Unmittelbar darauf führten ähnlich parallel geführte Schläge, diesmal in Gürtelhöhe, nur zu einer weiteren schallenden Doppelparade. Danach führte Feric einen Schlag von oben, während Stopa von unten aufwärts schlug. Damit waren beide Männer gezwungen, mitten im Schlag zurückzuweichen, und ihre Knüppel pfiffen wirkungslos durch die Luft.
Stopa trat schnell fünf Schritte zurück und kam auf Feric losgestürmt, führte einen Abwärtsschlag zum Kopf, der pariert wurde, dann einen seitlichen Schlag in Brusthöhe, der abermals am Stahlschaft von Ferics Knüppel abglitt, und darauf einen ähnlichen Schlag von der anderen Seite, den Feric eine Handbreit über dem Griff seiner Waffe nehmen mußte und der einen scharfen, nachvibrierenden Schmerz durch seinen Arm sandte.
Feric heuchelte einen größeren Schmerz, als er tatsächlich spürte, und wich in scheinbarer Verwirrung zurück, während die Rächer pfiffen und Stopa von neuem angriff, den Knüppel zum vernichtenden Kopfschlag erhoben. Dann, als Stopas Knüppel in einem mächtigen Bogen herabsauste, sprang Feric zur Seite, wandte sich um und versetzte dem Rächer einen mächtigen Schlag zum Bein, den Stopa unter Aufbietung aller Geschicklichkeit mit dem Hinterteil nehmen konnte. Gleichwohl heulte er vor Schmerz und Wut auf, riß den Knüppel hoch und schlug ein weiteres Mal zu. Feric, noch in gebückter Haltung, hob seinen Knüppel ein wenig an, um diesen wilden Schlag zu parieren.
Stopas Knüppel traf den Schaft von Ferics Waffe in der Mitte, doch statt des hellen, scharfen metallischen Klingens vernahm man diesmal ein häßliches Knirschen von berstendem Metall. Ferics ehrwürdiger Knüppel war von Stopas Waffe zerbrochen worden, und er sah sich mit dem nutzlosen zerspellten Stumpf in der Hand.
Stopa grinste wölfisch, als er Feric aufspringen ließ. Langsam, Schritt für Schritt, den Knüppel in Brusthöhe haltend, begann er dem zurückweichenden Feric nachzugehen. Die Bedeutung dieses Vorgehens war völlig klar: übertriebene Ritterlichkeit würde es hier nicht geben; Ferics Waffe war vom Schicksal unbrauchbar gemacht worden, und Pardon konnte nicht gegeben werden. Pardon, dachte Feric, würde auch nicht erbeten werden. Wenn es ihm bestimmt war, auf diese Art und Weise zu sterben, so würde er seinem Schicksal heroisch begegnen und bis zum letzten Atemzug mit allem kämpfen, was sich ihm bot, wenn es sein mußte, mit den bloßen Fäusten.
Stopa zielte einen Schlag auf Ferics Kopf; dieser sprang zurück. Der Rächer führte einen weitausholenden Streich gegen Ferics Leib, den Feric mit den Resten seiner Keule mühsam parierte; wieder wurde er zurückgezwungen. Stopa sah es, schwang den Knüppel und ließ ihn auf Ferics Kopf niedersausen. Auch diesmal gelang es Feric mit knapper Not, den Schlag mit dem Stumpf seines Knüppels zu parieren, aber diesmal wurde ihm dieser Rest durch die Gewalt von Stopas Hieb aus der Hand geschlagen, und er sah sich wehrlos.
Mit einem Triumphgebrüll schlug Stopa nach Ferics Knien und zwang ihn, blindlings zurückzuspringen. Seine Füße trafen eine steinige Unebenheit oder eine Wurzel, und er fiel zu Boden. Stopa schlug nach seinem Kopf; er wälzte sich zur Seite, und das Kopfstück des Knüppels fuhr neben ihm in die Erde. Wieder schlug Stopa zu, und wieder konnte er im letzten Moment ausweichen, indem er sich zur anderen Seite warf. Ein weiteres Mal entging Feric um ein Haar dem Tod, indem er einem gewaltigen Schlag auswich, aber immer war Stopa wieder über ihm, ehe er aufspringen konnte.
Feric riß den Kopf ein letztes Mal zur Seite, als Stopas Knüppel an seinem Ohr vorbeifuhr und in die Erde schlug; diesmal war er im Herumschnellen jedoch mit einer Schulter auf die samtbezogene Pritsche geraten, auf der der Stahlkommandeur lag. Die Überraschung darüber kostete ihn wertvolle Sekunden; überdies lag er rücklings mit dem Oberkörper halb auf der Pritsche und konnte sich nicht weiterwälzen. Als er dies sah, hob Stopa seine Keule mit wütendem Grunzen hoch über den Kopf und schlug mit unwiderstehlicher Gewalt zu.
