Die beiden am häufigsten in der überaus großen Rede auftauchenden Termini lauteten: »multilateral« und »disruptiv«. Mit Letzterem meinte die Gebenedeite unter den Politikweibern keineswegs die disruptive Umwandlung deutscher Stadtviertel in orientalische binnen weniger Jahre, sondern selbstverständlich Technologien. Die Digitalisierung etwa – wobei sie eingestand, dass das Land, wo sie herkommt und Kanzlerin ist, in vielen Belangen hinter der Entwicklung hertaumelt und -talpt (»Heia! hei! Wie taumeln die Tölpel dahin! Durch das Tal talpen sie schon«, Loge, Rheingold ). Da fragte sich der eine oder andere Hörer am Volksempfänger wahrscheinlich, wer denn die vergangenen zwölf Jahre die Deutschland AG geführt hat?
»Wir sind nicht führend in Digitalisierung«, räumte die Geschäftsführerin mutig ein. So müsse man beispielsweise »den Bürgern eine Möglichkeit geben, mit ihrem Staat in Zeiten der Digitalisierung zu kommunizieren«. Von einem iPhone 10 telefoniert es sich mit der 110 doch ganz anders! Jammerschade, dass das Teil nicht aus ’schland kommt. Aber in welcher Technologie ist denn das Land, aus dem Frau Merkel stammt und wo sie als Kanzlerin malocht, noch führend? Energieerzeugung? Die anderen Europäer betreiben nach wie vor ihre Atomkraftwerke, deren Strom sie in das einstige Land der Physiker, Chemiker und Ingenieure liefern, wenn dort kein Wind weht und keine Sonne scheint, so wie sie umgekehrt, wenn zuviel Wind weht und die Sonne lacht, gegen einen kleinen Obolus den deutschen Stromüberschuss annehmen. Das ist europäischer Geist! Die Frau, die Deutschland durch die Kataklysmen der globalisierten Disruptionenen führt, ist schließlich Physikerin!
In welchen Bereichen ist dieses Land denn überhaupt noch führend? Weltklimarettung? Afrikarettung? Eurorettung? Geschlechtervielfaltsrettung? Rette sich, wer kann! »Die Gefahr, dass die Welt über uns hinwegrollt, ist groß«, sprach die Kanzlerin, denn es war eine große Rede. Sie meinte damit natürlich die Digitalisierungsbestrebungen der anderen – falls schon wieder ein paar verschwiemelte Rechtspopulisten Nektar aus gewissen Sprachbildern saugen wollen –, sonst rollt hier gar nichts über uns hinweg!
»Daten sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts.« Das könnte Claus Kleber nicht besser formulieren! »Wir müssen schauen, dass wir ein interessanter Investitionsstandort sind.« Was man dafür braucht, ist klar: Hohe Steuern, große Parteiapparate, viele sympathische, gebildete, aufstiegswillige, religiös tolerante Einwanderer, die ihre Viertel bunt ausschmücken, mehr Politikwissenschaftler, mehr Sozialpsychologen, mehr Gender-Expertinnen, mehr Kulturanthropologen, mehr Windräder, mehr NGOs, mehr Initiativen gegen »rechts«. Genossen, wir sind auf einem guten Weg.
»2015 ist die Globalisierung nach Deutschland in Form von Menschen und mit Flüchtlingen gekommen.« Vorher hatte man von ihr in Deutschland nicht einmal ein Schwänzchen gesehen. Nun auf einmal »gab es die Migration, wo man (= diejenigen, die schon länger hier leben und weder zu den Nettostaatsprofiteuren noch zur Asylindustie gehören) den Eindruck hatte: Uns wird etwas weggenommen.« Den Eindruck nur. Mit Ausnahme der denkbar wenigen, denen das Leben weggenommen wurde oder die Gesundheit oder das Gefühl, ihr Unterleib gehöre ihnen. Mit Ausnahme derjenigen, denen ihr Stadtteil weggenommen wurde und ihr Sicherheitsgefühl oder ihr Seelenfrieden auf dem Schulweg. Einigen wird auch der Wohnraum weggenommen, damit Neubürger darin hausen können, doch das sind Einzelfälle. Merkel hat wahrscheinlich nicht den Eindruck, dass die optimistisch geschätzten bis zu 30 Milliarden Euronen aus dem Steuersäckel, die im Jahr zur Pflege des Goldes aus den Schiffen gezahlt werden, statt in die Sanierung von Straßen, Schulen, Bädern, die digitale Forschung und ähnliche Profanitäten zu fließen, dem Bürger weggenommen werden, doch es gibt sehr zurechnungsfähige Leute, die meinen, auch die Steuergelder würden dem Bürger entwendet, bei der Höhe der deutschen Sätze ohnehin (immer die Mehrwertsteuer dazurechnen!).
