Nataly von Eschstruth - Die Regimentstante - Band II

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Therese von Wiedern stiftet in der Garnison Verlöbnisse und Ehen, löst mit großem Geschick Probleme ihrer Mitmenschen und lässt dabei Witz und Humor walten. Beinahe hätte auch sie einmal einen Ehemann gefunden, aber großherzig hilft sie dabei, dass der einstmals geliebte Mann mit einer anderen sein Glück findet. Sie ist und bleibt die «Unentbehrliche, Allgeliebte, Vielverehrte» der Offiziere, die sie umschwärmen – und ein Leben lang unverheiratet.-

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Nataly von Eschstruth

Die Regimentstante - Band II

Roman

Saga

Die Regimentstante - Band II

© 1899 Nataly von Eschstruth

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711513248

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com– a part of Egmont, www.egmont.com

XV.

Gibt es nicht noch andere Wege, um alles ins Gleiche zu bringen?“ fragte Resi leise und ihre Augen glänzten so zuversichtlich, dass Laucha sie gespannt ansah.

„Ich wüsste keinen, mein gnädiges Fräulein, als den gewöhnlichen, auf welchem alle solche Händel, welche sich schliesslich zu Ehrensachen zuspitzen, ausgetragen werden, und der kann sowohl für Dorpat wie für mich sehr verhängnisvoll werden!“

„Haben Sie schon direkte Äusserungen von seiten des Civils, resp. seinen Vertretern erhalten?“

Nein, — dazu ist das Kuckucksei zu frisch gelegt. Aber wie ich höre, berät man seitens der Herren, welche sich als beleidigt erachten, die nötigen Schritte!“

„Sie haben in der That beabsichtigt, einzelne Persönlichkeiten aus der Gesellschaft auszuschliessen?“

„Narrheit! Unsinn!“ polterte der alte Herr los, „ich kenne ja die Menschen kaum, — wie soll ich da persönlich werden! Ich habe mich lediglich dahin geäussert, dass meine jungen Herren allzusehr durch die grosse Geselligkeit belastet sind, — der Dienst leidet darunter!“

„Man würde nach Dorpats Äusserung solch einer Versicherung kaum glauben.“

„Darum ist es auch sehr fraglich, ob ich sie überhaupt machen kann und werde.“

„Wir müssen infolgedessen jedweder Anfrage oder einem darauf hinzielenden Schritt seitens der beleidigten Partei zuvorkommen!“

„Das halte ich für unmöglich.“

„Von Ihrer Seite allerdings; ich als Dame geniesse die Freiheit, zu handeln.“

„Die kleinste Unüberlegenheit Ihrerseits kann die Sache aufs unberechenbarste verschlimmern.“

„Das hoffe ich selbstverständlich zu vermeiden. Noch eine Frage, Herr Oberst. Wenn in hiesiger Gesellschaft eine Familie auftauchte, welche nicht ganz einwandsfrei ist, — sagen wir zum Beispiel, der Vater sei wegen übler Spielgeschichten graviert — würden Sie Ihren Herren gestatten, in solch einem Hause zu verkehren?“

Laucha fuhr mit gerunzelter Stirn empor. „Nie! Unter keinen Umständen! Wie aber kommen Sie plötzlich auf solche Idee?“

Resi lächelte fein. „Je nun — wenn sich eine solche Familie hier befände — so wäre ja das Verbot des Herrn Oberst sehr gerechtfertigt!“

Jähe Röte stieg in das Gesicht des alten Junggesellen.

„Es befindet sich aber keine solche Familie hier!“ stiess er kurz hervor.

„Noch nicht — aber sie ist vielleicht in Sicht!“

Laucha schob seinen Stuhl jählings näher, seine Hand umkrampfte den Arm der Sprecherin.

„Fräulein Resi ... wenn ... wenn das wahr wäre!“ ...

Sie nickte mit heissen Wangen. „Es ist wahr, und das muss uns helfen, Herr Oberst. Ganz durch Zufall habe ich gehört, dass ein Herr von S. — der Name ist Ihnen vielleicht aus einem Spielerprozess erinnerlich, welcher ehemals durch alle Zeitungen ging, — dass dieser Herr von S. sich ganz hier in der Nähe, auf Hoffersberg, ankaufen will. Die Nachricht ist wohl mehr Gerücht und ich hoffe nicht, dass sie sich bestätigt, gleichviel, sie muss jetzt gute Dienste thun! Nehmen wir an, Herr Oberst, ich hätte Ihnen nicht erst heute, sondern schon vor etlichen Tagen darüber gesprochen, und mit dem Gedanken an diese Familie, welche nicht in unsere Gesellschaft gehört, haben Sie sich dem Offizierskorps gegenüber geäussert! Lassen Sie uns, bitte, diesen etwas jesuitischen, aber sehr praktischen Weg, welcher aus dem Labyrinth heraus führt, benutzen! Und auch das Weitere lassen Sie meine Sorge sein! Ich verspreche Ihnen, dass die Sache unterdrückt sein soll — auf ganz privatem Wege arrangiert — ehe sie Dimensionen annehmen kann, welche bis zur Brigade und Division hinauf reichen! Einverstanden? Von Herrn von S. und seinen Absichten wussten Sie durch mich — seit wann? Je nun, ich müsste mich sehr irren, wenn ich Ihnen nicht wirklich schon vor acht Tagen davon sprach!“ —

