Lena Dieterle
Reflexion
Die Kunst des Lebens
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Lena Dieterle Reflexion Die Kunst des Lebens Dieses ebook wurde erstellt bei
Winter
Einsamkeit
Keine Angst
Patience
Eigensinn
Wildvögel
Spenden
Geburtstag
Leonardo
Kennenlernen
Frühling
Freundschaft
Arbeit im Weinberg
Bewerbungen
Einzug
Sturm
Überraschung
Osterfeuer
Zweifel
Ausflug
Miltenberg
Generalprobe
Hollerküchli
Vorbereitungen
26. Zirkus
27. Einladung
28. Tête-à-tête
29. Post
30. Erntezeit
31. Handschrift
32. Birkenblüten
Impressum neobooks
Lena Dieterle
REFLEXION
Die Kunst des Lebens
Band 2
REDUKTION
Die Essenz des Lebens
Band 1
Lena Dieterle
REFLEXION
Die Kunst des Lebens
Roman
Impressum
Texte: © 2022 Copyright by Lena Dieterle
Umschlag: © 2022 Copyright by Lena Dieterle
Verantwortlich
für den Inhalt: lena.literatur
Boschweg 7
63741 Aschaffenburg
lena.dieterle@web.de
www.lenaliteratur.de
Druck: neobooks – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Band 1 REDUKTION – Die Essenz des Lebens
Band 2 REFLEXION – Die Kunst des Lebens
*** es wird empfohlen, mit Band 1 zu beginnen ***
Kurze Einführung aus Band 1
Die hochsensible Protagonistin ist Vollwaise und lebte einige Jahre lang in einer etwas lieblosen Beziehung mit Tom in der Großstadt Hamburg, die jedoch nie zu ihrem Zuhause wurde. Auf Grund eines überraschenden Briefs ihrer verstorbenen Tante Valerie, die eigentlich gar nicht ihre richtige Tante war, reiste Justine im letzten Jahr nach Unterfranken. Verzaubert von dem alten Landhaus und Tante Vallys schönem Garten entschließt sie sich, Hamburg und ihren Freund Tom zu verlassen und das Erbe anzutreten. Wasser aus dem Brunnen hinterm Haus, keinen elektrischen Strom und geldgierige Investoren machen ihr das Leben schwer, doch Justine trotzt allen Unwägbarkeiten und lernt ihr neues Leben lieben. Hierbei hat sie zeitweise die Unterstützung eines fremden Überraschungsgastes, den sie neben dem Winzer Peter als guten Freund gewinnen kann, bis er weiterziehen muss. Als sie die ehemalige Brieftaube Amie zum Bleiben einlädt, ist Justine nicht mehr so alleine im Landhaus.
Für Evi,
Lisa, Nala und Elsa
An den Fensterscheiben des alten Landhauses sind prächtige Eisblumen gewachsen. Es ist so still, dass man das Glas unter der unbarmherzigen Kälte ächzen hören kann. Justine hofft, dass das betagte Gemäuer gut durch diesen eisigen Winter kommt. Die letzten Rosenblüten sind von einem weißen Mantel aus Frost überzogen und trotzen mit gesenkten Köpfen der Finsternis. Sogar die Spinnennetze sind gefroren.
So müssen sich Forscher in der Antarktis fühlen, wenn es draußen nicht hell wird und die Temperaturen sich dauerhaft weit unter null Grad bewegen. Ist es in diesem Jahr besonders düster oder fällt das Dunkel des Neujahres nur in einer Großstadt nicht so auf?
Justine hat in einem der Bücher von Tante Valerie über das Leben der Inuit in Grönland gelesen… auch darüber, dass die Winternacht an den Polen bis zu einem halben Jahr dauert und dafür die Sonne im Sommer gar nicht untergeht. Jetzt im Januar bleibt es rund um das Landhaus düster und kalt. Es kommen keine Wanderer mehr vorbei und Justine fährt auch nicht mit dem Rad in die Stadt. Das Handy ist mangels Sonne seit Tagen ohne Strom, nur für das Radio hat sie noch ein paar Batterien.
