Doch anscheinend bestand Maddox nicht nur aus einem schön geschnittenen Gesicht, tollen geschwungenen Lippen und einem geilen Arsch ... Innerlich verfluchte ich mich.
Du dumme, kleine Hexe! Wie konntest du nur so leichtsinnig sein!
Dies machte mich erschreckenderweise nur noch mehr an. Meine intimsten Stellen glühten, sodass ich das Gefühl hatte, dass ich auch ohne Hilfe gleich explodieren würde. Ein weiteres Mal an diesem Tag zitterten meine Beine, doch diesmal nicht vor Müdigkeit. Jetzt wollte ich ihn, mehr als jemals zuvor!
»Ist doch egal, dass ich heute Morgen mit jemand anderem gevögelt habe«, sagte ich lasziv, während ich mich an die Wand lehnte und meinen weiten Pullover ein Stück hochzog. Der Anblick meines nackten, flachen Bauches und die Ansätze meiner Brüste sprachen für sich. »Komm schon, nimm dir, was du möchtest.«
Dabei leckte ich mir über die Lippen, legte den Kopf zur Seite und ließ einige Strähnen mein Gesicht einrahmen. »Komm schon«, wiederholte ich zuckersüß.
Jede Stripteasetänzerin würde aufgrund meiner Darbietung vor Neid erblassen. In vollendeten Bewegungen wandte ich meinen Körper, tanzte vor seinen Augen, zeigte ihm meine Reize. Für eine Sekunde ließ er seinen Blick über meinen Körper wandern und aus seinen Augen sprach dieselbe Lust, wie sie auch meinen zu entnehmen war. Verführerisch rieb ich meinen Hintern an der Wand und zog den Pullover noch ein wenig höher, dabei wiegte ich mich in einem Rhythmus, den nur ich hören konnte und guckte dabei so unschuldig wie möglich. Ich hatte ihn!
»Für mich ist das nicht egal, Lolita. Sorry.« Seine Stimme klang nicht gemein oder verbittert, sondern einfach nur ehrlich.
Der Knall der Tür ließ mich zusammenzucken und mit aufgerissenen Augen starrte ich auf die Stelle, an der eben noch Maddox gestanden hatte.
Was zum Teufel war hier gerade passiert?
Quälende Fragen
»Dieses Arschloch!«
Beinahe hätte ich gegen die Freisprechanlage meines Benz geschlagen, doch meine Faust ging gegen die Windschutzscheibe. Nachdem ich Ira in aller Ausführlichkeit über unsere Chefin und Myrs berichtet hatte, ließ ich auch keine Einzelheit über die Haupthandlung des heutigen Tages aus. Natürlich kam Maddox alles andere als gut dabei weg.
»Alles klar mit dir?«, war Iras für meinen Geschmack etwas zu amüsierte Stimme am anderen Ende der Leitung zu vernehmen.
»Nein, es ist nicht alles klar mit mir!«, bellte ich das Gerät an und überholte mitten in der Innenstadt zwei Taxis auf der rechten Seite. »Was bildet der sich eigentlich ein? Erst machen wir uns schön heiß und dann lässt der mich stehen! Dabei konnte er sich nicht einmal sein blödes Grinsen verkneifen.«
Ich schrie die Wut heraus, als ich weiter durch die Straßen Manhattans schoss, wobei mir die Straßenverkehrsordnung herzlich egal war. »Das ist mir noch nie passiert! Noch nie! Der hätte mich fünfmal ficken müssen!«
»Nicht, dass du das nicht auch schon mal mit Typen gemacht hast ...«
Für einen kurzen Moment wich der Zorn und ich fiel in meine Erinnerungen zurück, während ich mit quietschenden Reifen an einer Ampel hielt.
»Ach, das war etwas anderes«, keifte ich zurück.
»So? Was war denn mit dem Typen in diesem Irish Pub, von dem du dich hast lecken lassen und dann einfach gegangen bist?«
»Ach, das war ...«
»Oder«, sie erhob ihre Stimme. »Oder bei dieser bescheuerten Boutique-Eröffnung auf der 7th, zu der du mich mitgeschleppt hast, wo du den Modefritzen geritten hast, gekommen bist und dann einfach abgehauen bist.«
Tief waren diese schönen Ereignisse in meinen Gedanken verwurzelt und für einen Augenblick ertappte ich mich dabei, wie die Wut abnahm und sich ein Lächeln auf meine Lippen legte. Sein ungläubiger Blick war einfach herrlich gewesen, als er mit heruntergelassener Hose und einem feuchten glühenden Schwanz zu mir aufgeblickt hatte, wobei er mit offenem Mund beobachten musste, wie ich mich wieder anzog. Dieses verwirrte Gestammel werde ich nie vergessen ...
