Peter Eckmann
Ein Schleswig-Holstein-Krimi
Eckmann, Peter: Mord mit Absicht. Schleswig-Holstein-Krimi. Hamburg, edition krimi 2020
1. Auflage 2020
E-Book ISBN 978-3-946734-62-8
Dieses Buch ist auch als Print erhältlich und kann über den Handel oder den Verlag bezogen werden.
ISBN: 978-3-946734-61-1
Lektorat: Leonie Blach, Hanau
Umschlaggestaltung: © Annelie Lamers, edition krimi
Umschlagmotiv: www.pixabay.com
Coverbild: © Peter Eckmann
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Der Banküberfall
Laura
Der Killer
Die Kommissarin
Die Verfolgung beginnt
Die Fährstraße beginnt
Am Nord-Ostsee-Kanal
Ein Mord in Rendsburg
Der Plan
Die Prinz-Heinrich Brücke
Peng! Zwei Amseln fliegen auf und flattern schimpfend davon.
„Mensch, Onkel Max! Wenn dein alter Kasten das noch mal macht, wecken wir die gesamte Nachbarschaft auf, dann ist es Essig mit dem Überfall.“
Der Angesprochene heißt Maximilian Krämer. Schweiß perlt auf seiner Stirn, nicht nur wegen des heißen Tages. Er dreht wieder am Zündschlüssel, jetzt springt der weiße Volkswagen T4 ohne zu mucken an.
Heute ist Donnerstag, Anfang August, kurz nach Mittag. Die Sonne scheint unbarmherzig von einem wolkenlosen, blauen Himmel. In Dornbusch an der Hauptstraße, dem Obstmarschenweg, befindet sich eine kleine Bank, die gerade aus ihrem Mittagsschlaf erwacht. Eben hat ein Mann, der hinter der Spiegelung im Glas der Eingangstür schemenhaft zu erkennen war, die Tür mit einem Schlüssel oben und unten entriegelt.
Der Transporter parkt in einer Nebenstraße. Der Fahrer, Onkel Max, ein untersetzter Mann in den Fünfzigern und damit deutlich älter als seine beiden Mitfahrer, gibt dem vielversprechenden Nachwuchs noch ein paar Tipps. „Denkt immer daran, was ihr bei mir gelernt habt: Nicht zögern, sondern entschlossen und aggressiv auftreten.“ Er fixiert den jungen, schlaksigen Mann mit dem braunen, strähnigen Haar auf dem Beifahrersitz. „Das gilt besonders für dich, Martin, du lässt dich immer noch zu leicht ins Bockshorn jagen.“
Der Angesprochene nickt. Sein Onkel hat recht, aber heute ist es einfach. Mit der Knarre in der Hand fühlt er sich ohnehin sicherer, das klappt schon.
„Ist das Funkgerät eingeschaltet?“, unterbricht Onkel Max dessen Grübeleien. Er klopft mit dem Finger auf ein Mikrofon. „Hörst du das?“
Martin zuckt zusammen. „Aua! Da wird man ja taub!“
Max Krämer nickt zufrieden. „Das funktioniert schon mal.“ Er war früher bei dem Flugzeugbauer Airbus in Finkenwerder zuständig für die Montage der Elektronik in den Flugzeugen, auf dem Gebiet ist er Profi. Dann war da diese leidige Diebstahlgeschichte und man hat ihn gefeuert. Seitdem hält er sich mit Gelegenheitsarbeiten und – zum Beispiel – diesem Überfall über Wasser. Er dreht sich nach hinten zu dem dritten Mann, jung wie Martin, aschblond und mit Brille. „Ist bei dir alles klar, Christoph?“
Der junge Mann nickt, ohne Max anzuschauen. „Sicher, das wird schon, mach dir keinen Kopf.“
„Das wird nicht, das muss klappen, hört ihr! Und noch einmal: Ihr müsst energisch auftreten! Es darf bei den Angestellten kein Zweifel an eurer Entschlossenheit aufkommen.“ Er dreht sich wieder nach vorne, startet den Motor und legt den ersten Gang ein. „Habt ihr alles? Beutel, Waffe, Sturmhaube?“
Die jungen Männer sind langsam genervt: „Ja doch, Max! Nun fahr schon.“
„So, dann los.“ Max Krämer kreuzt den Obstmarschenweg und kommt vor der kleinen Bank zum Stehen. Die Beifahrertür wird geöffnet, die jungen Männer steigen aus. Beide halten einen Leinenbeutel in der Hand. Jetzt stehen sie vor der Tür, greifen in ihre Beutel, holen schwarze Sturmhauben heraus und ziehen sie sich über den Kopf. Der mit der Brille stößt die Tür auf und geht mit schnellen Schritten in den Schalterraum, sein Kollege folgt ihm.
