Marie-Luisa Frick - Mutig denken. Aufklärung als offener Prozess

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Was war die Aufklärung? Ist sie gar am Ende? Das Erstarken politischer Ränder, ansteigende religiöse Gewalt und ein Vertrauensverlust in Wissenschaft und Medien legen dies anscheinend nahe.
Marie-Luisa Frick führt durch die Geschichte und spannungsgeladene Normativität aufklärerischen Denkens und zeigt: Aufklärung ist kein «Erbe», bei dem wir immer schon wüssten, worum es sich handelt. Mutiges und eigenständiges Denken müssen wir uns immer wieder neu erarbeiten und immer wieder neu entdecken.
Oder wie Frick es ausdrückt: «Die Zukunft des Humanismus, sie liegt zwischen Verzagtheit und Übermut.»

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Was aber hatte Spinoza getan, um solch Verärgerung, ja: Hass auf sich zu ziehen? Was war es, das andere, die mit ihm auch nur ideell in Verbindung gebracht wurden, vor der Verachtung und Rache ihrer Mitmenschen zittern ließ? Der Oberrabbiner der heutigen portugiesisch-israelitischen Gemeinde in Amsterdam, Pinchas Toledano, begründet die Weigerung, wenigstens nachträglich den Bannfluch über Spinoza aufzuheben, damit, dass er »die Fundamente unserer Religion« zerrissen habe.7

Gefährliches Selbstdenken

Bis heute ist nicht restlos geklärt, was zum Ausschluss Spinozas aus der jüdischen Gemeinde geführt hatte. Zeitgleiche Ausschlüsse zweier weiterer Männer, die mit Zweifeln an der Authentizität der Thora aufgefallen waren, lassen vermuten, dass Spinoza ebenfalls zu jenen zählte, die Misstrauen in die heiligen Texte verbreiteten. Ein solcher »Ketzer« war der französische Bibelkritiker Isaac de La Peyrère, dessen Schrift Prae-Adamitae 1655 in Amsterdam erschienen war – und ihn ins Gefängnis brachte. Darin äußert La Peyrère Zweifel an der Schöpfungsgeschichte und behauptet, es habe bereits vor Adam Menschen gegeben, die Prä-Adamiten. Mit wem hätten sich sonst Adams und Evas Kinder fortgepflanzt? Somit hätte es nicht eine Erschaffung des Menschen geben, sondern (mindestens) zwei: Die Erschaffung der Heiden und jene der Kinder Adams. Diese Lehre war später in den rassentheoretischen Debatten der Aufklärung einflussreich und stärkte die Position der Polygenisten, die im Unterschied zu den Monogenisten eben keine Einheit des Menschengeschlechts durch Abstammung annahmen, sondern von mehreren ›Menschheiten‹ ausgingen. Im Kontext der Religionsphilosophie entstanden, entsprach diese Lehre einem fundamentalen Angriff auf den Glauben. Angenommen, dass die heiligen Texte den Ursprung der Menschen falsch erzählen: Worin irren sie denn dann noch? Und wie kann angesichts der Vielfalt der Menschheiten das Judentum eine Sonderrolle beanspruchen, das Christentum umgekehrt seine Universalität? Beide, so legen es die ›Prä-Adamiten‹ nahe, sind partikularer als gedacht.

Als Spinoza 1670 seinen Theologisch-politischen Traktat veröffentlicht, freilich anonym, wird er die historisch-kritische Bibellektüre zum Hauptwerkzeug seiner Religionskritik machen. Sie bahnte den Weg zu einem Gottesbild, das nichts mehr gemein hat mit dem jüdisch-christlichen persönlichen Ein-Gott und zudem den Grund für Konzepte wie Religionsfreiheit und Säkularität legt. Er wird damit zu einem philosophischen Gründervater der Aufklärung ersten Ranges. In seiner theologisch-politischen Abhandlung erklärt Spinoza unter anderem, die Heilige Schrift könne unmöglich für heute lebende Menschen verbindlich sein, denn ihre Adressaten seien ›primitive Wüstennomaden‹ gewesen. Wer immer die Texte des Alten Testaments verfasste, habe sie dem ›beschränkten Horizont‹ dieser Menschen angepasst. Dass Moses die Thora verfasst habe, wie nach traditionaler Überlieferung, widerlegt Spinoza mit penibler Textkritik. Diese These war keineswegs neuartig. Spinoza zitiert den mittelalterlichen spanischen Gelehrten Abraham ben Meir Ibn Ezra, der in seinen Kommentaren zur Thora diese These mit Verweis auf Unstimmigkeiten in den biblischen Berichten über Moses andeutete. Schon im 9. Jahrhundert hatte der Perser Chiwi al-Balkhi die Autorität der Thora auf ähnliche Weise angegriffen.8 Letztlich lasse sich, folgerte Spinoza, die Botschaft der Bibel reduzieren auf das Doppel-Gebot der Gottes- und Menschenliebe. Mehr ist vom Juden- und Christentum nach Spinozas Sezierung nicht mehr übrig: Ein praktisches Gebot auf einem prekären theoretischen Untergrund. Denn was kann man über Gott und seine Existenz wissen, wenn die Bibel selbst nichts darüber lehren kann? Mit seiner Ethik , die postum 1677 erschien, versucht Spinoza diese Frage zu klären. Dabei greift er – ähnlich wie bereits der dafür 1600 in Rom verbrannte Giordano Bruno – den Monotheismus an, der eine klare Unterscheidbarkeit von Schöpfer und Schöpfung voraussetzt – mit einer Ineinssetzung von Schöpfung und Schöpfer: Beide seien dieselbe Substanz, bloße Natur. Gott ist die schaffende ( res naturans ), der Mensch die erschaffene ( res naturata ). Alles ist Eins, auch Geist und Materie. Gott ist Alles – doch in den Augen von Spinozas Kritikern bedeutete dies: Gott ist nichts. Gott ist überall, Gott ist nirgends. Gott ist in uns und dabei ferner als zuvor.