Laucha war mit beinahe nervöser Hast aufgestanden und ein paarmal mit schnellen Schritten hinter dem Planwagen auf- und niedergegangen. Plötzlich blieb er vor Resi stehen, sah ihr lachend in die Augen, wie ein Mensch, welcher nach stürmischer Meerfahrt plötzlich wieder Land sieht und sagte: „Ja, Sie haben recht — ich glaube mich auch zu entsinnen, dass Sie mir schon vor acht Tagen davon sprachen!“ und dann lachte er noch herzlicher, reichte ihr beide Hände entgegen und rief: „Welch ein Segen ist’s doch um solch eine Regimentstante!

„Prosit!“ sagte Resi und hob fröhlich den Becher: „Nun wollen wir auf „Gut Glück“ anstossen, und dann bitte ich Sie, gleich handeln zu dürfen; die betreffenden, massgebenden Damen sind hier, und man muss das Eisen schmieden, so lange es heiss ist!“

„Ganz meine Ansicht. Handeln Sie! — Mein Vertrauen auf Ihre diplomatische Kunst ist gross! — O Weiberlist! Ja, Shakespeare hat recht: Wer kann ein Weib durchschauen!“

„Logisch denken wir Frauen ja nicht“ — neckte Fräulein von Wieders — „aber wir wissen uns zu helfen!“

„Das stimmt, und darauf lassen Sie uns anstossen!“

Herr von Laucha strich mit der Hand über die gefurchte Stirn: „Wie solch eine ‚undienstliche‘ Aussprache doch so wohl thut, sie frischt alle Lebensgeister wieder auf und dies allein ist für mich schon ein grosser Gewinn! Seien Sie bedankt dafür, Tante Resi —! Des Donnerers Wolken, welche so schwer über Jlios herabhingen, sehen mir lange nicht mehr so dunkel aus, wie zuvor! Nun, Lichtenberg, — was gibt’s?“ —

Kai griff nach dem Punschbecher: „Gestatten Herr Oberst, dass ich noch einmal fülle?“

„Das gestatte ich, lieber Graf — und bitte Sie, mir die neue Auflage drüben an dem Tisch zu servieren. Ich höre da so viel lustiges Lachen, dass es mich unwiderstehlich anlockt, mit der Jugend jung zu sein! Darf ich um Ihren Arm bitten, mein gnädiges Fräulein? — Man scheint Sie im Kreise Ihrer Getreuen gewaltig zu entbehren!“

Resi stimmte sehr eifrig zu und schaffte „Platz für den Wallensteiner!“

Sie sorgte dafür, dass der Oberst neben die lustigste und redseligste der jungen Damen gesetzt wurde, ohne jedoch selber an dem Tisch Platz zu nehmen. Sie ging geschäftig hin und her und Kai Lichtenberg folgte wie ein Schatten.

„Aber Tante Resi — wie konnten Sie es so lange im tête-à-tête mit dem Alten aushalten!“ grollte er, „als ob gar keine anderen Menschen weiter auf der Welt wären! Kaum, dass ich mir einen Platz an Ihrer Seite erobert hatte — wurden Sie schon wieder fahnenflüchtig!“

„Ich wollte Ihnen Gelegenheit geben, sich auch mal zu amüsieren!“ lachte sie.

„Dann beschäftigen Sie sich, bitte, möglichst viel mit mir, sonst kann ich’s nicht!“

Resi hörte nur mit halbem Ohr. Sie legte plötzlich die Hand auf seinen Arm. „Thuen Sie mir den Gefallen, Graf, und vertreten Sie mich für ein Viertelstündchen! Sehen Sie nach dem Rechten und brauen Sie neuen Punsch, falls es nötig wird —“

„Wo wollen Sie hin?“

„Die Regimentstante ist in Dienst gestellt; der Oberst hat mir Alarm geblasen!“

„Das ist empörend! Wie kann er uns das ganze Fest verderben! — Wenn er mich als Adjutant zu Ihnen kommandiert hätte“ —

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