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Christie Golden: Aufstieg der Horde

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Christie Golden Aufstieg der Horde

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„Ha!“, grunzte Orgrim, setzte sich auf und knuffte Durotan spielerisch. „Es ist zu einfach, ein Bürschchen wie dich zu schlagen.“

„Du hast so viele Muskeln, dass dein Hirn völlig verkümmert sein muss“, antwortete Durotan. „Können ist wichtiger als Kraft. Aber der Schwarzfels-Clan hat davon natürlich keine Ahnung.“

In ihren Sticheleien lag keine Bosheit. Die Clans waren zuerst besorgt gewesen über die Freundschaft der beiden Jungen. Aber Durotans trotziges Argument, dass nur, weil etwas noch nie getan worden war, es nicht doch trotzdem getan werden konnte, hatte die Anführer beider Clans tief beeindruckt. Dabei half, dass die Frostwölfe und die Schwarzfelsen traditionell vom selben Temperament waren. Hätte Durotan eine solche Freundschaft mit einem Mitglied des Kriegshymnen-Clans oder den Knochenmalmern angestrebt, die für ihren enormen Stolz und das Misstrauen anderen gegenüber bekannt waren, wäre die kleine Flamme der Freundschaft sicherlich früh erloschen. So aber schauten die Älteren zu und warteten darauf, dass der Reiz des Neuen abstarb und jeder der Jungen wieder an seinen alten Platz zurückkehrte. Womit die Familienordnung wieder hergestellt wäre, die es gab, solange sich irgendjemand erinnern konnte.

Doch sie wurden enttäuscht.

Der Frost des letzten Winters war dem Frühling gewichen, mittlerweile herrschte die Wärme des Sommers, und ihre Freundschaft bestand noch immer. Durotan wusste, dass sie beobachtet wurden, aber solange sich niemand einmischte, störte er sich nicht daran.

Durotan schloss die Augen und ließ seine Finger über das Moos streifen. Der Schamane sagte, dass alle Dinge Leben enthielten, Kraft und einen Geist. Sie waren tief durchdrungen von den Geistern der Elemente Erde, Luft, Feuer und Wasser und dem Geist der Wildnis. Angeblich konnten die Schamanen die Lebenskraft in der Erde und auch in totem Stein erkennen. Alles, was Durotan fühlte, war die leicht feuchte Kühle des Mooses und der Erde unter seinen Händen.

Doch die Erde zitterte!

Er riss die Augen auf, sprang auf, und seine Hände griffen instinktiv zu dem gespickten Stock, den er immer mit sich herumtrug. Orgrim bevorzugte einen schweren Hammer aus Holz und Metall, die traditionelle Waffe der Schwarzfelskrieger und eine vereinfachte Version des legendären Hammers, den er eines Tages erhalten sollte.

Die beiden Jungen tauschten einen Blick. Sie mussten nicht miteinander reden, um sich zu verständigen. War das, was die Erde zum Zittern brachte, vielleicht ein großer Spalthuf? Einer mit einem struppigen Pelz, aus dem man wundervolle Decken machen konnte, und aus herrlichem roten Fleisch, mit dem man fast den ganzen Clan ernähren konnte? Oder war es etwas Gefährlicheres?

Was lebte überhaupt im Wald von Terokkar? Sie waren hier erst einmal gewesen...

Gleichzeitig sprangen sie auf, und ihre kleinen dunklen Augen starrten in die auf einmal bedrohlich wirkende Düsternis zwischen den dicht beieinanderstehenden Bäumen, nach dem Tier Ausschau haltend, das dieses Geräusch verursacht haben könnte.

Bumm. Die Erde wurde wieder erschüttert. Durotans Herz schlug schneller. Wenn es ein kleiner Spalthuf war, konnten sie ihn vielleicht gemeinsam erlegen und die Beute mit ihren beiden Clans teilen. Er schaute zu Orgrim und sah die Augen des anderen vor Erregung leuchten.

Bumm.

Bumm.

Krach.

Beide Jungen schnappten nach Luft und zogen sich zurück, während sich das Geräusch näherte. Ein Baum, der nur wenige Yards von ihnen entfernt stand, zersplitterte direkt vor ihren Augen, und dann sahen sie das Ding, das die Geräusche verursachte und den uralten Baum ganz beiläufig zerschmettert hatte.

Es war gigantisch, hielt einen Knüppel, der so groß war wie die beiden Orcs, und es war definitiv kein Spalthuf.

Und es hatte sie gesehen.

Es öffnete das Maul und brüllte etwas, das kaum verständlich war, aber Durotan wollte auch keine Zeit darauf verschwenden herauszufinden, was das Ding wohl meinte.

