George Warren
Bei Erwachen Mord
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Inhaltsverzeichnis
Titel George Warren Bei Erwachen Mord Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Hör auf, mich so anzustarren! Dieser glasige Blick – ich hasse dich! Ich halte das nicht mehr aus! Dreh deinen Kopf weg! Tu nicht so, als ob du das nicht könntest. Na, dann dreh ich eben deinen Kopf zur Seite … Ich habe dich um nichts gebeten. Ich habe niemanden jemals um etwas gebeten. Du hast für mich entschieden, und ich musste es ausbaden! Alle haben immer über meinen Kopf hinweg mein Schicksal bestimmt – aber damit ist es schon lange vorbei! Deswegen bin ich heute hergekommen – um dir das zu sagen … Ich bin jetzt mein eigener Herr! Hast du das nicht eben gemerkt? Oder hattest du etwa geglaubt, ich wäre nach all dem, was du mir angetan hast, einfach still und leise von der Bühne getreten? Da hast du dich geirrt, mein Schatz … Man bezahlt irgendwann für alles im Leben. So oder so – und meistens mit Zinsen … Du warst nichts für mich. Außer Abscheu, empfinde ich nichts für dich … Aber das Schlimme ist, dass ich dein Gesicht nicht vergessen kann … Ich kriege es einfach nicht aus meinem Kopf! Es ist immer da – Tag und Nacht – und ich sehe dich überall! Es verfolgt mich, lässt mir keine Ruhe … was für eine Qual! Vielleicht werde ich dich nach dem heutigen Tag vergessen? Mehr konnte ich dazu wirklich nicht tun … Ich hoffe es – so, wie ich nie etwas erhofft habe. Aber warum lebe ich überhaupt? Um diese furchtbaren Erinnerungen mit mir herumzuschleppen? Jeder Tag und jede Nacht sind eine Marter. Vielleicht ist es wirklich die größte Gnade, nie geboren zu werden.
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Epilog
Impressum neobooks
Hör auf, mich so anzustarren! Dieser glasige Blick – ich hasse dich! Ich halte das nicht mehr aus! Dreh deinen Kopf weg! Tu nicht so, als ob du das nicht könntest. Na, dann dreh ich eben deinen Kopf zur Seite …
Ich habe dich um nichts gebeten. Ich habe niemanden jemals um etwas gebeten. Du hast für mich entschieden, und ich musste es ausbaden! Alle haben immer über meinen Kopf hinweg mein Schicksal bestimmt – aber damit ist es schon lange vorbei! Deswegen bin ich heute hergekommen – um dir das zu sagen … Ich bin jetzt mein eigener Herr! Hast du das nicht eben gemerkt?
Oder hattest du etwa geglaubt, ich wäre nach all dem, was du mir angetan hast, einfach still und leise von der Bühne getreten? Da hast du dich geirrt, mein Schatz … Man bezahlt irgendwann für alles im Leben. So oder so – und meistens mit Zinsen …
Du warst nichts für mich. Außer Abscheu, empfinde ich nichts für dich …
Aber das Schlimme ist, dass ich dein Gesicht nicht vergessen kann … Ich kriege es einfach nicht aus meinem Kopf! Es ist immer da – Tag und Nacht – und ich sehe dich überall! Es verfolgt mich, lässt mir keine Ruhe … was für eine Qual!
Vielleicht werde ich dich nach dem heutigen Tag vergessen? Mehr konnte ich dazu wirklich nicht tun … Ich hoffe es – so, wie ich nie etwas erhofft habe.
Aber warum lebe ich überhaupt? Um diese furchtbaren Erinnerungen mit mir herumzuschleppen? Jeder Tag und jede Nacht sind eine Marter. Vielleicht ist es wirklich die größte Gnade, nie geboren zu werden.
Rolf schreckte aus dem Schlaf. Schweiß rann an seiner Stirn hinunter, und sein Laken war klamm.
