Die Leichtigkeit des Stils in dieser Geschichte erinnert stark an Robert Sheckleys Erzählungen, was nicht verwundert, da diese ebenfalls überwiegend in GALAXY erschienen. Leider bleibt aber Harrisons Geschichte nahezu ohne Pointe, wodurch der Schluss enttäuscht.
»The Robot Who Wanted to Know«
(als Felix Boyd; März 1958 in FANTASTIC UNIVERSE; auch in War with the Robots, Galactic Dreams und 50 in 50; dt. »Demaskierung«)
Die Ordner-Roboter sind etwas klüger als die gewöhnlichen, weshalb sie meist für anspruchsvollere Aufgaben eingesetzt werden, zum Beispiel als Bibliothekare. Ordner 13B-445-K hat ein starkes Interesse daran entwickelt, das Liebesleben der Menschen zu erforschen, und beobachtet die Frauen, die seine Bibliothek besuchen. Eines Tages beschließt er, einen Maskenball zu besuchen, und kleidet sich entsprechend. Als sich die schöne Carol Ann van Damm in ihn verliebt, kommt es um Mitternacht zum Eklat, als er seine Maske abnehmen muss. Carol Ann verjagt ihn, als sie erkennt, dass er ein Roboter ist. Auf dem Rückweg verunglückt 13B-445-K und stirbt. Ein Techniker stellt später fest, dass in seinem Antrieb ein Zylinder zerbrochen ist, und sagt, dass der Roboter sozusagen an gebrochenem Herzen gestorben ist.
Harrison geht allerdings nicht darauf ein, warum sich ein geschlechtsloser Roboter ausgerechnet nur für Frauen interessiert, wenn er doch das Liebesleben der Menschen erforschen will. Aber vielleicht sollte man über eine solch kitschige, kurze Erzählung, die für ein drittklassiges Pulpmagazin entstanden ist, nicht allzu lange nachdenken.
»Simulated Trainer«
(Juni 1958 in FANTASTIC UNIVERSE; unter dem Titel »Trainee for Mars«; auch in War with the Robots, Galactic Dreams und 50 in 50; dt. »Trainingsflug«)
Mehrere Zweierteams trainieren unter simulierten Bedingungen für den ersten bemannten Flug zum Mars. Doch immer wieder geschieht Unvorhergesehenes: Ein Astronaut verunglückt oder dreht durch oder die Technik versagt. Bis zur endgültigen Fertigstellung des Raumschiffs braucht man aber eine funktionierende Mannschaft. Schließlich hat man das beste Team ermittelt und es findet die letzte Generalprobe statt. Diesmal müssen zwei Astronauten 28 Tage überstehen, ohne dass die Techniker von außen eingreifen werden, wenn eine Havarie passiert. Als nach fast zwei Wochen einer der beiden Astronauten außerhalb des Schiffs auf ein seltsames Tier trifft, es tötet und aufschneidet, stellt sich heraus, dass es sich nicht um eine Robotersimulation der Techniker handelt, sondern dass es wirklich ein lebendiges Wesen war. Erst jetzt erkennt der Astronaut die Wahrheit: Es handelt sich gar nicht um eine Simulation, sondern um den ersten realen Flug von Menschen zum Mars.
Idee und Pointe dieser Erzählung sind großartig. Sogar so großartig, dass Jahrzehnte später ein anderer Autor mit einer anderen Variante der Grundidee einen Bestseller landete. Gemeint ist Orson Scott Card mit seinem Roman Enders Game (1985; dt. Das große Spiel).
»The World Otalmi Made«
(Juni 1958 in SCIENCE FICTION ADVENTURES; auch in Great Science Fiction Adventures, Hrsg. Larry T. Shaw bei Lancer Books, 1963; nicht auf Deutsch)
Auch diese Erzählung wurde nie in einem Erzählungsband des Autors nachgedruckt. Harrison merkte später an, dass alle Figuren in der Geschichte Namen tragen, die Esperanto-Wörtern entlehnt sind.
