Im Lande der Zwinkerer wurde ein Wettspiel ausgetragen.
War das Heer des Holzfällers und des Scheuchs so sehr von der Uneinnehmbarkeit der Befestigungen überzeugt, daß es dem Feind keine Beachtung schenkte, oder brachten es die Spieler nicht über sich, den Wettkampf vorzeitig abzubrechen?
Die Springer, die selbst leidenschaftliche Spieler waren, verstanden und schätzten solche Gefühle. In unordentlichen Haufen drängten sie sich vor den Graben und verfolgten, die Knüppel und Lanzen gesenkt, mit ungeheurem Interesse das Spiel, das ihnen völlig unbekannt war.
Der Leser wird sich erinnern, daß Tim O’Kelli, der ein leidenschaftlicher Volleyballspieler war, einen Ball mitgenommen hatte. Wegen der vielen Abenteuer, in die das Schicksal ihn verstrickte, war er aber nicht dazugekommen, den Ball zu benutzen. Erst im Violetten Lande, wo er mit seinen Freunden lange Zeit auf den Überfall der Feinde warten mußte, kam ihm der Ball wieder in den Sinn.
Im Kampf, wenn man den Feind vor sich hat und seinen Mann stehen muß, ist es wohl leicht, ein Held zu sein. Viel schwerer ist es, tagaus, tagein dazusitzen und zu warten, wann die Gefahr endlich hereinbricht.
Die Führer der Armee bemerkten, daß die Kampfstimmung der Zwinkerer nachließ, daß die Leute mit jedem Tag träger und träger wurden. Tim dachte nach, wie man sie aufmuntern könnte, und verfiel auf das Volleyballspiel.
Er stellte mehrere Mannschaften auf, erklärte ihnen die Spielregeln und führte etliche Trainings durch (das Netz hatten Zwinkererfrauen geknüpft; es wurde natürlich viel niedriger aufgehängt als in der großen Welt).
Zuerst wurden Ausscheidungsspiele ausgetragen, die großen Zuspruch fanden. Man spielte von früh bis spät und ging erst am Abend auseinander. Die Zahl der Spielbegeisterten wuchs von einem Tag zu dem anderen, und die Lederarbeiter mußten sich tüchtig anstrengen, um die Nachfrage nach neuen Bällen zu befriedigen.
Es wurden Mannschaften mit höchst wunderlichen Namen gebildet: »Löwen«, »Lieblinge des Schicksals«, »Säbelzahntiger«, »Wackere Burschen«, »Fliegende Affen« und viele andere. Dann begann ein Turnier um die Landesmeisterschaft.
Die Angst vor dem Überfall des Feindes war wie weggeblasen. Die Zwinkerer waren jetzt springlebendig, ja sie zwinkerten auch nicht mehr soviel wie früher, denn dazu reichte ihnen einfach nicht die Zeit.
Um den Spielplatz drängten sich unzählige Fans.
Tim war jetzt wieder guter Dinge.
›Nicht umsonst sagte mein Vater, daß Sport eine famose Sache ist‹, dachte er vergnügt. ›Natürlich versteht er was davon, wo er doch in der Auswahl von Kansas gespielt hat!‹
Der Wettstreit, dem die Marranen zusahen, war wirklich fesselnd. Es war das Endspiel um die Landesmeisterschaft, das zwischen den »Fliegenden Affen« (Kapitän: Din Gior) und »Anns Unbesiegbaren Freunden« (Kapitän: Tim O’Kelli) ausgetragen wurde. Als die Springer ankamen, stand es gerade 13: 13, und jede Mannschaft hoffte auf den Sieg.
14: 13. Die »Affen« in Führung!… 14: 14.
Sekunden später stand es 15: 14 zugunsten der »Unbesiegbaren«! Eine halbe Minute danach folgte der Ausgleich: 15: 15.
Selbst wenn der Himmel einstürzen würde, hätte in diesen spannenden Minuten niemand das Spiel verlassen!
Jede Mannschaft tat das Äußerste. Die Spieler zeigten Wunder an Geschicklichkeit. Sie sprangen hoch in die Luft, drehten sich wie Kreisel und nahmen die unwahrscheinlichsten Bälle.
Die Marranen jauchzten vor Begeisterung: Das war ein Spiel nach ihrer Art. Verzückt stellten sie sich vor, welche Sprünge sie bei einem solchen Spiel vollführen und wie sie den Ball ins gegnerische Feld hineinschmettern würden! Bald hatten sich unter ihnen zwei Parteien gebildet, von denen eine den »Affen«, die andere den »Unbesiegbaren« den Daumen drückte. Man begann auch wieder Wetten zu schließen.
Die Zuschauer quittierten jeden Schmetterball mit brausendem Beifall. 16: 15 – die »Unbesiegbaren« wieder in Führung. Noch ein Schlag, und sie hatten gewonnen!
Aber was war das denn? Fassungslos gewahrten die Marranen eine vertraute Gestalt, die einen Spieler am Netz ablöste. Es war kein anderer als Bois, ihr Bois, der angeblich erschlagene, den Schweinen zum Fraß vorgeworfene Bois! Ging das mit rechten Dingen zu? Ja, es war ihr Bois, der jetzt einen Schmetterball glänzend parierte.
Hatte sie der Große Urfin zum besten gehalten? Oder hatte vielleicht der kleine hölzerne Lump ihn selbst betrogen? Vielleicht war überhaupt alles Lug und Trug?
Jetzt hatte ein Spieler den Ball so ungeschickt zugepaßt, daß die Zuschauer in schallendes Gelächter ausbrachen.
17: 15! Die »Unbesiegbaren« hatten gewonnen, sie waren jetzt Landesmeister.
Bois stürzte auf den Graben zu, hinter dem er seine Landsleute erblickt hatte, begrüßte sie herzlich über den Graben hinweg und machte ihnen Zeichen, herunterzukommen.
Die Marranen erhoben die Augen zu Urfin. Zuerst waren es fragende, verständnislose Blicke, die sie ihm zuwarfen, dann begannen ihre Augen zornig zu funkeln.
Entsetzt schlug Urfin die Hände vor die Augen, dann wandte er sich jählings um und ergriff die Flucht.
Er lief, stolperte und fiel, erhob sich und rannte weiter.

