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David Liss: Die Teufelsgesellschaft

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David Liss Die Teufelsgesellschaft

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London im 18. Jahrhundert. Der Exboxer und Privatdetektiv Benjamin Weaver wird durch einen erpresserischen Trick in die Dienste des Händlers Jerome Cobb gezwungen. Da auch das Wohlergehen seiner engsten Freunde in Cobbs Händen liegt, muss Weaver mit dem skrupellosen Geschäftsmann zusammenarbeiten. In Cobbs Auftrag schleust er sich in die mächtige Handelsgesellschaft East India Company ein, um dort das Vertrauen des alternden Vorstandsmitglieds Ellershaw zu erlangen - und Zugang zu geheimen Informationen. Offiziell als neuer Aufseher eingesetzt, muss Weaver bald der Durchsetzung von Ellershaws rücksichtslosen Eigeninteressen dienen, der seine Wiederwahl sichern und die Führungsposition der East India Company auf dem Textilmarkt ausbauen will. Doch welche Rolle spielt der mysteriöse Seidenweber Pepper in diesem Machtkampf? Und was hat es mit Celia Glade auf sich, dem ebenso schönen wie klugen Dienstmädchen? Schnell erkennt Weaver, dass sie nicht diejenige ist, die sie vorgibt zu sein ...  »Geistreich und elegant bietet Liss eine Fülle an Wissenswertem über das England des 18. Jahrhunderts - und dazu noch einen höchst unterhaltsamen Helden. Einfach umwerfend.« Kirkus Reviews Autor David Liss wurde 1966 in New Jersey geboren und ist im Süden Floridas aufgewachsen. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, für sein Debüt »Die Papierverschwörung« erhielt er den renommierten »Edgar Award«. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in San Antonio, Texas. Originaltitel: The Devil's Company

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Es verblüffte mich, wie schnell Ellershaw die Wogen geglättet hatte. Schon brach der Saal in Jubel und Applaus aus, und Forester durfte sogar in Ehren von der Bühne abtreten. Er würde wohl seinen Abschied aus der Geschäftsführung nehmen müssen, konnte aber zumindest mit dem Anschein von Würde den Saal verlassen.

Nachdem er gegangen war, kehrte Ellershaw aufs Podium zurück. »Ich weiß, dass meine Redezeit um ist, aber darf ich noch ein paar Worte sagen, da ich nun schon gerade hier oben stehe?«

Der Mann, der Forester der Versammlung vorgestellt hatte, nickte mit Nachdruck. Ellershaw war nun der Held des Tages. Hätte er um Erlaubnis ersucht, den Raum in Brand zu stecken, wäre ihm auch diese Bitte gewährt worden.

»Gentlemen, ich habe nicht übertrieben, als ich sagte, dass wir uns vor solchen neuen Erfindungen in Acht nehmen müssen, doch befürchte ich, dabei auch mit ein wenig Eigenlob nicht gegeizt haben. Sehen Sie, ich bin wachsam gewesen. Gerüchte von neuen Bestrebungen sind dazu da, dass man ihnen nachgeht, und es hat tatsächlich Pläne für einen neuartigen Webstuhl gegeben, zwar keinen, der aus Baumwolle indische Seide herzustellen vermag, aber doch einen Schritt in diese Richtung gebracht hätte. Und ich glaube, es war im vollen In-teresse der East India Company, dass diese Erfindung vereitelt würde, damit sie nicht eines Tages Weiterentwicklungen nach sich zieht, die dann tatsächlich unseren Markt gefährden könnten. Ich habe daher keine Mühe gescheut, um das einzige existierende Exemplar der Pläne für dieses Teufelswerkzeug an mich zu bringen.« Er griff in seine Jackentasche und zog ein kleines Oktavbändchen hervor.

Selbst aus der Entfernung konnte es keinen Zweifel geben. Dies war das Notizbuch, das ich am Morgen Devout Hale übergeben hatte.

»Nun weiß ich zwar, dass es in jüngster Zeit ein wenig Unzufriedenheit mit meinen Diensten hier gegeben hat«, fuhr Eller-shaw fort. »Es sind Stimmen laut geworden, die meinten, ich hätte mehr tun können, um dem Treiben der Wollmanufakturen etwas entgegenzusetzen und die neuen gesetzlichen Bestimmungen zu unterbinden, die uns während der kommenden Jahre ganz gewiss vor so manche Herausforderung stellen werden. Ich glaube nicht, dass diese Kritik gerechtfertigt war. Ich bin unermüdlich in meinen Bestrebungen gewesen, diese Gesetzgebung zu verhindern, aber irgendwann waren mir dann doch die Hände gebunden, denn das Parlament ist den Interessenvertretern des Wollhandels seit undenklichen Zeiten sehr gewogen. Doch ich zweifle nicht daran, dass wir verlorenen Boden wieder wettmachen werden, und wir werden auch keine Mühe scheuen, um uns neue Märkte zu erschließen und gleichzeitig unsere Rechte und Privilegien unerbittlich zu verteidigen. Indem es mir gelungen ist, diesem neuen Webstuhl Einhalt zu gebieten, glaube ich bewiesen zu haben, was ich dem Unternehmen wert bin.«

Sein Publikum schien ihm darin zuzustimmen, denn es brach in rasenden Jubel aus. Ellershaw sonnte sich in seinem Ruhm, und als der Beifall abgeebbt war, konnte er endlich zu seinem Schlusswort ansetzen.

»Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, das alles ganz allein vollbracht zu haben. Ich habe viele Helfer gehabt, und ich möchte mich an dieser Stelle bei all jenen, die mir ihre Unterstützung gewährt haben, bedanken. Unser Unternehmen hat einen neuen Fürsprecher, einen Mann, der ursprünglich die Interessen der Wollindustrie wahrgenommen hat, nun aber unsere Sache im Parlament vertreten wird. Ich möchte Sie alle bitten, Mr. Samuel Thurmond einen herzlichen Empfang zu bereiten. Mit Beginn dieser Parlamentsperiode hat er sich auf unsere Seite geschlagen, und er hat mir zugesagt, seinen ganzen Einfluss geltend zu machen, damit dieses widerwärtige Gesetz endlich rückgängig gemacht wird.«

Der alte Mann erhob sich und winkte fröhlich grinsend mit seinem Hut. Dies war weder der halsstarrige Greis, den Ellershaw mit Drohungen einzuschüchtern versucht hatte, noch der Ränkeschmied, der sich heimlich mit Forester getroffen hatte. Ich sah einen weisen Mann vor mir, der in seinen letzten Lebensjahren sich und wohl auch dem Sohn, den Ellershaw erwähnt hatte, ein paar Annehmlichkeiten gönnen wollte. Nun ging mir auf, dass Ellershaw seine Drohungen nur zum Schein ausgestoßen hatte, dass die Auseinandersetzung in den Gärten von Saddler's Wells ebenfalls nur zum Schein stattgefunden hatte - alles, damit Forester und ich glaubten, Ellershaw und Thurmond wären Erzfeinde. Und ich begriff, dass meine Anwesenheit im Craven House dazu diente, Forester weiszumachen, seine Pläne liefen Gefahr, von einem Außenstehenden, der als geheimer Ermittler in das Unternehmen eingeschleust worden war, aufgedeckt zu werden -während er irrtümlicherweise glaubte, in Thurmond einen Verbündeten gegen Ellershaw zu haben. Der Argwohn gegen mich sollte ihn unsicher machen, ihn zu überstürztem Handeln treiben, um sich damit selber ein Bein zu stellen, wodurch er für Ellershaw die Bühne frei machte, auf der dieser seinen Triumph feiern konnte.

Alles im Raum war förmlich von einem Freudentaumel ge-packt; Ellershaw musste unzählige Hände schütteln, und viele der Anwesenden klatschten Thurmond auf den Rücken, um ihn wie einen Helden in ihrem Kreise willkommen zu heißen. Das ganze Theater stieß mir ein wenig unangenehm auf, denn schließlich verdankte er sein hohes Ansehen der Tatsache, dass er seine langjährigen Verbündeten hintergangen hatte. Was würde ihn davon abhalten, eines Tages auch dem Craven House in den Rücken zu fallen? Aber vielleicht spielte das für sie überhaupt keine Rolle. Hatte Ellershaw nicht klar und deutlich erklärt, dass diese Männer von einer Verkaufssaison, von einer Anteilseignerversammlung zur nächsten lebten? Was bedeutete ein möglicher Verrat in ferner Zukunft gegen den Triumph des Augenblicks?

Mich begannen diese Beifallsbekundungen anzuwidern, und ich wollte Elias sagen, dass ich es hier nicht länger aushielte, doch als ich aufblickte, gewahrte ich, wie Thurmond gerade die Hand eines ganz unerwarteten Gastes schüttelte. Es war kein anderer als Moses Franco.

Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich zu begreifen versuchte, warum er hier war und wieso er auf offenbar so freundschaftlichem Fuße mit Thurmond und mehreren anderen Angehörigen des Craven House verkehrte. Dann sah ich, wie Mr. Franco sich verabschiedete und dem Ausgang zustrebte. Er öffnete die Doppeltür und schloss sie ebenso rasch wieder hinter sich, doch mir blieb gerade noch genug Zeit zu beobachten, dass ihn draußen jemand erwartete, bei deren Kleidung und Bewegungen nach es sich nur um Celia Glade handeln konnte.

Ich sagte Elias, dass ich gleich wiederkäme und wollte mich gerade selber zur Tür durchdrängen, als Ellershaw mich bei der Schulter griff. Er erwiderte meinen erstaunten Gesichtsausdruck mit einem so selbstsicheren, wissenden Grinsen, wie ich es von ihm noch nicht kannte.

»Dass ich mich nicht öffentlich bei Ihnen bedankt habe, soll nicht bedeuten, dass ich Ihren Beitrag weniger zu schätzen wüsste als den Thurmonds«, sagte er.

Ich ignorierte sein Salbadern und schob mich zur Tür hinaus. Zum Glück sah ich gerade noch, wie die beiden den Gang hinunter und zu einem kleinen Nebenraum gingen, von dem ich wusste, dass er erst jüngst frei geräumt worden war. Sie mussten sich entweder unbeobachtet gefühlt haben oder scherten sich nicht darum, wenn jemand sie zusammen sah, denn sie schlossen nicht einmal die Tür hinter sich, und als ich an der Schwelle ankam, überreichte Celia Glade Mr. Franco gerade einen Geldbeutel.

»Was sind das für geheime Geschäfte?«, sagte ich mit so lauter Stimme, dass sie beide zusammenzuckten.

»Mr. Weaver«, begrüßte mich Mr. Franco freudevoll. »Wie froh ich bin, Sie zu sehen, da wir dies alles nun hinter uns haben. Ich weiß, dass Sie nicht umhinkönnen, sich ein paar Fragen zu stellen, aber seien Sie versichert, dass ich tief in Ihrer Schuld stehe, Sir, und nichts als Hochachtung für Sie empfinde.«

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