Jakob Wassermann - Engelhart Ratgeber

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So war die schöne Seele hinunter. Es war, als ob sie nie gelebt, als ob ihr Lächeln nie gelebt hätte, ihr volles, wahres Auge, ihr karges und wohlgemeintes Wort. Nur die toten Dinge blieben: die Straße und das Haus; das Bett, in dem sie geruht; der Teller, von dem sie gegessen.

Schlimm, daß Engelhart durch einen äußerlichen Trauerdienst der Trauer seines Gemüts entführt wurde. Jeden Morgen, sobald der Tag graute, mußte er aufstehen und zum Gebetshaus eilen, um das Totengebet dort laut zu beten. Jeden Morgen allzu früh riß ihn eine rauhe Hand zum Wachsein auf, und noch halb schlafend wankte er durch die Gassen. Gott wolle es und das Seelenheil der Mutter, sagte man ihm. Er glaubte nicht an einen Gott, der dieses wollte, er verhielt sich feindselig gegen einen Gott, der es darauf abgesehen hatte, seinen Schlaf zu zerreißen. Das war schlimm, denn dadurch wurde sein Himmel plötzlich leer. Innerliche Güter statt in Kämpfen in verstimmter Selbstsucht verlieren, heißt ohne Würde und Gewinn verlieren. Freilich war Engelhart darin von je ungeleitet geblieben, der Vater stand diesen Dingen scheu gegenüber, es war ihm unbequem, daran zu rühren, und er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken; die Mutter, einfach in ihrem Glauben wie in ihrem Wesen, hatte gemeint, das wüchse von selber in der Brust wie der Baum in guter Erde. Aber es kam kein Baum heraus, nur ein schmächtiges Reis, das vor dem ersten Windhauch zerbrach. Zudem lebte das werdende Geschlecht damals in einer Luft nüchterner Praktiken, und der höhere Sinn fand in kränklicher Sehnsucht sein Heil.

Kurze Zeit nach Frau Agathes Tod sagte Ketti den Dienst auf. Es blieb unbekannt, was sie vertrieb. Zu einigen Leuten äußerte sie, sie wolle nicht bei mutterlosen Kindern bleiben. Man wandte ein, daß sie nun erst recht nötig und am Platze wäre, aber sie sagte, es täte ihr zu weh; sie möge auch keinen andern Dienst mehr annehmen und gehe in ihre Heimat. Sie war zehn Jahre im Haus gewesen, und Herr Ratgeber ließ sie ungern ziehen. Er war den ganzen Tag im Geschäft, zu Mittag schlang er hastig seine Mahlzeit hinunter, warf kaum einen Blick auf die Kinder, zündete die Zigarre an und ging wieder. Die Verwandten sagten ihm, daß die Kinder auf diese Weise verwildern müßten, auch kostete der kleine Haushalt mehr als je zu den Zeiten der Frau. Da entschloß er sich, eine Wirtschafterin zu nehmen, und er hielt Nachfrage nach einer entsprechenden Person, die zugleich eine gewisse Geistesbildung besitzen sollte. Es dauerte nicht lange, da erschien ein großes blasses, blondes Frauenzimmer im Haus, und Herr Ratgeber glaubte gut gewählt zu haben. Wenige Tage, nachdem das Fräulein, dessen Name Adele Spanheim war, seine Stellung angetreten hatte, übergab er ihr das Wirtschaftsgeld für drei Monate und reiste fort. Mehr als je träumte er jetzt von Reichtum oder doch von behaglicher Wohlhabenheit; er spannte alle Kräfte an, um sich auf jene Höhe des Lebens zu schwingen, auf der man von den Menschen geachtet werden muß; es war, als ob das nun erstarrte Herz ihm keinerlei Rücksichten des Gefühls auferlegte, er mußte nicht und nirgends mehr verweilen, konnte sich völlig seinen Projekten hingeben, und wenn ihm auch nicht vergönnt war, ins Weite hinaus zu wirken, das wußte er, so wollte er doch in seinem Kreis etwas gelten. Er war nie ein Jammerer, er beklagte nie sein Geschick; diese Kraft, sich zu verschließen, entfremdete ihn aber auch der Teilnahme der denk- und gemütfaulen Leute, die rings um ihn gemächlich ihre Existenz bauten.

Adele Spanheim verlangte blinden Gehorsam von den Kindern. Die beiden Kleinen bequemten sich dazu, sie konnten ja noch nicht sehend wollen. Engelhart widerstrebte trotzig. Das Blut schoß ihm in die Stirn, wenn sie lachend einen Befehl gab, nicht aus Einsicht, sondern aus bloßer Lust am Kommandieren. In einem ihrer wöchentlichen Berichte über die Ausgaben und die Vorfälle im Haus, die sie Herrn Ratgeber zu senden hatte, klagte sie, daß Engelhart ihr ohne den gebührenden Respekt begegne und daß es ihr schwer falle, gegen seine freche Selbstherrlichkeit aufzukommen. Darauf schrieb Herr Ratgeber zurück, wenn sich der Knabe nicht bessern wolle, erlaube er ihr jede Form der Züchtigung. Diese Briefstelle las ihm das Fräulein vor. Engelhart vernahm mit Unglauben und Schmerz des Vaters Worte, die so fremdartig aus der Ferne klangen, so kaltherzig auf dem Papier standen. Er forderte Fräulein Spanheim auf, ihm den Brief zu zeigen, sie willfahrte, und es wurde ihm leicht, die schönen klaren Schriftzüge zu lesen. Niedergedrückt schlich der Knabe im Haus umher und stellte sich, des schlechten Wetters nicht achtend, unter das Haustor. Die anbrechende Nacht verscheuchte ihn, und als er hinaufging, hatte er Kopfschmerz und jagende Hitze. Adele Spanheim sah ihn bleich hereinschwanken und wurde besorgt. Sie entkleidete ihn und strich ihm kosend über das Haar, aber ihr verändertes ängstliches Benehmen beleidigte seinen Stolz.

