Und dann, als ich versuchte, uns zusammenzubringen, fühlte ich eine plötzliche Kälte mich überkommen, ein Gefühl der Verlorenheit. Ich trennte mich von ihr, starrte an ihr vorbei auf die Ritzen in der Wand unseres Zimmers, die ich noch nie gesehen hatte.
„Was ist?“, fragte sie. „Du hast es gut gemacht; was ist jetzt los? Warum hörst du auf?“
„Ich weiß nicht warum.“
„Hab keine Angst. Hab keine Angst vor mir.“
„Das ist es nicht mehr. Ich weiß nur... ich weiß nur nicht, was man tun soll. Was tun Frauen miteinander? Wie können sie überhaupt zum Höhepunkt kommen?“
Ich hörte, wie sie ihr Lachen tief ansetzte und dann sagte: „Um Himmelswillen! Ich habe wieder vergessen, dass das ja das erste Mal für dich ist. Es ist die einfachste Sache der Welt - kompliziere sie nicht.“
„Wirklich?“
„Lass mich es dir zeigen. Willst du jetzt fertig werden oder willst du noch ein bisschen warten?“
„Ich will kommen, ich brauche einen Orgasmus. Zeig mir, wie man fertig wird.“
„Du musst von mir runter.“
Ungeschickt kletterte ich von ihr. Ich fühlte unsere verschwitzten Körper, als sie aneinander glitten. Ich setzte mich unbehaglich auf den Bettrand, die Beine verschränkt, und blickte Amelie an.
Sie setzte sich langsam auf, ihre Brüste fielen, reichten fast bis auf den Bauch, doch dann hoben sie sich, die Zitzen reckten sich von all dem, was mit ihnen gemacht worden war, auf.
Das war das erste Mal, dass ich sah, wie wahrhaft aufreizend ein Frauenkörper sein kann. Ich sah ihn, wie Männer ihn sehen mussten, und verstand ihre pathetische Schwäche, ihre Einsamkeit, ihre Nöte.
Es war kein Scherz, was wir an ihnen mit unseren Körpern anrichteten; es war nicht lächerlich, dass sie so auf uns ansprachen. Jetzt konnte ich sie verstehen. Ich hatte mich getäuscht. Ich hatte sie betrogen, hatte ihre Verzweiflung für Gespött gehalten.
„Leg dich hin.“
„Ich?“
„Wie kann ich was tun, wenn du sitzt? Streck dich aus. Entspanne dich. Ich zeige dir alles. Dann kannst du mir dasselbe tun, wenn du willst. Aber auch wenn du es nicht willst, genieße ich es doch auf meine Weise.“
Sie drückte mich zärtlich und langsam hinunter aufs Bett, und ich rutschte meinen Rücken bis zu den kühlen Kissen und schaute erwartungsvoll hoch zu ihr. Sie kam zu mir, küsste mich weich auf die Wange, während ihre Hand meine Brust bedeckte. Dann zog sie sie weg und senkte den Kopf.
Ich fühlte, wie sich ihre Nackenmuskeln gegen meine Schenkel spannten und ihre Zunge in mich eindrang. Ich fühlte sie warm gegen die Wände meiner Möse. Ich schauderte, fühlte, wie sie sich in mich hineinbohrte, fühlte den Schreck, als sich die Muskeln zusammenzuziehen begannen.
„Nein“, sagte ich, „nein.“
„Mach dich nicht lächerlich“, murmelte sie, dann ging ihre Zunge wieder hinein.
Diesmal hatte ich nicht die Kraft noch den Willen, nein zu sagen; ihre Zunge arbeitete sich sorgfältig den ganzen Weg hinauf, bis all mein Inneres gepackt wurde und der Schmerz verging und etwas anderes kam, ein unerträgliches Kitzeln, das sich zur Wollust steigerte. Ich fühlte, wie sich meine Brüste zusammenzogen, spürte den stechenden Schmerz in den Zitzen, als sie sich dehnten. Meine Schenkel bewegten sich wild, und dann bäumte ich mich auf und riss mich von ihr los.
„Scheiße“, sagte sie und legte ihre Hände wieder auf meine Brüste und rieb die Handflächen rauf und runter.
„Entspanne dich, bewege dich, aber bewege dich langsam. Wirf mich nicht ab. Und versuch, es zu genießen. Du wirst es noch lernen.“
Ihre Stimme klang jetzt sehr ebenmäßig. Sie hätte eine Krankenschwester sein können, die irgendeine hygienische Routinehandlung beschrieb. Man kann auch da unten schmutzig sein.
Ihr Mund klebte wieder an meinen Schenkeln, ihre Zunge fuhr in die Möse. Jetzt war ihr Druck fester, intensiver, ihre Zunge schien in mir gewachsen und nach Länge und Größe wie ein enormer Schwanz zu sein, der sich aber all meinen Ausbuchtungen anpasste.
