Der Maler zog an seinem Bart. „Nein, bestimmt nicht, aber wir hatten Angst, du könntest es uns übelnehmen, wenn … Na, kurz und gut, wir wollten dich fragen, ob wir Lone und Kirsten einladen dürfen, mitzukommen. So, jetzt ist es heraus.“
„Tja, hm“, überlegte Herr Berggren, wurde aber von Tjep unterbrochen: „Sag nur ruhig ja, Thomas, du hast die Mädel schon seit Wochen um dich gehabt, jetzt kannst du sie uns für den Rest der Ferien überlassen. Wir werden bestimmt dafür sorgen, daß sie rechtzeitig zurück sind, wenn die Schule wieder anfängt.“
„Und von Kirstens Eltern haben wir die Erlaubnis bereits bekommen“, fügte der Maler hinzu. „Wir sind nämlich auf dem Weg hierher bei ihnen vorbeigefahren. Sag schon ja, und dann ist die Sache überständen“
Herr Berggren zögerte etwas, bevor er antwortete. „Hm, ich hätte mir ja denken können, daß irgend etwas geschehen würde, wenn du auftauchst, Jakob. – Natürlich gebe ich die Mädel nur ungern her, ich hatte so sehr darauf gehofft, sie ausnahmsweise mal während der ganzen Ferien hierzubehalten. Aber andererseits gönne ich ihnen das Erlebnis von Herzen, und wenn sie mit euch zusammen sind, dann weiß ich sie wenigstens gut aufgehoben.“
„Bravo!“ rief der Maler. „Ich wußte es ja. Du bist ein prächtiger alter Bursche, der nicht erst tagelang an einer Entscheidung herumzukauen braucht. Dann ist die Sache also entschieden.“ Er schlug Herrn Berggren anerkennend auf die Schulter, und Tjep setzte die Trompete an den Mund und blies einen Tusch. Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und Lone kam in ihren Reithosen hereingestürmt. „Aber Vater!“ rief sie, dann schwieg sie bestürzt und starrte, als wolle sie ihren eigenen Augen nicht trauen.
„Nanu?“ polterte der Maler. „Erkennst du uns nicht wieder, Lone?“
Da breitete sich ein frohes Lächeln auf Lones Gesicht aus. „Doch, doch. Natürlich! Ich verstehe nur nicht, was hier eigentlich los ist. Ich war so erschrocken, als ich den entsetzlichen Krach hörte.“
„Na, hör mal!“ Beleidigt legte Tjep die Trompete aus der Hand. „Mein Trompetenspiel wagst du, entsetzlichen Krach zu nennen?“
Der Maler lachte dröhnend. „Mach dir nichts draus, Tjep. Was versteht Lone schon von guter Musik? Ich verstehe deine Musik jedenfalls, Tjep! Du wirst noch eine große Künstlerin, verlaß dich drauf. Da kann der Ludwig Armstark getrost zu Hause bleiben, wenn du erst mal anfängst! Aber wo steckt denn Kirsten?“
„Sie kommt gleich“, lachte Lone. „Sie mußte sich ja um die Pferde kümmern, als ich davonstürzte, um zu sehen, was hier los ist.“ Sie umarmte erst Tjep und dann den Maler herzlich. „Großartig, daß Sie uns mal besuchen kommen! Aber warum haben Sie nicht vorher geschrieben? Falls wir nun gar nicht zu Hause gewesen wären?“
„Dann hätten wir eben unverrichteterdirige wieder umkehren müssen“, sagte der Maler. „Doch warum sollen wir darüber reden, wenn doch alles in bester Ordnung ist.“
Tjep schüttelte den Kopf. „Kennst du meinen durchgedrehten Ehemann wirklich nicht besser? Eins, zwei, drei, eine Zahnbürste, ein Hemd, Taschentücher und Socken in einen Koffer gepfeffert und weg, ehe ich noch recht weiß, wohin die Fahrt eigentlich gehen soll.“
Die Haustür fiel ins Schloß. „Du, Lone“, rief Kirsten vom Flur her, „ist was passiert?“
„Nein. Komm schnell mal her.“
„Ich komme gleich, ich will mir nur eben die Stiefel sauber machen. – Du, hast du das Monstrum draußen vor dem Laden gesehen? So was von einem Auto! Das stammt mindestens aus der Bronzezeit, hahaha!“ Kirsten kam lachend und schwatzend zur Tür herein, stutzte jedoch beim Anblick der Gäste. Das Blut schoß ihr in die Wangen, einen Augenblick sah sie von einem zum anderen, dann brach sie erneut in Gelächter aus. „Nicht möglich! Sind Sie es wirklich? Dann ist das wohl Ihr Auto, das draußen auf der Straße steht?“
„Ganz recht.“ Der Maler sah sie streng an. „Und da du dich dafür so sehr zu interessieren scheinst, will ich dir verraten, daß es sich um ein männliches Auto handelt.“
Kirsten sah ihn unsicher an, sie wußte nicht recht, ob das sein Ernst war oder ob er sie zum Narren halten wollte. „Ein männliches Auto? Woher wollen Sie das wissen?“
„Das sieht man ihm doch an, es prahlt nämlich nicht mit seinem Äußeren. Dafür hat es aber einen guten und zuverlässigen Charakter.“
„Ach, so ein Unsinn!“
„Einen derart respektlosen Ton sollte sich eine junge Dame einem älteren Herrn gegenüber nicht erlauben.“
„Hat sich was mit älter!“ Kirsten schüttelte ihre blonde Haarpracht und lachte laut. „Sie sind noch viel alberner als manche von meinen Kameraden!“
„Besten Dank auch“, sagte der Maler, „ich fasse das nämlich als ein Kompliment auf. Übrigens haben wir einen frischen Gruß von deinen Eltern für dich.“
„Wirklich?“
Der Maler nickte. „Doch, du kannst es ruhig glauben, aber davon erzählen wir euch später. – Thomas, spendiere den jungen Damen auch ein Glas Sekt.“
„Sekt? – Ja, was ist denn hier bloß los, daß ihr alle so übermütig seid?“ Kirsten machte große Augen.
Lone zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. „Mich darfst du nicht fragen.“
„Sag es ihnen doch“, schlug Tjep vor.
Der Maler sah Herrn Berggren fragend an. „Willst du, oder soll ich es tun?“
„Tu du es lieber.“
„Gut. Die Sache ist die … Nein, ich möchte euch zuerst eine Frage stellen. Wenn ihr die Wahl hättet zwischen einer Reise nach Paris und einer Reise nach Tirol, was würdet ihr dann vorziehen, Kinder?“
„Tirol natürlich.“ Die Antwort kam wie aus einem Munde, und Lone fügte hinzu: „Die Großstädte sind sich ja doch alle ähnlich.“
„Na, da kann ich dir nun nicht ganz beipflichten“, wandte der Maler ein. „Schön, die Wahl ist also getroffen: Wir fahren nach Tirol.“ – „Sie wollen nach Tirol?“ ereiferte sich Lone.
„Sie sind zu beneiden“, sagte Kirsten.
„Es freut mich, daß ihr so denkt“, lachte der Maler in seinen Bart, „ihr sollt nämlich mitkommen! – Ach, Kinder, paßt doch auf den Sekt auf! Ihr werft mich ja um.“
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