Artschik war begeistert von ihrem Treffen. Endlich kam sein Brillant zurück. Zur Feier seines Sieges schenkte er sich einen Whiskey ein und wählte Schakros Nummer.
Er erzählte von dem unerwarteten Besuch seiner Geliebten, berief sich auf die männliche Solidarität, enthüllte das wahre Gesicht der unverbesserlichen, hinterhältigen Huren, und fast unter Tränen schloss er seine Rede:
„Keine Sorge, mein Freund, ich finde einen angemessenen Ersatz. Tausende Frauen träumen davon, ein Leben zu führen, wie du es für diese Nutte geschaffen hast!“
Schakro schwieg, schlicht und kalt, und spürte eine brennende Wut in sich wachsen. Noch niemand hat ihn je so erniedrigt! Seine männliche Würde war so stark getroffen, dass er dachte, er wäre in diesem Augenblick bereit zu töten.
Als Artschik das Freizeichen hörte, schrie er erschrocken: „Hallo? Hallo?
Drecksack, blöder! Könnte wenigstens danke sagen für so eine wertvolle Info! Ich hätte sie ihm verkaufen sollen! Aber gut! Für die nächste Nutte zahlt er mir das Dreifache! Arschloch!“
Eine Sekunde dachte er an Natalja. Dann straffte er seine Schultern und grinste wie ein fetter Kater. Er vermisste sie, außerdem arbeitete sie besser als alle anderen. Sie verstand es, auch die schmutzigsten Wünsche der Kunden zu befriedigen. Die Hoffnung auf ihre Rücker erregte ihn. Er trat vor den Spiegel und holte sein halb angeschwolles Glied heraus. Er verzog das Gesicht, als wollte er Natalja nachahmen, wie sie noch vor zehn Minuten seine violette Eichel geschluckt hatte.
Natalja öffnete die Tür ihres goldenen Käfigs in bester Laune. Auf einem Bein hüpfend, zog sie ihre Schuhe aus.
Sie hörte ein Geräusch. Ihr Liebster war zu Hause. Das freute sie sehr. Sie lief schnell in die Küche und erstarrte.
Am Tisch saß ihr Schatz mit blutunterlaufenen Augen. Im Nu sprang er vom Stuhl auf, war mit einem Satz neben Natalja und ließ seine Faust auf ihr Gesicht donnern. Sie stürzte zu Boden und schluchzte krampfhaft. Schakro ließ nicht von ihr ab, sondern traktierte er sie mit Fußtritten. Sie versuchte, ihr Gesicht mit den Händen zu schützen, und rief entsetzt um Hilfe. Die Fußtritte hagelten wahllos, es gab keinen Schutz. Seine Schuhspitzen rissen ihr die Haut an den Händen auf und drohten, ihr schönes Gesicht zu entstellen. Als er die offene Wunde an ihrer Schläfe bemerkte, verließ er hastig die Wohnung, befahl aber zuvor seiner Leibwache, einen Arzt zu holen, der sie untersuchen sollte, ohne Fragen zu stellen.
Bald kam ein Arzt. Er war offensichtlich weder russischer noch ukrainischer Herkunft. Er untersuchte das Opfer und sagte verbittert:
„Lieber Himmel! Warum tun die so was? So eine schöne junge Frau! Sie muss ins Krankenhaus“, wandte sich der gütige alte Mann an die Leibwache.
„Behandle sie hier!“
„Das würde ich ja gerne tun, aber es wird nicht klappen. Das Mädchen hat eine Blutung!“
„Wird sie sterben?“
„Im Falle eines starken Blutverlustes ist ein letaler Ausgang nicht ausgeschlossen.“
„Tu, was du kannst. Jetzt. Sorg dafür, dass sie bis heute Abend überlebt, dann kommt sie in eine Privatklinik zu einem Doktor, der mit dem Boss gut bekannt ist.“
„Halt durch, Liebes. Ich gebe dir eine Spritze. Versuch zu schlafen.“
„Lassen Sie mich nicht allein! Ich bitte Sie!“, flüsterte das Mädchen und packte den gütigen Mann am Arm.
„Das kann ich nicht. Entschuldigen Sie. Halten Sie durch. Bald bringt man Sie ins Krankenhaus.“
Er gab ihr die Spritze und verließ die Wohnung, voll Bedauern und Mitleid.
Sie lag in einer Blutlache am Boden und bewegte sich nicht. Ihr ganzes Leben lief vor ihren Augen ab. Sie schloss die Augen vor diesen bitteren Gedanken und aus Angst. Sie wollte das Blut nicht sehen, in dem sie, wie ihr schien, versank, während sie langsam auf der Treppe zum Himmel oder zur Hölle schritt.