Es war viel besser als alles, was ein Mann geben konnte!
Ich empfand nicht das Gefühl äußerster Befremdung, das mich sonst immer überfiel, wenn etwas in mich eindrang, sondern ausschließlich eine sichere Erregung.
Ich war jetzt mit etwas verbunden, das immer draußen geblieben und jetzt zurückgekommen war.
Ich fühlte, wie sie sich tiefer in mich hineinschob und hörte, irgendwie desinteressiert, mein Stöhnen, dann wurde das Stöhnen schneller und lauter, überschlug sich beinahe in ein Schreien, und ich legte meine Hände um ihren Hals und packte ihn. Ich versuchte, sie tiefer und tiefer in die Stelle hineinzudrücken, dass sie höher und höher reichte, bis sie verschlungen würde, wenn das möglich wäre, um alles von ihr in mir zu haben.
Ich fühlte, wie ich in einer Serie von Vibrationen ausgelaugt wurde, hörte wie aus der Ferne Amelies ungleichmäßiges Keuchen, als sie das aufsaugte, was ich abgab.
Ich muss eimerweise gekommen sein!
Ihre Zunge bewegte sich schneller und schneller, kam zu einem Höhepunkt und beruhigte sich dann, bis sie nur noch ein paar langsame Querstriche mit der Zunge machte und mich bis zum Ufer der Erleichterung brachte.
Meine Hände fielen von ihrem Nacken, und sie kam langsam hoch und setzte sich, ihr Gesicht überschüttet von jener Röte der Sexualität, die ich bei einem Mann noch nie gesehen hatte, nicht so jedenfalls. Sie schien intensiver zu werden statt abzuschwächen.
„Das war sehr gut“, sagte sie. „Zum ersten Mal hast du heiß und heftig reagiert. Hat es dir Spaß gemacht?“
„Ja, es hat Spaß gemacht.“
„Gut“, sagte meine Mitbewohnerin, Entwurf-Assistentin in einem der exklusivsten Kaufhäuser der Welt war eine richtige Mode-Macherin, ein Mädchen, das mehr Verabredungen in einer Woche hatte als ich in einem Monat. Ein Mädchen, von dem einer der Männer, die ich kenne, einmal gesagt hat, sie wäre das Provozierenste, was er je in seinem Leben gesehen hätte. Selbst wenn sie sitzt, wirkt sie ordinär.
„Das ist gut. Jetzt zeige ich dir, wie du mich fertig machst. Weil ich dich mag. Jetzt hast du mich heiß gemacht. Das ist der Geschmack deines Saftes.“
Also: In einem lesbischen Verhältnis erreicht man den Höhepunkt, wenn der Mund oder die Hände des Partners in einem drin sind. Man kann es auch mit dem Druck der Schenkel gegeneinander machen, wenn man sehr heiß oder sehr erfahren ist, aber meistens dauert das zu lange, der weibliche Körper ist nicht zum aktiven Stoßen oder Durchdringen geschaffen.
Amelie zeigte mir, wie die richtigen Ersatzstücke angelegt werden.
Das klingt kühl, sogar klinisch, aber ich versichere, dass in der Praxis nichts kühl bleibt.
Ich trieb sie, kaum dreißig Sekunden, nachdem meine Lippen sie zum ersten Mal berührt hatten, zu einem verzweifelten, kreischenden Höhepunkt.
Ich fühlte, wie sie sich in mich ergoss, hörte fern ihre Schreie und Seufzer, die sich mit meinem pfeifenden Atem vermischten. Ihre Schenkel umklammerten mich zitternd, wild, hielten mich in einer engeren Umklammerung, als je ein Mann es geschafft hatte.
Es war, als ob in dem Moment, in dem sie kam, all ihre Geheimnisse und all ihre Nöte in mich hineinflossen und als ob ich alles von ihr wüsste, jedenfalls erheblich mehr, als ich je von einem Menschen zu wissen dachte, und die Geheimnisse lagen offen: sie waren da in meinem Mund, zwischen meinen Lippen, bewegten sich auf meine Mitte zu. Es war exquisit, besser als alles, was die Filme über lesbische Liebe je gezeigt haben, wo sie entweder Sünde oder meistens deprimierend oder beides ist.
Und als es fertig war, als wir beide genug gewälzt und getobt und uns umarmt hatten, da war es Amelie, nicht ich, die das Licht ausschaltete, und dann lagen wir da im Dunkeln, Körper an Körper. Mein eigener Herzschlag endlich tief und gleichmäßig; und mich drängte es, irgendwas zu sagen, etwas, was das alles vervollständigen und zur gleichen Zeit ausdehnen könnte, aber ich war nicht in der Lage dazu. Es gab keine Worte. So lag ich halb dämmernd da und hörte überrascht an Amelies Atemzügen, dass sie einzuschlafen begann.
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