Handlung verpackt werden. Der Film muss so gestaltet sein, dass die
sexuelle Erregung der Darsteller auf mich als den Zuschauer
überspringt. Ich muss den Wunsch haben, die Rolle des Darstellers zu
übernehmen."
Sie antwortete nicht, sondern lächelte ihn listig an.
Er stutzte und meinte dann: "Jetzt haben Sie aus mir herausgelockt, was
ich eigentlich von Ihnen wissen wollte. Eigentlich stehen Sie jetzt in
meiner Schuld."
"Das stimmt nicht. Ich habe Ihnen ja schon erklärt, was ich von
Pornofilmen halte. Und Sie haben mir eben erklärt, wie Sie gerne einen
Pornofilm haben würden. Ich würde sagen, wir sind quitt."
"Eigentlich ist ein guter Pornofilm der Film, der die eigenen sexuellen
Phantasien des Betrachters ins Bild setzt." Er sprach mehr zu sich
selbst als zu ihr. Dann aber wandte er sich ihr wieder zu. "Können Sie
sich vorstellen, dass Sie von einem Film erregt werden, der ihre
heimlichen Träume zeigt. Der eine Situation zeigt, von der Sie sagen:
Da möchte ich dabei sein.‘ Oder sogar: Die Frau dort bin ich?'
Vielleicht ist es schon eine Art Identifikation, wenn die Betrachterin
sagt: So macht man das nicht.‘"
Er schaute ihr fragend in die Augen. "Stimmt das?"
"Ich weiß nicht," antwortete sie. "Soweit habe ich darüber noch niemals
nachgedacht."
"Gehen wir doch einfach einmal ins Eingemachte. So manches Mal habe ich
mir schon gesagt. Mein Gott, was macht die mit dem Pimmel?!", wenn ich
gesehen habe, wie manche Frau das beste Stück des Mannes bearbeitet
hat. Ich glaube sogar, dass viele Frauen keine Ahnung haben, wie sie
einen Mann richtig in Fahrt bringen können."
"Und wie, glauben Sie, ist es richtig?"
"Die Sexualität steht auf drei Säulen: Die eine ist das Herz. Vielleicht
sollte man es auch Liebe oder wenigstens Zuneigung nennen. Die zweite
ist die Phantasie. Vielleicht am besten an einem Beispiel zu erklären.
Der Mann wird sexuell erregt, wenn er eine gut gebaute nackte Frau
sieht. Oder wenn er zum Beispiel einen Pornofilm sieht. Die dritte
Säule ist die körperliche Reizung. Also das Reizen der Nerven. An den
erogenen Zonen und an den Geschlechtsteilen."
Er machte eine Pause und schaute ihr in die Augen.
"Stimmen Sie mir zu?" fragte er.
"Bis jetzt stimmt alles, was Sie sagen," antwortete sie. "Und wie geht
es weiter?"
"Der Unterschied zwischen Mann und Frau liegt darin, dass die Gewichtung
auf den verschiedenen Säulen unterschiedlich ist. Der Mann zum Beispiel
kann sexuell aktiv sein, ohne das Herz einzuschalten. Er kann zur Hure
gehen, dort vögeln - das ist in diesem Fall wohl der richtige Ausdruck
- und anschließend die ganze Sache vergessen. Die Frau kann so etwas
nicht. Bei ihr spielt in jedem Fall das Herz mit. Sie kann sich einem
Mann nicht hingeben, ohne dass sie für ihn etwas empfindet."
Er sah sie an und als sie nichts sagte, fragte er: "Richtig?"
"Das dürfte für die meisten Frauen zutreffen," antwortete sie.
"Sehen Sie. Und jetzt kehren wir zurück zu den Filmen. Das Herz ist dort
stets ausgeklammert. Dort wollen die Frauen nur gebumst werden. Sie
wollen einen Schwanz haben. Wem er gehört, ist einerlei. Und das stimmt
eben nicht. So wird es niemals gelingen, einer Frau Spaß an einem Porno
abzugewinnen."
Sie lächelte.
"Sehen Sie," sagte sie, "und Sie haben mich vor wenigen Minuten gefragt,
ob ich gerne Pornofilme sehen. Die Antwort haben sie soeben selbst
gegeben. Was soll ich da noch hinzufügen?"
"Ich hätte da eine Idee. Vielleicht haben Sie Spaß daran und machen mit.
Was halten Sie davon, wenn wir zwei gemeinsam eine Art Drehbuch für
einen Pornofilm schreiben. Ein Pornofilm mit der Zielgruppe Frauen."
Er machte eine Pause.
