Raymond Arroyo - Mutter Angelica

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Die außergewöhnliche Geschichte der Mutter Angelica, der Gründerin des Fernsehsenders Eternal Word Television Network und – nach den Worten des TIME Magazine – «der einflussreichsten Katholikin Amerikas».
Mutter Angelica wurde im Jahr 1923 als Rita Rizzo in Canton, Ohio, geboren. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer alleinerziehenden Mutter auf. Die Eltern waren geschieden.
Die Macht des Gebetes erfuhr sie zum ersten Mal in jungen Jahren, als sie spontan geheilt wurde. Ein Jahr später trat sie in den Orden der Klarissen der Ewigen Anbetung ein.
Doch Mutter Angelicas Glauben trieb sie schon bald zu den unwahrscheinlichsten Unternehmungen, angefangen von der Neugründung eines Klosters in Birmingham in Alabama bis zum Aufbau des weltweit größten religiösen Fernsehsenders. Sie gründete EWTN im Alter von 58 Jahren mit einem Startkapital von 200 Dollar in einer Garage des Klosters, ohne sich Gedanken über Haushaltspläne oder Spendenkampagnen zu machen.
Mutter Angelicas Leben ist eine höchst erstaunliche Geschichte, die man nur Gottes Vorsehung zuschreiben kann. Das Buch stand monatelang auf der Bestsellerliste der New York Times.

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Raymond Arroyo

Mutter Angelica

Eine Nonne schreibt Fernsehgeschichte

Mutter Angelica - изображение 1

Titel der amerikanischen Orginalausgabe:

Mother Angelica

The Remarkable Story of a Nun, Her Nerve, and a Network of Miracles

2005 veröffentlicht von The Doubleday Broadway

Publishing Group/Random House, Inc., New York,

www.doubleday.com

© 2005 by Raymond Arroyo

Bibliografische Information: Deutsche Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar

© 2009 der deutschsprachigen Ausgabe

Media Maria Verlag, Illertissen

Umschlaggestaltung: Atelier Lehmacher

ISBN 978-3-9811452-7-4

eISBN 978-3-9479317-7-4

Für die Mutter meiner Kinder, Rebecca,

meine Mutter Lynda

und alle Mütter auf der ganzen Welt.

Sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt,

um die Weisen zuschanden zu machen,

und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt,

um das Starke zuschanden zu machen.

1 Kor 1, 27

Inhalt

Einleitung

Prolog

1. Kapitel:Ein unglückliches Leben

2. Kapitel:Der Schmerz als Geschenk

3. Kapitel:Heilung und Berufung

4. Kapitel:Braut Christi

5. Kapitel:St. Klara

6. Kapitel:Leid und Vorsehung

7. Kapitel:Die Gründung

8. Kapitel:Ein Familienkloster

9. Kapitel:Der Geist bewegt …

10. Kapitel:Das Lächerliche tun

11. Kapitel:Eine Kathedrale am Firmament: EWTN

12. Kapitel:Tod und dunkle Nacht

13. Kapitel:Die Äbtissin im Äther

14. Kapitel:Ein Zeuge für die Völker: WEWN

15. Kapitel:Die Verteidigerin des Glaubens

16. Kapitel:Der Hammer der Häretiker

17. Kapitel:Wunder und Züchtigungen

18. Kapitel:Die letzten Dinge

19. Kapitel:Läuterung

Einleitung

Die Leute rund um Hanceville in Alabama nannten es „dieses Nonnengeschäft“, „den Palast“ oder auch „den Wallfahrtsort“, je nachdem, mit wem man darüber sprach. Dieser Ort sollte an den meisten kommenden Samstagvormittagen mein Ziel sein. Nachdem ich die Autobahn I 65 verlassen hatte, ging es weiter an den Rinderherden vorbei, die hier in der Hitze Alabamas vor sich hindösten. Bei Pitts Lebensmittelgeschäft bog ich rechts ab, fuhr schnell an einer Reihe neu erbauter Häuser vorbei, aus deren gepflegten Vorgärten mich Heiligenstatuen aus Gips anstarrten. Im Gegensatz zu den Menschen, die mit Wohnmobilen und klimatisierten Reisebussen hierher gekommen waren, interessierte mich weniger das Kloster Unsere Liebe Frau von den Engeln , sondern vielmehr die Frau, die es gebaut hatte.

Während ich auf mein Ziel zufuhr, auf einem riesigen Gebäude, dessen Fassade mit Sandsteinen verkleidet war, das Mutter Angelica ihr Zuhause nannte, überdachte ich noch einmal im Stillen die Fragen, die ich ihr stellen wollte. Dies war die letzte Chance, mich auf das fünfstündige Treffen mit ihr vorzubereiten: ein Gespräch unter vier Augen mit der freimütigsten kontemplativen Ordensfrau der Welt. Da Ordensschwestern, die in Klausur leben, ein direkter Kontakt mit der Außenwelt nicht erlaubt ist, waren unsere Treffen auf das Sprechzimmer der Gemeinschaft beschränkt, einen schlichten Raum, in dem ein Eisengitter die Nonne vom Besucher trennt.

