Ein Trainer wählt einen Kapitän aus, der als Bindeglied zwischen ihm und der Mannschaft fungiert. Wenn es aber zu Spannungen zwischen dem Team und den Kluboberen kommt, sollte der Kapitän stets im Interesse seiner Kollegen handeln. Außerdem kümmert er sich um sämtliche Belange der Spieler, die nicht in den sportlichen Bereich fallen.
Als Kapitän achte ich darauf, am Spieltag als Erster einzutreffen. Bevor beide Mannschaften zum Aufwärmen rausgehen, werden beide Spielführer zu einer kurzen Unterredung in die Schiedsrichterkabine bestellt. Früher ging es dabei nur darum, den Mannschaftsbogen einzureichen (Verspätungen werden mit einer empfindlichen Strafe geahndet). Heutzutage nutzt der Schiedsrichter die Gelegenheit, um ein paar Verhaltensregeln aufzustellen. Nachdem sich alle die Hand gegeben haben, läuft das dann ungefähr so ab: „Okay, Jungs, ihr seid beide alt genug und hässlich obendrein. Versucht nicht, mich zu verarschen. Wenn es ein Problem gibt, kommt damit zu mir. Sollte einer eurer Kollegen mir oder meinen Assistenten oder einem anderen Spieler gegenüber pampig werden, erwarte ich, dass ihr das regelt, bevor ich es tun muss. Alles klar? Viel Glück.” Woraufhin sich wieder alle die Hand geben.
Ich hatte einen Kapitän, der nur zu dieser Ehre kam, weil unsere eigentliche erste Wahl sich verletzte. Nachdem er das Amt scheinbar widerwillig angenommen hatte, wies er den Zeugwart an, eine personalisierte Binde anzufertigen. Er lief schließlich mit einem manschettenartigen Teil herum, auf das ein riesiges C gemalt war und das seinen gesamten Oberarm bedeckte. Manche Spieler sind einfach so: Sie tun so, als wäre es nichts Besonderes, aber trotzdem soll alle Welt wissen, dass sie der Kapitän sind. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass der Typ mit dieser Aktion nicht nur bei mir eine Menge Respekt eingebüßt hat.
Kurioserweise hatte das erfolgreichste Team, für das ich gespielt habe, den wohl unbeliebtesten Kapitän. Er verkörperte so ziemlich alles, was Spieler verachten: Er war eigensinnig und ein ziemlicher Jammerlappen, wenn es darauf ankam. Der Klub weigerte sich damals, über unsere Prämien zu verhandeln. Der Ligaverband muss bis zu einem bestimmten Zeitpunkt über die Prämienregelungen in Kenntnis gesetzt werden, und nachdem wir bis zum Stichtag fast alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatten, blieb uns nur noch eins: der Boykott des Mannschaftsfotos. Das klingt nach einer ziemlich leeren Drohung, aber ich kann versichern, dass der Sponsor das ganz anders sieht.
Am Morgen des Fototermins weigerten wir uns also, unsere neuen Trikots anzuziehen. Der Vorstandschef flehte uns an, einzulenken, aber wir blieben standhaft – alle bis auf einen. Am Spielfeldrand stand unser Kapitän, in voller Montur und allzeit bereit. Als wir ihn als unseren Anführer gebraucht hätten, ließ er uns im Regen stehen. Das haben wir ihm nie verziehen, und von da an wurde er vom Rest der Mannschaft gemieden wie die Pest. Alle seine Vorschläge wurden abgeschmettert, und keiner tat ihm mehr einen Gefallen.
Ein guter Kapitän genießt uneingeschränkten Respekt und kann sowohl seine Mitspieler anschnauzen als auch dem Trainer widersprechen, ohne an Wertschätzung einzubüßen. Mein Bekannter, der unter Roy Keane bei Manchester United spielte, erzählte mir die folgende Geschichte: „Als junger Profi hatte ich einen Vertrag, mit dem ich ziemlich unglücklich war. Ich hatte keinen Berater und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Keane ging mit mir zu Ferguson und klärte die Sache, weil er sich als Kapitän dazu verpflichtet fühlte. Am nächsten Tag hat er mich im Training wegen eines verhunzten Passes zusammengefaltet.”
Ich bin stolz darauf, Kapitän einer Profimannschaft gewesen zu sein. Aber das Amt bringt es mit sich, dass man bisweilen mehr Dinge für andere geregelt kriegt als für sich selbst, und danach habe ich kein Verlangen mehr. Zwar finde ich, dass es auf dem Platz keinen wichtigeren Job als den des Kapitäns gibt, aber abseits davon gibt es Dinge, die noch weitaus wichtiger sind.
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