Ich tue, was immer Ihr verlangt .
Noch jemand, der so sehr an Malfurion glaubte, dass es den Erzdruiden traurig stimmte. Viele waren bereits gestorben, weil sie getan hatten, was getan werden musste, und viele weitere würden folgen.
Er erklärte, was er benötigte und erhielt von Broll augenblickliche Unterstützung. Auf Hamuul konnte man sich verlassen. Er würde die Dinge mit König Varian und den anderen schon koordinieren. Der Tauren würde sicherstellen, dass die Bemühungen der Verteidiger nicht erlahmten.
Sie durften es nicht... obwohl es sehr wahrscheinlich war, dass selbst die vereinten Anstrengungen aller nicht ausreichen würden, um die böse Flut aufzuhalten.
Nachdem – hoffentlich – jeder an Ort und Stelle war, musste Malfurion schließlich Tyrande mitteilen, wo sie waren. „Die Gegend sieht nun anders aus, doch Ihr müsstet Euch eigentlich daran erinnern können.“
Die Hohepriesterin hatte sich während seines kurzen Kontakts mit den anderen umgesehen. Ihr Gesichtsausdruck war dabei immer besorgter geworden.
„Ich kann ein Gefühl nicht abschütteln...“ Tyrande blickte ihm in die Augen, ihre eigenen waren geweitet. „Malfurion, dies ist doch nicht, wo... Aber Suramar wurde doch erobert...“
„Ja“, murmelte er. „Wir sind in Azshara... am Rande dessen, was einst Zin-Azshari gewesen ist.“
Die Hohepriesterin erschauderte, dann festigte sich ihre Entschlossenheit. „Wo gehen wir hin?“
Der Erzdruide wies nach rechts. Dort konnte man einige Hügel im Nebel ausmachen. Der Geruch des Meeres – des Korallenmeeres, wie sie beide wussten – lag in der Luft. In der Ferne konnten sie die Wellen gegen die hohen Klippen schlagen hören, die das dunkle Meer überragten. Dort, wo in ferner Vergangenheit die legendäre Hauptstadt der Nachtelfen und der Brunnen der Ewigkeit gestanden hatten.
Tyrande nickte, dann runzelte sie die Stirn. „Er hätte mit dem Rest vom Meer verschlungen werden müssen, Malfurion...“
Der Blick des Erzdruiden verengte sich gedankenverloren. „Da... so hätte es sein sollen.“
Mit grimmigem Gesicht ging sie auf die Hügel zu. Doch Malfurion packte sie am Arm. „Nein, Tyrande... wir müssen es anders machen.“
Er warf den Speer weg. Aus seinem Gürtel holte er den Rest des kleinen Astes, den er abgebrochen hatte. Malfurion hatte ihn dort verstaut, kurz bevor er Remulos gefolgt war.
Zu ihrer Überraschung setzte er sich.
„Mal! Seid Ihr verrückt geworden?“
„Hört mir zu“, drängte er sie. „Schaut mir genau zu. Ich muss etwas tun, das mich in große Gefahr bringen könnte. Doch es muss getan werden, wenn die anderen ihren Teil dazu beitragen. Seid vorsichtig... er könnte diese Zeit leicht nutzen, um uns anzugreifen.“
Sie beobachtete den Nebel. „Es ist hier sehr still.“
„Und genau dann ist die Gefahr am größten.“ Malfurion nahm eine meditierende Pose ein und schloss die Augen. „Wenn ich alles richtig mache, dauert es nur einem Moment.“
Der Erzdruide atmete aus und konzentrierte sich. Trotz seiner Sorge erreichte er schnell den Zustand, den er anstrebte.
Die Reste des einst herrlichen Smaragdgrünen Traums empfingen ihn. Malfurion rannte vorwärts. Sein Ziel lag direkt voraus.
Ein Schatten bewegte sich. Es war keiner der Satyre, sondern ein großer, schrecklicher Baum mit skelettartigen Ästen.
Ich habe auf deine Rückkehr gewartet ...
Er ignorierte den Albtraumlord. Nur ein paar Meter fehlten noch...
Der Boden bebte. Malfurions Traumgestalt wurde zurückgeworfen. Er hielt den Ast fest in der Hand, als er sich mühte, das Gleichgewicht zu wahren.
Die Schattenglieder griffen nach ihm. Gleichzeitig strömten aus dem Boden groteske Gestalten, die dem Erzdruiden allesamt aus dem Ersten Krieg gegen die Brennende Legion bekannt waren.
Komm, schließe dich uns an... Komm, schließe dich uns an ..., hallte es in seinem Kopf wider.
