J. Kastner - Der Fluch von Starcrest

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Der Fluch von Starcrest: краткое содержание, описание и аннотация

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Das Jahr des Herrn 1863 ist eine düstere, hoffnungslose Zeit in Deutschland. Das einfache Volk ist verarmt. Wer Arbeit hat, schuftet für Groschen. Menschen sterben an Hunger und Epidemien.
In dieser Zeit ist »Amerika« ein Wort der Hoffnung und Sehnsucht - ein Land, wo jeder sein Glück machen und zu Wohlstand kommen kann. Ein magisches Wort auch für den jungen Handwerksgesellen Jacob Adler, der zu Unrecht des Mordversuchs beschuldigt wird und aus Deutschland fliehen muss.
Doch sein Leben in Amerika wird härter und gefahrvoller sein, als er es sich in seinen ärgsten Träumen vorzustellen vermag. Ein Abenteuer wartet auf Jacob Adler, wie es kaum ein zweiter je erlebt hat...

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Die Reiter kamen mit dem ersten Glimmen der Morgenröte. Ihre geisterhaften Umrisse lösten sich aus dem Unterholz, als sich die Pferde langsamen Schrittes den prächtigen Gebäuden von Starcrest näherten. Noch behielt die Dunkelheit der nächtlichen Schattenwelt die Oberhand über die zaghaft tastenden Sonnenstrahlen und hüllte die drei Dutzend Reiter in ihr kaum durchdringbares Tuch. Sie verbarg die unrasierten Gesichter der Männer, die teils versteinert wirkten, teils haßerfüllt und teils erregt. Eins aber war allen Gesichtern gemein: In ihnen stand der Tod geschrieben.

Hätte jemand die unheimlichen, fast lautlosen Reiter beobachtet, hätte er sofort gewußt, daß der neue Sonnenaufgang für die Plantage am Missouri keine Freude und kein Leben brachte.

Nur den Tod.

In einer langen Linie lenkten die Reiter ihre Tiere auf das weiß aus der Finsternis stechende Herrenhaus und die angrenzenden flachen Häuser der Aufseher zu. Die Enden der Linie bogen sich zangenartig nach vorn und kreisten das Herz von Starcrest ein. Noch immer fast lautlos, denn die Pferdehufe waren mit dicken Lappen umwickelt. Die Augen der Reiter pendelten zwischen den Gebäuden und ihrem Anführer hin und her.

Das asketische Gesicht des großen, hageren Enddreißigers auf dem Falben spiegelte die Gefühlswelt seiner sämtlichen Begleiter wider. Seine Züge wirkten versteinert und waren doch von Leben erfüllt. Seine schmalen, fest zusammengepreßten Lippen und das Feuer in seinen tiefliegenden Augen verrieten den Haß, der ihn vorantrieb. Das nervöse Zucken der Augenlider und hin und wieder das fahrige Streichen über seinen dunklen, scharf ausrasierten Vollbart waren Zeichen seiner Erregung.

Je näher Byron Cordwainer den Gebäuden von Starcrest kam, desto größer wurde seine Erregung und desto unbändiger verlangte der Haß, der ihn fast auffraß, danach, sich endlich Luft zu verschaffen. Seine Hand faßte an den Griff des schweren Kavalleriesäbels an seiner Hüfte, und bei dem Gedanken an das Blut, das bald die glänzende Klinge bedecken würde, wurde ihm fast warm ums Herz.

Cordwainer mußte sich regelrecht zwingen, seinem Falben nicht die Sporen in die Seiten zu schlagen, um ihn voranzutreiben, möglichst schnell den Plantagengebäuden und der blutigen Ernte, die er heute einfahren wollte, entgegen. Aber der Sohn von Avery Cordwainer, dem Bürgermeister von Blue Springs, hatte gelernt, sich zu beherrschen. Sein Vater hatte ihn darauf gedrillt, damit Byron ihm nacheifern und eines Tages der mächtigste Mann der Stadt werden konnte.

Der Mann in der Uniform eines Majors hielt seinen Falben zurück und damit auch die Männer, die hinter ihm ritten. Angestrengt durchschnitten seine Augen die beginnende Dämmerung, um zu sehen, wie weit seine Flankenreiter mit der Umzingelung der Plantage waren.

Fast war es vollbracht, als plötzlich eine Tür laut in den schlecht geölten Angeln quietschte. Sie gehörte zu den Unterkünften der Aufseher an der linken Seite des Herrenhauses. Ein Weißer in roter Unterwäsche und dicken grauen Wollsocken als einziger Fußbekleidung trat heraus, gähnte laut und streckte seine müden Glieder, als hätte er sich tagelang nicht bewegen können. In der linken Hand hielt er eine Maiskolbenpfeife, wie sie von den Negersklaven gefertigt wurde, in der rechten eins der neumodischen Zündhölzer.

Byron Cordwainer kannte den Mann vom Sehen. Er hieß Jenkins und arbeitete schon seit vielen Jahren als Sklavenaufseher auf Starcrest.

Vielleicht litt Jenkins an Schlaflosigkeit, daß er schon so früh auf den Beinen war. Vielleicht gehörte es zu seinem Morgenritual, sich vor dem Frühstück ganz in Ruhe eine Pfeife zu gönnen. Jedenfalls riß er das Zündholz an einem Türpfosten an, starrte kurz in die auflodernde Flamme, führte den kleinen, brennenden Stab zur Pfeife, die er zwischen seine Lippen gesteckt hatte - und verharrte mitten in seiner Bewegung.

