Die beiden Mädchen schlenderten zum Klassenzimmer, wo sie ihre Schultaschen vor der Tür abstellten und sich auf den Weg zum Vertretungsplan vor dem Lehrerzimmer machten. Dort trafen sie Ronja und deren beste Freundin Sarah. Ronja, genannt Ronny, kam aus einer steinreichen Familie. Ihr Vater war der Chef einer Schmuckfirma und verdiente dementsprechend viel. Ronja bewohnte mit ihren Eltern eine große weiße Villa am Stadtrand, an die ein sorgfältig angelegter und gut gepflegter Privatpark grenzte, in dem auch ihre beiden Englischen Vollblüter Sunday und Cloony Lynn Cora mit ihrem nun fast einjährigen Fohlen Littlefoot, das Ronja Sarah geschenkt hatte, untergebracht waren. Sie behausten einen weißen, noblen Stall mit geräumigen Boxen und allerlei Luxus, an den ein großer Springplatz angrenzte. Ronja war eine exzellente Springreiterin und hatte schon an einigen großen Turnieren erfolgreich teilgenommen.
Sarah, ein eher unscheinbares Mädchen, wich nicht von Ronnys Seite. Die Luxusvilla ihrer Freundin war so etwas wie ihre zweite Heimat. Man hätte sagen können, die beiden seien wie Schwestern, auch wenn das vielleicht etwas übertrieben gewesen wäre.
Anfangs konnten sich Ronja und Emma nicht ausstehen, weil Emmas Freund Tim Ronjas absoluter Schwarm gewesen war, doch seitdem Luca in ihrer Klasse aufgetaucht war, war Tim für Ronny kein Thema mehr. Schließlich hatten sie sich vertragen und waren nun sogar richtig gute Freunde.
„Hi, ihr beiden, wie war euer Wochenende?“, fragte Ronja mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen.
„Schön, bis auf das blöde Gewitter Samstagnacht. Die Pferde drüben bei Julia sind mal wieder völlig ausgerastet und Em und ich hatten deshalb Nachtschicht“, antwortete Karla gut gelaunt.
„Oje, ihr Armen!“, meinte Ronja mitleidig und verdrehte theatralisch die Augen. „Sarah und ich haben hart trainiert. Bald ist doch das Sommerturnier auf dem Tannwaldgestüt. Daran nehmen wir teil, und weil dort die Spitzenpferde des Landes an den Start gehen, müssen Sunday und Cloony gut vorbereitet sein.“ Bei diesen Worten schwang ein gewisser Stolz in Ronjas Stimme mit.
In der ersten Stunde hatten sie Mathematik. Karla allerdings konnte sich nicht wirklich auf den Unterricht konzentrieren, denn ihre Gedanken wanderten immer wieder zu der Kamera, die Julia und sie gefunden hatten. Was hatte das alles zu bedeuten? Allmählich begann sich das Mädchen ernsthafte Sorgen zu machen.
„Karla, lies uns bitte mal die Aufgabenstellung vor“, ertönte die Stimme der Mathelehrerin.
Karla schreckte hoch und blickte Hilfe suchend zu Emma hinüber. Diese schob ihr Buch zu ihr hinüber und deutete auf eine Aufgabe. Dankend schenkte Karla ihr ein Lächeln und begann vorzulesen.
*
Karla gab leichten Druck mit den Schenkeln und ihr Pferd fiel vom leichtfüßigen Trab in einen angenehmen, mäßigen Galopp. Das Mädchen liebte es, dass ihr Hengst so leicht auf ihre Hilfen reagierte. Julia stand in der Mitte des Reitplatzes und beobachtete ihre Schülerin mit kritischem Blick. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Karla wurde immer besser. Das freute Julia.
„So, jetzt parier ihn zum Trab durch, achte aber drauf, dass er versammelt bleibt!“
Karla befolgte Julias Anweisung und Karamba fiel in einen schnellen und holperigen Trab, den er aber bald zu einem gemächlichen Jog verlangsamte. In diesem Moment kam Emma zum Reitplatz hochgestiefelt und begrüßte Karla und Julia. Sie wollte Morgan für eine kleine Trainingseinheit fertig machen. Karamba fiel in den Schritt und Karla ließ ihn noch ein paar Runden am langen Zügel laufen. Derweil schwang sich Emma auf die Umzäunung des Reitplatzes und strich sich ihre schulterlangen Haare aus dem Gesicht. Nach ein paar Runden im Schritt stieg Karla vom Pferd, tätschelte dem Araber den Hals und führte ihn vom Platz.
„Emma, Karla, kann ich kurz was mit euch besprechen?“, fragte Julia, als sie Fruity, einen jungen Quarterhorsewallach wenig später zum Putzplatz führte.
„Na klar“, lachte Emma lässig, „was gibtʼs?“
„Ich hatte da so eine Idee, weil ja bald Sommerferien sind. Neulich habe ich so ʼnen Prospekt mit den schönsten Wanderreitrouten Deutschlands gefunden und mir überlegt, ob wir vielleicht einen kleinen Wanderritt unternehmen wollen. Das ist nicht nur ein tolles Abenteuer, sondern es stärkt auch das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd. Also, wenn ihr Interesse habt und eure Eltern es erlauben, wäre das sicher ein einzigartiges Ferienerlebnis, bei dem wir fast den ganzen Tag im Sattel sitzen und die Natur genießen können.“
Die beiden Freundinnen waren sofort begeistert.
„Sicher werden unsere Eltern nichts dagegen haben und so etwas lassen wir uns keinesfalls entgehen“, war die Antwort auf diesen wunderbaren Vorschlag.
„Wohin soll es denn gehen?“, fragte Emma neugierig.
Julia lächelte. „Das wird eine Überraschung!“
Die Mädchen waren sehr gespannt. Ein Ritt ins Unbekannte. Das klang nach Abenteuer. Keiner von ihnen ahnte, dass es ein viel größeres Abenteuer werden würde, als sie vermuteten.
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