Else Feldmann - Flüchtiges Glück

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Else Feldmanns Berichte und Reportagen aus der Zwischenkriegszeit sind eine Schatzkiste voll mit den wundervollsten, traurigsten und wahrhaftigsten Geschichten, die das Leben in der Großstadt zwischen 1919 und 1938 schreiben konnte. Mit einem ebenso warmherzigen wie schonungslosen Blick erzählt die engagierte Sozialreporterin der Arbeiterzeitung von flüchtigen Momenten des Glücks, von der Armut, dem Elend, den Hoffnungen und Träumen in den Proletarierbezirken.
Diese erstmals in Buchform publizierten Texte heben Else Feldmanns Werk mühelos auf eine Stufe mit dem von Max Winter, Heinrich Zille oder Käthe Kollwitz.

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Dort wohnt die Mutter.

Die Mutter steht ganz allein in der Welt. Wohl hat sie viele Kinder geboren; aber nur einer ist ihr von allen geblieben. Er ist in den letzten Jahren eine Berühmtheit geworden: ein berühmter Einbrecher. Vor einigen Tagen ist er aus dem Gefängnis entsprungen und wird von der Polizei gesucht.

Die Mutter ist Aufwartefrau in fremden Häusern. Wenn die Leute sie fragen, ob sie vielleicht mit dem bekannten Einbrecher verwandt wäre, sagt sie: nein; aber insgeheim trägt sie ein Mutterherz voll Kummer nach diesem Sohn. Immer lebt sie in Angst, er könnte kommen. Die Zeitungen liest sie in der Erwartung, etwas über ihn darin zu finden. Und vor einigen Tagen las sie: »Der bekannte Einbrecher … ist aus dem Gefängnis entflohen.«

Da erstarrte die Mutter, als sie es las, und ein unruhvolles Suchen ist seither in ihr; auf der Straße, bei den fremden Leuten, überall.

Zu Hause aber ist es ihr immer, als stehe jemand vor der Tür. Das war das Ärgste, wenn er kam. Er brachte Kameraden mit und Freudenmädchen und dann begann eine Zecherei. Die Mutter sollte mittrinken, aber sie wollte nicht; da war der Sohn beleidigt; er schlug auf den Tisch, daß die Flaschen und Gläser in die Höhe sprangen, dann verließ er mit den Kameraden und den Freudenmädchen schimpfend und fluchend das Haus.

Wenn er fort war und die Mutter dastand und nachsann, dachte sie, sie hätte vielleicht doch trinken sollen, dann wäre er bei ihr geblieben und nicht wieder der Polizei in die Hände gefallen.

O, man kannte ihn; jeder Polizist trug sein Bild bei sich; ein Entkommen war nicht möglich.

Vor einem Jahr hat die Mutter den Sohn zuletzt gesehen. Bevor er die große Strafe antrat, ist er zu ihr gekommen, hat ihr einen Sack Lebensmittel mitgebracht – damit sie nicht verhungere, während er nicht da ist. Geschrieben hatte er von dort nicht.

Müde von der Arbeit und dem Gram ihrer Seele geht die Mutter schlafen. Mit in den Schlummer nimmt sie ein Gebet für den Sohn, daß auch er in dieser Stunde Erlösung finden möge im Schlafe, daß er müde Richter finden und zu ihr zurückkehren möge.

Sie liebt diesen Sohn, wie man das einzige liebt, das man auf der Welt hat.

Kaum lag die Mutter im ersten Schlaf – es war eine frostige Novembernacht –, da war es ihr, als sehe sie draußen vor der Glastür einen langen Schatten; es war ihr auch, als hörte sie einen kurzen, schrillen Pfiff – eine lange Minute Stille, dann leises Stöhnen.

Die Mutter fuhr auf.

Nein, sie hatte nicht geträumt. Draußen stand ihr Sohn.

Sie schloß ihm sogleich die Tür auf und zog ihn hinein ins Zimmer.

Er hatte den Kopf verbunden mit Papierverband – er sah jämmerlich aus; seine lange Gestalt war ganz abgemagert. Das Gesicht mit den vorstehenden Knochen, das in allen illustrierten Zeitungen abgebildet war, sah fast kindlich aus.

Die Mutter legte ihn in ihr Bett; zu essen hatte sie nichts für ihn, nur eine Brotrinde; die gab sie ihm.

Er konnte nicht ruhig liegen; sein Körper war mit brandigen Blasen bedeckt, die in der Strafanstalt nicht behandelt wurden. Die Krankheit hatte er von einem Zellengenossen geerbt, Schmutz und Feuchtigkeit hatten sie verschlechtert.

Die Mutter wusch die Wunden; sie gab ihm reine Wäsche. Sie richtete sich auf dem Fußboden ein Lager neben seinem Bett.

In der Nacht hatte er Fieber. Er phantasierte.

»Mutter, warum hast du mich verstoßen?«, flüsterte er.