Eigentlich erschien es mir ungünstig, ganz vertrauliche Details eines Lebens durch Gitterstäbe hindurch zu besprechen. Doch in unserem Fall verlieh diese Ausgestaltung dem Ablauf unseres Zwiegesprächs eine beichtähnliche Atmosphäre. Es war, als ob gerade das schwarze Eisengeflecht zwischen uns die neunundsiebzigjährige Äbtissin befreit hätte. Sie konnte dadurch ihre Vergangenheit mit einer Aufrichtigkeit und Offenheit lebendig werden lassen, die sie sich sonst hätte nicht erlauben können.

Sie kam, bereit zum Gespräch.

„Hey, Landsmann!“, krächzte Mutter Angelica, als sie das Sprechzimmer auf der anderen Seite des Gitters betrat. Sie blieb an der Türschwelle mit ausgebreiteten Armen stehen, geradeso, als würde sie eine Bühne betreten. Sofort durchflutete Herzlichkeit und Wärme das spärlich rosa gekachelte Zimmer.

In ihrem schokoladenbraunen franziskanischen Ordensgewand schien sie heute mit ihren knappen 165 cm noch erstaunlich jung und geschmeidig zu sein. Ihre runden Wangen quollen an beiden Seiten über den Schleier heraus wie ein in eine Schuhschachtel gezwängtes rosarotes Kissen. Durch ihr Lächeln, geschätzt und geliebt von Millionen Menschen, wurden ihre Augen zu durchdringenden grauen Schlitzen zusammengepresst.

Obwohl sie über vierzig Minuten zu spät gekommen war, gab es keine entschuldigende Erklärung. Mutter Angelica lebte einfach im gegenwärtigen Augenblick.

„Na gut, dann fangen wir an“, verkündete sie, als ob ich der verspätete Gesprächsteilnehmer gewesen wäre. Als sie sich den Gitterstäben näherte und ihre Hände durch das Gitter streckte, tänzelte ein Schimmer von Zuneigung und Schalk hinter ihrer Brille. Sobald sie meine Hand ergriff, kam sie auf etwas Wichtiges zu sprechen: „Wie wäre es mit einem Mittagessen? Was haben wir da, Schwester?“, fragte Mutter Angelica über ihre Schulter hinweg. Die stets dienstbereite Schwester Antoinette eilte in die Küche, um sich nach dem klösterlichen Speiseplan zu erkundigen.

Später, bei halbgegessenen Keksen und Tee mit Milch sowie einer unter ihrem Kinn eingesteckten Serviette, legte Mutter Angelica ihre sorgfältig zusammengestellten persönlichen Anekdoten beiseite, die sie im Laufe ihrer zwanzigjährigen Fernsehlaufbahn ganz ohne Manuskripte perfektioniert hatte, und fing an, Dinge aus ihrer Vergangenheit zu erzählen, die zuvor noch niemand, auch nicht ihre Mitschwestern aus dem Kloster, gehört hatte. Ob es nun Fügung oder einfach gerade die richtige Zeit war, jedenfalls traf ich Mutter Angelica zu einem Zeitpunkt, an dem sie bereit war, Rückschau auf ihr Leben zu halten. Soeben hatte sie ein lang ersehntes Ziel erreicht, die Fertigstellung eines mehrere Millionen Dollar teuren neuen Klosters. Sie schien wirklich zufrieden zu sein und war schließlich auch bereit, auf all das zurückzublicken, was sie überstanden und erreicht hatte. Da saß sie nun in einem dick gepolsterten Ledersessel, rang mit ihrem Gedächtnis und der Zeit, um die Wahrheit ans Licht zu fördern.

„Spüren Sie einen Zwiespalt in Ihrem Innern – in Ihrer Persönlichkeit?“, fragte ich sie heute. Immer wenn sie einen langen, fast schon gequälten Seufzer ausstieß und ihren Körper im Sessel in eine andere Position verlagerte – wie sie es auch jetzt tat – wusste ich, dass uns ein aufschlussreicher Moment bevorstand. Sie schob ihren Finger unter den steifen weißen Schleier, der ihr Gesicht umgab und rieb an ihrer Schläfe, als ob sie leibhaftig versuchte, die Vergangenheit aus ihrem Gedächtnis herauszuschürfen. Wie oft sollte ich noch hier sitzen und warten, an den Metallblümchen, mit denen das Gitter übersät war, vorbeistarren und gleichzeitig daran denken, wie sehr sie doch Mutter Angelica selbst ähnelten: Sie waren eisern und doch feminin, zurückhaltend und doch offenherzig, im Feuer gehärtet und unverwüstlich. Doch die Antworten sollten schon noch kommen.

„Habe ich Ihnen schon davon erzählt, wie ich einmal ein Messer nach meinem Onkel geworfen habe? Ich möchte, dass Sie mein wahres Ich kennenlernen, denn weder in dem, was ich mache, noch in dem, was ich habe, findet sich mein wirkliches Ich. Es ist eine Frau von der Straße, die erkrankte und der vieles geschenkt wurde.“ Bedächtig präzisierte sie: „Mein wahres Ich ist nicht das, was Sie hier sehen.“

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