewundernden Blicken genussvoll erntete, während ich unsere Gäste versorgte. Meine romantische Verliebtheit, die sie mir im Streit als weibische Schwäche auslegte. Meine Lust, die sie entweder störte oder belächelte, bis sie mich vollkommen entmannt hatte, um mich dann zu Freunden und Verwandten mitzunehmen, wo sie über meine Entmannung sprechen wollte. Und die vielen Männer, die ihren Weg säumten wie Schachfiguren auf einem Brett, die sie umringten und mich verdrängten, den einsamen weißen König einer einst strahlend weißen Königin. Sie zwang mich zeitlebens in die Knie und ich ließ sie gewähren, weil ich irrtümlich glaubte, sie würde mich trotz allem lieben.
Wer hilft mir, mich zu erheben, Kommt einer und trägt mich sanft, trägt mich durch das Tal der Trauer, bis ich wieder gehen kann.
Mein Blick blieb an den Zeilen dieses Gedichtes hängen. Ich hatte sie alle ihr gewidmet. Eines voller Schmerz, eines voller Liebe, eines voller Hoffnung – und eines, nachdem sie mir eröffnet hatte, ich möge sie abholen. Das Gedicht über die letzte Träne, die ich ihretwegen weinen würde.
Ein älteres Paar setzte sich zu uns, ebenfalls ignoriert von der jungen Frau mit dem Telefon. Ich rutschte noch ein Stück weiter ans Fenster, obwohl ich kaum Platz hatte, und der ältere Herr machte sich neben mir breit. Ich beäugte die beiden heimlich. Sie wirkten einander fremd, so wie sie da saßen. Er starrte geradeaus, sie starrte aus dem Fenster. Beider Blicke wirkten leer. Ihre Hände lagen verkrampft in ihrem Schoß, er hatte seine zu klobigen Fäusten geballt. Liebe sah so sicherlich nicht aus. Vielleicht war Liebe nach all den Jahren auch nur Wunschdenken? Aber Freundschaft konnte da sein. Eine, die ohne Worte auskam. Ich fragte mich, wie alt sie wohl sein mochten? Vielleicht fünfzehn Jahre älter als ich. Dann hätten sie den Krieg als Jugendliche miterlebt. Aber auch sein Ende. Sie hatten das Wunder des Wiederaufbaus als Erwachsene erlebt, ebenso wie den Mangel. Je nachdem, wo sie gelebt hatten, hatten sie eine Wohnung bezogen oder ein Haus, und hatten dort, wie alle Kriegskinder, Gemüsebeete und Obstbäume gepflanzt. Kein Balkon war zu klein, um nicht den Ansprüchen eines Selbstversorgers zu genügen. So einen Garten hatten wir nie gehabt. Es mangelte ihnen an Ästhetik, fand meine Frau. Sie sehnte sich nicht nach Nahrung, sondern nach Schönheit. Schönheit, die sie teilen konnte, für die sie bewundert und gelobt werden konnte. Ich war zwar stolz auf unseren Garten, immerhin hatte ich viele Jahre meines Lebens in seine Pracht investiert. Doch Nahrung war er nicht – weder für meinen Körper, noch für meine Seele. ‚Nächste Haltestelle: Emdorf‘ schnarrte die blecherne Ansagerstimme aus den Lautsprechern und ich deutete meinen Sitznachbarn an, dass ich aussteigen musste. Das ältere Paar schob Beine und Füße hilfsbereit aus dem Weg. Die junge Frau schien nicht zu registrieren, dass sich irgendetwas in ihrer Umgebung änderte. Sie war eins mit dem, was ihr aus dem Bildschirm ihres Telefons entgegenschien. An meiner Haltestelle stiegen nicht Wenige aus. Emdorf war groß, es gab viele Familien, aber wenig Arbeit. Deshalb pendelten viele morgens in die Großstadt, wo es seit ein paar Jahren offenbar immer genug Arbeit gab. Noch galt sie als arm aber sexy. Ich fühlte, dass sich zumindest das Thema Armut in den nächsten Jahren erledigen würde. Woher ich das wusste? Weil ich keinen einzigen jungen Menschen mehr kannte, der über Arbeitslosigkeit oder Aussichtslosigkeit klagte. Und ich kannte einige.
