»Wohlauf denn!« sagte ich, »so haben wir heute Nacht gute Gesellschaft. Ich hätte den Kerl lange gern einmal gesehen, um seinen Jagdzug recht natürlich in einem Feuerwerke darstellen zu können.« Mein Weib Marinina aber, welche, um ja nichts zu versäumen, alles miteinander glaubte, machte ein saures Gesicht zu der Herberge. Das konnte aber nichts helfen, wir mußten den Weg wählen; er war ganz entlegen und sicher und ein Schleichweg der Kontrebandiers, mit welchen Martino einige Bekanntschaft hatte.
Die Nacht brach herein, es nahte ein Gewitter, und wir mußten uns auf den Weg machen. Martino machte unsere Wanderschaft etwas lustiger, er übergab meiner Marinina die Schnepfen und sagte: »Rupft sie unterwegs, damit wir in der Herberge dem wilden Jäger bald einen Braten vorsetzen können.« Und nun marschierte er mit tausend Späßen in seinem tollen Habit wie ein vazierender Waldteufel voraus. Ich folgte ihm auf dem schmalen Waldpfad und hatte meinen halben Daumen, der mich nicht wenig schmerzte, meistens in dem Mund, und hinter mir zog – daß Gott erbarm! – meine selige Marinina und rupfte die Schnepfen unter Singen und Beten. Über der rechten Hüfte war ihr ein ziemliches Loch in den Rock gebrannt, und sie schämte sich vorauszugehen, daß Martino, der seinen Witz in allen Nestern auszubrüten pflegte, an ihrer Blöße nicht Ärgernis nehmen möchte. Der Weg war steil, unheimlich und beschwerlich; der Sturm sauste durch den Wald, es blitzte in der Ferne, Marinina schlug ein Kreuz über das andere. Aber die Müdigkeit vertrieb ihre Furcht vor dem wilden Jäger immer mehr, von welchem Martino die tollsten Geschichten vorbrachte. »Es ist gut,« sagte er, »daß wir selbst Proviant bei uns haben; denn, wenn wir mit ihm essen müßten, dürften wir leicht mit dem Schenkel eines Gehängten oder mit einem unmarinierten Pferdekopf bewirtet werden. Fasset Mut, Frau Marinina, schaut mich nur an, ärger kann er nicht aussehen!« Unter solchen Gesprächen hatten wir die Gebirgshöhe erstiegen und waren ein ziemliches Stück Wegs in den wilden finsteren Wald geschritten, da hörten wir ein abscheuliches Katzengeheul, und kamen bald an eine Hütte mit Stroh und Reisern gedeckt; alte Lumpen hingen auf dem Zaun, und an einer Stange war ein großes Stachelschwein über der Tür herausgesteckt als Schild. »Da sind wir,« sagte Martino, »wie glaubt Ihr, daß dies vornehme Gasthaus heiße?« »Zum Stachelschwein!« sagte ich. »Nein!« erwiderte Martino, »es hat mehrere Namen. Einige nennen es des Teufels Zahnbürste, andere des Teufels Pelzmütze, andere gar seinen Hosenknopf.« Wir lachten über die närrischen Namen. Die Katze saß vor der Tür auf einem zerbrochenen Hühnerkorb, machte einen Buckel gegen uns und ein Paar feurige Augen und hörte nicht auf zu solfeggieren. In dem Hause aber rumpelte es wie in einem Raspelhause und leeren Magen. Nun schlug Martino mit der Faust gegen die Tür und schrie: »Holla, Frau Susanne, für Geld und gute Worte Einlaß und Herberge; Eure Katze will auch hinein.« Da krähte eine Stimme heraus: »Wer seid Ihr Schalksknechte zu nachtschlafender Zeit?« und Martino, der in Reimen wie ein Improvisator schwatzen konnte, schrie: »Ich bin ja der Rechte und komme von weit!« Nun keifte die Stimme wieder: »Wenn die Katze nicht draußen wär', ich ließ Euch nimmermehr ein!« Und Martino sagte: »Ihr denket so zärtlich ungefähr wie Euer Schild, das Stachelschwein.« Marinina war in tausend Ängsten; sie bat immer den Martino, die alte Wirtin nicht zu schelten, sie sei gewiß eine Hexe und werde uns nichts Gutes antun. Da ging die Tür auf, ein schwarzbraunes, zerlumptes, sonst glattes und hübsches Mägdlein, glänzend und schlank wie ein brauner Aal, leuchtete uns aus der Küche mit einer Kienfackel ins Gesicht, und war nicht wenig erschrocken, als Martino in seinem wilden Aufzug ihr rasch entgegenschritt und, indem er drängend sie verhinderte, die Tür wieder zuzuschlagen, ihr sagte: »Brauner Schatz, mach' uns Platz! Menschen sind wir, schönes Kind; hier hast zum Zeichen diesen Schmatz!« und somit küßte er sie herzlich; wir drangen indessen hinein. Die kleine Braune aber sagte: »Und wenn Du auch nicht der Satan selbst bist, so könnt Ihr heute hier doch nicht bleiben; meine Großmutter ist sehr brummig, sie fürchtet, das Waldgespenst komme heute Nacht, und da nimmt sie keine Gäste, um die Herberge nicht in bösen Ruf zu bringen; unsere Kammer, wo wir schlafen, ist eng, und sie rückt schon alten Hausrat vor ihr Bett, um das Gespenst nicht zu sehen, welches oft quer durch unsere Hütte zieht.« Martino aber erwiderte: »Eben in dieser Kammer wollen wir schlafen, und eben dieses Waldgespenst wollen wir mit gebratenen Schnepfen bewirten; wir sind des wilden Jägers Küchengesinde!« Und somit packte er ein Bund Stroh auf, das in der Ecke lag, und marschierte in die Kammer; wir kamen nach, trotz aller Zeremonien, welche die nußbraune Jungfer machen wollte.
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