"Wir erfinden eine Geschichte über eine Liebesbeziehung zwischen einer
Frau und einem Mann. Sie verzehrt sich vor Liebe zu ihm, er will nur
mit ihr schlafen. Wir stellen die Phantasien der Frau dar und halten
dagegen, wie der Mann sie behandelt. Entweder gelangt der Mann zur
Einsicht und dann führt die Sache zum Happy End. Oder der Mann ist
uneinsichtig, dann geht die Beziehung in die Brüche. Das ist vielleicht
die glaubwürdigere Lösung. Nämlich die Frau erkennt das Machogebaren
ihres Mannes. Sie versucht die Liebe zu retten, was ihr aber nicht
gelingt. Da lernt sie einen anderen Mann kennen, der auf sie eingeht.
Aus anfänglicher Sympathie wird Liebe. Schließlich erlebt sie eine
feurige Liebesnacht mit diesem neuen Mann."
"Was wollen Sie da noch erfinden. Das ist doch schon die Geschichte."
"Ist sie nicht. Das ist nur die Rahmenhandlung. Jetzt müssen wir das
ganze füllen. Wir müssen die Phantasien der Frau erarbeiten. Und die
Wünsche des Mannes. Wir müssen die Widersprüche aufzeigen und die
Reaktionen glaubwürdig machen. Genau das ist es doch, was die Frau
sehen will. Glaubwürdigkeit."
Er sah fragend zu ihr hinüber.
"Oder ist das alles Quatsch? Will auch die Frau nur Bumsszenen sehen, um
erregt zu werden? Vielleicht ein bisschen zahmer, aber im Prinzip
gleich?"
"Nein. Aber so langsam frage ich mich, was Sie eigentlich wollen?"
Verblüfft schaute er ihr ins Gesicht. Dann lachte er.
"Sie haben Recht. Was will ich eigentlich?"
"Ich kann es Ihnen sagen," antwortete sie. "Sie wollen mich geil machen
und mich vögeln!"
Ihm klappte der Unterkiefer hinunter.
"Also, äh, ....." stotterte er.
"Geben Sie es zu?"
Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Heiß war ihm und er
fühlte sich wie ein ertappter Junge. Diese Frau schoss mit der Munition
zurück, mit der er sie die ganze Zeit unter Feuer genommen hatte. Wie
sollte er sich verhalten. Was musste er tun, um das Gesetz des Handelns
wieder in seine Hand zu bringen. Einfach Ja‘ sagen? Das ging nicht.
Damit hätte er nichts gewonnen. Die Frau war nicht dumm. Sie hatte ihn
durchschaut. Und ganz gewiss nicht erst seit wenigen Minuten.
"Sie werden ja rot?"
Jetzt wurde ihm erst richtig heiß.
"Wie ist es? Habe ich Recht?" Die Frau war gnadenlos und ließ nicht
locker.
"Also, äh....," begann er wieder, "so deutlich würde ich das nicht
sagen."
"So, wie denn dann? Sie wollen es einmal probieren. Vielleicht ist sie
ja nicht abgeneigt. Oder sehe ich das falsch?"
Ich muss zum Gegenangriff übergehen, um das Heft wieder in die Hand zu
bekommen, schoss es ihm durch den Kopf.
"Wenn Sie den Eindruck haben, warum sind Sie dann nicht längst
gegangen?"
"Weil ich wissen wollte, wie weit Sie gehen."
Er spürte, wie die Hitze in seinem Gesicht nachließ. Sein rotes Gesicht
nahm hoffentlich wieder eine normale Farbe an.
"Und jetzt habe ich die Grenzen überschritten?"
"Das haben Sie schon lange."
"Dann bitte ich hiermit in aller Form um Entschuldigung. Ich wollte
Ihnen wirklich nicht zu nahe treten. Wenn ich Sie beleidigt habe, tut
es mir wirklich leid."
"Geschenkt. Und jetzt setzen Sie Ihren Videorekorder in Gang, legen
einen Porno ein und den sehen wir uns gemeinsam an. Und ich sage Ihnen,
welche Szenen eine Frau von Mitte dreißig Jahren anmachen und welche
sie abstoßen."
"Ich muss gestehen, dass ich Ihren Vorschlag nicht ausführen kann. Ich
habe nämlich keinen Pornofilm im Haus."
"Wirklich? Also das hätte ich nicht gedacht. Ich hatte eigentlich damit
gerechnet, dass Sie mir als nächstes vorschlagen würden, mir einen
Pornofilm zu zeigen."
"Und ich habe gar keinen Pornofilm im Hause. Spricht das nun für oder
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