Wallenstein
Was ist die Forderung? Sagt's kurz und gut.
Wrangel
Die span'schen Regimenter, die dem Kaiser
Ergeben, zu entwaffnen, Prag zu nehmen
Und diese Stadt wie auch das Grenzschloß Eger
Den Schweden einzuräumen.
Wallenstein
Viel gefordert!
Prag! Sei's um Eger! Aber Prag? Geht nicht.
Ich leist euch jede Sicherheit, die ihr
Vernünft'gerweise von mir fordern möget.
Prag aber – Böhmen – kann ich selbst beschützen.
Wrangel
Man zweifelt nicht daran. Es ist uns auch
Nicht ums Beschützen bloß. Wir wollen Menschen
Und Geld umsonst nicht aufgewendet haben.
Wallenstein
Wrangel
Und so lang, bis wir entschädigt,
Bleibt Prag verpfändet.
Wallenstein
Wrangel. (steht auf)
Der Schwede muß sich vorsehn mit dem Deutschen.
Man hat uns übers Ostmeer hergerufen;
Gerettet haben wir vom Untergang
Das Reich – mit unserm Blut des Glaubens Freiheit,
Die heil'ge Lehr' des Evangeliums
Versiegelt – Aber jetzt schon fühlet man
Nicht mehr die Wohltat, nur die Last, erblickt
Mit scheelem Aug' die Fremdlinge im Reiche
Und schickte gern mit einer Handvoll Geld
Uns heim in unsre Wälder. Nein! wir haben
Um Judas' Lohn, um klingend Gold und Silber
Den König auf der Walstatt nicht gelassen!
So vieler Schweden adeliges Blut,
Es ist um Gold und Silber nicht geflossen!
Und nicht mit magerm Lorbeer wollen wir
Zum Vaterland die Wimpel wieder lüften,
Wir wollen Bürger bleiben auf dem Boden,
Den unser König fallend sich erobert.
Wallenstein
Helft den gemeinen Feind mir niederhalten,
Das schöne Grenzland kann euch nicht entgehn.
Wrangel
Und liegt zu Boden der gemeine Feind,
Wer knüpft die neue Freundschaft dann zusammen?
Uns ist bekannt, Herr Fürst – wenngleich der Schwede
Nichts davon merken soll – daß Ihr mit Sachsen
Geheime Unterhandlung pflegt. Wer bürgt uns
Dafür, daß wir nicht Opfer der Beschlüsse sind,
Die man vor uns zu hehlen nötig achtet?
Wallenstein
Wohl wählte sich der Kanzler seinen Mann,
Er hätt' mir keinen zähern schicken können.
(Aufstehend.)
Besinnt Euch eines Bessern, Gustav Wrangel.
Von Prag nichts mehr.
Wrangel
Hier endigt meinen Vollmacht.
Wallenstein
Euch meine Hauptstadt räumen! Lieber tret ich
Zurück – zu meinem Kaiser.
Wrangel
Wenn's noch Zeit ist.
Wallenstein.
Das steht bei mir, noch jetzt, zu jeder Stunde.
Wrangel
Vielleicht vor wenig Tagen noch. Heut nicht mehr.
– Seit der Sesin gefangen sitzt, nicht mehr.
(Wie Wallenstein betroffen schweigt.)
Herr Fürst! Wir glauben, daß Sie's ehrlich meinen;
Seit gestern – sind wir des gewiß – Und nun
Dies Blatt uns für die Truppen bürgt, ist nichts,
Was dem Vertrauen noch im Wege stünde.
Prag soll uns nicht entzweien. Mein Herr Kanzler
Begnügt sich mit der Altstadt, Euer Gnaden
Läßt er den Ratschin und die kleine Seite.
Doch Eger muß vor allem sich uns öffnen,
Eh' an Konjunktion zu denken ist.
Wallenstein
Euch also soll ich trauen, ihr nicht mir?
Ich will den Vorschlag in Erwägung ziehn.
Wrangel
In keine gar zu lange, muß ich bitten.
Ins zweite Jahr schon schleicht die Unterhandlung;
Erfolgt auch diesmal nichts, so will der Kanzler
Auf immer sie für abgebrochen halten.
Wallenstein
Ihr drängt mich sehr. Ein solcher Schritt will wohl
Bedacht sein.
Wrangel
Eh' man überhaupt dran denkt,
Herr Fürst! Durch rasche Tat nur kann er glücken.
(Er geht ab.)
Wallenstein. Terzky und Illo kommen zurück.
Illo
Terzky
Illo
Dieser Schwede
Ging ganz zufrieden fort. Ja, ihr seid einig.
Wallenstein
Hört! Noch ist nichts geschehn, und – wohl erwogen,
Ich will es lieber doch nicht tun.
Terzky
Wallenstein
Von dieser Schweden Gnade leben!
Der Übermütigen? Ich trüg' es nicht.
Illo
Kommst du als Flüchtling, ihre Hilf' erbettelnd?
Du bringest ihnen mehr, als du empfängst.
Wallenstein
Wie war's mit jenem königlichen Bourbon,
Der seines Volkes Feinde sich verkaufte
Und Wunden schlug dem eignen Vaterland?
Fluch war sein Lohn, der Menschen Abscheu rächte
Die unnatürlich frevelhafte Tat.
Illo
Wallenstein
Die Treue, sag ich euch,
Ist jedem Menschen wie der nächste Blutsfreund,
Als ihren Rächer fühlt er sich geboren.
Der Sekten Feindschaft, der Parteien Wut,
Der alte Neid, die Eifersucht macht Friede;
Was noch so wütend ringt, sich zu zerstören,
Verträgt, vergleicht sich, den gemeinen Feind
Der Menschlichkeit, das wilde Tier zu jagen,
Das mordend einbricht in die sichre Hürde,
Worin der Mensch geborgen wohnt – denn ganz
Kann ihn die eigne Klugheit nicht beschirmen.
Nur an die Stirne setzt' ihm die Natur
Das Licht der Augen, fromme Treue soll
Den bloßgegebnen Rücken ihm beschützen.
Terzky
Denk von dir selbst nicht schlimmer als der Feind,
Der zu der Tat die Hände freudig bietet.
So zärtlich dachte jener Karl auch nicht,
Der Öhm und Ahnherr dieses Kaiserhauses,
Der nahm den Bourbon auf mit offnen Armen,
Denn nur vom Nutzen wird die Welt regiert.
Gräfin Terzky zu den Vorigen.
Wallenstein
Wer ruft Euch? Hier ist kein Geschäft für Weiber.
Gräfin
Ich komme, meinen Glückwunsch abzulegen.
– Komm ich zu früh etwa? Ich will nicht hoffen.
Wallenstein
Gebrauch dein Ansehn, Terzky. Heiß sie gehn.
Gräfin
Ich gab den Böhmen einen König schon.
Wallenstein
Gräfin. (zu den andern)
Nun, woran liegt es? Sprecht!
Terzky
Gräfin
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