Zu Hause ermutigte ihn seine Mutter, Englisch zu lernen. Sie guckten CNN und BBC News zusammen, und als er zwölf war, ging er für vier Monate nach Neuseeland. 2017 verriet er in der amerikanischen Ellen DeGeneres Show : „Mein Englischlehrer war die Sitcom Friends . Damals, als ich 15, 14 war, war es Mode unter koreanischen Eltern, die Kinder Friends gucken zu lassen.“ Er erzählte, dass ihm seine Mutter alle zehn Staffeln auf DVD kaufte: „Also zuerst habe sie mit koreanischen Untertiteln geguckt, dann mit englischen und dann ganz ohne.“
Zur selben Zeit entdeckte er eine weitere Englischlehrerin: die Rap-Musik, besonders US-amerikanische Künstler wie Nas und Eminem. Er begann seine eigenen Rap-Texte auf Papierfetzen zu schreiben, versteckte sie aber zwischen den Seiten seiner Schulbücher, damit seine Eltern nichts von seiner Leidenschaft mitkriegen würden. Gelegentlich wurde er erwischt, doch niemanden kümmerte es, solange er weiterhin gute Noten schrieb. Doch so langsam wurde ihm nahegelegt, mal zu überlegen, was er außer seinem Grundschul-Traum Concierge noch werden wollte (obwohl er im Clip „Dope“ eine solche Uniform tragen durfte!).
Er begann seine eigenen Rap-Texte auf Papierfetzen zu schreiben.
Namjoon entwickelte sich schnell als Rapper. Er nahm den Künstlernamen Runch Randa an, ein Avatar aus dem Videospiel Maple Story . Ihn verschlug es mehr und mehr nach Hongdae, dem Szeneviertel von Seoul, wo die Hip-Hop-Szene (bekannt als die Untergrund-Szene) florierte. Zusammen mit anderen, darunter Kidoh (früher Topp Dogg), Rapper Iron und dem zukünftigen BTS-Produzenten Supreme Boi, stellte er eine Rap-Crew namens DaeNamHyup (oder DNH) zusammen und schloss sich später anderen aufsteigenden Stars an, darunter auch Zico, der jetzt Frontmann von Block B ist.
Kurze Zeit später drehten sich schon die ersten Köpfe nach ihm um. 2010 besuchte der Hip-Hop-Künstler und TV-Star Sleepy ein Untergrund-Casting und entdeckte diesen talentierten jungen Rapper. Er fragte Runch Randa nach seiner Telefonnummer, rief bei Big Hit Entertainment an und sagte ihnen, dass sie vielleicht mal einen Blick auf diesen talentierten Schüler werfen sollten.
Doch seine Lehrer und Eltern hatten erst mal noch andere Pläne für ihn. In seinen Koreanisch-, Mathe-, Fremdsprachen- und Sozialkundeprüfungen schnitt Namjoon hervorragend ab. Ein Test ergab, dass er einen IQ von 148 hatte, und er stand kurz davor, zum oberen ein Prozent der besten Schüler des ganzen Landes zu gehören. Namjoon würde sich bald entscheiden müssen, doch wie konnte er seine Eltern davon überzeugen, dass eine Musikkarriere der richtige Weg war?
Er erzählte der Koreaboo-Webseite, dass er sich sorgfältig ausgewählte Argumente zurechtgelegt hatte. „Mit meinen Noten bin ich ungefähr auf Platz 5000 des Landes“, sagte er seiner Mutter. „Wenn ich so weitermache, werde ich ein erfolgreicher Mann mit einem einfachen Job. Egal, für wie schlau mich die Leute halten, ich bleibe der Fünftausendstbeste des Landes. Doch ich kann der allerbeste Rapper des Landes werden.“ Er fragte seine Mutter, ob sie wollte, dass ihr Sohn der Aller- oder Fünftausendstbeste würde. Welche Mutter könnte ihrem Kind eine solche Chance verwehren?
Ich kann der allerbeste Rapper des Landes werden.
2010 wurde Namjoon bei Big Hit angenommen, für die er erst mal als Solo-Rapper arbeitete, bis er, als sie verschiedene Kombinationen von Rappern ausprobierten, es in die Hip-Hop-Gruppe Bangtan Sonyeondan schaffte. Einige gingen, weil sie frustriert waren, wie die Dinge liefen, und andere kündigten, als Big Hit sich entschloss, den Fokus auf den Aufbau einer Idol-Gruppe zu legen.
