Dick Francis - Versteck

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Dick Francis "Versteck",originaltitel: "High Stakes".
Ist es nicht mysteriös, daß Favorit Energise immer dann verliert, wenn Besitzer Steven Scott besonders hoch gewettet hat? Zufall? Scott ist blind den Tips seines Trainers Jody Leeds gefolgt. Denn vom Rennsport versteht er wenig, seine eigenen Vierbeiner kann er kaum auseinanderhalten. Ein Vertrauen, das leicht mißbraucht werden kann… Als schließlich ein Buchmacher nach dem anderen Bankrott macht, ist klar, daß Betrüger am Werk sind.
Scott spielt nicht länger mit. Er beschließt, den Gaunern das Handwerk zu legen, und riskiert dabei Kopf und Kragen.»Längst sprengen die subtilen Romane des ehemals erfolgreichsten englischen Jockeys die Grenzen des Krimigenres, längst fasziniert Dick Francis mit wunderbarer Erzählgabe, fesselnden Plots und liebevollem Lokalkolorit Millionen von Fans. Nach der Lektüre von Dick Francis' Thrillern spürt der Leser ein Vakuum — und freut sich auf den nächsten Roman.«

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Bandagen bestand, sondern aus Plastikbezogenen, mit Klettband befestigten Schaumgummistreifen.

Ich hatte sie alle vier herunter, bevor Bert mit der Schalldämpfung fertig war. Streifte Energise das neue Halfter über, nahm sein altes ab und ließ es, noch am Ring befestigt, in der Box hängen. Paßte ihm das neue an und zog versuchsweise am Strick. Energise machte erst einen Schritt, dann noch einen und folgte mir dann festen Tritts die Rampe hinunter. Ein tolles Gefühl, aber es ging nicht annähernd schnell genug.

Eil dich. Hol die anderen Pferde und beeil dich.

Sie hatten offenbar nichts dagegen, über den schwammig weichen Untergrund zu gehen, aber sie ließen sich Zeit. Ich versuchte sie ruhig zu führen, meine Unruhe im Zaum zu halten, damit sie nur nicht scheuten und ausscherten und ihre metallbeschlagenen Hufe auf den Schotter krachen ließen.

Beeil dich. Beeil dich.

Ich mußte Energise durch sein Double ersetzen und dem Double die richtige Decke, die richtigen Beinschützer, das richtige Halfter anlegen, bevor der Fahrer und der Pfleger aus dem Wohnwagen herauskamen.

Dazu die Hufe… Renneisen wurden manchmal vorn Hufschmied daheim angepaßt, der dann die Hufe einölte, um die Feilspuren zu überdecken und den Füßen ein gepflegtes Aussehen zu geben. Ich hatte Huföl mitgebracht für den Fall, daß Energise schon fertig beschlagen war, und das war er.

«Beeilung, um Gottes willen«, sagte Bert, als er mich zum Öl greifen sah. Er brachte das wiederaufgerollte Latex im Laufschritt zum Lieferwagen und grinste dabei wie ein Lottokönig.

Ich rieb die Hufe ein, bis sie dunkel glänzten. Brachte das herabhängende Halfter an, ohne den Anbindeknoten zu lösen, denn jede Veränderung daran wäre dem Pfleger aufgefallen. Schnallte die Decke um Brustkorb und Bauch des Pferdes. Befestigte die vier Beinschoner mit dem Klettband. Schloß die Tür der Box genauso, wie ich sie vorgefunden hatte, und sah mich kurz noch einmal um, bevor ich ging. Der schwarze Kopf des Doubles schaute mich ohne Neugier an, sein feuchtes Auge war geduldig und still. Ich lächelte ihm unwillkürlich zu, sprang aus dem Transporter und verriegelte mit Berts Hilfe vorsichtig die Rampe.

Owen kam aus dem Wohnwagen, lief über den Platz und schloß die Rampe an Allies Anhänger. Ich sprang zu dem Pferd in Petes Transporter hinein. Bert klappte die Rampe hoch und verriegelte auch sie geräuschlos.

Durch die Frontscheibe von Petes Transporter sah der Parkplatz ruhig und ordentlich aus.

Owen setzte sich wieder ans Steuer seines Lieferwagens, und Bert ging zurück zur Straße.

Im gleichen Moment kamen auch schon Jodys Fahrer und sein Pfleger aus dem Wohnwagen und trotteten zu ihrem Pferdetransporter hinüber. Ich duckte mich, um nicht gesehen zu werden, hörte aber, wie einer von ihnen beim Einsteigen sagte:»Wegen so einem Scheiß halten sie die Leute auf.«

Dann sprang dröhnend der Motor an, sie rollten los, und Bert war so freundlich, ein paar PKWS anzuhalten, damit sie ihre unterbrochene Fahrt zügig fortsetzen konnten. Hätte ich nicht noch so viel zu tun gehabt, wäre es zum Lachen gewesen.

Ich zog die Decke fest. Band das Strickhalfter um. Befestigte die Beinschoner. Mein Lebtag hatte ich nicht in so einem Tempo gearbeitet.

Was noch? Prüfend betrachtete ich meinen schönen Schwarzen. Ruhig erwiderte er den Blick. Ich lächelte ihn an und sagte ihm, er sei ein großartiger Kerl. Dann kam Pete aus dem Wohnwagen, und ich kletterte rasch nach vorn und lümmelte mich auf dem Beifahrersitz, als wäre mir das Warten lang geworden, obwohl ich vor Anstrengung schwitzte und das Herz mir noch bis zum Hals klopfte.