Aus seinem Beutel fördert der erste eine Waffe zutage und brüllt: „Dies ist ein Überfall!“ Er geht mit raschen Schritten auf den Bankangestellten hinter dem Schalter zu und hält ihm seine Waffe direkt vor das Gesicht. „Wenn Sie tun, was wir sagen, passiert Ihnen nichts!“
Seinem Kollegen gibt er einen Wink mit der Waffe. „Schnapp dir den Filialleiter, ich pass’ hier auf!“
Christoph Böhmer nickt, dann ruft er: „Wer ist hier der Chef?“
Die beiden Angestellten, eine Frau und ein Mann, schweigen.
Der junge Mann fuchtelt mit der Waffe vor den beiden herum. Die Frau, unscheinbar, etwa Mitte vierzig, mittelgroß, mit dauergewelltem, schwarzem Haar starrt den Bankräuber entsetzt an. Der Mann neben ihr ist nur wenig größer, er trägt einen braunen Anzug mit einer senfgelben Krawatte.
„Los jetzt, wer ist hier der Chef?“
Der Mann hebt zaghaft die Hand. „Unser Filialleiter, Herr Grossko, der ist aber nicht da. Er hat einen Zahnarzttermin.“
„Und wer öffnet jetzt den Safe?“, brüllt der junge Mann die beiden Angestellten an, die völlig eingeschüchtert vor ihm stehen.
„Ich kann das, ich vertrete den Chef, wenn er nicht da ist“, antwortet der Mann.
„Na also, warum nicht gleich? Dann gehen wir beide jetzt zum Safe und Sie öffnen ihn, klar?“
Der Mann nickt zaghaft und geht voraus in einen Nebenraum. Christoph Böhmer folgt ihm, die Pistole auf den Rücken des Mannes gerichtet. Durch eine Stahltür betreten sie den fensterlosen Raum. Die Wand zur Rechten ist von oben bis unten mit Schließfächern ausgestattet. Doch das interessiert den jungen Mann nicht. Onkel Max hat ihm eingeschärft, sich auf den Safe zu beschränken. Der steht am Ende des Raumes, ist etwa so hoch wie die Tür und einen Meter breit. Der junge Mann zeigt mit der Pistole darauf. „Aufmachen!“, herrscht er den Bankangestellten an.
Der zittert und hebt die Hände. „Die Kombination kennt nur der Chef.“ Er versucht, durch sein zaghaftes Zögern das Schlimmste zu verhindern.
„Spinnst du? Einer von euch muss doch an den Safe kommen, wenn der Boss nicht da ist! Vor ein paar Minuten hast du noch getönt, du könntest den Geldschrank öffnen! Komm mir bloß nicht so! Fang sofort an, oder du bist schneller tot, als du bis drei zählen kannst!“ Er hebt die Waffe und schlägt dem Mann mit dem Griff an den Kopf. „Los, mach den verdammten Safe auf!“
„Aua!“ Aus einer Platzwunde sickert Blut. Der Angestellte der Bank weiß, wann er verloren hat, aber er musste es auf jeden Fall versuchen. Mit einem leisen Seufzer wendet er sich zu dem Kombinationsschloss und beginnt, das Rad mit den Zahlen zu drehen. Als die schwere Tür aufschwingt, gleiten die Augen des jungen Verbrechers hektisch über den Inhalt. Mehrere Bündel Bargeld liegen darin, daneben ein paar kleine Kästen, vier Ordner stehen auf dem obersten Bord und ganz unten befindet sich ein brauner Pilotenkoffer.
„Was ist da drin?“, fragt der junge Mann und deutet mit der Pistole auf den Koffer.
„Weiß ich nicht, das ist Sache des Chefs“, klagt der Angestellte mit weinerlicher Stimme und zuckt mit den Schultern.
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