Über die Jahre haben verschiedene Autoren versucht, ihre eigene Biographie von Sherlock Holmes zu verfassen, und dabei das wenige, das Doyle über Sherlock preisgegeben hat, mit realen historischen Ereignissen verknüpft. Diese Werke sind zwangsläufig fehlerhaft, unvollständig und subjektiv gefärbt, aber dennoch gestehe ich, dass ich eine heimliche Schwäche für William Baring-Goulds Werk Sherlock Holmes – A Biography of the World’s First Consulting Detective hege und einige Details (überwiegend Zeitangaben und Jahreszahlen) aus diesem Kultwerk entnommen habe.
Natürlich wird es weitere Abenteuer von Sherlock Holmes in der Schule und später auf der Universität geben. Aber in der Zwischenzeit möchte ich dazu einladen, die originalen Geschichten von Arthur Conan Doyle neu zu entdecken.
Die Kurzgeschichten sind in fünf Bänden erschienen: The Adventures of Sherlock Holmes, The Memoirs of Sherlock Holmes, The Return of Sherlock Holmes, His Last Bow und The Case-Book of Sherlock Holmes . (Auf Deutsch in den folgenden Erzählbänden enthalten: Die Abenteuer des Sherlock Holmes: Erzählungen, Die Memoiren des Sherlock Holmes: Erzählungen, Die Rückkehr des Sherlock Holmes: Erzählungen, Seine Abschiedsvorstellung: Erzählungen, Sherlock Holmes’ Buch der Fälle .)
Bei den Romanen handelt es sich um: A Study in Scarlett, The Sign of the Four, The Hound of the Baskervilles und The Valley of Fear . (Auf Deutsch in den folgenden Romanbänden enthalten: Eine Studie in Scharlachrot, Das Zeichen der Vier, Der Hund der Baskervilles, Das Tal der Angst .)
Wem das immer noch nicht genug ist, wird mit den Holmes-Romanen neueren Datums von Nicholas Meyer (The Seven Per Cent Solution, The West End Horror, The Canary Trainer) , Michael Hardwick (The Revenge of the Hound) und Lyndsay Faye (Dust and Shadow) keine schlechte Wahl treffen. Auch empfehlenswert sind Michael Kurlands Geschichten ( The Infernal Device, Death by Gaslight und The Great Game ), die aus der Perspektive von Sherlock Holmes’ Erzfeind Professor James Moriarty geschrieben sind und einen erfrischend anderen Blick auf den großen Detektiv werfen.
Wer den einen oder anderen Titel nicht mehr im Buchhandel bekommt, sollte in Antiquariaten fündig werden.
Lies schon jetzt, wie spannend es in Band 2 weitergeht!

BAND 2
Ab Herbst 2012 im Buchhandel
Abraham Lincolns totgeglaubter Mörder ist in England aufgetaucht. Die Regierung bittet Amyus Crowe um Hilfe. Klar, dass Sherlock ihm bei den Ermittlungen zur Seite steht. Doch dann wird Matty entführt und Virginia und Sherlock müssen ihn befreien. Auf der lebensgefährlichen Suche nach ihm verschlägt es die drei bis nach Amerika …
Als Sherlock das rasche Trommeln sich nähernder Hufschläge vernahm, eilte er zur Tür, um Virginia und Matty zu begrüßen.
Draußen sah er, wie sich Virginias Pferd Sandia im Gegenlicht der frühen Abendsonne näherte. Bei den sich dunkel abzeichnenden Konturen auf dem Pferderücken erwartete Sherlock, dass es sich um Virginia und Matty handelte, und angesichts von Mattys Nähe zu Virginia verspürte er für einen kurzen Augenblick lang so etwas wie Eifersucht.
Als Sandia näher herankam, zeichnete sich aus den dunklen Konturen jedoch nur eine einzelne Gestalt ab. Es war Virginia, und sie brachte Sandia unmittelbar neben Sherlock zum Stehen. Ein wilder Ausdruck lag in ihren Augen, und ihr Haar war vom Wind ganz zerzaust.
»Wo ist Matty?«, fragte Sherlock.
Ginny sprang vom Pferd herab, drückte sich an ihm vorbei und stürmte in das Cottage. Sherlock folgte ihr verblüfft.
»Sie haben Matty geschnappt!«, schrie sie.
»Wie meinst du das?«, fragte Mycroft und erhob sich von seinem Stuhl.
