Hypnose beruht auf die Kunst der Beeinflussung. Es gilt also erstes klar zu verstehen, was unter dem vielgestaltigen Begriff „Beeinflussung“ genau gemeint ist.
Eine Person beeinflussen ist gleichbedeutend mit der Anwendung einer Suggestion, denn Suggestion bedeutet ja: seelische Beeinflussung. Und die Suggestion, die seelische Beeinflussung, ist die Vorstufe und die Grundlage der Hypnose und des Hypnotisierens. Das gilt auch für diesen Lehrgang.
Was ist Hypnose und was ist Suggestion?
Die Hypnose ist ein Zustand, der durch Beeinflussung herbeigeführt wird, der also wie schon gesagt, durch die Suggestion oder anders ausgedrückt durch die Steigerung der Suggestibilität erreicht wird. Ist dieser Zustand erreicht, ist es möglich ist, dass Unterbewusstsein dieser Person (Versuchsperson) weitgehend zu beeinflussen.
Unter Suggestion versteht man allgemein die Beeinflussung einer anderen Person durch Gedankeninhalte, Emotionen und geistigen Vorstellungen. Es gibt auch noch eine so genannte Autosuggestion oder Selbstsuggestion. Dies ist die Beeinflussung der eigenen Person, also eine gewisse Selbstbeeinflussung.
Die Person, welche eine andere Person hypnotisiert, wird Hypnotiseur genannt, und die Person, die sich hypnotisieren lässt beziehungsweise hypnotisiert wird, nennen wir Versuchsperson. Andere Bezeichnungen sind auch Proband oder Hypnotisand.
Der böse Blick und das Zauberauge
Sehr viele Leute nehmen an, dass man durch den Blick, also durch das Auge hypnotisiert. Und sie glauben sogar, dass darin das eigentliche Geheimnis der Hypnose und des Hypnotisierens liegt. Wohl ist es möglich, das Auge als Mittel zur Fixierung der Aufmerksamkeit zu verwenden, aber zum Beispiel eine Glaskugel übernimmt denselben Zweck. Einen „bösen Blick“ oder ein „Zauberauge“ gibt es praktisch nicht. Daher können auch sehbehinderte Personen und Brillenträger gute Hypnotiseure werden.
Was benötige ich zum Hypnotisieren?
Zum Hypnotisieren ist grundsätzlich nichts weiter nötig, als gesprochene Worte. Worte sind es ja, mit denen man einen Menschen beeinflussen kann und ihn zu lenken und zu leiten vermag. Werden nun solche Worte noch durch den BLICK, durch GESTEN und durch HAND-BEWEGUNGEN usw. unterstrichen, dann wird deren Wirkung noch bedeutend verstärkt. Durch Worte, Blicke, Gesten usw. werden BESTIMMTE GEDANKEN und GEISTIGE VORSTELLUNGEN auf eine Versuchsperson übertragen, und diese Gedanken und Vorstellungen sind es, welche die Hypnose auslösen.
Ein Beispiel, wie leicht das Hypnotisieren ist, zeigt die Tatsache, dass es möglich ist, eine Person dadurch zu hypnotisieren, indem man ihr einredet, sie wäre sehr müde und sie werde gleich einschlafen. Dies ist in vielen Fällen leichter als man denkt.
Das Eigentümliche an der Hypnose ist, dass man mit einer hypnotisierten Person noch sprechen kann und dass sie auf die Worte des Hypnotiseurs voll und ganz reagieren kann. Diese geistige Verbindung zum Hypnotiseur ist der wesentliche Unterschied zwischen einer normal schlafenden Person und einer hypnotisierten Versuchsperson.
Das ist Hypnose und sonst nichts: ein Zustand, in dem gewisse Gehirnpartien schlafen und andere wach sind. Dabei schlafen diese Gehirnbereiche nicht immer tief und fest, sondern in vielen Fällen sind sie nur ganz leicht eingeschlafen und sozusagen nur in einem Leichtschlaf. Dieser Zustand, der zwischen Wachsein und Schlaf liegt, das ist die eigentliche Hypnose. Und dieser Zustand kann durch einfachste und leicht durchführbare Methoden jederzeit hervorgerufen werden.
Man kann in diesen Halbschlafzustand auch ganz von selbst kommen, und es geschieht sogar sehr oft, dass Menschen von selbst in Hypnose kommen, ohne dass sie dies überhaupt bemerken.
Was geschieht beim Hypnotisieren?
Beim Hypnotisieren schlafen gewisse Gehirnpartien ein, und damit werden natürlich gewisse Funktionen des Gehirns untätig. Dazu zählen: Verstand, Wille und Kritik. Diese sind in Hypnose mehr oder weniger ausgeschaltet, und daher sind hypnotisierte Personen so leicht zu beeinflussen. Sie denken und wollen nichts mehr und sind in hohem Maße unkritisch demgegenüber, was zu ihnen gesprochen wird.
