Jorge Zepeda Patterson
Roman
Aus dem mexikanischen Spanisch von Nadine Mutz
Für Clara, Sergio und Camila
Kapitel 1 1 Dienstag, 19. November, 17.00 Uhr Pamela In einem ersten Reflex wollte sie sich den Rock richten, der ihr bis zur Hüfte hochgerutscht war. Da spürte sie die Stricke um ihre Handgelenke. Der dumpfe Schmerz im Unterkiefer erinnerte sie daran, wo sie war. Der Dicke, der sie ruhiggestellt und geknebelt hatte, war noch da und legte sich gerade auf der Kommode seine Werkzeuge zurecht. Pamela erkannte eine schwere Decke, einen stumpfen Hammer und eine Art kurzen Baseballschläger aus Metall. Sie wandte den Blick ab. Sie schlug die Beine übereinander, soweit die Fesseln es ihr erlaubten, um den Blick auf ihre berühmten Oberschenkel freizugeben. Trotz ihrer dreiundvierzig Jahre war sie immer noch eine der begehrtesten Frauen des Landes. Kritiker behaupteten, den Erfolg im nationalen Filmbusiness habe sie allein ihren Beinen zu verdanken. Hoffentlich helfen sie mir auch hier aus der Klemme , dachte sie. Sie setzte auf eine Verführung in letzter Not. Mehr konnte sie mit dem Knebel im Mund auch nicht tun. Der Mann war völlig in seine Aufgabe vertieft, als wäre sie überhaupt nicht da. Akribisch und mit stoischer Gelassenheit spazierte er zwischen dem Koffer und der Kommode hin und her wie ein Ladenbesitzer, der seine Auslagen für den bevorstehenden Tag vorbereitete. Pamela begriff, dass ihre aufreizende Pose den Mann völlig kaltließ. Er hatte nicht das geringste Interesse, sie zu vögeln. Was eine gute Nachricht hätte sein können, verwandelte sich schnell in eine furchtbare Erkenntnis. Ihr Bauch verkrampfte sich, und Panik stieg in ihr auf. Sie fragte sich, ob man den Kerl geschickt hatte, um Informationen aus ihr herauszupressen. Verzweifelt ging sie in Gedanken alles durch, was womöglich von Interesse sein könnte, all die kleinen Staatsgeheimnisse, von denen sie im Laufe ihres bewegten Lebens erfahren hatte. Ihrem Peiniger, wer auch immer er war, mochte vielleicht ihr Körper gleichgültig sein, doch ihre Geheimnisse, sagte sich Pamela, hatten zweifellos einen gewissen Marktwert. Sie legte sich die Informationen zurecht, die sie anzubieten hatte: das Flugzeug, die Videos, der Deal. Doch als sich der Dicke schließlich zu ihr umdrehte, ließ sie alle Hoffnung fahren. Er hatte sich einen Lederschurz umgebunden und hielt in der Hand den Hammer. Sein Blick war völlig ungerührt. Er machte auch keine Anstalten, ihr den Knebel aus dem Mund zu nehmen, um sie auszufragen. Er sah sie einfach nur an, als überlegte er, wie die bevorstehende Aufgabe am besten zu bewerkstelligen sei. Pamela stellte die Beine gerade hin und zupfte sich, so gut sie konnte, den Rock zurecht. Dann schloss sie die Augen.
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Anmerkungen des Autors
Dienstag, 19. November, 17.00 Uhr
Pamela
In einem ersten Reflex wollte sie sich den Rock richten, der ihr bis zur Hüfte hochgerutscht war. Da spürte sie die Stricke um ihre Handgelenke. Der dumpfe Schmerz im Unterkiefer erinnerte sie daran, wo sie war. Der Dicke, der sie ruhiggestellt und geknebelt hatte, war noch da und legte sich gerade auf der Kommode seine Werkzeuge zurecht. Pamela erkannte eine schwere Decke, einen stumpfen Hammer und eine Art kurzen Baseballschläger aus Metall. Sie wandte den Blick ab.