Er bekam den Scharlach in der gefährlichsten Form, lag vier Tage bewußtlos, bäumte sich aus der pflegenden Hand und schrie vor sich hin. Danach, als er genas, füllte sich seine Brust mit Süßigkeit, es wurde ihm offenbar, daß er durch ein dunkles Tor neuerdings ins Leben trat, etwas von Lebensschönheit wurde ihm bewußt, über einem langhinlaufenden Weg strahlte die Sonne mit herrlicher Gewalt, an beiden Seiten hingen Rosengirlanden und über smaragdenen Wiesen flogen Vögel, wie er sie nie zuvor erblickt, sie hatten etwas menschlich Sanftes im Ausdruck ihrer Augen und es wirkte beruhigend, wenn sie langsam sichere Kreise um denselben Mittelpunkt zogen. Gleichzeitig hörte er die vertrauten Geräusche von der Straße, das Hämmern der Goldschläger, dies meisterhafte Schlagen im kurzen Wechseltakt, das Geschrei der spielenden Kinder, den Gesang vom Wirtshaus und vieles andre. Der Tod hörte auf, ein Wort für ihn zu sein. Er wurde Bild und glich dem Bild des Lebens, nur daß alles umschattet und erstarrt war. Die Frage entstand: Wären die Stadt und ihre Häuser noch vorhanden, wenn ich tot wäre? Würden die Bälle der Kinder draußen noch ebenso in die Luft fliegen, die Leute im Wirtshaus noch ebenso singen? Er begriff oder fühlte dunkel das Einzige des Lebens, die wunderbare unermeßliche unbegreifliche Macht, die den Menschen atmen läßt und die ihn zugleich die Finsternis ahnen läßt – dort, jenseits des Rosenwegs, über welchen die sanftäugigen Vögel fliegen, die er im Halbtraum gewahrt.

Täglich kam Doktor Federlein, flüsterte eine Weile mit Fräulein Adele, dann trat er ans Lager, von Karbolgeruch umwallt wie ein Priester von Weihrauch, nickte dem Knaben zu, schrieb ein neues Rezept, befühlte seinen Puls, kitzelte ihn am Kinn, schüttelte vor dem Spiegel seine dunkeln, bereits angegrauten Locken und ging wieder. Herr Ratgeber war von der Reise zurückgekehrt, Engelhart sah ihn aber nur des Abends. Neues Unglück hatte ihn getroffen, der kleine Benjamin war draußen in Altenberg gestorben. Wie ein Schatten war er seiner Mutter nachgefolgt, als ob sie, schon unter der Erde, das winzige Seelchen noch verlangt hätte, das in unergründlicher Trauer sein Leben kränkelnd hinschleppte.

Als Engelhart zum erstenmal wieder ausgehen durfte, fuhr Adele Spanheim mit ihm und den beiden Geschwistern nach Nürnberg zu ihren Eltern. Es war prächtiges Wetter, kristallen wölbte sich der Himmel, die Blätter begannen schon gelb zu werden und hingen glühend an den Bäumen des Stadtgrabens, vieleckig, vieltürmig, mit strahlend roten Dächern erhob sich die Burg und zur Rechten die säulenschlanken Türme von Sankt Sebald. Zwischen dem Henkersteg und dem Weinmarkt traten sie in das düstre Tor eines altertümlichen Hauses, stiegen eine riesenbreite Treppe mit flachen Stufen hinan und schritten oben über eine Holzgalerie mit schön geschnitztem Geländer. Unten war der Hof, es plätscherte Wasser aus dem Brunnen in ein steinernes Becken. In der Wohnstube befanden sich zwei alte Leute und fünf erwachsene junge Männer, Adeles Brüder. Die Kinder wurden in die Ecke des Zimmers an einen kleinen Tisch gesetzt und erhielten Kaffee und Kuchen. Die acht Leute redeten leise miteinander, bisweilen flog ein musternder Blick zu den Kindern herüber. An den Wänden des großen Raums standen hochbeinige Stühle und zwischen den Fenstern hing ein Bild, ein Mädchenkopf mit schwarzen, zur Schulter fallenden Haaren. Der Ausdruck des Gesichts erinnerte Engelhart an Sophie Hellmut, der Blick hatte etwas Zärtliches und Fragendes, und er konnte sein Auge nicht davon wenden. Er stand auf, um das schöne Gesicht näher zu haben, da ertönte vom Kaffeetisch aus, das Wispern durchbrechend, Adele Spanheims Stimme: »Engelhart, sitzen bleiben!« Die Tasse an den Lippen, betrachtete sie ihn erwartungsvoll, auch die fünf Brüder sahen ihn an. Mit verzerrtem Gesicht starrte der Knabe zu Boden, und es wäre vielleicht zu einem Auftritt gekommen, wenn nicht die Ankunft eines neuen Gastes die Aufmerksamkeit des Fräuleins abgelenkt hätte. Diesen Umstand benutzte Engelhart und stahl sich aus dem Zimmer. Draußen lehnte er sich einige Minuten lang über die Galerie und blickte entzückt in das blaue Himmelsviereck; auf der andern Seite konnte er durch eine geöffnete Türe in ein halbdunkles Zimmer sehen, in dessen Mitte ein Aquarium stand; Goldfische blitzten an der Glaswand vorbei, und ein schmaler Sonnenstreifen lag wie ein goldener Stab quer im grünen Wasser.

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