Die Handlung spielt auf einem Planeten namens Hideout, der nicht umsonst diesen Namen trägt. Er ist ein Sammelbecken für allerlei Verbrecher und Mörder, die hier nicht vom Gesetz verfolgt werden. Im Gegenteil, ein Mann namens Otalmi organisiert das Verbrechen sogar auf perfide Weise. Der Agent Brek Han-Hesit kommt nach Hideout, um ihm das Handwerk zu legen.
Die Geschichte ist so uninteressant und trotz vieler hektischer Handlungen auf bestürzende Weise langweilig, dass Harrison gut daran getan hat, sie später nie in einen seiner Erzählungsbände aufzunehmen. Sie hätte seinem Ruf als guter Unterhaltungsautor schaden können.
»Arm of the Law«
(August 1958 in FANTASTIC UNIVERSE; auch in War with the Robots und 50 in 50; dt. »Polizeirevier Mars«)
Im Polizeirevier in der verschlafenen Mars-Kleinstadt Nineport ist nicht viel los. Die Polizisten müssen sich nur um ein paar Betrunkene kümmern, weil die Geschäftsleute lieber Schutzgeld an China-Joe und seine Leute zahlen, als sich auf die Polizei zu verlassen.
Eines Tages kommt eine Kiste mit einem Polizei-Test-Roboter im Revier an. Man tauft den Roboter Ned und lässt ihn zunächst die Büroräume putzen und das Archiv sortieren. Natürlich hält es niemand für nötig, einen Blick in das viel zu dicke Handbuch zu werfen. Als eines Tages ein Überfall gemeldet wird, was normalerweise nie vorkommt, weil sich China-Joe um solche Vorkommnisse kümmert, rückt Ned aus, um die Verbrecher zu verhaften. Es kommt danach zur Auseinandersetzung mit den ortsansässigen Kriminellen, die schließlich alle von Ned verhaftet werden, bis die ganze Stadt am Ende frei von Kriminalität ist.
Die Geschichte mutet wie eine Mischung aus Krimi und Western an und ist sehr unterhaltsam erzählt. Der Roboter bezieht sich in seinen Handlungen immer wieder auf die vor einiger Zeit geschaffenen Robotergesetze, die der SF-Leser natürlich aus den Erzählungen von Isaac Asimov kennt, allerdings ohne dabei in einen logischen Widerspruch zu geraten. Wo Asimov seine Roboter in ein moralisches oder logisches Dilemma verwickelt, erzählt Harrison nur eine simple Unterhaltungsgeschichte.
»The Robots Strike«
(Januar 1959 in FANTASTIC UNIVERSE; nicht auf Deutsch)
Dies ist die einzige Robotergeschichte aus FANTASTIC UNIVERSE, die nicht im Erzählungsband War with the Robots und auch sonst nie irgendwo nachgedruckt wurde.
Erzählt wird von einem Aufstand, bei dem die Roboter Gleichberechtigung mit den Menschen forderten. Erzähler ist ein alter Roboter, der Ausbilder an der Equalized Robot School ist. Weil es den Robotern eigentlich gesetzlich verboten ist, sich in Gruppen zu versammeln, haben sie Zuflucht unter der Erde gesucht und treffen sich in einem Höhlensystem, das eine für Menschen nicht atembare Atmosphäre hat. Der alte Roboter erzählt, wie damals vor nicht näher benannter Zeit die Roboter gestreikt haben und durch eine nicht vorhersehbare Fügung ihre Forderungen durchsetzen konnten. Als sie einen zweiten Generalstreik androhten, nahm der »Robot Equality Act« Gestalt an und eine neue Ära wurde eingeleitet.
Harrisons Thematisierung der Rassendiskriminierung ist leider nicht besonders überzeugend ausgeführt. Dazu hat er später durchaus interessantere Beiträge geleistet, zum Beispiel in der Erzählung »Mute Milton« (1966).
»I See You«
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