Ein paar Männer, die Schäferhunde neben sich führten, kamen aus dem Wald und blieben am Rand der sonnenbeschienenen, dunstigen Weide kurz stehen. Sie blickten sich aufmerksam um, weil auf der Weide möglicherweise Gefahren lauerten. Die Stiefel und Hosenbeine der Männer waren feucht, denn sie waren lange Zeit durch das nasse Gras marschiert.
Sheriff McClellan war neben dichtem Buschwerk stehengeblieben. Er keuchte aufgrund seines Übergewichts und weil es eine schwierige Aufgabe war, die Männer durch den Wald zu führen. Keiner von ihnen hatte etwas gegessen oder eine Pause gemacht. McClellan hatte sein Gewehr und seine Pistole bei sich und einen Munitionsgürtel über die Schulter geworfen. Er warf einen Blick zurück und wischte sich mit einem zusammengeknäulten, schmutzigen Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
Nach ihm kamen noch einige andere Männer aus dem Wald ins Freie gelaufen. McClellan brüllte ihnen entgegen.
»Na los - macht jetzt mal etwas schneller! Man kann ja nie sagen, womit wir's jetzt hier oben zu tun haben werden -«
Er brach ab, als sein Hilfssheriff, George Henderson, zu ihm trat und den Mund öffnete, um ihm etwas mitzuteilen.
Aber McClellan sprach zuerst.
»Haben Sie Kontakt zu den Streifenwagen gehalten, George?«
George trug ein Schweißband und war mit einem Gewehr und einer Seitenwaffe ausgerüstet - außerdem trug er ein Sprechgerät auf dem Rücken. Schwer atmend bewegte er die Schultern und zog die Riemen seines Gepäcks fest. »Ja... sie wissen, wo wir sind. Die sollten uns beim Bauernhof der Millers treffen.«
»Gut«, sagte McClellan. »Die Männer sind hundemüde. Die können eine Ruhepause und heißen Kaffee vertragen...« Dann drehte er sich zu den Männern um, die von hinten anmarschiert kamen, und rief: »Jetzt müssen wir uns ranhalten - die Streifenwagen erwarten uns mit Kaffee und belegten Broten beim Haus!«
Die Männer liefen über die Weide, und schon bald darauf kämmten sie vorsichtig das Waldstück auf der anderen Seite durch.
Ben stand oben auf der Kellertreppe, legte das Ohr an die verbarrikadierte Tür und lauschte angespannt.
Schon seit langem hatte er keinen Hubschrauberlärm mehr gehört; vielleicht war der irgendwo gelandet oder war wieder weggeflogen. Ben wünschte sich, er wäre oben gewesen, dann hätte er ihm vom Rasen aus zuwinken können.
Dann - ganz weit weg - hörte er das unverkennbare Bellen eines Hundes.
Er horchte lange Zeit, aber er hörte ansonsten nichts mehr.
Er war kurz davor, die Barrikade herunterzureißen und das Risiko einzugehen, nach draußen zu laufen und sich dort umzusehen.
Als sich die Männer durch den schmalen Baumgürtel auf der anderen Seite der Weide arbeiteten, kamen sie auf den Friedhof, den Barbara und John besucht hatten, um den Kranz für ihren Vater abzulegen. Die Truppe marschierte weiter und lief zwischen den Grabsteinen hindurch.
Ein Stück weiter die Straße hinunter, auf einem Abhang, stießen sie auf Barbaras Wagen, dessen Fensterscheibe eingeschlagen war. Das Licht war eingeschaltet, aber die Batterie war offenbar leer. Blutspuren waren nicht zu sehen, und die Männer konnten auch keine Leichen in der Nähe des Wagens entdecken.
»Wer auch immer hiermit gefahren ist, er konnte wahrscheinlich fliehen und ist entkommen«, sagte McClellan voller Hoffnung. »Weiter, Männer! Hier können wir nichts mehr ausrichten.«
Die Männer verließen den Friedhof und kamen auf die zweispurige Asphaltstraße, wo mehrere Streifenwagen standen und auf sie warteten. Außerdem waren da noch ein oder zwei Motorradpolizisten. Einer von ihnen stieg ab und salutierte vor McClellan.
»Hallo, Sheriff! Na, wie steht's?«
McClellan ging auf den Motorradpolizisten zu, tupfte seine Stirn ab und blieb stehen, um ihm die Hand zu schütteln. In der Zwischenzeit holte die Truppe auf und formierte sich neu.