»Ich habe dich nie verstoßen.«

»Doch, du hast mich von dir gewiesen, darum bin ich schlecht geworden.«

»Du bist schlecht geworden und darum habe ich dich von mir gewiesen.«

»Mutter, ich büße für alles, das ich getan; fürchterlich büße ich. Ich habe aufgehört, ein Mensch zu sein und ein Menschengesicht zu tragen. Sie haben einen Teufel aus mir gemacht. Wenn ich nicht bald eingesperrt werde, begehe ich einen Mord. In mir ist alles Gift; ich hasse alle Menschen und alle hassen mich, auch dich hasse ich, Mutter.«

»Sohn, mein armer Sohn!

»Du weißt nicht, Mutter, was ich gelitten. Die Dunkelheit und die Einsamkeit und der Hunger und die Krankheit und grauenhafte Scheußlichkeiten, Menschen und Tiere, die einen peinigen. Noch fünf Jahre habe ich im Gefängnis zu sitzen. Man stirbt hundert Tode.«

»Ich leide mit dir, mein Sohn; ich sterbe hundert Tode mit dir.«

Mutter und Sohn sehen einander an. Die Mutter ist weißhaarig und ganz alt.

Der Sohn ist blond und jung; sein Gesicht ist hart verzerrt, aufgeschwemmt und von der Krankheit entstellt.

»Wenn ich bei dir bleiben könnte, Mutter! Für dich arbeiten! Dich lieben!«

»Das hast du mir schon oft versprochen und hast es nie getan.«

»Diesmal will ich es tun!«

»Du kannst aber nicht.«

»Es gibt also nichts, Mutter, für einen Sünder?«

»Es gibt nichts, mein Sohn …«

Der Sohn war eingeschlafen. Die Mutter wachte. Mit Wahnsinn in den Augen saß sie am Lager wie bei einer Leiche.

In der Früh kamen Polizisten. »Ist der entsprungene Häftling hier? – Anziehen und mitkommen!«

Der Sohn zog seine Lumpen an, die Polizisten faßten ihn mit hartem Griff und ohne ein Wort, ohne sich noch einmal umzusehen, ging er mit ihnen.

Die Mutter stand in der Mitte des Zimmers und blickte ihm nach. Ihre Augen waren groß und rund und glasig.

IM WARENHAUS

Neues Wiener Journal 12 Januar 1919 Es ist drei Uhr nachmittags Die - фото 3

Neues Wiener Journal , 12. Januar 1919

Es ist drei Uhr nachmittags. Die eigentümlich träumerische Zeit, wenn noch nicht die elektrischen Lichter brennen. Eine Dämmerung wie auf freiem Felde liegt in diesem großen Käfig. Es ist wenig Kundenverkehr; die Verkäuferinnen stehen herum, plaudern miteinander, langweilen sich, grübeln nach, richten sich die Locken, pudern sich versteckt das Gesicht.

Manche sind noch jung; man hört sie über ein Wort, das die Kameradin ins Ohr geflüstert hat, laut lachen.

Aber viele, viele sind alt; haben Falten im Gesicht, Kummerringe um die Augen – das Leben und das Glück ist für sie ein für allemal verloren.

Sie stehen bei ihrem Ladentisch und verkaufen Bänder, Spitzen, Taschentücher und hundert andere Sachen, nur die Lustigkeit und Koketterie früherer Tage sind dahin. Hinter dem Ladentisch sind sie dahingewelkt und sind bissig und grob geworden. Sie beschimpfen die kleinen Lehrmädchen, die sie beneiden um ihre rosigen Wangen und glänzenden Augen, die sie hassen wegen ihrer Jugend.

»Ich bin lieber ungeschickt und dumm als alt und häßlich«, hatte ein fünfzehnjähriges Lehrmädchen im Zank zu einer vierzigjährigen Verkäuferin gesagt. So geht es zu. Der Wettstreit der Jahre im Warenhaus, eine stumme Tragödie, die Tag für Tag, Jahr für Jahr, spielt.

Vor dem Verkaufsstand für Strümpfe und Wollsachen stehen zwei junge Mädel.

»Wieviel Uhr ist es, Hedwig?«

Hedwig blickt auf ihre goldene Uhr, die sie von ihrem Geliebten geschenkt bekam, zum Dank dafür, daß es doch nicht das war, was er befürchtet hatte. »Wir können bald sperren, noch eine Stunde«, sagt Hedwig.

»Wie dumm«, meint die Kameradin, »jetzt haben wir so früh aus und man weiß doch nichts mit der freien Zeit anzufangen. Ich sitze, wenn ich heimkomme, bei meiner Mutter in der Küche und flicke unsere alten Fetzen bei der Kerze.«

»Warum nimmst du nicht ein Buch?«, fragt Hedwig.

»Ich lese nicht gern; nein; es interessiert mich nicht.«

»Na ja.«

»Man hat nichts von der freien Zeit. Früher hat es nie ein Ende nehmen wollen; es ist acht worden, es ist neun worden, und jetzt hat man auch nichts davon. Wohin soll man gehen? Alles ist so teuer.«

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