Es gibt keine Patentlösung. Spätestens hier sollten Sie den Film herunterladen und eine echte Untertitelung versuchen.
Für den völlig sprachunkundigen Zuschauer ist die Untertitelung eines Displays oft hilfreich, wenn nicht gar notwendig. Nicht alle Schriftstücke in Filmen sind so banal und offensichtlich wie das in diesem Beispiel.
Es ist andererseit schade, wenn ein gut sichtbarer Untertitel wie ein Paukenschlag auf einen raffiniert versteckten, aber wichtigen Text im Bild aufmerksam macht. Vielleicht merken ja auch nicht alle Zuschauer der Originalversion, dass der Regisseur dort eine Information untergebracht hat. Doch in der zielsprachlichen Version hat der Zuschauer ohne Hilfe gar keine Chance, die Filmstelle zu verstehen und bekommt vielleicht später Probleme mit dem Handlungsverlauf.
Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Untertiteln bei Displays ist Chihiros Reise ins Zauberland Chihiros Reise ins Zauberland ( Sen to Chihiro no Kamikakushi Sen to Chihiro no Kamikakushi, Japan 2001). Viele Zuschauer, gerade jüngere, dürften nicht genug Japanisch können, um zu verstehen, was die Hexe Yubaba mit den Schriftzeichen tut.4 Diejenigen, die Japanisch können, ärgern sich vermutlich über den Untertitel, den sie selbst gern anderen erklärt hätten.
Erläuterungen von Displays werden nicht nur bei der interlingualen Untertitelung eingesetzt.
Mal kurz nachdenken … Bei welchen anderen Verfahren der AV-Übersetzung macht man das auch?
Kurz gesagt: Nur bei der intralingualen UntertitelungUntertitelintralinguale Untertitel für Hörgeschädigte braucht man es nicht. Auch bei der SynchronisationSynchronisation werden Displays entweder untertitelt oder im Dialogtext übersetzt. Beim FilmdolmetschenFilmdolmetschen ist ohnehin nur ein schnelles EinsprechenEinsprechen möglich; gut ist, wenn man noch schnell sagen kann, wo das Display ist. Eine konsequente Untertitelung von Displays ist in allen Fällen sehr selten, auch wenn es Filme gibt, bei denen die Displays eine wichtige Orientierungsfunktion für den Zuschauer haben (Wahl 2003: 87).
EinblendungenEinblendung ähneln den Displays, sind aber ein Zusatz zum Filmbild. BauchbindenBauchbinde (auf Englisch oft CaptionsCaptions) sind ein Spezialfall der Einblendung: kleine Boxen, Streifen oder Spracheinblendungen unten im Bild, in denen zum Beispiel der Name des SprechersSprecher steht. Sie kommen in Dokumentarfilmen und Nachrichtensendungen vor, aber auch in Spielfilmen, wenn dort Nachrichten oder Fernsehinterviews dargestellt werden. Einblendungen können überall im Bild vorgenommen werden, mit der Untertitelungssoftware ebenso wie mit technisch anspruchsvolleren, optisch ansprechenderen Verfahren bei der NachbearbeitungNachbearbeitung..
Mal kurz nachdenken … Wann müssen auch Namen in Bauchbinden bearbeitet werden?
Namen muss man natürlich nicht übersetzen, aber man muss sie unter Umständen transkribierentranskribieren (mit lateinischen Buchstaben wiedergeben). Dies gilt nicht nur dann, wenn die Ausgangssprache ein anderes Alphabet benutzt. Im Englischen, Französischen und in anderen Sprachen werden beispielsweise russische oder hebräische Wörter anders transkribiert als im Deutschen.
Im nachfolgenden Beispiel könnte man sich auch für Untertitel unter der Einblendung entscheiden.
Mal kurz nachdenken … Wäre das besser? Warum?
Ja, ein Untertitel wäre besser! ÜbertitelÜbertitel und Einblendung sind weit auseinander, das Auge hat kaum Zeit für das Filmbild. Auch in Filmen, in denen an manchen Stellen ein Übertitel gewählt wird, wird der restliche Text untertitelt.
Abbildung 17:
Einblendung mit Übertitel ( Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)
Mal kurz nachdenken … Warum sind Übertitel oft problematisch? Und was ist nicht gut daran?
Übertitel würden viel zu oft das Gesicht des Sprechers verdecken (Ivarsson / Carroll 1998: 51). Der Sprung zwischen einem Übertitel bei einem Bild und einem Untertitel bei dem nächsten ist sehr unangenehm, da der vorhergehende Titel den Blick lenkt.
Abbildung 18:
Tierfilmer mit Eichhörnchen
Mal kurz nachdenken … Was können Sie hier tun? Der Name ist wichtig. Aber der Wissenschaftler hat den Mund geöffnet und spricht offensichtlich gerade über das Eichhörnchen – das ist sicher auch wichtig!
Richtig, im Deutschen muss man hier nichts tun. Wenn Amtsbezeichnungen oder akademische Grade in der Bauchbinde stehen, die in der Zielsprache anders heißen bzw. normalerweise in übersetzter Form genutzt werden, blendet man immer zeitgleich oder leicht versetzt eine Übersetzung ein (Nagel 2009: 94). Im Zweifelsfall lässt man die kürzer stehen als den gesprochenen Text, denn dieser ist wichtiger.
Bei den nachfolgenden Screenshots sind die unterschiedlichen Positionen von Unter- und Übertiteln durch das Bild motiviert:
Abbildung 19:
Übertitel (Arial weiß, schwarze Box, zentriert) ( Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)
6. Auch wenn Übertitel gerade kritisiert wurden: Warum ist hier ein Übertitel gar nicht schlecht? Welchen Effekt hat er?
Abbildung 20:
Rechtsbündiger Untertitel (Arial weiß) ( Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)
7. Warum wurde dieser Untertitel rechtsbündig gestaltet?
8. Und bei dem nächsten Beispiel gibt es einen Grund für die Entscheidung, den Untertitel linksbündig zu gestalten:
Abbildung 21:
Linksbündiger Untertitel (Arial weiß, schwarze Box) ( Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)
Über die Jahre haben die Zuschauer eine Erwartungshaltung entwickelt, wie Untertitel normalerweise aussehen. Sie haben eine TextsortenkompetenzTextsortenkompetenz für Untertitel entwickelt, was bedeutet, dass sie sich nicht besonders anstrengen müssen, um einen Film mit Untertiteln anzuschauen. Manchmal ändern sich Sehgewohnheiten und Richtlinien, aber das geschieht nicht plötzlich und überraschend. Man kann Untertitel auch kreativer gestalten (zur experimentellen Untertitelgestaltung weiter unten). Ausführliche Informationen zum allgemeinen Einsatz von Schrift in Filmen finden Sie in Krautkrämer 2013.
Der Übergang von gesprochener in geschriebene Sprache ist nicht immer einfach, auch dann nicht, wenn die gesprochene Sprache geskriptet ist. Dieser Gemeinplatz gilt auch für Untertitel: Gesprochene Sprache ist einfach schneller.
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