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Hagemanns Welt
Ein heiterer Erziehungsratgeber
Matthias Meyer-Langenhoff
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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ISBN: 978-3-86196-066-9 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-176-3 - E-Book (2020)
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Prolog Prolog Erinnern Sie sich an Mark Twain? Der Schöpfer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn soll gesagt haben, Erziehung sei die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend. Ich finde, er hat recht, denn seit auch unsere jüngste Tochter pubertiert, halte ich mich für den Berti Vogts des Erziehungsalltages. Verteidigung liegt mir einfach, schließlich habe ich jahrelang Fußball gespielt, nicht gut, aber gerne. Ich galt immer als Fußballarbeiter, eine Mentalität, die ich auf den Umgang mit meinen Kindern übertragen habe. Erziehungsarbeiter eben, und wie meine Gegenspieler verfolge auch ich meine Töchter wie ein Terrier, jedenfalls behaupten sie das. Ich gebe sogar freimütig zu, in Situationen besonderer Hilflosigkeit hin und wieder sprichwörtlich die Blutgrätsche auszupacken, dann bin ich laut, ungerecht und auf meinen Vorteil bedacht. Meine Töchter sind mir darin übrigens sehr ähnlich, der Apfel fällt nun mal nicht weit vom Stamm. Am liebsten wollen sie aber ihre Ruhe, insbesondere vor ihrem Vater, allerdings bedienen sie sich im Gegensatz zu mir dazu einer Offensivtaktik, denn Angriff hielten sie immer schon für die beste Verteidigung. Unser Familienleben wird dadurch zwar nicht unbedingt einfacher, aber intensiver und abwechslungsreicher. Manchmal glaube ich sogar, die eigentlichen Erzieher in unserer Familie sind meine Kinder. Entspricht das der reinen Lehre? Wohl kaum, denn lateinisch Educatio, so las ich, bedeute Aufzucht und richte sich auf das heranwachsende Individuum. Ein solches bin ich natürlich mit meinen knapp fünfzig Jahren nicht mehr, aber offenbar haben unsere Töchter dazu eine völlig andere Meinung und unterstellen mir eine gewisse Erziehungsbedürftigkeit. Verstehen Sie, dass ich so etwas nicht durchgehen lassen kann? Mein Anspruch ist es, Pater Familias zu sein, nur sind Anspruch und Wirklichkeit leider zwei Paar Schuhe.
Traumferien
Elternabend
Shoppen oder Bummeln?
Abschlussball
Vier Frauchen, ein Hundchen und ein Herrchen
Politische Bildung ab fünf
Wo ist mein Bademantel?
Das Schubidu
Erziehungsberatung
Mens sana in corpore sano
Weihnachten mit Papa
Ordnung ist das halbe Leben
Immer Ärger mit dem Auto
Wie feiert man seinen 17. Geburtstag?
Die Liebe zum Unglücklichsein
Der Autor
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Erinnern Sie sich an Mark Twain? Der Schöpfer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn soll gesagt haben, Erziehung sei die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend. Ich finde, er hat recht, denn seit auch unsere jüngste Tochter pubertiert, halte ich mich für den Berti Vogts des Erziehungsalltages. Verteidigung liegt mir einfach, schließlich habe ich jahrelang Fußball gespielt, nicht gut, aber gerne. Ich galt immer als Fußballarbeiter, eine Mentalität, die ich auf den Umgang mit meinen Kindern übertragen habe. Erziehungsarbeiter eben, und wie meine Gegenspieler verfolge auch ich meine Töchter wie ein Terrier, jedenfalls behaupten sie das. Ich gebe sogar freimütig zu, in Situationen besonderer Hilflosigkeit hin und wieder sprichwörtlich die Blutgrätsche auszupacken, dann bin ich laut, ungerecht und auf meinen Vorteil bedacht. Meine Töchter sind mir darin übrigens sehr ähnlich, der Apfel fällt nun mal nicht weit vom Stamm.