In einer rein instinktiven Reaktion griff Feric hinter sich, umfaßte den Handgriff des Großen Knüppels von Held und riß ihn hoch, um den Schlag zu parieren. Stopas Knüppel traf den dikken, schimmernden Schaft der legendären Waffe und zerbarst augenblicklich in Stücke.
Ein ungläubiges vielstimmiges Stöhnen stieg von den Rächern auf: ein dumpfer, kaum menschlicher Laut, der nach einem Atemzug wieder in Stille erlosch. Stopa wankte wenige Schritte zurück, dann ließ er die Reste seiner Waffe fallen und sank in die Knie, den Kopf vor ihm geneigt, die Augen niedergeschlagen. Die übrigen Rächer folgten seinem Beispiel und nahmen diese Haltung der Huldigung an, die brennenden Fackeln in den Händen. Selbst der völlig verblüffte Bogel konnte im Angesicht eines solch historischen Augenblicks nicht stehenbleiben.
Was Feric selbst betraf, so vermochte er kaum die Ungeheuerlichkeit dessen verstehen, was er getan hatte. In seiner Hand lag der Stahlkommandeur, der Große Knüppel von Held, und er hatte nicht mehr Gewicht als ein hölzerner Stab; er schien von einer triumphalen Kraft getragen, die sich mit dem Umfassen des Handgriffs Ferics Körper mitteilte, symbolisch und tatsächlich in einem. In ihm waren die Gene des königlichen Hauses von Heldon; soviel durchdrang Ferics Verblüffung sofort mit kristallener Klarheit. Die Erbmasse des alten Königshauses war seit Jahrhunderten weithin verstreut; daher war es nicht unvernünftig anzunehmen, daß der königliche Genotyp wieder einmal aus dem allgemeinen heldonischen Genreservoir auftauchen würde. Der Umstand, daß er den Großen Knüppel emporhielt, bewies eindeutig, daß genau dies geschehen war.
Langsam, noch um die Wiedergewinnung seiner Fassung ringend, erhob er sich und reckte die gewaltige schimmernde Keule hoch über seinen Kopf; das Licht des Freudenfeuers hinter ihm umgab ihn mit einem wilden orangeroten Glorienschein und ließ zuckende, tanzende Glanzlichter über das Metall der legendären Waffe spielen.
Vor ihm kniete Stopa in einer Haltung edler und tiefer Ergebenheit. »Mein Leben gehört dir; du magst damit tun, was du willst, Herr«, murmelte er demütig, ohne den Blick zu heben.
Die Erkenntnis des Geschehens in seiner vollen Bedeutung verbreitete sich endlich durch Ferics Bewußtsein. Das Schicksal hatte ihn nach Ulmgarn geführt, das Schicksal hatte ihn mit Bogel zusammengeführt, damit er einen späteren Dampfwagen nehmen und mit diesen edlen Barbaren zusammentreffen würde; das Schicksal hatte durch Zeit und Raum gewirkt, um den Großen Knüppel von Held in seine Hand zu legen. Die Bedeutung war klar: er war der rechtmäßige Herrscher von ganz Heldon; den Beweis dafür hielt er für alle sichtbar in der Hand. Es blieb nun die Erringung der Macht, die notwendig war, um ihm zu seinem rechtmäßigen Rang zu verhelfen. Es war seine Pflicht und sein Schicksal, ganz Heldon in die Hand zu nehmen, wie er jetzt das alte Reichszepter hielt, und als eine Waffe zur Vertreibung aller Mutanten und Dominatoren zu gebrauchen, um dann die bewohnbaren Teile der Erde bis zur letzten Handbreit Bodens für den wahren menschlichen Genotyp zurückzugewinnen. Dies war seine heilige Mission. Er konnte und wollte sich ihr nicht entziehen.
Im Rücken die funkenspriihende Glut des Freudenfeuers, inmitten des Smaragdwaldes, des alten Herzlandes von Heldon, reckte Feric Jaggar das Zepter von Heldon triumphierend in die Höhe und stand vor seinen knienden Getreuen. Es gab nicht den geringsten Zweifel, weder in seinem noch in ihrem Denken, daß sie jetzt seine fanatischen Gefolgsleute waren, getreu bis in den Tod.
Feric senkte den Großen Knüppel in Hüfthöhe, trat auf den knienden Stag Stopa zu und sagte: »Steh auf!«
Stopa blickte auf zu der mächtigen glänzenden Faust des Knüppels, den Feric ihm vor das Gesicht hielt. Er machte Anstalten, Ferics Befehl zu gehorchen, zögerte und berührte dann das Hakenkreuz auf dem Ring des dritten Fingers der Stahlfaust mit den Lippen. Dann erst erhob er sich.
Читать дальше