Massimo Carlotto - Die Frau am Dienstag

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Gibt es ein Recht auf Vergessenwerden? Die bitterzarte Geschichte dreier Menschen am Rande der Gesellschaft.
Sie kommt jeden Dienstag zu ihm, zwischen drei und vier Uhr, seit neun Jahren. Er kennt weder ihren Namen, noch weiß er um ihr Geheimnis, das sie allwöchentlich mit gutem Sex und edlen Destillaten zu vergessen sucht. Sie ist ihm nicht gleichgültig, auch wenn sie ihn bezahlt. Bonamente Fanzago, einst erfolgreicher Pornodarsteller, steht nach einem Schlaganfall am Ende seiner Karriere. Was ihm bleibt, sind die Treffen in der Pension Lisbona mit seiner mysteriösen Dienstagsfrau. Die Pension, die der sanftmütige Transvestit Signor Alfredo führt, ist ihm Oase des Friedens und des Rückzugs.
Bis durch ein Verbrechen die dunklen Gestalten aus der Vergangenheit wieder auftauchen und die Dienstagsfrau einholen. Menschen wie sie haben kein Recht darauf, vergessen zu werden.
"Carlotto zählt zweifelsohne zu den großen italienischen Autoren." Hamburger Abendblatt
"Carlotto beschreibt die Unterseite der sichtbaren Wirklichkeit." NZZ
"Carlottos ironische Gelassenheit ist so fein wie bewundernswert." FAZ

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Als es im Vorzimmer still wurde, fiel ihm auf, dass der letzte Anwärter auf seinen Thron mit Probeaufnahmen beschäftigt war. Als Nächster war er dran. Er verzog das Gesicht, weil es in dem Raum durchdringend nach männlichen Ausdünstungen und billigen Cremes roch, die schnelle und lang anhaltende Erektionen versprachen und die es online zu kaufen gab. Um sich abzulenken, ging er noch einmal das Drehbuch durch.

„Zagor, du bist dran“, rief Laura, die Regieassistentin.

Zagor war sein Künstlername. Bei seinem ersten Film war ihm auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen. Damals hatte der Produzent gemeint, dass es im Pornogeschäft eine eher schlechte Idee sei, Bonamente Fanzago zu heißen. Leider galt das auch im richtigen Leben.

An seinem zehnten Geburtstag hatte sich sein Vater bei ihm für den Namen entschuldigt. Bonamente war der Name irgendeines Urahns der Marchesi gewesen, einer Adelsfamilie, von der die Familie Fanzago seit mehr als zehn Generationen Land gepachtet hatte. Sie waren gezwungen gewesen, den Pächtern das Land zu verkaufen. In diesem Zusammenhang hatte das Ehepaar Fanzago es überdies für recht und billig gehalten, sich gleichfalls des traditionsreichen Namens zu bemächtigen. Angeblich war der erste Bonamente ein bekannter Literat aus dem 15. Jahrhundert gewesen, was der gegenwärtige Namensträger nie überprüft hatte, um sich etwaige Enttäuschungen zu ersparen.

Als er den Raum betreten hatte, begrüßten ihn alle mit dem gebührenden Respekt. Sie saßen zu fünft an einem Tisch voller Papierstapel und Fotografien, und in der Mitte der Produzent Lorenzo Martucci, der die anderen mit einer ungeduldigen Geste nach draußen schickte.

„Ich muss mit Zagor sprechen, allein“, hatte er gesagt und ihn gebeten, sich zu setzen.

„Wie geht es dir? Hast du dich wieder erholt?“, kam er direkt auf seinen Gesundheitszustand zu sprechen. „Oder heulst du immer noch?“

Bonamente erstarrte. Dass Martucci als Erstes sein gesundheitliches Problem ansprach und das Vorsprechen nicht einmal erwähnte, damit hätte er nie gerechnet. Nein, das war ganz und gar kein gutes Zeichen.

„Na ja, genau deswegen wollte ich mit dir reden und dir versprechen, dass so etwas nie wieder vorkommen wird und dass …“

„Die AIDS-Geschichte hast du dir ausgedacht, oder?“, unterbrach ihn der Produzent.

„Nein, wie ich gerade sagen wollte …“

„Schluss jetzt, Zagor. Man sieht dir deutlich an, dass du nicht gut drauf bist. Du wirkst deprimiert.“

Depression. Neben Krankheit und Quickie war dieses Wort das dritte Tabu in der Pornowelt. Immerhin besser indes, als dass er den Schlaganfall zugeben musste.

„Ehrlich gesagt, mache ich gerade eine schwierige Phase durch.“

„Und das seit einer Weile“, ergänzte Martucci unbarmherzig. „Du warst sechs Monate von der Bildfläche verschwunden. Sechs Monate, erklär mir das mal. Wo hast du gesteckt? Vielleicht in irgendeiner Privatklinik? Mir kannst du es ruhig sagen.“

„Das hatte mit familiären Problemen zu tun.“

„Mit welcher Familie? Wir kennen uns ewig, erzähl mir also keinen Scheiß.“

Bonamente schaute verlegen zu Boden, er war noch nie ein guter Lügner gewesen.

„Im Gegensatz zu früher kommt es heute immer häufiger vor, dass Künstler nach ein paar Jahren aus der Spur geraten“, seufzte Martucci.