Erst durch lautes Hupen neben mir wurde ich in die Gegenwart geschleudert. Mein Kopf fuhr so schnell herum, dass sich die Klammer aus meinen Haaren löste. Neben mir hatte ein Ferrari gehalten und zwei junge Männer mit akribisch geföhnten Haaren lächelten mich an. Die hellen Farben ihrer Poloshirts strahlten mit ihren verspiegelten Sonnenbrillen um die Wette, als der Beifahrer sich zu mir herüberlehnte.
»Schicke Karre«, sagte er betont lässig und nickte.
In was für einer Welt leben wir eigentlich? Das kann doch nicht deren ernst sein. Amüsiert über dieses allzu erfüllende Klischee, hatten Daddys Lieblinge sich doch definitiv einen falschen Zeitpunkt für ihre Testosteronschübe ausgewählt.
»Isabelle, bist du noch da?«
»Warte mal bitte einen Moment, ich muss mal kurz was erledigen ...«
Der Motor des italienischen Boliden heulte mehrmals auf, als wäre es ein Tier, das gleich loszuschlagen drohte. Ich konzentrierte mich und streichelte über mein Lenkrad. Den Mund brauchte ich mittlerweile bei so einfachem Zaubern gar nicht mehr zu bewegen. Als die Ampel auf Gelb umsprang, ließ ich den Demolationszauber los. Kein Knall, keine Explosion, nicht einmal ein Geräusch. Doch der wunderschöne rote F430 soff sofort ab und würde auch nie mehr anspringen. Eigentlich eine Schande. Wenn die beiden Halbstarken die Motorhaube öffneten, würden ihre Augen nur einen Haufen unglaublich kostspieligen Schrotts sehen. Da würde Daddy aber sauer sein!
Die Flüche der beiden interessiert wahrnehmend, spitzte ich die Lippen und pfiff ihnen entgegen. Ihre hochroten Köpfe wanderten nur langsam zu mir, doch als ich ihre Aufmerksamkeit hatte, formte ich einen Kussmund, legte meinen Mittelfinger auf meine Lippen und hauchte ihnen einen Kuss entgegen. Dann gab ich Gas ... viel Gas. Ich liebe starke Auftritte!
»So, erledigt. Was weißt du über ihn?«, fragte ich Ira.
»Äh, warte.«
Durch das Lautsprechersystem hörte ich sogar die Anschläge auf ihrer Tastatur. Sie würde nun mit dem hauseigenen System seine Akte raussuchen und ihn mit verschiedenen Suchmaschinen durchleuchten. Gut, dass der Zirkel andere Möglichkeiten hatte. Diese kleine Nummer hatte meinen Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht, so konnten Ira und ich unser Gespräch fortsetzen. Während der Wind mir um die Haare wehte, und ich allmählich die Innenstadt in Richtung Queens verließ, genoss ich den facettenreichen Duft der Parklandschaft. Die hohen Bäume reckten sich dem Himmel entgegen und durchschnitten die glitzernden, fast brennenden Strahlen der hellen Sonne im Sekundentakt. Ich genoss diesen Augenblick und konnte spüren, wie der Fahrtwind meinen Zorn wegpfiff.
»Ich muss dich leider enttäuschen«, sagte Ira nach einiger Zeit. Ihre Stimme war dabei dünn und rissig, wie junges Eis, das von den ersten Sonnenstrahlen erwärmt wurde. »Viel kriege ich nicht über den raus.«
Fragend sah ich das Display meines Handys an. »Was heißt, nicht viel?«
»Fünfundzwanzig Jahre alt, wurde von Myrs und de la Crox persönlich in den Zirkel geholt, keine Adresse, keine Telefonnummer, keine Zeugnisse, kein psychologisches Profil. Vormals im Zirkel West tätig. In L.A. Aber auch da keine weiteren Informationen.«
Sie ratterte die Daten runter, genau, wie sie auf ihrem Bildschirm aufflimmerten.
»Ist auf direkten Befehl von da la Crox hierher kommandiert worden. Das war es. Sorry, Isabelle.«
Ich stöhnte nachdenklich. Dass wir uns unsere Mitarbeiter selbst aussuchten, war ein ganz normaler Vorgang. Schließlich waren Hexen auf dieser Welt rar gesät und es waren pro Jahrgang in Amerika nicht einmal einhundert, die von uns ausgewählt wurden. Natürlich gab es weder eine Webseite noch eine Adresse, bei der man sich einfach so bewerben konnte, doch in der Regel wurde der potenzielle Kandidat mehrfach durchleuchtet.
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