Da war er wieder, dieser Albtraum, ganz ähnlich wie vor einer Woche. Nur Ort und Personen schienen andere, abgesehen von ihm selbst. Er war der Hauptakteur. Rolf griff sich an die Stirn und wandte seinen Kopf zur linken Bettseite. Monika schlief friedlich. Ihr Gesicht war unter der Masse der blonden Haare kaum zu erkennen. Die Gartenbeleuchtung, die das Schlafzimmer leicht erhellte, tauchte sie und die Gegenstände in ein bläulich kaltes Licht. Ein Blick auf die Leuchtziffern seiner Uhr zeigte ihm, dass es erst kurz vor fünf war.
Rolf richtete sich auf und stieg leise aus dem Bett. Der Traum war noch zu gegenwärtig, an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Er brauchte Luft. Unten trat er durch die Wohnzimmertür in den Garten. Der Morgen graute schon und kündigte einen neuen, warmen Sommertag an. Er setzte sich auf einen der Liegestühle, die um das ovale Schwimmbad standen, und öffnete eine neues Päckchen Chesterfields . Gierig saugte er an der Zigarette.
Langsam verschwand der Druck, den er auf seiner Brust fühlte, und die Bilder des Traumes verloren an Kraft, ihre Konturen lösten sich auf. Er fühlte noch die Anspannung seiner Muskeln, das Aufbäumen des Mädchens, ihre weit aufgerissenen dunklen Augen, die ihn in Todesangst anstarrten, den kurzen Kampf und dann den Geruch ihres verschwitzten, reglosen Körpers. Was für ein absurder Traum!
Wann hatte das alles angefangen? Etwa vor zwei Monaten. Die Träume hatten an Intensität zugenommen. Er konnte sich noch genau an die Gesichter der Frauen erinnern. Seltsam – wenn er früher geträumt hatte, war alles verschwommen und surreal gewesen.
Der Himmel wurde allmählich heller und färbte sich rötlich gelb. Das Wasser im Schwimmbecken schien von roten Schlieren durchzogen. Rolf konnte vom Liegestuhl aus die vom Morgendunst halbverhüllte Pazifikküste sehen.
Noch benommen stand er auf und ging zurück ins Haus. In der Küche setzte er Kaffee auf und zündete sich eine zweite Zigarette an.
„Du bist schon wach?“
Rolf drehte sich um. Monika stand auf der Marmortreppe, die in den Wohnraum herunterführte, die leichte Bettdecke über den Schultern. Er blickte sie an. Obwohl sie jetzt schon zwei Jahre zusammen waren, hatte er sich immer noch nicht an ihre Schönheit gewöhnt. Er konnte sich nicht sattsehen an ihren großen, himmelblauen Augen, den ebenmäßigen Gesichtszügen, ihren sinnlichen Lippen. Er musste unwillkürlich an die berühmten Maler und Bildhauer denken, die seit Anbeginn der Zeit versuchten, die Schönheit der Schöpfung auf einer Leinwand oder mit Hilfe eines Marmorblockes festzuhalten. Es war ihnen im Grunde nie gelungen. Die Natur selbst war die größere Künstlerin.
Rolf nickte. „Ja Spatz – ich bin schon wach – wie du siehst …“
Monika rieb sich ihre Augen. „Irgendetwas scheint dich zu bedrücken. Ist es die Firma?“ Sie sah ihn etwas verschlafen an.
Ralf nahm sie in den Arm und küsste sie auf die Stirn. „Wir kommen kaum mit den Aufträgen mit. Es läuft wie geschmiert. Du riechst gut – nach einem Mädchen, das gerade wach geworden ist …“
„Und wie riecht ein Mädchen, das gerade wach geworden ist?“, fragte Monika lächelnd und zog die Baumwolldecke enger um ihren Körper.
„Nach Honig und Buttermilch.“
„Und du stinkst nach Tabak!“ Monika verzog ihr Gesicht. „So früh am Morgen schon! Irgendetwas stimmt doch mit dir nicht. Du siehst wirklich ziemlich fertig aus.“ Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger über die Falten auf seiner Stirn.
Rolf sah sie müde an. „Danke für die Blumen. Ich bin auch zwölf Jahre älter als du. Lass uns in zehn Jahren noch mal darüber reden, wie man beim Aufwachen aussieht – dann wirst auch du die Neonleuchte über dem Spiegel auslassen und nur die Badezimmerlampe anschalten …“
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