Vom Bahnhof in unserem kleinen Ort bis zu meiner Haustür waren es knapp zwanzig Minuten. Ich öffnete die Gartenpforte, ging durch unseren Garten, über die kleine Teichbrücke, an sanft wogenden Bäumen vorbei in unser Haus. In meinem Arbeitszimmer war es schön kühl und schattig, wie ich es mochte. Ich legte meine Sachen ab. Die Gedichte und das Buch, das mir mein treuer Arzt Dr. Achebe geschenkt hatte, legte ich in das Arbeitszimmer nebenan, das ihr gehörte. Alles sah aus wie immer und ich fühlte mich für einen kurzen Moment wohl, wieder zuhause zu sein. Das war das Trügerische an Gewohntem: egal wie unglücklich es einen machte, war der Abstand nur groß genug, sehnte man sich doch zurück. Das lag wohl an unserem Gehirn, das es doch stets gut mit uns meinte. Es hatte die Gabe, die Vergangenheit mit einem sonnigen Filter zu versehen und redigierte streng kleinere Übel aus dem Gedächtnisband heraus. Ein Grund, weshalb die Generation der Kriegskinder die Gegenwart beklagte. Dass früher alles besser war, stimmte nicht. Früher lag alles in Trümmern, alle waren tot oder traumatisiert. Aber das Gehirn heilte uns von der Düsternis der Vergangenheit mit dem Trick des Verschleierns und Weglassens. Und als Erinnerung blieben einem dank dieser liebgemeinten Täuschung vielleicht die Feste zurück, die man wild und ausgelassen in den Gärten feierte, während um einen herum Armut und Elend herrschten. Oder man erinnerte sich an die hingebungsvolle Liebe seiner Mutter, die immer für einen dagewesen war. Was aber wohl daran lag, dass man auf der Flucht lebte oder im Bombenschutzkeller. Eine arbeitende Mutter: das gab es damals eigentlich nicht. Die heute als Egoistin beschimpft wird, ist in Wirklichkeit eine freie Frau. Frei von Angst und Sorge um ihr verhungerndes Kind, den kranken Vater, den im Krieg verschwundenen Mann. Sie war frei. Anders als ich. Da war sie wieder, die erbarmungslose Gedankenkette, die mich immer wieder Glied um Glied in ihre Gewalt nahm. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, etwas zwang mich dazu, stets und in allem über die Freiheit nachzusinnen, die ich vermisste. Ich war an diesem Ort nicht frei. Und würde es nie sein. Bis zu meinem Ende wäre ich Sklave, mein Glück ein ferner Traum, den ich einmal für uns geträumt hatte. Meine Söhne brauchten mich nicht mehr. Wenn mich das Leben eines gelehrt hatte, dann, dass alles Entscheidende trotzdem entsteht. Eine Erkenntnis, die ich mit meinem Nietzsche teilte. Ob wir wollten oder nicht, ob wir Anteil nahmen oder nicht: war etwas im Entstehen begriffen, konnte keine Macht der Welt es aufhalten. Wo der Tod war, würde er immer sein. Wo das Leben war, würde es immer sein. Wir hatten gute Söhne in die Welt gesetzt, darauf war ich auch stolz. Aber was war ich ihnen heute denn mehr, als eine traurige Gestalt? Nein, sie sollten sich weiter auf ihr Leben konzentrieren, Acht geben auf ihre Frauen, dass sie ihnen nicht davonliefen, sich kümmern um ihre Kinder, damit sie eines Tages ebenso wunderbare Menschen würden, wie sie selbst es waren. Sie sollten Karrieren haben, was mir nie geglückt war und Männer werden, die ihrer Mutter gefallen würden. Stolz, erfolgreich, stark, beliebt und geschätzt. Goldstaub in den Augen meiner Frau. Ich hatte all meine Werke vollbracht, es waren nicht viele. Ich hatte all meine Liebe gegeben, es war keine mehr übrig. Ich hatte all meine Kraft verbraucht, es war keine mehr da. Aber: heute würde ich mich wieder frei fühlen. Heute hatte ich mich endgültig losgerissen, hatte die Kommandokette unterbrochen. Ich gehörte ihr nicht mehr. Kein Befehl, kein Wunsch würde mich je wieder erreichen. Tatsächlich: Ich war frei! War ich wahnsinnig, verrückt? Nein. Auch wenn ich Dr. Achebe nicht ganz davon hatte überzeugen können, auch wenn er mich drei Tage lang fortwährend bat, mir mehr Zeit zu nehmen, weil er – auch wenn er es so nie formulierte – an meiner geistigen Gesundheit Zweifel hatte: ich war nicht verrückt. In der Liebe steckt immer ein wenig Wahnsinn, aber auch Vernunft. Mein Quäntchen Vernunft hatte ich vom Rest getrennt, hatte es feinsäuberlich aus dem klebrigen Sog des verhängnisvollen Wahnsinns, dem ich meine ganze Zeit geopfert hatte, gelöst und an ihm gefeilt. Meine Vernunft war so rein und so klar, wie ein neuer Morgen.
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