// Experimentieren während der Krise
Lokal überschau- und nachvollziehbar
Es ist notwendig, die Experimente lokal durchzuführen. Damit meinen wir nicht nur die naheliegende Begrenzung auf ein Bundesland, sondern eine viel kleinteiligere Betrachtung. Teilweise sollten auf der Ebene der einzelnen Schule, des einzelnen Restaurants oder des jeweiligen Betriebs Lösungen gefunden werden. Man müsste sich sorgfältig den Versuchsaufbau überlegen und aus den gesammelten Erfahrungen Lehren ziehen, sich über diese austauschen und auf andere Bereiche übertragen. Erfahrungen des Gelingens wie des Scheiterns müssten der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Wenn – wie etwa in der deutschen Fleischindustrie – die Problemlagen dramatische Ausmaße annehmen, dann geschieht das auch. Das Pflegen von Lernbeziehungen wäre aber auch jenseits von Großereignissen immens wichtig: zwischen Schulen, Betrieben, Abteilungen und einzelnen Menschen.
// Mut zum Widerspruch
Ausgangspunkt beim Design der Experimente bilden Hypothesen und Vermutungen, die den herrschenden Glaubenssätzen widersprechen.
Gerade jetzt wird die Kraft benötigt, Hypothesen für den Umgang mit der Krise und für die Zeit danach zu formulieren.
Mit Blick auf die Herausforderungen, die sich durch vergleichbare Krisen in der Zukunft für die Gesellschaft ergeben könnten, erscheint uns die folgende Hypothese interessant, die bereits in der Diskussion ist: Wenn es ein Bürgergeld oder ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe, würde die Gesellschaft robuster und damit krisenfester werden.
// Hypothesen basieren …
… auf Lerneffekten aus erzwungenen Experimenten für eine gewünschte Post-Corona-Zeit.
Auch Unternehmen brauchen Hypothesen, mit denen sie gesammelte Erfahrungen in eine neue Normalität übertragen. Zum Beispiel: Wenn grundsätzlich und nicht nur in der Krisenlage auf Zeiterfassung verzichtet wird, werden die Mitarbeitenden ihre Leistung erbringen, ohne sich dabei zu überfordern. Oder: Mitarbeitende benötigen keine Führungskraft, um ihre tägliche Arbeit zu organisieren, aber sie brauchen Führungskräfte, die Beziehungen gestalten. Oder: Wenn Entscheidungskompetenz konsequent von den Zentralen an den Rand der Unternehmen verlagert wird, dann …
Führung ist gefordert, Undenkbares zu denken, um dadurch Denkbares zu erkennen. Aus unserer Sicht besteht der zukünftig wohl anspruchsvollste Musterbruch darin, die Gesellschaft konsequent als »Labor« zu verstehen und den Mut zu haben, durch eine experimentelle Führung in der Politik, in der Verwaltung und in der Wirtschaft den jeweils besten eigenen Weg zu finden. Doch dieses Bekenntnis zum Experimente erfordern Mut, weil man öffentlich eingestehen muss, dass ihr Ausgang ungewiss ist. Weil man das eigene Bild als Held oder Heldin des Krisenmanagements bereits im Entstehen ins Wanken bringt. Und weil man den vielen Verunsicherten zeigen muss, wie man die eigene Unsicherheit zu überwinden versucht – und manchmal daran scheitert.
Die Default-Einstellung des Musterbruchs lautet: Mut zum Experiment! In den folgenden Kapiteln werden Sie immer wieder Felder finden, in denen es darum gehen wird, Neues auszuprobieren. Das Motto lautet: Neugier statt Blaupause!
Stoppt Krisenmanagement!
• Wir fordern dazu auf, auf Forderungen nach einem Plan aus der Krise zu verzichten.
• Wir fordern dazu auf, sich der Schmetterlingseffekte jeder Entscheidung bewusst zu werden. Auch wenn das ursprüngliche Problem (scheinbar) gemanagt wurde.
Stoppt den Selbstbetrug!
• Nutzen wir den Slogan »Wir fahren auf Sicht«. Aber nur dann, wenn wir aufhören, mit dem Fernlicht in den Nebel zu leuchten.
• Feiern wir diejenigen, die den Mut haben, täglich ihre Position neu zu bestimmen. Und nicht diejenigen, die über fehlende Klarheit schwadronieren.
Reflektiert!
• Wie gelingt es, in Kindertagestätten, in Schulen, in der Aus- und Weiterbildung den experimentellen Umgang mit Ungewissheit zu trainieren?
• Experimentatoren oder Versuchskaninchen: Wie können wir in einem Experiment, das uns zugemutet wurde, trotzdem eine aktive Rolle einnehmen?
Auf den Punkt:
Geben wir uns die Lizenz zum Experimentieren!
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