In Justine keimt langsam, still und leise eine Ambivalenz auf, die sich aus ihren Gedanken nicht mehr so einfach fortstreichen lässt. Sie kann sich in den vielen Stunden im inneren Monolog nicht recht entscheiden, ob die Kälte in ihrer brachialen Klarheit, in diesem klammen Gefühl eine Besänftigung oder doch viel mehr eine Beklemmung ist? Auf der einen Seite sperrt die Kälte Justine in vielen Teilen des Tages ein. Auf der anderen Seite liefert sie den Komfort der völligen Abgeschiedenheit, die sie selbst gewählt hat. Es kostet jedes Mal mehr Überwindung, sich wieder unter die Menschen zu mischen, ist man erstmal in dieser Abgeschiedenheit sesshaft geworden.
Und dann schneit es drei Tage lang fast ohne jegliche Unterbrechung. Der Schnee bleibt auf dem gefrorenen Boden liegen und türmt sich vor der Haustür auf. Justine rutscht auf einer vereisten Stufe aus und prellt sich gehörig den Steiß. Schon nach wenigen Stunden prangt dort ein farbenprächtiges grün-rot-blau schimmerndes Hämatom. Heilfroh darüber, sich nichts gebrochen zu haben, humpelt sie wie eine Greisin durch die Gegend.
Wenn sie draußen Holz umschichtet oder Schnee schippt und ihr neben dem Steiß auch die tauben Finger schmerzen, dann flucht sie darüber und andererseits tut es gut, den Körper so bewusst zu spüren. Jeden einzelnen Muskel, ihre von der Kälte spannende Haut im Gesicht, die Knochen, die Sehnen, die Gelenke und kleinsten Poren und den eigenen Herzschlag. Am beheizten Kamin fließt nach dem Schmerz der Kälte minütlich die erlösende Wärme in den Körper zurück. Und auch die Prellung heilt langsam ab. Wer immer nur im Warmen sitzt, der verliert eines Tages die Wertschätzung für das Feuer.
Einmal die Woche macht sie eine Bestandsaufnahme ihrer Vorräte und teilt sich ein, was sie an Lebensmitteln zubereiten kann. Zum Frühstück isst sie geschrotetes Getreide und Buchweizenflocken mit Wasser und Rosinen oder ein Marmeladenbrot. Jeden Tag nimmt sie sich einen Apfel aus dem Sandsteinkeller und schneidet ihn auf, dazu knackt sie Walnüsse und trinkt Tee aus dem selbst getrockneten Kräuter- und Beerenfundus. Die Äpfel halten sich erstaunlich lange, lediglich die Schale ist ein wenig runzelig geworden. Für die anderen Mahlzeiten wechselt Justine dann wahlweise zwischen Linsen, Bohnen oder Kartoffeln. Dazu gibt es Zwiebeln, Knoblauch, getrocknete Kräuter und Eingewecktes aus den Gläsern von ihrer verstorbenen Tante. Im Garten steht noch jede Menge Kohl, von dem sie immer wieder einzelne Blätter oder Röschen erntet. In Tante Vallys Küchenbüchern hat sie viel über die gesundheitsfördernde Wirkung von Kohl gelesen, seither ist sie ein noch größerer Fan von diesem Nährstoff-Wunder.
Alle paar Tage schürt sie draußen in der Kälte den Brotofen an und backt mit geschroteten Körnern und Samen große Laibe, die sie dann dünn aufschneidet und hart werden lässt, um länger davon essen zu können.
Ihr Freund Peter hatte ihr vor zwei Wochen nochmal drei Kilo Kartoffeln, selbst gepresstes Rapsöl, Honig und Eier gebracht, bevor er sich für knapp sechs Wochen in den Süden verabschiedet hat. Seine alten Knochen leiden sehr unter der bitteren Kälte. Zum Glück ist einer seiner Brüder Winzer in Spanien und heißt ihn bei sich immer herzlich Willkommen. Justine freut sich für Peter, vermisst ihn jedoch schmerzlich, denn er ist seit dem Einzug in das alte Landhaus ihr engster und seither einziger Vertrauter in Klingenberg geworden.
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