»Ich bin zu seinem Boot geritten und hab ihn dazu gebracht mitzukommen«, stieß sie hastig hervor. »Wir sind zu zweit auf Sandia geritten. Wir hatten gerade die Straße erreicht, als ein Baum die Straße blockierte. Als ich auf dem Hinweg dort vorbeigekommen bin, hat er noch nicht da gelegen, ehrlich. Ich hab daran gedacht, einfach darüberzuspringen. Aber mit Matty zusätzlich auf Sandias Rücken war ich nicht sicher, ob wir das schaffen würden. Also hab ich Sandia angehalten. Gerade als Matty und ich den Baumstamm von der Straße schieben wollten, kamen zwei Männer auf uns zugerannt. Sie müssen sich in den Büschen am Straßenrand versteckt haben. Einer von ihnen traf Matty am Kopf. Er ist dadurch gleich k.o. gegangen und hat sich überhaupt nicht mehr gewehrt. Der andere Mann hat sich auf mich gestürzt. Er hat versucht, mich an den Haaren zu packen. Aber als ich ihm in die Hand gebissen habe, hat er sie weggezogen. Ich bin zu Sandia gerannt, habe mich auf seinen Rücken geschwungen und bin Hals über Kopf davongaloppiert. Dann hab ich mich noch mal umgesehen und mitgekriegt, wie die zwei Matty fortgeschleppt haben.« Sie wirkte ganz geschockt und ihr Gesicht war kreidebleich. »Ich hab ihn einfach zurückgelassen!«, schrie sie, als hätte sie gerade erst realisiert, was geschehen war. »Ich hätte dableiben oder zurückkehren sollen, um ihn zu retten.«
»Wenn du das getan hättest, wärst du höchstwahrscheinlich auch geschnappt worden«, stellte Crowe klar. Mit einer für einen Mann seiner Größe erstaunlichen Geschwindigkeit stürmte er durch das Cottage, um sie an sich zu drücken und fest zu umarmen. »Gott sei Dank bist du in Sicherheit.«
»Aber was ist mit Matty?«, rief Sherlock
»Wir werden ihn befreien«, versprach Mycroft. »Es ist ganz offensichtlich, dass …«
Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, war zersplitterndes Glas zu hören. Etwas Schweres kam aus Richtung der zerborstenen Fensterscheibe geflogen und schlug mit dumpfem Ton auf dem Boden auf. Crowe rannte zum Eingang und riss die Tür auf. Von draußen konnte Sherlock Huftritte hören, als jemand auf einem Pferd davonpreschte. In dem nun einsetzenden lautstarken Gefluche von Crowe waren Worte enthalten, die Sherlock bisher noch nie gehört hatte. Allerdings fiel es ihm trotzdem nicht sehr schwer, ihre drastische Bedeutung zu erraten.
Sherlock bückte sich, um den Gegenstand aufzuheben, der durchs Fenster geworfen worden war. Es handelte sich um einen großen Stein. Ungefähr doppelt so groß wie eine geballte Faust. Mit Hilfe einer darumgebundenen Schnur war ein zerfetztes Stück Papier daran befestigt.
Mycroft nahm Sherlock den Stein aus der Hand und legte ihn auf den Tisch. Flink nahm er ein Messer vom Tisch und schnitt den Faden durch. »Besser wir lösen die Knoten nicht und bewahren sie auf«, sagte er zu Sherlock, ohne ihm das Gesicht zuzuwenden. »Sie könnten uns etwas über den Mann verraten, der sie geknüpft hat. Seeleute zum Beispiel benutzen eine ganze Reihe spezieller Knoten, die vielen Leuten nicht bekannt sind. Solltest du mal ein paar Tage nichts zu tun haben, würde ich dir wirklich empfehlen, dich eingehend mit Knoten zu beschäftigen.«
Er schob die Schnur beiseite, vermutlich um sie später noch zu untersuchen, wickelte das Papier vom Stein ab und strich es dann auf der Tischfläche glatt.
»Sieht aus wie eine Warnung«, sagte er zu Crowe und begann laut vorzulesen.
Wir haben euren Jungen. Hört auf, uns zu nachzustellen, und versucht nicht, uns weiter zu verfolgen. Wenn ihr uns in Ruhe lasst, bekommt ihr ihn zurück – in einem Stück und unversehrt. Tut ihr’s nicht, kriegt ihr ihn mehrere Wochen lang in Einzelteilen wieder. Ihr seid gewarnt.
Crowe hielt Virginia in den Armen. »Offensichtlich denken sie, dass Matty mein Sohn ist«, sagte er. »Vermutlich weil sie ihn gemeinsam mit Ginny auf dem Pferd gesehen haben. Aber sie werden ihren Irrtum bemerken, sobald sie ihn sprechen hören.«
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