Hypnotisieren in zwei Stufen
Wenn Sie jemanden hypnotisieren wollen, müssen Sie versuchen, einen Zustand zu erzeugen, der zwischen Wachsein und Schlaf liegt, also einen gewissen Dämmerzustand oder Trancezustand. In diesem Zustand müssen Sie dann die betreffende Person so beeinflussen, dass sie ganz einschläft, aber trotzdem noch zu Ihnen über die Sinnesorgane eine Verbindung bestehen bleibt.
Diese zwei Stufen müssen Sie sich merken:
1. zuerst den Dämmerzustand erzeugen
2. danach die Versuchsperson so beeinflussen, dass sie einschläft
Wenn Sie das umsetzen, dann können Sie bereits hypnotisieren.
Wie leicht das ist und wie schnell das geht, lernen Sie bald kennen. Die ersten Versuche dazu werden Ihnen sicher gelingen.
Wie lange dauert das Hypnotisieren?
Vielleicht denken Sie, dass es lange dauert, bis eine Person hypnotisiert ist und bis sie schläft. Das stimmt aber nicht. Es gelingt in wenigen Sekunden, wenn Sie dazu einen kleinen Trick verwenden. Dieser besteht darin, dass Sie die Aufmerksamkeit der Versuchsperson ganz und gar fesseln. Der Mensch kann in seinem Bewusstsein nämlich zur gleichen Zeit nur einen einzigen Gedanken oder eine einzige Vorstellung haben. Und Sie müssen nun versuchen, dass Sie die Versuchsperson soweit bringen, dass sie nur das im Bewusstsein haben kann, was Sie wollen und was Sie ihr sagen.
Dazu verwenden Sie die Augen. Sie lassen sich in die Augen sehen und sprechen das, was Sie wollen. Zum Beispiel: „Du wirst jetzt schläfrig, ganz schläfrig!“ Wenn Ihnen eine Versuchsperson in die Augen sieht und Sie sprechen dabei zu ihr etwas, indem Sie Ihren Blick nicht abschweifen lassen, dann fühlt die Versuchsperson das, was Sie ihr sagen, weil sie keine andere Vorstellung in ihrem Bewusstsein neben der, die Sie ihr einreden, haben kann. Der Zustand zwischen Wachsein und Schlafen kann so ganz leicht erreicht werden. Dann brauchen Sie der Versuchsperson nur noch einzusagen, dass sie jetzt so schläfrig ist, dass sie einschläft, und sie wird innerhalb weniger Sekunden einschlafen. Das ist Schnell-Hypnose.
Lieber Studienfreund, das, was Sie bisher gelernt haben, wird Ihnen ziemlich unwahrscheinlich erschienen sein. Sie werden sich die ganze Sache viel umständlicher und schwieriger vorgestellt haben. Aber Sie brauchen nichts zu glauben, bevor Sie es nicht selbst versucht haben.
Damit Sie sich selbst überzeugen können, bringe ich jetzt einen einfachen Versuch, den Sie selbst nachmachen können. Wenn Sie es einigermaßen geschickt anfangen, gelingt er Ihnen leicht und schnell.
Schnellhypnose in wenigen Sekunden
Lassen Sie die Person, die Sie hypnotisieren wollen, ganz bequem hinsetzen. Wenn es möglich ist, auf einem bequemen Liegestuhl, sodass also auch der Kopf bequem angelehnt werden kann. Wenn kein solcher Liegestuhl oder Lehnstuhl vorhanden ist, stellen Sie einen normalen Stuhl an die Wand, sodass der Kopf an die Wand angelehnt werden kann. Die Versuchsperson soll keine engen oder drückenden Kleider anhaben, sondern sich ganz wohl fühlen.
Nun sehen Sie zu, dass die Versuchsperson ganz bequem und entspannt sitzen kann oder dass sie wenigstens der Meinung ist, bequem und entspannt zu sitzen.
So! --- Und jetzt geht es los. Passen Sie genau auf!
Stellen Sie sich vor die Versuchsperson und sehen Sie ihr in die Augen. Dann sagen Sie zu ihr : „Konzentrieren Sie sich jetzt auf meine Augen und achten Sie auf meine Worte --- in kurzer Zeit werden Sie müde und schläfrig --- Ihre Augen werden jetzt schon müde --- entspannen Sie sich --- Sie fühlen sich jetzt schwer --- Ihre Arme, Ihre Beine, alles ist schwer --- Ihre Augen sind schwer --- jetzt sind Sie ganz schläfrig --- Sie schlafen gleich ein --- jetzt schlafen Sie ein --- (wenn sich jetzt nicht die Augen der Versuchsperson schließen, machen Sie eine ruhige und sichere Bewegung mit der Hand vor dem Gesicht der Versuchsperson, von oben nach unten. Diese Bewegung soll so aussehen, wie wenn Sie durch eine „magische Handbewegung“ die Augen der Versuchsperson schließen würden. Dabei aber das Gesicht nicht berühren!) --- Sie schlafen jetzt tief und fest, ganz tief und fest!“
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