Das war in dem Moment, als er die Reiter erblickte, die Starcrest umzingelt hatten. Ungläubig riß er die Augen auf und schien sich zu fragen, ob er Bilder seiner nächtlichen Träume vor sich sah. Als er begriff, daß die Reiter Wirklichkeit waren, ließ er das Zündholz fallen, drehte sich schnell um und wollte zurück ins Haus laufen.

Cordwainer hatte den schweren Army Colt schon aus dem Holster gezogen, ließ sich aber Zeit mit dem Zielen. Der Schuß würde jegliche weitere Überrumpelung der Leute von Starcrest verhindern. Da sollte er wenigstes treffen. Jenkins war schon fast in der Dunkelheit des Gebäudeeingangs verschwunden, als der uniformierte Anführer der Reiter den Finger um den Abzug krümmte. Die Kugel traf Jenkins mitten ins Kreuz und löschte sein Leben aus, noch ehe er längs auf den Holzboden schlug und den Pfeifenstil unter sich zerbrach.

Cordwainer drehte sich zu seinen Männern um und schrie, den Revolver noch in der Hand: »Vorwärts, Leute! Zeigt es den verdammten Sklavenschindern! Gebt kein Pardon!«

Und über Starcrest brach die Hölle herein.

Ein weiterer Aufseher taumelte verschlafen, die Situation nicht begreifend, aus dem Haus und stolperte über Jenkins' Leiche. Er starrte noch seinen toten Kollegen an, als ihm eine von Cordwainer abgefeuerte Kugel den halben Kopf wegriß.

Weitere Aufseher erschienen an den Fenstern, deren Scheiben unter dem Bleihagel der Angreifer zersplitterten. Ein paar der Verteidiger wurden niedergestreckt, ehe sie noch ihre Waffen in Anschlag bringen konnten. Einigen wenigen gelang es, das Feuer zu erwidern.

Dicht neben Cordwainer schrie ein Mann auf und krümmte sich auf seinem Pferd zusammen. Es war der junge Eliah McPherson, der Sohn des Büchsenmachers von Blue Springs.

Er war ganz wild darauf gewesen, mitzureiten und sich als Mann zu beweisen. Eliahs Vater hatte seinem Sohn verboten, an der Strafexpedition, wie Cordwainer den Raid genannt hatte, teilzunehmen. Aber Eliah schlich sich in der Dunkelheit aus dem Haus, sattelte den Braunen seines Vaters und war unglaublich stolz auf sich, als er mit dem bewaffneten Trupp ostwärts durch die Nacht ritt, der großen Plantage von Starcrest entgegen.

Jetzt waren jeglicher Stolz und jede Manneswürde von Eliah McPherson gewichen. Der Jüngling war nur noch ein blutendes, vor Schmerzen schreiendes Etwas. Die feindliche Kugel hatte einen Teil seines vorher so hübschen Gesichts weggerissen. Es war ein Wunder, daß er noch bei Bewußtsein war.

Eine zweite Kugel fuhr in seine Brust und stieß ihn aus dem Sattel. Er fiel unter die Hufe seines Braunen.

Mehr sah Byron Cordwainer nicht von ihm, weil es ihn nicht interessierte. Der Mann in der Offiziersuniform trieb seinen Falben auf das prächtige Herrenhaus zu. Dort lebten die einzigen Menschen auf Starcrest, an denen ihm wirklich gelegen war. Denen sein ganzer Haß galt.

Cordwainer beeilte sich noch mehr, als er sah, wie seine Leute die ersten der mitgebrachten Fackeln und Brandsätze auf die Gebäude schleuderten. Viel zu früh.

Cordwainer hatte ihnen eingeschärft, seinen Befehl abzuwarten, wollte er doch zuvor Virginia aus dem Haus holen. Aber die Erregung und die Hitze des Gefechts hatten seine Männer übermannt.

Und die Mordlust. Wann immer sich einer der Bewohner von Starcrest zeigte, brach er wenige Sekunden später unter einem Kugelregen zusammen.

Das Herrenhaus brannte bereits an mehreren Stellen, als Cordwainer es erreichte. Er zügelte grob sein Pferd, stieg aus dem Sattel und warf die Zügel einem seiner Männer zu. Er winkte einer Handvoll Leute, ihm zu folgen, und stürmte die breite Treppe zum Haupteingang hinauf.

Die Doppelflügeltür aus massivem Eichenholz war verschlossen, aber Brock Haley öffnete sie mit ein paar Schüssen aus nächster Nähe, die er aus seinem 44er Kerr-Revolver abgab. Der bullige Hufschmied trat die Tür auf, und die Männer liefen ins Haus.

Schon in der Eingangshalle schlugen ihnen Flammen entgegen, und Rauch biß in ihre Augen. Durch die Fenster geschleuderte Brandsätze hatten das Feuer im Haus entzündet. In dem prunkvoll eingerichteten Gebäude fanden die hungrigen Flammen genügend Nahrung, leckten an wertvollen Möbeln und fraßen sich an seidenen Vorhängen hinauf.

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