Dean Koontz - Mitternacht

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Mitternacht: краткое содержание, описание и аннотация

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Nie war das Grauen bedrohlicher …
Tessa Lockland kann den angeblichen Selbstmord ihrer Schwester nicht glauben. Deshalb macht sie sich auf den Weg nach Moonlight Cove, der kalifornischen Kleinstadt, in der ihre Schwester zuletzt gelebt hat. Auch ein FBI-Agent trifft dort ein, um eine Reihe seltsamer Todesfälle zu klären. Der an den Rollstuhl gefesselte Vietnam-Veteran Harry Talbot hat ihn verständigt, da auch er schon länger seltsame Ereignisse beobachtet. Und schließlich ist da noch das Mädchen Chrissie Foster, deren Eltern sich zu unheimlichen Wesen verwandeln. Alle Fäden scheinen bei der geheimnisvollen Computerfirma New Wave zusammenzulaufen, die ein wahnwitziges Experiment mit den Bürgern der Stadt plant ...
Titel der Originalausgabe MIDNIGHT.
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Körber Scanned by Doc Gonzo.

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Dr. Worthy bereitete eine Spritze für George vor.

Nella auf dem Bett schlotterte unablässig, zuckte, warf sich hin und her. Schweiß rann ihr übers Gesicht; ihr Haar war feucht und verfilzt. Sie hatte die Augen offen, schien aber nicht zu bemerken, daß noch jemand im Zimmer war. Vielleicht wußte sie nicht einmal, wo sie sich befand. Sie sah einen Ort jenseits des Zimmers oder sah in sich selbst hinein; Loman wußte nicht, was von beidem, und er konnte sich nicht mehr an seine eigene Verwandlung erinnern, davon abgesehen, daß die Schmerzen unerträglich gewesen waren. George Valdoski näherte sich zögernd dem Bett und sagte: »Was ist los, Loman? Herrgott, was soll das? Was geht hier vor?«

»Es wird alles gut werden«, versicherte Loman ihm. »Es ist am besten so. Wirklich am besten.«

»Was ist am besten? Was, in Gottes Namen...«

»Leg dich hin, George. Alles wird gut.«

»Was geschieht mit Nella?«

»Leg dich hin, George. Es ist am besten so.«

»Am besten«, stimmte Dr. Worthy zu, während er die Spritze aus einer neuen Flasche voll goldener Flüssigkeit füllte.

»Es ist wirklich am besten so«, sagte Loman. »Vertraue mir.« Er winkte George mit dem Revolver zum Bett und lächelte beruhigend.

18

Harry Talbots vom Bauhaus inspiriertes Haus war aus Rotholz erbaut und hatte viele Fenster. Es lag drei Blocks südlich vom Herzen von Moonlight Cove an der Ostseite der Conquistador Avenue, einer Straße, die nach der Tatsache benannt worden war, daß vor Jahrhunderten spanische Conquistadoren hier ihr Lager aufgeschlagen hatten, als sie katholische Geistliche entlang der Küste Kaliforniens beglei-teten, um Missionen zu errichten. Ab und zu träumte Harry einmal, daß er zu diesen uralten Soldaten gehörte und nach Norden in unerforschtes Land marschierte, und es war immer ein schöner Traum, weil er in diesem Abenteuer der Fantasie nie an den Rollstuhl gefesselt war.

Der größte Teil von Moonlight Cove war auf den bewaldeten Hügeln am Meer erbaut worden, und Harrys Grundstück verlief bis zur Conquistador hinab, was den idealen Ausblick für einen Mann bot, dessen Hauptbeschäftigung im Leben es war, seine Mitmenschen zu beobachten. Er konnte von seinem Schlafzimmer im dritten Stock an der Nordwestseite des Hauses zumindest bestimmte Abschnitte sämtlicher Straßen zwischen der Conquistador und der Bucht sehen - Juniper Lane, Serra Street, Roshmore Way und Cypress Lane -, ebenso die Seitenstraßen, die in ostwestlicher Richtung verliefen. Im Norden konnte er bis auf Teile der Ocean Avenue und sogar noch weiter sehen. Weite und Tiefe seines Beobachtungsfeldes wären selbstverständlich drastisch eingeschränkt gewesen, hätte sein Haus nicht einen Stock mehr gehabt als die meisten angrenzenden Häuser, und wäre er nicht mit einem 60-mm-f /8-Spiegelteleskop und einem guten Fernglas ausgerüstet gewesen.

Am 13. Oktober, einem Montagabend, saß Harry um halb zehn auf seinem spezialangefertigten Stuhl zwischen den großen Nord- und Westfenstern und war über die Linse des Teleskops gebeugt. Der hohe Stuhl hatte Armlehnen und eine Rückenlehne, wie ein normaler Stuhl, vier schräge, starke Beine für optimales Gleichgewicht und einen beschwerten Sockel, damit er nicht so leicht kippte, wenn Harry sich aus dem Rollstuhl hob und darauf setzte. Zudem hatte der Stuhl einen Sicherheitsfurt, ähnlich wie im Auto, der es Harry ermöglichte, sich zum Teleskop vorzubeugen, ohne vom Stuhl zu rutschen und auf den Boden zu fallen.