Obwohl er wusste, dass es nur Fantasien waren, war die Kraft seines Gegners doch so groß, dass Malfurion darum kämpfen musste, das nicht zu vergessen. Solche Visionen waren es gewesen, die den Nachtelfen ursprünglich eingelullt hatten, sodass Xavius ihn gefangen nehmen konnte.
„Nicht dieses Mal“, murmelte Malfurion. Der Erzdruide presste beide Hände zusammen und umklammerte, was er darin verborgen hielt.
Dann entsprang aus seinen Händen ein langer silberner Stab. Der Schattenbaum zog sich zurück. Doch es war nicht der Stab allein, der den Feind des Erzdruiden weichen ließ. Es war die Essenz des Baumes. Des Baumes, der Xavius der Albtraumlord wirklich war. Nur Malfurion mit seinem uralten Wissen und seiner großen Erfahrung konnte einen Teil der physischen Welt mitnehmen, wenn er in seiner Traumgestalt unterwegs war. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, aber es war nötig gewesen.
Malfurion hob den Stab über den Kopf und wirbelte ihn immer wieder herum. Smaragdgrüne und goldene Energie sprühte aus den Spitzen und fraß den Nebel auf.
„Von dem, der den Traum gestohlen hat, geht auch die Erlösung aus!“, verkündete der Erzdruide.
Der Schatten zog sich weiter in den Nebel zurück. Malfurion drängte nach.
Die geisterhaften Visionen seiner Vergangenheit umschwärmten ihn, doch der Stab schnitt durch sie hindurch, als bestünden sie aus Luft. Sie verschwanden mit schrecklichen Seufzern.
Er kam in Sichtweite der Axt, näherte sich ihr aber nicht. Stattdessen ging Malfurion weiter auf den Schatten des Baumes zu.
Doch der Schattenlord zog sich nicht länger zurück. Xavius spürte vielleicht, was Malfurion von Anfang an gewusst hatte.
Ein langer, knochiger Schatten schoss aus dem Baum hervor. Er wollte in die Brust des Erzdruiden eindringen. Malfurion hatte keine andere Wahl, als sich zu verteidigen. Stab und Schatten trafen sich in einem kurzen, düsteren Blitz.
Ein kleines Stück des Schattens löste sich und verschwand augenblicklich. Doch im Kopf des Nachtelfen ertönte Xavius’ Lachen. Der Albtraumlord wusste, dass er nicht vernichten konnte, was er mit seiner physischen Essenz genährt hatte. Aber es reichte auch nicht aus, um ihm Schaden zuzufügen.
Das Ende dieses kleinen Dramas ist nahe , spottete Xavius. Und alles, was du noch tun kannst, ist zu versagen, zu versagen, zu versagen, Malfurion Sturmgrimm ...
Der Schatten breitete sich plötzlich weit über den Erzdruiden hinaus aus. Die Silhouette der skelettartigen Äste kratzte an Malfurion. Einer näherte sich der Brust des Nachtelfen.
Malfurion nahm den Stab und stieß ihn mit der Spitze voran in den Schatten. Sein Schlag verfehlte jedoch sein Ziel. Stattdessen traf die Spitze den Boden.
Die Äste versuchten, den Erzdruiden in ihrem Griff zu zerquetschen. Sie versagten, doch Malfurion verlor den Stab aus der Hand.
Xavius’ Gelächter erklang von überall her. Die Schatten umgaben den Erzdruiden.
Malfurion verschwand – und erwachte.
Doch er stellte fest, dass die Situation auf Azeroth kaum besser war.
„Mal! Gepriesen sei Elune!“, rief Tyrande.
Um sie herum schossen dunkle schwere Ranken aus dem ausgetrockneten Boden. Wie hungrige Blutegel stürzten sie sich auf den Erzdruiden und die Hohepriesterin. Malfurion wehrte mehr als ein Dutzend ab, doch es kamen immer mehr aus den großen Spalten, die sich nun öffneten.
Tyrande bekämpfte sie, so gut sie konnte. Sie hatte das Licht von Elune zu einer Waffe gemacht, die ihrer Gleve glich. Damit sprang die agile Kriegerin zwischen die suchenden Ranken. Einige waren so dick wie die Stämme von Eichen. Sie zerteilte alles, was sich zu nah an sie und Malfurion heranwagte. Mehrere abgeschnittene Teile lagen bereits um sie herum, aber der Erzdruide bemerkte, dass keiner der Angreifer verwundet wirkte.
Warum das so war, erkannte er einen Augenblick später, als sie ein weiteres Stück abschnitt. Die Ranke versiegelte augenblicklich die Wunde, und die Spitze wuchs neu.
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