Sie schlug die Beine übereinander, soweit die Fesseln es ihr erlaubten, um den Blick auf ihre berühmten Oberschenkel freizugeben. Trotz ihrer dreiundvierzig Jahre war sie immer noch eine der begehrtesten Frauen des Landes. Kritiker behaupteten, den Erfolg im nationalen Filmbusiness habe sie allein ihren Beinen zu verdanken. Hoffentlich helfen sie mir auch hier aus der Klemme , dachte sie. Sie setzte auf eine Verführung in letzter Not. Mehr konnte sie mit dem Knebel im Mund auch nicht tun.
Der Mann war völlig in seine Aufgabe vertieft, als wäre sie überhaupt nicht da. Akribisch und mit stoischer Gelassenheit spazierte er zwischen dem Koffer und der Kommode hin und her wie ein Ladenbesitzer, der seine Auslagen für den bevorstehenden Tag vorbereitete. Pamela begriff, dass ihre aufreizende Pose den Mann völlig kaltließ. Er hatte nicht das geringste Interesse, sie zu vögeln. Was eine gute Nachricht hätte sein können, verwandelte sich schnell in eine furchtbare Erkenntnis. Ihr Bauch verkrampfte sich, und Panik stieg in ihr auf. Sie fragte sich, ob man den Kerl geschickt hatte, um Informationen aus ihr herauszupressen. Verzweifelt ging sie in Gedanken alles durch, was womöglich von Interesse sein könnte, all die kleinen Staatsgeheimnisse, von denen sie im Laufe ihres bewegten Lebens erfahren hatte. Ihrem Peiniger, wer auch immer er war, mochte vielleicht ihr Körper gleichgültig sein, doch ihre Geheimnisse, sagte sich Pamela, hatten zweifellos einen gewissen Marktwert. Sie legte sich die Informationen zurecht, die sie anzubieten hatte: das Flugzeug, die Videos, der Deal.
Doch als sich der Dicke schließlich zu ihr umdrehte, ließ sie alle Hoffnung fahren. Er hatte sich einen Lederschurz umgebunden und hielt in der Hand den Hammer. Sein Blick war völlig ungerührt. Er machte auch keine Anstalten, ihr den Knebel aus dem Mund zu nehmen, um sie auszufragen. Er sah sie einfach nur an, als überlegte er, wie die bevorstehende Aufgabe am besten zu bewerkstelligen sei.
Pamela stellte die Beine gerade hin und zupfte sich, so gut sie konnte, den Rock zurecht. Dann schloss sie die Augen.
Montag, 25. November, 10.30 Uhr
Tomás
Britney Spears sah lüstern zu Tomás herauf, das Kinn auf ein Schambein gestützt. Und das Geilste daran war, dass es sein Schambein war, dachte Tomás. Sie lagen zwischen zerwühlten Laken in seinem Bett, über dessen Kopfende die getragenen Hemden der letzten Woche hingen. Ein Teller mit Edamame-Schalen auf dem Schreibtisch verbreitete einen unangenehmen Geruch. Nichts davon schien Britney zu stören, zumindest ließ der Ausdruck von Verzückung auf ihrem Gesicht das vermuten. Er richtete den Blick zur Decke, als sie den Kopf wieder senkte und sich zwischen seinen Beinen zu schaffen machte. Tomás ließ sich von der Lust mitreißen, während er über die begnadete Kehle der Sängerin sinnierte. Die Wonne verwandelte sich in Bestürzung, als Britney anfing, sonderbare Laute auszustoßen, als würde sie jeden Moment krepieren.
Schweißgebadet schrak er auf, den erigierten Penis in der Hand. Jemand klingelte hartnäckig an seiner Wohnungstür. Er warf sich den Morgenmantel über und schlurfte den kleinen Flur entlang zum Eingang. Kurz darauf blickte er in Marios hochrotes, verschwitztes Gesicht.
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