Pete stieg auf seiner Seite ein und warf Fahrtenbuch und Führerschein erbost ins Handschuhfach.

«Dauernd halten sie uns an heutzutage. Fahrtenbuchprüfung. Fahrzeugkontrolle. Jedesmal eine halbe Stunde weg. Und jetzt noch Verkehrszählung.«

«Ärgerlich«, stimmte ich zu, im Ton wesentlich ruhiger als mein Puls.

Seine gewohnte Gutmütigkeit meldete sich mit einem Lächeln zurück.»An sich sind die Kontrollen eine gute

Sache. Manche Laster waren früher der Tod auf Rädern. Manche Fahrer wohl auch. «Er griff nach dem Zündschlüssel.»Wohin?«

«Wir können eigentlich wieder umkehren. Sie sagen ja auch, daß sich das Pferd ruhig verhält. Würden Sie mich zu meinem Wagen zurückbringen?«

«Klar«, sagte er.»Sie sind der Boß.«

Bert geleitete uns fürsorglich auf die Spur nach Süden, indem er mit ernstem Gesicht und unverkennbarem Vergnügen den Verkehr aufhielt. Pete fuhr gleichmütig zurück zu der Parkbucht und hielt hinter dem Cortina.

«Sie finden sicher, das war Zeitvergeudung«, sagte ich.»Aber glauben Sie mir, von meinem Standpunkt aus hat es sich gelohnt.«

«Das ist die Hauptsache«, meinte er fröhlich.

«Bringen Sie mir den Knaben gut nach Hause«, ich sah nach hinten auf das Pferd.»Und würden Sie dem Stallpersonal bei Mr. Ramsey noch mal sagen, daß ich einen Wachmann bestellt habe, der in nächster Zeit nachts den Stall sichern soll? Der wird heute am späten Nachmittag eintreffen.«

«Klar«, sagte Pete und nickte.

«Das war's dann wohl. «Ich nahm meine Tasche und sprang aus dem Fahrerhaus. Er winkte mir noch einmal durchs Fenster zu und brummte auf der A 34 nach Süden.

Ich lehnte mich gegen den Cortina, sah zu, wie er bergab fuhr, das Tal durchquerte und auf der anderen Seite wieder hochkam.

Ob Energise sein neues Zuhause gefiel?

Kapitel 13

Charlie, Allie, Bert und Owen waren in dem Wohnwagen versammelt, als ich wieder dorthin kam, tranken Kaffee und lachten wie die Kinder.

«Mann«, sagte Bert, vor Vergnügen schnaufend.»Kaum hatte ich die Schilder und die Kegel eingesammelt, kam ein Polizeiwagen vorbei. Innerhalb von Sekunden.«

«Er hat hoffentlich nicht angehalten?«

«Keine Bange. Allerdings hatte ich auch den Fummel schon ausgezogen. Gleich als erstes. Die Jungs mögen es nicht, wenn sich einer für sie ausgibt, auch wenn die Karos auf dem Mützenband nur aufgemalt sind.«

Charlie meinte nüchterner:»Es war der einzige

Polizeiwagen, den wir gesehen haben.«

«Die Kegel standen ja nur zehn Minuten auf der Straße«, sagte Allie.»Es wäre schon Pech gewesen, wenn ausgerechnet da ein Polizeiwagen vorbeigekommen wäre.«

Sie saß an einem der beiden Schreibtische, adrett, aber unauffällig in Pullover und einfachem Rock. Auf dem Tisch stand meine Schreibmaschine, ohne Abdeckung, daneben lagen Stapel bedruckten Papiers. An dem anderen Schreibtisch saß Charlie in einem alten, leicht abgetragenen Anzug, der eine Nummer zu klein war. Er hatte die Haare in der Mitte gescheitelt und mit Wasser geglättet, und irgendwie war es ihm gelungen, nach mittlerem Beamten statt nach internationalem Busineß auszusehen. Auch ihn umgab ein eindrucksvolles Sortiment von Formularen und anderen Unterlagen, und an den Wänden hingen mit Reißzwecken befestigte Mahnplakate der Regierung.

«Wo haben Sie den ganzen Schrott her?«Bert winkte mit der Hand um sich.

«Angefordert«, sagte ich.»An Infomaterial und Vordrucke kommt man ohne weiteres ran. Man braucht nur zu fragen.«

«Menschenskind.«

«Es sind natürlich keine Zählungsformulare. Das meiste sind Führerschein- oder Paßanträge und dergleichen. Den Fragebogen haben Owen und ich uns ausgedacht und für Charlie aufgeschrieben, der dann so getan hat, als ob er die

Antworten einträgt.«

Owen trank zufrieden lächelnd seinen Kaffee, und Charlie meinte mit einem leisen Lachen:»Sie hätten mal sehen sollen, wie sich Ihr Angestellter hier gegen den Amtsschimmel gestemmt hat. Er stand vor mir wie ein Kamel und hat abwechselnd falsche Antworten gegeben oder den Sinn der Fragerei bestritten. Die beiden von dem Pferdetransporter fanden ihn ganz lustig und haben sich kaum daran gestört, daß sie warten mußten. Nur dem anderen, Pete Duveen, wurde es zuviel, aber da er als letzter anstand, war er ziemlich machtlos.«

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