Gleichzeitig wirbelten die beiden Jungen herum und flohen. Durotan wünschte sich sehnlichst, das Rennen nicht gelaufen zu sein, weil sich seine Beine noch nicht vollständig wieder erholt hatten. Doch sie bewegten sich, und der Drang zu überleben verlieh ihm zusätzliche Energie.

Wie konnten sie nur so tief in das Territorium der Oger geraten sein? Und wo war der Gronn? Durotan stellte sich vor, wie sich der Herr des Ogers seinen Weg durch die Bäume erzwang, so wie es vorhin der Oger getan hatte. Ein Gronn überragte einen normalen Oger, wie der wiederum einen Orc überragte. Er sah noch scheußlicher als ein Oger aus, als würde er aus Erde und nicht aus Fleisch bestehen.

Der Gronn war da, und er sah Durotan und Orgrim mit seinem blutunterlaufenen Auge. Dann schickte er ihnen den Oger hinterher.

Durotan und Orgrim waren noch nicht in dem Alter, in dem es ihnen erlaubt war, mit den Kriegern ihrer Clans auf Ogerjagd zu gehen, von der Jagd auf Gronns ganz zu schweigen. Sie waren nur dabei, wenn es sich um eine weniger gefährliche Beute handelte, zum Beispiel um einen Talbuk. Aber Durotan hatte sich immer nach dem Tag gesehnt, wenn er endlich eine dieser schrecklichen Kreaturen jagen durfte und diese Ehre für sich und seinen Clan erringen konnte.

In diesem Fall aber empfand er anders. Die Erde vibrierte weiterhin, und die Schreie des Ogers erklangen dicht hinter ihnen.

„Kleine Orcs zerschmettern! Ich zerschmettern!“ Das Brüllen, das folgte, ließ Durotans Ohren fast bluten.

Das Ding holte auf. Entgegen der panischen Anweisung seines Hirns, das seinem Körper befahl, schneller zu laufen – schneller, verdammt noch mal! –, konnte Durotan den Abstand nicht vergrößern. Das Wesen war schon so nahe, dass sein riesiger Schatten in dem letzten Rest Licht, das durch die Bäume drang, auf die beiden Orcs fiel.

Die Bäume standen an dieser Stelle weiter auseinander. Sie näherten sich dem Waldrand. Durotan lief weiter, erreichte eine Wiese und hatten wieder weiches Gras unter den Füßen. Orgrim war ein kleines Stück vor ihm. Verzweiflung durchfuhr Durotan, gefolgt von einer dunklen Welle der Wut.

Sie waren noch keine Erwachsenen! Sie waren noch nicht auf ihrer ersten richtigen Jagd gewesen, sie hatten noch nicht am Feuer mit den Mädchen getanzt, hatten ihre Gesichter noch nicht im Blut ihrer ersten selbst erlegten Beute gebadet. Es gab so vieles, was sie noch nicht gemacht hatten. In einem glorreichen Kampf zu sterben war eine Sache. Aber sie waren der schrecklichen Kreatur derart unterlegen, dass ihr Tod eher mitleideregend statt glorreich sein würde.

Er wusste, es würde ihn wertvolle Sekunden kosten, aber er konnte dem Drang nicht widerstehen, und so wandte Durotan den Kopf und schrie dem Oger einen Fluch zu, bevor der ihn mit seinem Knüppel platt schlug.

Was er sah, ließ ihm den Mund offen stehen.

Ihre Retter verursachten nicht mal ein Geräusch. Sie bewegten sich absolut leise, eine ruhige Flut von Blau, Weiß und Silber, die scheinbar aus der Luft kam. Durotan hörte das vertraute Geräusch von Pfeilen, die durch die Luft sirrten, und einen Herzschlag später klangen die Schreie des Ogers nicht mehr wütend, sondern gequält. Dutzende Pfeile, die auf seinem massigen bleichen Körper klein und unbedeutend wirkten, schienen ihm aus dem Leib zu sprießen und stoppten seinen tödlichen Vormarsch. Er brüllte und versuchte, die Pfeile abzuwischen.

Eine klare Stimme erklang. Obwohl er die Sprache nicht verstand, erkannte Durotan Worte der Macht, wenn er sie hörte, und seine Haut prickelte. Plötzlich war die Luft voller Blitze. Aber die waren anders als alle Blitze, die Durotan zuvor gesehen hatte, wenn ein Schamane sie erzeugte. Blaue, weiße und silberne Energie zuckte um den Oger, umwirbelte ihn und zog sich wie ein Netz zusammen. Das Monster brüllte wieder und fiel dann um, dass die Erde bebte.

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