Am liebsten wollen sie aber ihre Ruhe, insbesondere vor ihrem Vater, allerdings bedienen sie sich im Gegensatz zu mir dazu einer Offensivtaktik, denn Angriff hielten sie immer schon für die beste Verteidigung. Unser Familienleben wird dadurch zwar nicht unbedingt einfacher, aber intensiver und abwechslungsreicher. Manchmal glaube ich sogar, die eigentlichen Erzieher in unserer Familie sind meine Kinder. Entspricht das der reinen Lehre? Wohl kaum, denn lateinisch Educatio, so las ich, bedeute Aufzucht und richte sich auf das heranwachsende Individuum. Ein solches bin ich natürlich mit meinen knapp fünfzig Jahren nicht mehr, aber offenbar haben unsere Töchter dazu eine völlig andere Meinung und unterstellen mir eine gewisse Erziehungsbedürftigkeit. Verstehen Sie, dass ich so etwas nicht durchgehen lassen kann? Mein Anspruch ist es, Pater Familias zu sein, nur sind Anspruch und Wirklichkeit leider zwei Paar Schuhe.
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„Warum verstehst du das nicht?“, fragte Elsa, meine Frau, als sie und unsere Kinder über einen Witz lachten, dessen Humor mir völlig verschlossen blieb.
„Keine Ahnung.“ Ich zuckte mit den Schultern, denn darüber hatte ich schon oft vergeblich nachgedacht. Erst kürzlich, als unser Nachbar Valentin bei uns in ballonseidener Trainingshose erschien, verständigten sie sich blitzschnell über sein modisches Versagen, während es mir erst umständlich erklärt werden musste. Die Kommunikation zwischen Elsa und unseren Töchtern funktioniert nach Mustern, die mir weitgehend fremd sind, gelegentlich beschleicht mich deshalb sogar ein Gefühl der Einsamkeit.
Neulich sprachen wir über unser sommerliches Urlaubsziel, ich schätze die Berge und lange Wanderungen, sie lieben das Meer, genauer gesagt den Strand und stundenlanges Sonnenbaden.
„Niemals wird es euch gelingen, mich noch einmal zu einem Urlaub an der Nordsee zu überreden“, donnerte ich mit Pathos am Mittagstisch. „Der Sand, das kühle Wetter, der Wind, das Salzwasser, all das ist eine Qual für vernünftige Menschen. Wie herrlich sind dagegen majestätische Berggipfel, sie öffnen einem das Herz, nichts geht über klares Quellwasser und satte, grüne Almen. Dort werden wir in diesem Jahr die Ferien verbringen!“
Wir beschlossen, ans Meer zu fahren.
„Schön“, strahlte Elsa, „ich bin übrigens bereits zu deinem Besten tätig geworden und habe vorsorglich eine Ferienunterkunft auf der niederländischen Insel Ameland gebucht.“
Sie war nicht zum ersten Mal vorsorglich zu meinem Besten tätig geworden, deshalb empfand ich ein gewisses Unbehagen. Außerdem war mir aufgefallen, dass ich im Laufe familiärer Auseinandersetzungen immer häufiger gegen meinen Willen die Ansicht meiner Frau zu vertreten begann. Offenbar geschah etwas mit mir, worauf ich keinen Einfluss hatte. Vielleicht setzte Elsa mich heimlich unter Drogen, denn seit geraumer Zeit litt ich unter einem hässlichen Reizhusten.
„Das Seeklima wird dir guttun“, meinte sie, „du gehst jeden Tag mit den Kindern ans Meer, setzt dich mit dem Laptop ins Strandcafé und schreibst deinen Roman zu Ende.“
„Und was machst du?“, fragte ich.
„Ich komme nach“, antwortete sie mit entwaffnendem Lächeln, „ich habe noch einiges in der Schule zu erledigen.“
„Wieso habe ich eine Schulleiterin geheiratet, wenn du doch keine Ferien hast?“, stöhnte ich.
„Damit dir finanziell jemand den Rücken freihält“, stellte meine Frau ungerührt fest. „Und vergiss bitte nicht, dass ich dir drei schöne Töchter geboren habe.“
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