Sein Herz hämmerte zum Zerspringen, unausstehliche Angst zerriß seine Brust. Ihm schien, als sause ein Hagel von Steinen ihm nach, als schwingen ergrimmte Rächer ihre schweren Keulen über seinen Kopf…
Indes hatte kein Marrane die Verfolgung des gestürzten Gottes aufgenommen.
In seinem Rücken donnerte es:
»Lügner! Gauner! Gemeiner Verleumder! Falscher Gott!«
Das war das Ende. Der weise Karfax hatte sich in seiner Vorhersage nicht geirrt. Alle hatten sich von Urfin abgewandt, selbst der sanfte Meister Petz.

Eine solche Schmach ist schlimmer als der Tod.
Über den Graben wurden Bretter gelegt, über die die ehemaligen Feinde aufeinander zuliefen. Schon entstanden gemischte Volleyballmannschaften, Bälle flogen in die Luft und Rufe erklangen:
»Schlag!… Aus!… Zu…«
Hannibal und Cäsar aber scharrten mit den Hufen und schnaubten, ihre Herren zum Aufbruch mahnend.
Bald kam auch die Stunde, da die wunderbaren Maultiere Ann und Tim in sausendem Galopp nach Hause trugen.
Otdych bei Moskau 1967 – 1969

Das ist ausführlich im Buch “Der Zauberer der Smaragdenstadt" geschildert worden.
All das ist ausführlich im Buch “Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten" beschrieben.
Von der dritten Reise Ellis erzählt das Buch “Die sieben unterirdischen Könige".
Das ist ausführlich im Buch “Der Zauberer der Smaragdenstadt" erzählt worden.