In der Geschichte der Aufklärung ist Spinoza eines der bekanntesten Beispiele für den Preis, den man zu zahlen hat, wenn man selbst denkt, keineswegs jedoch das einzige: Ihrer Gesinnung wegen wurden Denker der Aufklärung inhaftiert, wie etwa Hugo Grotius im Zuge seiner Auseinandersetzung mit der calvinistischen Orthodoxie in den Vereinigten Niederlanden, oder auch Voltaire und Diderot in Frankreich. Verfolgung drohte nicht allein von Königen und Kirchen. So wurde Thomas Paine unter der Terrorherrschaft der Jakobiner in der Französischen Revolution als Konterrevolutionär verfolgt und entging nur knapp dem Fallbeil. Manche, wie Olypme de Gouges oder Nicolas de Condorcet wurden ebenfalls als Feinde der französischen Republik angesehen. Sie kostete der Gehorsam gegenüber den eigenen Überzeugungen das Leben.

Andere hatten ›nur‹ mit Zensur und Karriereschäden zu kämpfen. Wie etwa David Hume, der sich den Vorwurf eintrug, Atheist zu sein und deshalb nie einen Lehrstuhl erhalten hat, oder auch Christian Wolff, der – ebenfalls des Atheismus bezichtigt – seine Professur verlor und aus Preußen verbannt wurde. Wolffs Vorbildern bzw. Vorgängern, den Rechtsgelehrten und Pionieren des aufgeklärten Naturrechtsdenkens, Samuel von Pufendorf und Christian Thomasius, erging es nicht viel anders. In Briefen klagten sie sich gegenseitig ihr Leid: Sie würden drangsaliert von der lutherischen Orthodoxie, verächtlich gemacht als akademische Lehrer, des Atheismus beschuldigt. Der eine befand sich bereits im Exil in Schweden, der andere auf dem Sprung von der Universität Leipzig nach Halle, wo er sich vom Sächsischen Fürsten jene Denkfreiheit erbat, die ihm die Universitätsleitung verwehrt hatte, als sie ihm ein Druckverbot auferlegte. Er habe sich wohl bemüht, etwas zum allgemeinen Besten beizutragen, bedauert Pufendorf 1685 in einem Brief an Thomasius, »alleine man hat es mir so sauer gemacht, daß mich oft hat gereuen wollen, daß ich weiter, als das vade mecum zu gehen mich erkühnet«.9

Selbstdenken, so zeigt das Beispiel des französischen Denkers Pierre Bayle, kann aber nicht nur für den Betreffenden selbst gefährlich sein. Der aus einer hugenottischen Familie stammende und in der Tradition der Pyrrhonischen Skepsis stehende Bayle teilt viele Anliegen mit Spinoza, war ihm aber spinnefeind, auch weil er ihn für zu wenig kritisch-skeptisch hielt. Bayle erregte 1683 Aufsehen, als er sich anlässlich der Erscheinung eines Kometen so seine Gedanken machte. In seinen Pensées diverses sur la comète de 1680 setzt Bayle eine Vielzahl subtiler Spitzen gegen die christliche Lehre und die Obrigkeit, etwa: dass das Neue Testament von heidnischem Aberglauben durchdrungen sei, wie er sich etwa darin äußert, in Himmelserscheinungen Vorzeichen zu sehen; dass es nicht darauf ankomme, wie viele Personen oder welche Autorität etwas behaupten, sondern darauf, ob diese die Dinge recht verstehen, und dass auch tausende Jahre überlieferte Vorstellungen falsch sein können; dass christliche Gesellschaften nicht automatisch tugendhafter seien und dass sie ohne staatliche Gesetze schon längst zerfallen wären, denn machtlos seien christliche Werte; dass Atheismus nicht notwendigerweise zum Verfall der Moral führen müsse, sondern sogar dem Gottesglauben überlegen sein kann, da dieser zu allen möglichen Gewaltverbrechen gegen Andersgläubige aufreizen würde.

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