Weil er das linke Bein und den linken Arm nicht gebrauchen konnte, weil sein rechtes Bein so schwach war, daß er sich nicht darauf stützen konnte, weil er sich nur auf den rechten Arm verlassen konnte - den die Vietkong zum Glück verschont hatten -, war es schon ein qualvolles Unterfangen, aus dem batteriebetriebenen Rollstuhl auf den Stuhl zu klettern. Aber die Anstrengung lohnte sich, denn Harry Talbot lebte jedes Jahr mehr durch das Fernglas als das Jahr vorher. Wenn er auf seiner Stuhl-Spezialanfertigung saß, vergaß er manchmal sogar fast seine Behinderung, denn er hatte auf seine Weise Anteil am Leben.

Sein Lieblingsfilm war Das Fenster zum Hof mit Jimmy Stewart. Er hatte ihn wahrscheinlich schon hundertmal gesehen.

Augenblicklich war das Teleskop in den Hinterhof von Callans Bestattungsinstitut gerichtet, dem einzigen Bestattungsunternehmen von Moonlight Cove an der Ostseite der Juniper Lane, die parallel zur Conquistador verlief, aber einen Block näher am Meer lag. Er konnte dorthin schauen, indem er zwischen zwei Häusern auf der anderen Seite seiner eigenen Straße hindurchsah, am dicken Stamm einer großen Big Cone-Pinie vorbei und über den Verbindungsweg zwischen Juniper und Conquistador hinweg. Der Hinterhof grenzte an diesen Weg an, und Harry konnte auch eine Ecke der Garage sehen, in der der Leichenwagen parkte, den Hintereingang des Hauses selbst und den Eingang zum neuen Flügel, wo die Leichen einbalsamiert und zum letzten Abschied vorbereitet oder eingeäschert wurden.

Harry hatte im Verlauf der letzten zwei Monate einige seltsame Vorkommnisse bei Callan gesehen. Heute jedoch belebte nichts Ungewöhnliches Harrys geduldige Wache über den Hof.

»Moose?«

Der Hund erhob sich von seinem Ruheplatz in der Ecke und trottete durch das dunkle Schlafzimmer zu Harry. Es war ein ausgewachsener schwarzer Labrador, der in der Dunkelheit so gut wie nicht zu sehen war. Er strich an Harrys Bein entlang, dem rechten, in dem Harry noch etwas Gefühl hatte.

Harry ließ die Hand sinken und tätschelte Moose. »Hol mir ein Bier, alter Kumpel.«

Moose war ein Behindertenhund, der von Canine Compa-nions for Independence abgerichtet worden war, und er freute sich immer, wenn er gebraucht wurde. Er eilte zu dem keinen Kühlschrank in der Ecke, der als Einbauelement unter Restauranttheken gedacht war und mit einem Fußpedal geöffnet werden konnte.

»Da ist keins«, sagte Harry. »Ich habe heute nachmittag vergessen, einen Sechserpack aus der Küche heraufzubringen.«

Der Hund hatte bereits festgestellt, daß im Kühlschrank im Schlafzimmer kein Coors war. Er tappste auf den Flur, seine Krallen klickten leise auf dem Parkettboden. Keine Teppiche, denn der Rollstuhl rollte auf glatten, harten Flächen besser. Der Hund sprang im Flur hoch und erwischte die Taste des Fahrstuhls mit einer Pfote, worauf sofort das Summen des Lifts durch das Haus dröhnte.

Harry richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Teleskop und den Hinterhof von Callans Bestattungsinstitut. Nebelschwaden trieben durch die Stadt, manche dicht und undurchdringlich, manche hauchzart. Aber der Innenhof des Instituts wurde von Scheinwerfern erhellt, so daß er deutlich sehen konnte; durch das Teleskop schien er zwischen den gemauerten Pfosten zu stehen, die auf beiden Seiten der Einfahrt zum hinteren Teil des Grundstücks standen. Wäre die Nacht nicht neblig gewesen, hätte er die Nieten in der Eisentür des Krematoriums sehen können.

Hinter ihm gingen die F ahrstuhltüren auf. Er hörte, wie Moose in den Lift sprang. Dann senkte er sich in den ersten Stock hinunter.

Da Callans ihn langweilte, drehte Harry das Teleskop langsam nach links und verlagerte seinen Sehbereich nach Süden, zu dem großen, unbebauten Grundstück neben dem Bestattungsinstitut. Er stellte die Schärfe ein, sah über das verlassene Gelände und über die Straße zum Haus der Gos-dales an der Westseite der Juniper, wo er das Eßzimmer anvisierte.

Er schraubte mit seiner intakten Hand das Okular ab, legte es auf einen hohen Metalltisch neben dem Stuhl und schraubte rasch eines von mehreren anderen Okularen an, um den Blick auf die Gosdales zu verbessern. Da der Nebel momentan dünner war, konnte er so gut ins Eßzimmer der Gosdales sehen, als würde er auf ihrer Veranda kauern und das Gesicht ans Fenster drücken. Herman und Louise Gos-dale spielten mit Dan und Vera Kaiser, ihren Nachbarn, Pinnokel, wie immer montagsabends und manchmal freitags.

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