»Adam«, hauche ich und stütze mich mit den Händen leicht an seiner Brust ab. Sein Blick wandert von meinen Lippen hinauf zu meinen Augen. »Ich bin Dakota.« Rasch löse ich meine Hände von seiner harten Brust und trete einen Schritt zurück, was einen verstimmten Ausdruck über sein attraktives Gesicht huschen lässt. »Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Der Verkehr war ziemlich verrückt, und dann gab es noch einen Unfall. Ehe sich mein Taxifahrer in einen Streit verwickelt hat, bin ich das letzte Stück zu Fuß gelaufen«, sprudelt es aus mir heraus, während ich auf seine Reaktion warte. Als diese ausbleibt, macht sich Unsicherheit in mir breit.
Oh Gott, was ist, wenn es sich bei diesem Mann gar nicht um mein Date handelt? Nervös geworden lege ich den Kopf schief, wobei mir mein Haar über die Schulter fällt. »Bitte sag mir, dass du Adam und nicht irgendein zufällig getroffener Typ bist, den ich auf der Straße belästige.«
Er mustert mich weiter unverhohlen, ehe sich seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verziehen. »Ich bin Adam.«
Erleichterung erfüllt mich und die Anspannung in meinem Körper lässt nach. »Gott sei Dank.« Ich lächle ihn an, was ihm ein Grinsen entlockt. Heiliger, dieser Mann ist gefährlich. »Mag hat sich geweigert, mir ein Foto von dir zu zeigen. Sie hat mir nur gesagt, dass du hier warten, einen Anzug anhaben und eine Uhr tragen würdest.«
»Das sind nicht sonderlich viele Informationen.« Der missmutige Unterton in seiner Stimme überrascht mich.
»Du kennst Maggie. Sie ist ...« Ich presse die Lippen aufeinander und zucke entschuldigend mit den Schultern. »Sie ist eben Maggie.«
»Ja«, stimmt er zu, und ich wundere mich, warum mich Maggie nicht vor seiner intensiven Ausstrahlung gewarnt hat.
»Also gut.« Ich atme hörbar aus und betrachte ihn noch einmal, ehe ich zum Coffeeshop hinübersehe. Er wiederum erstarrt plötzlich, als er einen Blick über meinen Kopf hinweg wirft. »Ähm ... Ich weiß, ich habe gesagt, das hier wäre nur ein Treffen auf einen Kaffee, aber ich bin am Verhungern. Würde es dir etwas ausmachen, mit mir zum Pizzarestaurant unten an der Straße zu gehen?«
»Ich habe eine bessere Idee.« Ich stutze, als er seine Finger meinen Unterarm entlangwandern lässt, um meine Hand zu umfassen. »Ich kenne ein tolles italienisches Restaurant, das nicht allzu weit von hier entfernt ist.«
»Oh.« Ich sehe auf unsere miteinander verbundenen Hände und spüre, wie meine Handfläche zu kribbeln beginnt.
»Wir nehmen mein Auto.« Er drückt liebevoll meine Finger, was meinen Puls für einen Schlag aussetzen lässt.
»Okay.« Ich lasse mich von ihm den Bürgersteig entlangführen und stolpere beinah ein zweites Mal, als die Lichter eines Benz aufleuchten. Und zwar nicht irgendeines Benz , sondern die eines dieser SUVs, die mehr kosten, als ich innerhalb der nächsten zwei Jahre verdienen werde.
Adam bleibt an der Beifahrerseite stehen, öffnet mir die Wagentür und wirft sie hinter mir ins Schloss, nachdem ich auf dem Beifahrersitz Platz genommen habe. Dann geht er um die Motorhaube herum und setzt sich hinters Steuer.
Herrgott im Himmel, ein Mann sollte nicht dermaßen gut im Profil aussehen dürfen.
»Bereit?« Er dreht sich mir zu, während er den Motor startet.
»Klar.« Ich atme einmal tief durch und zwinge mich dazu, mich zu beruhigen.
»Also, erzähl mir ein bisschen von dir«, verlangt er, als er sich in den Verkehr einfädelt.
»Nun, Maggie hat bestimmt schon erwähnt, dass ich erst vor ein paar Monaten nach Seattle gezogen bin.« Ich rutsche ein wenig unruhig auf meinem Sitz hin und her und bemerke, wie er kurz meine Beine betrachtet. Sofort fühlen sie sich unter seinem Blick warm an.
»Von woher?«
»Tacoma.« Ganz automatisch beginne ich, im gleichen Rhythmus seiner auf dem Lenkrad trommelnden Finger mit den Beinen zu wippen.
