Jana Volkmann - Auwald

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Judiths Lieblingswort ist Akribie: Sie ist Tischlerin, und was sie mit den Händen herstellt, gelingt. Holzarten erkennt sie am Geruch. Menschen dagegen sind ihr ein Rätsel. Ob Silvester in Berlin oder ein Sonntagsfrühstück in Wien mit ihrer Freundin Lin – nie ist sie so einsam wie in Gesellschaft anderer. Dann steigt sie allein auf ein Schiff und alles verändert sich. Ein Ereignis, das andere als Katastrophe bezeichnen würden, ist für Judith die beste Gelegenheit, von vorn anzufangen. Zwischen Wien und Bratislava spielt dieser Roman über die Schönheit des Zufalls, über Einsamkeit – und über Komplizenschaft.

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Als ihr klar wurde, dass sie so bald nicht ungesehen durch das Loch wieder nach draußen konnte, beschloss Judith eine Expedition ins Tunnelinnere zu machen, in der Hoffnung, dass der Schacht sie nicht geradewegs in die Arme anderer Patrouillen führen würde. Sie versuchte, sich die Landschaft wieder ins Gedächtnis zu rufen und sich vorzustellen, wohin der Weg führen, wo er enden könnte, aber es gelang ihr nicht, es konnte auf tausend Arten und in alle Richtungen weitergehen, nur nicht in die, aus der sie gekommen war. Sie zog den Rucksack auf und kroch hinab. Es wurde immer kälter, die Luft immer schlechter. Sie drehte sich alle paar Meter um und schaute in die Richtung, in der der Eingang lag, es half allerdings nichts, plötzlich war er weg. Sie hörte es tropfen und trappeln, als wäre der Tunnel selbst zum Leben erwacht. Die eine Hand tastete sich am moosigen Boden entlang, die andere streckte Judith in mutiger Zuversicht immer wieder voraus und unterdrückte den Impuls, etwas in die Leere zu rufen, ihren Namen oder einfach irgendetwas, um ihr Echo zu hören oder ein paar Tiere aufzuschrecken, die hier unten schon auf sie warteten, die Augen über Jahrhunderte an die Dunkelheit gewöhnt. Sie kroch und kroch. Wahrscheinlich gab es einige Kurven auf dem Weg, vielleicht musste sie auch ein Stück bergan zurücklegen, aber es ließ sich nicht mit Sicherheit sagen. Zuerst bemerkte sie überhaupt nicht, dass sich im Dunkeln ihre Hand abzeichnete und dass auch von den Wänden ein öliger Glanz zurückfiel. Als es ihr bewusst wurde, sah sie auch schon das andere Ende, die grüne Wiese dahinter, sorgsam durch ein Gitter in Planquadrate geteilt. Judith würde nicht umkehren, niemals, und einer flüchtigen Frau mit Werkzeugen im Rucksack stellte man sich ohnehin nicht einfach in den Weg. Bei näherem Hinsehen war das Gitter eine Gittertür mit einem Scharnier und etwas angerostet.

»Erle, Eibe, Douglastanne«, beschwor sie das Gitter. Das Echo ihrer Stimme trollte sich in die Höhle zurück. Mit einem fügsamen Knirschen ließ das Gitter sich öffnen und gewährte ihr den Weg nach draußen. Erstaunlich, wie schnell manche Gefängnisse einen gehen lassen. Sie kroch noch ein paar Meter, ehe ihr einfiel, dass sie sich jetzt wieder in die Länge strecken konnte. Sie lief in die offene Wiese hinein, dann ließ sie sich sinken, wärmte sich den Rücken am Boden und das Gesicht in der Sonne. Ihre Kleidung fühlte sich nicht mehr nur klamm an, sondern völlig durchnässt. Sie war ein Höhlentier geworden, eine Chimäre, der Rucksack ihr Schneckenhaus, Hose und T-Shirt ihr Exoskelett. Im Tageslicht kehrte sich die Metamorphose um und auf der Wiese wurde wieder ein Mensch aus ihr, welcher, wusste sie noch nicht. Nichts roch so gut wie diese Landschaft, die sich nicht darum scherte, dass sich ein paar hundert Meter weiter ein gewaltiger Riss in der Wirklichkeit offenbarte. Hier gab es niemanden, nur sie. Also gab es niemanden.

Wurmlöcher

Durch das Wasser glitten Schatten. Die Kois gaben sich keine Mühe, elegant oder auch bloß wendig auszusehen. Sie schwammen ohne Ziel in ihrem Teich umher; hin und wieder tauchte ein Fischmaul an der Oberfläche auf, schnappte nach etwas Unsichtbarem und verschwand wieder. Judith griff in die Tasche ihres Rocks und warf ihnen ein paar Würfel Brot ins Wasser. Sie konnte die Karpfen verstehen.

Die Fische scherten sich kaum um die Gaben. Eher zufällig verschwanden ein, zwei Brotstücke in den auf- und abtauchenden Mäulern. Die Schildkröte saß auf einem Stein, als wäre sie immer schon dort gewesen, reglos und felsenfarbig. Schwer zu sagen, ob sie lebte oder tot war, ob sie hellwach war oder schlief. Judith hatte schon Schildkröten aus Holz gesehen, die einen deutlich lebendigeren Eindruck gemacht hatten. Sie war die einzige Schildkröte hier. Früher waren sie zu dritt gewesen.