Zwar wirkte der Produzent auf den ersten Blick eher hart und aufbrausend, doch er hatte ein gutes Herz.

„Die Rolle in Affäre im Pfarrhaus habe ich bereits vergeben. Keine Sorge, in Kürze beginnt der Dreh für einen Porno im Krankenhausmilieu, da gibt es geradezu eine Paraderolle für dich. Ein Patient erwacht mit einer furchterregenden Erektion aus dem Koma und belästigt die Krankenschwestern. Wenn du willst, kriegst du die Rolle. Da kannst du heulen, so viel du willst, das musst du sogar. Es soll die harte Version von Grey’s Anatomy werden, und ich brauche eine Szene, in der du dir einen blasen lässt mit deinem tränenüberströmten Gesicht in Großaufnahme. Das muss echt wirken, wie großes Kino, für so was bist du genau der Richtige.“

Bonamente fiel ein Stein vom Herzen. Bis Martucci ihm noch einen Rat mit auf den Weg gab, der seine Illusionen zerstörte.

„Du solltest ernsthaft darüber nachdenken, dich aus dem Geschäft zurückzuziehen, Zagor. Der Porno entwickelt sich weiter, die neue Generation ist objektiv gesehen wesentlich fotogener als du. Jede Stunde sehen auf der Welt zweieinhalb Millionen Menschen einen Pornofilm, der Markt wächst, und das Genre braucht neue Impulse. Es ist wie in anderen Branchen, beim Fußball zum Beispiel. Ab einem gewissen Alter muss man sich etwas Neues suchen.“

Bonamente „Zagor“ Fanzago murmelte ein paar Worte zum Abschied und verließ das Zimmer. Er hatte das Gefühl, alle Sicherheit in seinem Leben verloren zu haben.

Niedergeschlagen ging er durch Nebenstraßen, in denen weniger Verkehr herrschte. Während seiner Rekonvaleszenz hatte er einen unsichtbaren Feind entdeckt, dem er um jeden Preis aus dem Weg gehen wollte. Eines Tages hatte er gehört, wie die Ärzte darüber diskutierten, dass bei Smog und hoher Feinstaubbelastung die Zahl der Patienten mit akuten Herzproblemen anstieg. Ob das genauso auf Schlaganfallpatienten zutraf, hatte er sich gefragt und Nachforschungen angestellt. Inzwischen glaubte er daran, denn am Tag seines Schlaganfalls waren die Schadstoffbelastungen in der Luft extrem hoch gewesen, die Feinstaubwerte wesentlicher höher als erlaubt. Die Schuld hatte man dem hohen Verkehrsaufkommen gegeben.

Die Psychologin auf seiner Station, die von Bett zu Bett ging und die Patienten darüber informierte, dass ihr Leben sich ab jetzt unwiderruflich verändern werde und man dieser Herausforderung mit dem nötigen Verantwortungsbewusstsein begegnen müsse, hatte ihm angekündigt, dass er die Welt von nun an mit anderen Augen sehen werde.

Teilweise hatte sie recht behalten. Anfangs musste er lernen, sich auf den Beinen zu halten, wieder zu laufen. Seine Beziehung zu seinem Körper wurde eine andere. Nie hatte er daran gedacht, dass man auf den Körper hören sollte und musste, um rechtzeitig zu merken, wenn er einem wieder einen Streich spielte. Und es gab noch etwas, mit dem er sich jeden Tag zu befassen hatte: seine Medikamente. Pillen, Tabletten, Pulver. Halbe, ganze, vor dem Essen, zum Essen, nach dem Essen, lange nach dem Essen. Viermal am Tag. Für immer.

„Sie müssen akzeptieren, dass Sie an einer chronischen Krankheit leiden. Nur die Therapie hält Sie am Leben“, hatte der Arzt auf die Frage geantwortet, wie lange er alle diese Medikamente nehmen müsse.

Eigentlich war er optimistisch gewesen, da seine Genesung recht gut verlief, die Logopädin zufrieden war mit seinen Fortschritten und er sich selbst immer besser fühlte. Die ärztlichen Prognosen hatten ihm hingegen einen Schlag versetzt.

Sobald er in sein Zimmer in der Pension zurückgekehrt war, hatte er im Internet recherchiert, was genau chronische Krankheit bedeutete.

Das seien alle Krankheiten, die mit einer langsamen und fortschreitenden Verschlechterung der normalen Körperfunktionen einhergingen, las er dort. Und aus diesem Grund bezeichne man sie als chronisch, als nicht mehr wirklich heilbar.

Er hatte geweint, hatte gar nichts dagegen tun können. Erst jetzt wurde ihm das volle Ausmaß seiner Krankheit bewusst und traf ihn bis ins Mark. Er hatte das Pillendöschen aus der Tasche gezogen, ein Geschenk des Apothekers an seinen neuen Stammkunden, und die Farben und Formen seiner Medikamente betrachtet. Rund, oval, weiß, gelb, orange … Wie schafften sie es überhaupt, seinen Blutdruck und sein Cholesterin unter Kontrolle zu halten, fragte er sich. Vorher hatte er sich nie darüber Gedanken gemacht, wie Papaverin seinen Schwanz hart wie Marmor werden ließ, jetzt wurde es wichtig. Diese Pillen würde er jeden verdammten Tag nehmen müssen bis zu seinem letzten Atemzug.

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