»Warum Seattle?«
»Mein Bruder lebt schon seit Ewigkeiten hier und hat mich überzeugt, bei ihm zu bleiben, als ...« Abrupt halte ich inne. »Nun, ich brauchte eine Veränderung.«
»Du und dein Bruder, ihr steht euch also nah.«
Obwohl dieser Satz keine Frage war, antworte ich dennoch mit einem Ja und umklammere die Handtasche in meinem Schoß ein wenig fester. »Maggie sagte, du seist hier aufgewachsen.«
»Genau.« Seine Finger schließen sich fester um das Lenkrad, als er den Wagen beschleunigt, um auf den Highway zu fahren. »Wie hast du Maggie kennengelernt?«
»Über meinen Bruder.« Ich streiche an dem Riemen meiner Handtasche entlang, als er die nächste Ausfahrt nimmt. »Seine Band spielt jeden Freitag und Samstag in ihrem Club.« Er biegt in eine versteckte Einfahrt und reiht sich in die Schlange des Parkservices vor einem Restaurant mit dem Namen Altura ein.
»Sind sie gut?«
»Wie bitte?«
»Die Band deines Bruders, ist sie gut?«
»Sie ist die beste Band überhaupt.« Das ist keine Lüge. Die Band zählt zu den bekanntesten in Seattle. Wenn alles nach Plan läuft, werden sie schon bald von einem Plattenlabel unter Vertrag genommen werden und auf Tour gehen.
»Dann würde ich sie gern einmal spielen hören.« Er bedenkt mich mit einem Lächeln, ehe er die Autotür öffnet. Den Motor lässt er laufen und umrundet die Motorhaube. Ich sehe, wie er in Richtung des Parkdieners den Kopf schüttelt, der an die Beifahrerseite herangetreten ist, um mir beim Aussteigen behilflich zu sein. Mein Magen macht einen Satz, als er mir stattdessen selbst die Tür aufhält und mir seine Hand reicht.
Ich nehme sie und lasse mir von ihm aus dem Wagen helfen, ehe wir Seite an Seite das Restaurant betreten. »Es ist schön hier.« Ich lasse die dunkle Innenausstattung auf mich wirken, die in warmen Braun- und Goldtönen gehalten ist. Die Tische, die alle viel Privatsphäre und Raum für vertraute Gespräche zu bieten scheinen, werden jeweils nur von Kerzenlicht erhellt. »Sehr schön.« Ich lege den Kopf in den Nacken, um zu meiner Begleitung aufzusehen. Verlangen funkelt in seinen Augen.
»Guten Abend, haben Sie eine Reservierung?«, fragt der Oberkellner, als wir das Empfangspodest erreichen.
»Wir haben keine Reservierung«, flüstere ich.
Adam schmunzelt, ehe er sich zu dem älteren Herrn mit Glatze umwendet, der einen Anzug und eine rote Fliege trägt. Dieser erkennt ihn offenkundig und räuspert sich verlegen. »Entschuldigen Sie, Mr Adams, natürlich.« Er neigt respektvoll den Kopf in Adams Richtung – oder ist Adam sein Nachname? Dann sieht er mich freundlich an. »Wenn Sie mir beide bitte folgen würden.«
»Du hast für heute Abend eine Reservierung gemacht?«, frage ich, während Adam meine Hand nimmt und mit mir durch den großen Raum zu einer Treppe geht, die vermutlich ins obere Stockwerk führt.
»Ich habe hier eine Dauerreservierung.« Er hebt meine Finger an seinen Mund und küsst jeden einzelnen, was mich für einen Moment aus der Fassung bringt. Sein Gesichtsausdruck lässt mich schließen, dass er das nicht beabsichtigt hat.
»Du hast hier eine Dauerreservierung?« Ich bin ernsthaft überrascht. Wer verfügt bitte sehr über eine Dauerreservierung in einem Restaurant wie diesem?
»Ich mag das Essen hier.« Er schüttelt den Kopf in Richtung des Oberkellners, als dieser meinen Stuhl für mich hervorziehen möchte, und übernimmt es stattdessen selbst.
Als er mir mit einem Nicken bedeutet, Platz zu nehmen, folge ich seiner Aufforderung und lasse mir eine Speisekarte reichen. Ich halte sie vor mein Gesicht und knabbere an meiner Unterlippe herum, mich fragend, wer dieser Mann genau ist. Mir ist bewusst, dass ich etwas betrunken war, als Maggie mir von ihm erzählt hat. Dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mich daran erinnern würde, hätte sie erwähnt, dass er reich ist. Okay, ich weiß nicht wirklich, ob das zutrifft, aber seinem Auto und dem Preis einer Vorspeise in diesem Restaurant nach zu urteilen, ist das anzunehmen.
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