Die Parkanlage war klein, die Wege schlängelten und wanden sich jedoch, so dass man das Gefühl bekam, man hätte einen ausgewachsenen Spaziergang gemacht, kam man schließlich wieder beim Teehaus an. Man hatte außerdem von jeder Biegung des Hauptweges aus eine so andere Perspektive auf den Park, dass er Judith wie ein ganzes Universum mitten in Wien vorkam. Mal sah man die Häuser dahinter, mal nicht, mal streckten sich die Bäume und mal wirkten sie kaum so groß wie Judith selbst. Sogar die Farbe des Teichs veränderte sich, je nachdem, von wo aus man ihn betrachtete.

Von außen war das Teehaus kaum mehr als ein Schuppen und immer verschlossen. Die Fenster waren mit der Zeit halbblind geworden. Man konnte nur ein paar Sitzbänke im Inneren ausmachen und ansonsten karge Wände. Die Teezeremonien, die hier stattfanden, waren vermutlich heimliche Veranstaltungen, nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Judith ging oft hier spazieren, aber nie hatte sie von solch einer Séance gehört. Trotzdem mochte sie schon allein die Vorstellung, dass dieser unscheinbare Ort sich hin und wieder in etwas Besonderes verwandelte.

Der Wind plusterte ihren Rock auf. Sie hielt die Arme dicht am Körper, damit er nicht ganz nach oben flog. Judith ärgerte sich, dass sie es einfach nicht hinbekam, sich wettergemäß anzuziehen. Sie trug so gut wie nie Röcke, doch wenn, dann suchte sie sich den einzigen Sturmtag des gesamten Sommers dafür aus. Zum Abschluss ihrer Runde lief sie ans Ufer des Teichs und legte auch der Schildkröte ein Stück Brot auf ihren Stein. Die schwarzen Augen des Sauropsiden würdigten sie keines Blickes. Judith war nicht sicher, was verbotener war, den asphaltierten Weg zu verlassen oder die Tiere im Park zu füttern. Vielleicht war es gut, dass sie alle keinen Hunger hatten. Es war niemand in Sichtweite, offensichtlich hatten nicht einmal die Einwohner des Seniorenheims nebenan gerade Hofgang. Während Judith die Stufen zur Straße hinabstieg, aß sie die letzten mitgebrachten Brotstücke selbst auf, drehte ihre Rocktaschen auf links, schüttelte die Krumen heraus, stopfte sie wieder nach innen und grub ihre Hände hinein. Der Rock bauschte trotzdem.

Auf der anderen Straßenseite lag eine verwitterte Villa, die früher einmal ein Kinderheim gewesen war. Ein richtiges Horrorfilmkinderheim. Raben hüpften durch das wildwüchsige Gras im Garten. An Tagen wie heute passte all das zusammen, alles ergab einen Sinn. Die Patina, der graue Himmel, Stille und Sturm, Raben und Tauben, der japanische Garten und die Wiener Straßenzüge, ins Gesicht gewehte Haare, das Kreisen der Blätter im Wind, das leichte Unbehagen ohne erkennbaren Grund. Sie blickte nochmal zurück in Richtung Park, wenn man jedoch einmal durch das Tor hinausgegangen war, konnte man sich das Universum auf der anderen Seite bereits nicht mehr vorstellen. Plötzlich passte es zwischen zwei steinerne Pfeiler, kaum hüfthoch.

In letzter Zeit erwischte sie sich immer öfter dabei, wie sie Umwege machte. Statt gleich am gusseisernen Eingangstor der Villa in die Tram zu steigen, lief sie in eine der Seitenstraßen hinein, an der stillgelegten Insektizidfabrik vorbei. Dass sie das Haus überhaupt entdeckt hatte, verdankte sie nur ihrer neuen Leidenschaft, der Verzögerung des Heimwegs. Anfangs hatte es sie irritiert, wie großartig es sich anfühlte, allein zu sein. Mittlerweile hatte sie aufgegeben, sich schlecht zu fühlen, weil es ihr so gut ging mit sich selbst. Hier ging fast niemand spazieren, mit jedem Schritt wurde ihr der Flatterrock ein bisschen gleichgültiger, und je weniger sie daran dachte, desto harmloser wurde der Wind.

Wie immer ging sie durch einige ganz und gar uninteressante Straßen, die sie in ihrer Gleichförmigkeit mal beruhigten und mal deprimierten, bis sich ganz aus dem Nichts ihr Lieblingshaus auftat. Ein Paradiesvogelhaus. Die Außenfassade mit ihrer orientalischen Exzentrik und all ihrer zur Schau gestellten Seltsamkeit konnte nur ein Überbleibsel aus Zeiten sein, die mit dem Heute nichts zu tun hatten. So würde kein Mensch mehr bauen, nicht mal in Las Vegas. Es war zum Lachen. Der Architekt musste einen Heidenspaß gehabt haben. Das Lieblingshaus stand eingeklemmt zwischen Wohnhäusern, die bemüht unauffällig, fast ein wenig beschämt daneben aufgereiht waren, als wäre es ihre Aufgabe, dem ganzen Straßenzug eine bescheidene Normalität zurückzugeben, und als würden sie ihr Scheitern daran tapfer zu überspielen versuchen. Die Fabrik wurde mittlerweile anders als früher genutzt; Judith wusste nicht, wofür und von wem. Sie wirkte leer und durch ihre Leere noch eigenartiger.

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