Bald hatte Feric sich bis auf hundert Schritte an die Dampfpanzerwagen herangekämpft, die sich zu einem von Kriegern vollständig umgebenen Verteidigungsring formiert hatten. Sein Befehlswagen war flankiert von den vier Panzern und der motorisierten Leibwache und dichtauf gefolgt von der Masse der Panzer und Infanterie, die eine kilometerbreite Schneise in die Kriegerhorden schlug und Berge von Gefallenen hinter sich ließ.
Die Dominatoren änderten ihre Taktik. Die Dominanzgruppen der um die Panzerwagen versammelten Krieger griffen zu ihren Gewehren und feuerten Salve um Salve über die Köpfe ihrer ins Handgemenge drängenden Artgenossen hinweg in die Reihen der angreifenden Helder. Unmittelbar neben Feric erhielt ein junger Offizier seiner Leibwache einen Kopfschuß und stürzte rücklings von seiner Beiwagenmaschine. Nun ging der Tod durch die eigenen Reihen und berührte bald diesen, bald jenen mit bleiernem Finger; eine Kugel traf den Rand der Windschutzscheibe, wurde abgelenkt und schrillte als Querschläger davon, Ferics Kopf um wenige Handbreit verfehlend.
»Maschinengewehre!« brüllte Feric, aber die meisten Mitkämpfer der Vorausabteilung hatten ihre Magazine verschossen und waren gezwungen, entweder mit ihren Stahlknüppeln zu fechten oder zurückzufallen, um Munition nachzufassen. Feric erkannte, daß seine Absicht, die Dominatoren-Befehlshaber in ihren Panzerwagen gefangen zu nehmen, um ihnen Informationen zu entreißen, nur um den Preis hoher eigener Verluste durchführbar war. Daher gab er Befehl zum Halten, ließ Munition nach vorn bringen und erteilte den Panzern Feuerbefehl.
Augenblicke später detonierte eine Salve Panzergranaten inmitten der feindlichen Fahrzeuge. Schwarzer Rauch stieg aus den grellen Explosionsblitzen, und ein Regen von Metalltrümmern ging auf die Umgebung nieder. Sofort folgte eine zweite Salve, dann eine dritte und eine vierte.
Als der Rauch abzog, waren von den acht Dampfpanzerwagen nur noch unkenntliche geschwärzte Metalltrümmer übrig, die verstreut zwischen den Granattrichtern lagen.
Die Wirkung dieser Zerstörung auf die zur Verteidigung der Panzerwagen eingesetzten Kriegerformationen war erstaunlich. Die disziplinierten, in ihren Aktionen absolut synchron handelnden Formationen lösten sich augenblicklich auf; die hirnlosen Riesenkrieger begannen in allen Richtungen durcheinander zu drängen. Einige feuerten ihre Gewehre blindlings in die Luft, andere warfen ihre Waffen einfach fort. Viele von diesen plötzlich von Zwang und Antriebskraft befreiten Muskelbergen begannen ziellos zu urinieren und bespritzten ihre Kameraden. Ein Wirrwarr von widerwärtigen Grunzlauten, Kreischtönen und Geheul erhob sich in die Luft. Die gesamte Masse der Krieger um die Trümmer der Panzerwagen, aber auch große Teile der Horde in der weiteren Nachbarschaft waren zu einer Herde vernunftloser Tiere reduziert; die Doms, die diesen Abschnitt kontrolliert hatten, mußten mit dem Armeeoberkommando von Zind in den Panzerwagen gewesen sein. Mit ihrer Zerstörung waren die Horden von Zind der Führung beraubt, und die Kampfabteilungen in diesem Talabschnitt hatten sich in unwillkürlich zuckende Muskeln verwandelt.
Kanonen und Maschinengewehre mähten diese hirnlosen Sklaven der Doms in riesigen Scharen nieder, als Feric die Sturmdivision durch das Tal und auf den südlichen Höhenkamm führte. Ungezählte Tausende waren vernichtet; viele Tausend mehr hätten erschlagen werden können, wäre Ferics Taktik nicht auf Überrumpelung des Gegners durch Schnelligkeit und Ausnutzung des Überraschungseffekts aus gewesen.