Nach einiger Zeit spürte sie, wie starke Hände sie auf eine Trage legten. Alles war wie im Delirium. Infusionen, Spritzen.
Das Mädchen wachte am Morgen mit heftigsten Schmerzen in den Schläfen auf und ihr wurde übel. Es war höllisch, nur dieser Vergleich passte zu der Realität, in der sie sich befand. Ihr Körper war bedeckt mit blauen Flecken und offenen Wunden. Ihr Gesicht schien ein einziger blauer Fleck zu sein. Sie versuchte, sich aufzurichten. Mit Mühe gelang es ihr. Wegen der Kanülen, die in ihren Armen steckten, konnte nicht aus dem Bett steigen. Sie riss sie heraus und stand auf. Ihr wurde schwindlig und sie sank auf den Fußboden. Dann kroch sie zur Tür. Natalja wollte nur eins: nach Hause zu ihrer Mutter und den Verwandten und ein Glas frische Mich trinken. Den Milchgeruch spürte sie so deutlich, als ob die graue Aluminiumkanne mit Milch irgendwo hier in der Nähe stünde. Kniend zerrte sie an den Türgriff. Vergebens, die Tür war von außen abgeschlossen. Sie fühlte sich wie ein Häftling. Vor lauter Verzweiflung und Hilflosigkeit brach sie in Tränen aus. Vor der Tür hörte sie Schritte. Ängstlich wich sie von der Tür zurück, als ob ihr nichts weh täte, und starrte panisch den sich bewegenden Türgriff an.
„Oh Gott!“ Das ist er!“
In einer Sekunde liefen die Ereignisse des gestrigen Abends vor ihren Augen ab. Die Tür ging auf. Ein Mann im weißen Kittel kam mit lächelndem Gesicht herein.
„Sind Sie schon wach, Prinzessin?“
„Wer sind Sie?“
„Ich bin Ihr behandelnder Arzt. Mein Name ist Dmitri Iwanowitsch. Haben Sie keine Angst. Ich tue ihnen nichts Böses.“
„Dann lassen Sie mich hier raus!“, schrie das Mädchen auf. Sie hatte die Wachen im Korridor bereits bemerkt.
„Lassen Sie sich Zeit. Ich würde Ihnen empfehlen, in Ihrer Verfassung nirgendwo hinzugehen. Und stehen Sie bitte vom Fußboden auf“, sagte der Arzt in beruhigendem Ton, als ob er ihr helfen wollte. „Nach der Operation dürfen Sie dort nicht sitzen.“
„Nach was für einer Operation?“
„Leider haben Sie das Kind verloren. Es tut mir sehr leid.“
Ihre Augen wurden rund wie Münzen.
„Was? Haben Sie mir eine Abtreibung gemacht?“
„Ja, es tut mir sehr leid“, wiederholte der Arzt.
„Sie wurden gestern in einem äußerst kritischen Zustand zu uns gebracht, nach dem Angriff einer Straßenbande. Leider konnten wir das Kind nicht retten.“
„Wer hat mich angegriffen?“
„Rowdys. Sie haben Sie auch ausgeraubt.“
„Ah! Alles klar!“ Bastard!“, kam es aus dem Nataljas Mund.
„Was haben Sie gesagt?“, fragte der Doktor verwirrt und beugte sich zu ihr, als ob er sie besser hören wollte.
„Nicht wichtig! Alles in Ordnung!“ Das Mädchen verdeckte ihr Gesicht mit den Händen und schluchzte. Für einen Augenblick dachte sie, es wäre ein Traum.
„Genau! Ich schlafe!“
Sie schüttelte den Kopf, um aufzuwachen. Aber nein, es war kein Traum…
Vier Tage verbrachte Natalja hinter Schloss und Riegel. Erst dann kam sie langsam zu sich und begann, das Geschehe zu begreifen. Die Schuld an dieser verfluchten Liebe gab sie sich selbst. Wie hatte sie sich nur auf diese Scheiße einlassen können? Warum hatte sie sich in diesen sadistischen Kanaken verliebt? Aber während sie so mit sich ins Gericht ging, empfand sie doch etwas Mitleid mit ihm. Ganz sicher war es ihm sehr unangenehm zu erfahren, dass seine zukünftige Frau es mit einem Zuhälter trieb, während er Geld verdiente, um ihre gemeinsame Zukunft zu sichern. Sehr unangenehm, beleidigend und erniedrigend.
„Artschik, du Arschloch!“ Wie konnte er so etwas tun? Sie hatte ihm doch ein ganzes Vermögen eingebracht! Was für eine Grausamkeit! Solche Typen hatten nicht Menschliches an sich! Weder Herz, noch Prinzipien!
Was die Prinzipien anging, hatte sie selbst allerdings auch nichts vorzuweisen. Die Manieren des Schmetterlings waren alles andere als edel.
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