Kommen wir zum Blick auf die Welt, Merkels Lieblingsperspektive. »Deutschland will ein Land sein, das auch in Zukunft seinen Beitrag leistet, um gemeinsam in der Welt die Probleme der Zukunft zu lösen.« Na was denn sonst! Doch wie? »Multilateral« natürlich. Man braucht dafür viele »multilaterale Organisationen«, auch da wird der Steuerzahler einspringen müssen, außerdem »Fortschritt bei der Partnerschaft mit Afrika« – mir ist bei meinen Champagnerbädern ganz entgangen, dass wir eine Partnerschaft mit Afrika haben, ich bin natürlich entschieden dagegen –, und wir (!) müssen (!) »die große Menschheitsherausforderung Klimaschutz« annehmen, damit auch der zivilreligiöse Aspekt nicht ganz unters Pult fällt bei dieser wirklich sehr großen, sehr eschatologischen Rede.
»Alle diese Fragen sind national nicht zu lösen.« Nein, aber vielleicht in Kooperation mit den anderen Nationen? Welches Gremium soll den Nationalstaat ablösen und statt seiner den Rechtsstaat und die Innere Sicherheit, die einzigen Aufgaben eines gesunden, nicht hypertrophierten Staates, garantieren? Diese vergaunerte Brüsseler EU etwa, die ihren Mitgliedern den Bräunungsgrad von Pommes frites vorschreibt, die Saugleistung ihrer Staubsauger, die Krümmung ihrer Gurken, die Wärmedauer ihrer Kaffeemaschinen? Nun, mit dieser Petitesse kann sich Angela I. in einer eminent großen Rede nicht beschäftigen.
»Europa braucht eine gemeinsame Entwicklungspolitik.« Ist denn noch nicht genug europäisches Steuergeld in den Taschen korrupter afrikanischer Despoten verschwunden? Das einzige, was Afrika von den Europäern brauchen kann, sind Investitionen, und zwar nicht staatliche, sondern wirtschaftliche. Nur keine Politik! Was Europa seinerseits braucht, ist ein klares Signal nach Afrika: Ihr seid ein riesiger Erdteil, die Natur gibt euch alles, helft euch selbst, wir werden bei euch investieren, wir werden mit euch Handel treiben, ihr könnt als Touristen zu uns kommen, aber demografisch können wir euch nicht helfen, was allein daran zu erkennen ist, dass die anderthalb oder zwei Millionen, die bei uns eine veritable Krise auslösen, auf eurem Erdteil in weniger als einem Monat nachgeboren werden. Für Einwanderer ziehen wir die Zugbrücken hoch, uns wird es allmählich zu eng. Die australische Lösung also. Wer immer sie anbietet, den werde zumindest ich bis ans Ende meiner Tage wählen.
Doch unverdrossen weiter mit der großen Rede der Sonnen- und Klimakanzlerin. »Wir glauben, dass Abschottung uns nicht weiterführt.« Wer ist »wir«? Beate Baumann und der Tauber? Und wer glaubt das Gegenteil? Schottet sich jemand ab, der seine Haustür abschließt? Wer auf dieser Welt außer Nordkorea schottet sich tatsächlich ab? Sachsen? Die Rechtspopulisten? Will die AfD den Waren- und Nachrichtenverkehr einschränken? Wollen die Rechtspopulisten den Tourismus limitieren? Fremdsprachen verbieten? Doch auf einmal will Frau Merkel selber abschotten: »Wir müssen die europäischen Außengrenzen schützen«, erklärte sie. Das sagt die Dame, die um die zwei Millionen illegale Grenzübertritte legalisieren und mit Familiennachzug belohnen will – kann sich noch jemand erinnern, auf wessen Kosten?
»Seit der chinesischen Mauer, seit dem römischen Reich wissen wir: Reine Abschottung hilft nicht, um Grenzen zu schützen.« Nein, die Grenzen schützen würde bereits genügen. Dieser Satz spricht freilich eher für eine konsequente Merkelsche Abschottung von Geschichtskenntnissen, und das wird zumeist noch schlimmer, wenn sie ihre Ressentiments gegen die Deutschen des 20. Jahrhundert formuliert. Aber das römische Reich, dieses Vielvölkerreich, das vier Jahrhunderte lang der politische, kulturelle, künstlerische, militärische, merkantile, kulinarische Mittelpunkt der Welt war, betrieb »reine Abschottung«? Geht’s noch? Bei den Chinesen wiederum ist ja bekannt, gegen welche höllischen Horden sie ihre Mauer gebaut haben, und man weiß nicht recht, was sie hätten anders machen sollen. Entwicklungshilfe? Wechselseitige Hinrichtungsabkommen? Förderprogramme für mongolische Frauen?
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