Statt seine Kräfte in einem Gemetzel unter der führerlos durcheinanderdrängenden Herde zu verzetteln, führte Feric seine Streitmacht auf dem Höhenzug mehrere Kilometer nach Westen, um dort wieder ins Tal vorzustoßen und die Horden von Zind in unmittelbarer Nähe der Stadt zu schlagen. Die Sturmdivision konzentrierte ihre Angriffe jetzt planmäßig auf die Kampfwagen, die von den riesigen Schleppern gezogen wurden, denn jedesmal, wenn eine dieser beweglichen Geschützstellungen von einer Panzergranate zerrissen wurde, verlor eine weitere Kriegerformation Disziplin und Zusammenarbeit, und die schrumpfköpfigen Riesen warfen ihre Waffen fort, feuerten blindlings in die Luft, griffen grundlos ihre Kameraden an, urinierten und entleerten sich wie eine eingepferchte Herde verrückter Schweine. Es gab keinen Zweifel, daß die kontrollierenden Doms ihre Plätze auf den Kampfwagen hatten; jeder dieser Sklaventreiber, der von einem Feuerstoß getroffen oder von einer Granate zerfetzt wurde, machte tausend Krieger militärisch nutzlos.
Als der östliche Stadtrand von Lumb erreicht war, hatte innerhalb der Horden von Zind jeder Zusammenhalt aufgehört und dem totalen Chaos Platz gemacht. Zehntausende von Kriegern waren erschlagen, und zehntausend weitere, ihrer Herren beraubt, von wirkungsvollen Teilchen in einer gigantischen protoplasmischen Kampfmaschine in eine abscheuliche, selbstzerstörerische Masse hirnloser Muskeln verwandelt. Wie ein großes enthauptetes Reptil, das in seinem langen verzweifelten Todeskampf um sich schlägt, tobten und zappelten diese Massen bärenstarker, aber buchstäblich hirnloser Riesen ziellos umher, schossen, traten, urinierten, bissen, entleerten ihre Därme und schlugen willkürlich um sich, schlachteten dabei Hunderte ihrer Schicksalsgenossen ab und verhinderten damit jede wirksame Operation solcher Einheiten, die noch unter der Kontrolle von Dominatoren standen.
Als Feric im Befehlswagen die breite Allee hinunterfuhr, die das völlig verwüstete Ruinenfeld des östlichen Stadtteils Lumbs durchzog, erwartete ihn und seine Männer ein alptraumhaftes Chaos.
Die Horden von Zind waren auf breiter Front durch die Stadt vorgegangen. Die primitiven Häuser aus lehmbeworfenem Flechtwerk und vermörtelten Feldsteinen waren zerfetzt und niedergetrampelt; nichts war stehengeblieben, und der Schutt, der die schmalen unbefestigten Straßen bedeckte, war kaum als die Trümmer von Häusern kenntlich. Die Krieger hatten alles erschlagen, was ihnen in den Weg gekommen war, und jeder Fußbreit der Stadt war übersät mit den in Verwesung übergehenden Leichen aller nur denkbaren Arten von Mutanten und Bastarden, die einen infernalischen Gestank verbreiteten. Anscheinend bereitete die Nähe von so vielen unkontrolliert umherlaufenden Kriegern den verbleibenden Doms große Schwierigkeiten, die ihnen verbliebenen Krieger fest in der Hand zu behalten, denn Tausende der schmutzigen Riesen trampelten ziellos über dieses scheußliche Leichenfeld, rempelten einander in sinnloser Panik an, feuerten ihre Gewehre ab, schlugen mit ihren Keulen aufeinander oder auf Leichenhaufen ein, beschmutzten sich selbst mit Urin und Kot, grunzten, kreischten und begeiferten sich mit schleimigem Speichel aus ihren lippenlosen Mündern.
Es war ein Anblick, bei dem Feric die Galle hochkam, und das Blut pochte ihm in den Schläfen. »Das ist die Zukunft, mit der die Dominatoren die Welt beglücken wollen!« rief er Best zu. »Die Welt als Senkgrube, bevölkert von sabbernden, hirnlosen Monstrositäten, die von den Doms und von ihnen allein kontrolliert werden! Ich schwöre bei meinem Großen Knüppel und dem Hakenkreuz, daß ich nicht ruhen werde, ehe diese Geißel nicht für immer vom Angesicht der Erde getilgt ist!«
Er führte die Kolonne die Straße hinunter, eine unwiderstehliche Gewalt aus Kanonen, Maschinengewehren und den heißen Herzen rechter Männer, zu äußerstem Heroismus befeuert, von unbeschreiblichem Abscheu für die verrückten und erniedrigten Perversionen dessen, was einst menschliches Erbgut gewesen war und jetzt überall um sie her tobte, rohe Leichenteile fraß, obszön urinierte und sich mit dem eigenen Kot beschmierte. Indem sie alles niedermachten, was ihnen den Weg versperrte, stieß die Truppe westwärts vor, dem düsteren Leichentuch aus Feuer und Rauch entgegen, das die westlichen Stadtteile Lumbs verhängte. Obgleich die Entfernung noch mehrere Kilometer betrug, waren der Kanonendonner und das rasende Stakkato Hunderter von Maschinengewehren, die von der großen Schlacht auf der anderen Seite des Flusses herüberdrangen, von ohrenbetäubender Intensität.
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