Und so begannen für Namjoon die drei langen Jahre als Auszubildender. Das waren anstrengende, langweilige und sich wiederholende Tage harter Arbeit, zu denen auch Tanzunterricht gehörte, eine neue Disziplin für Namjoon. Er hatte sich nicht als Tänzer beworben, doch das gehörte zu einer Idol-Gruppe dazu, also arbeitete er daran und nahm dabei einen neuen Spitznamen an: Dance Prodigy – eine ironische Anspielung auf seine Schwierigkeiten als Tänzer. Noch im Jahr 2015 sagte er, dass er immer noch nicht gerne tanzen würde, doch ihm war klar, dass das dazugehörte.
Während seiner Zeit als Auszubildender kam er zu seinem Spitznamen Rap Monster. Am Ende einer seiner Songs schrie er „Rap Monster!“, und die Mitarbeiter der Plattenfirma fingen an, ihn so nennen. Der Name blieb hängen und er wurde zu seinem Künstlernamen. Es war eine von vielen Veränderungen, denen er sich unterzog, als BTS ihrem Debüt näher rückten. Er wurde oft dafür kritisiert, dass er der wahren Untergrund-Rap-Szene den Rücken gekehrt hatte, und musste sich dafür rechtfertigen, dass er sich als Idol beworben hatte und die Chancen nutzte, die ihm die Ausbildung bot. Manchmal kam er mit dem Leben als Idol auch nicht zurecht, und ihm war nicht immer wohl dabei, „smoky“ Make-up zu tragen, süße aegyo -Posen zu reißen oder diese perfekt inszenierten Choreografien zu tanzen.
Natürlich gab es eine weitere große Veränderung, mit der Namjoon klarkommen musste: Er wurde zum Frontmann von BTS ernannt. Das war eine große Ehre, doch mit einer solchen Position geht auch eine große Verantwortung einher. Bei öffentlichen Auftritten, wie Promotions, Tourneen und Comeback-Pressekonferenzen, Preisverleihungsreden und TV-Interviews, musste er die Verantwortung übernehmen. Er musste wortgewandt und bestimmend sein, doch auch sicherstellen, dass er den Rest der Gruppe mit einbezog und ihnen die Möglichkeit gab, etwas beizutragen und zu kommentieren. Angesichts ihres erstaunlichen Erfolges, den sie in Zukunft in den USA haben würden, war es sehr weitsichtig von Big Hit, das Bandmitglied mit den besten Englischkenntnissen zum Frontmann zu ernennen.
Der Frontmann muss auch die Gruppe vor der Plattenfirma und diese wiederum vor der Gruppe vertreten. In einer faszinierenden Folge der koreanischen TV-Serie Problematic Men diskutierten RM und Suho von der Boyband EXO über das Frontmanndasein. RM erklärte, wie es dazu kam, dass er zum Frontmann ernannt wurde: Er war das erste Mitglied von BTS und trug Ideen zur musikalischen Richtung der Gruppe bei, obwohl er nicht der Älteste war. Jin, Suga und J-Hope seien alle seine Seniors (eine wichtiger Stand in der koreanischen Gesellschaft), was, wenn er die Verantwortung übernehmen müsse, manchmal zu kleinen Reibungen führte. Die Art, wie er mit seinen Aufgaben umgeht, blieb von den anderen jedoch nicht unbemerkt. Im Wings -Konzept-Buch wies ein dankbarer V darauf hin, wie RM mit vielen Problemen alleine klarkommen musste und wie sehr er sich dafür einsetzte, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle BTS-Mitglieder wohlfühlen.
Obwohl er der Frontmann ist, steht RM allen Mitgliedern der Gruppe nahe. Durch seine natürlich zurückhaltende Art und seine Arbeit als Songwriter und Produzent sieht man ihn in Backstage-Videos oft still im Hintergrund sitzen oder wie er sich auf den Auftritt vorbereitet, doch in Reality-Serien, wie Gayo oder Run BTS! , sieht man ihn auch an Spielen teilnehmen, verrückt tanzen und mit den anderen herumalbern.
RM muss mit vielen Problemen alleine klarkommen und er setzt sich sehr dafür ein, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle BTS-Mitglieder wohlfühlen.
Von allen Bandmitgliedern kennt er Suga am längsten. Er hatte sich mit dem Jungen aus Daegu angefreundet, als dieser 2011 zu ihnen ins Wohnheim kam. Diese beiden sind die ernsthaften Musiker der Gruppe und verstehen sich sehr gut. RM gab zu, dass Suga der ist, an den er sich wendet, wenn er sich Sorgen macht. Dann gibt es da noch seine anderen ehemaligen Mitbewohner: Jungkook, für den RM wie ein großer Bruder ist (seht euch Vs „One-Minute English“-Video an, in dem RM dem jungen Maknae beibringt „Pardon“ zu sagen) und V, der ihn am meisten zu vermissen schien, als er auf der ersten Bon Voyage -Reise (einer der unbeaufsichtigten Auslandsreisen von BTS) früher nach Hause musste.
Читать дальше