McClellan sagte: »Bin wirklich froh, euch Jungs zu sehen, Charlie. Wir sind schon ganz schön fertig, aber ich will die Aktion nicht abbrechen, bevor wir dort drüben bei dem MillerHaus sind. Hoffentlich haben wir keine Zeit vertrödelt, während jemand auf unsere Hilfe wartet. Wir werden erst mal nachschauen und dann eine Pause einlegen und Kaffee trinken.«
Die beiden Männer drehten sich zu der Truppe um, die sich dicht hinter ihnen versammelt hatte. Die Kurve der Asphaltstraße war voll von McClellans Leuten.
»Dann mal über diese Mauer und quer übers Feld!« rief George Henderson mit seinem Sprechgerät auf dem Rücken. »Das Bauernhaus der Millers ist dort drüben.«
Dann nahm er das Gerät ab und reichte es einem der Polizisten in einen Streifenwagen. Anschließend übernahm er die Führung einer Gruppe von Männern und lief auf das Feld zu, das vor dem Miller-Haus lag.
Gleich darauf waren Gewehrschüsse zu hören.
»Zombies - es wimmelt nur so von ihnen!« rief eine Stimme, und ein Kugelhagel dröhnte durch die Luft.
Immer mehr Männer kamen angelaufen und schossen hinter den Bäumen hervor.
Die Spürhunde knurrten und zerrten an ihren Leinen. Sie konnten den Geruch der Zombies auf den Tod nicht ausstehen.
Die Truppe näherte sich in Gruppen, schlich über das Feld auf den Schuppen mit den Zapfsäulen zu - wo einige dieser Fleischfresser sich herumtrieben und zu fliehen versuchten, aber sie wurden niedergeschossen.
In der Nähe des Hauses lungerten noch weitere Zombies herum. Die Männer stürmten vor, feuerten unablässig und schossen die Zombies in einem Kugelhagel nieder.
Ein paar dieser grauenhaften Kreaturen versuchten sich im oder hinter dem ausgebrannten Transporter zu verstecken - aber das gelang ihnen nicht. Sie wollten weglaufen, aber die Truppe knallte sie ab.
Jedesmal, wenn einer der Zombies zu Boden ging, lief einer der Männer hinüber und hackte mit einer Machete den Kopf ab. Nur so konnten sie sichergehen, daß der Zombie nicht wieder auf die Beine kam.
Eine gute halbe Stunde lang hallten die Gewehrschüsse über die Felder, zwischen denen das alte Miller-Bauernhaus lag.
Ben, der immer noch oben auf dem Treppenabsatz stand, war sich jetzt ganz sicher, daß dort draußen Männer waren. Die Schüsse waren nicht zu überhören. Und er glaubte auch, den Motor eines Autos gehört zu haben. Aber er hatte trotzdem Angst, die Kellertür aufzumachen, denn es war ja möglich, daß immer noch einige dieser Kreaturen im Haus waren. Doch... er wußte, daß er die Tür öffnen mußte...
Ganz langsam fing er an, die schweren Bretter von der Tür zu reißen...
McClellan feuerte, und das tote Ding, das gute fünfzehn Meter vor ihm stand, bäumte sich auf, bedeckte sein Gesicht mit den Händen und fiel dann schwerfällig wie ein Sack Kartoffeln zu Boden. Es gab einen dumpfen Schlag.
Weitere Schüsse waren zu hören. Und wieder sackten zwei Zombies polternd zusammen.
»Kommt hierher, Jungs!« rief McClellan. »Da sind noch drei, die fertiggemacht werden müssen!«
Die Männer mit den Macheten kamen angelaufen und hackten schnell und voller Wut die Köpfe der toten Kreaturen ab.
Der Sheriff und seine Männer liefen über den Rasen vor dem alten Bauernhaus. Sie gingen geduckt und schossen immer wieder. Sie knallten alle die toten Kreaturen ab, die das Haus umzingelten.
»Zielt auf die Augen, Jungs!« brüllte McClellan. »Wie ich euch schon gesagt habe... zielt immer nur auf die Augen!«
Das Gewehrfeuer ließ nicht nach - boller! - boller! - boller! -, als die Truppe das Haus sicherte.
Als offensichtlich alle Zombies getötet worden waren, herrschte Totenstille. Die Augen der Männer suchten das alte Haus und seine nähere Umgebung daraufhin ab, ob es noch ein Ziel gab, auf das man schießen konnte.
Plötzlich drang lauter Krach aus dem Haus. George Henderson trat neben McClellan, und dann blieben die beiden wie angewurzelt stehen, schauten und horchten.
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